Heute vor 25 Jahren: Als der FC Bayern den UEFA-Cup gewann

Der FC Bayern blickt auf eine Saison zurück, in der er "nur" einen Titel geholt hat: die Meisterschaft. Die wiederum zum 31. Mal, da kann keine große Euphorie mehr ausbrechen. Heute vor 25 Jahren war auch so ein Ein-Titel-Jahr und die Freude war riesig, denn dieser Erfolg war und blieb einmalig in der Klubgeschichte. Ein Rückblick auf den UEFA-Cup-Sieg 1996 unter einem Trainer, der eigentlich Präsident war.

Borussia Mönchengladbach hatte ihn schon gewonnen, Eintracht Frankfurt auch und selbst Bayer Leverkusen, als es noch gar nicht so stark war wie heute. Für den FC Bayern indes war der UEFA-Pokal in den ersten 40 Jahren Europacup-Geschichte meist kein Thema, weil er anderweitig beschäftigt war. Den Pokalsiegercup hatte er 1967 als erstes geholt, danach drei Landesmeister-Finals in Folge gewonnen (1974, 1975, 1976) und zwei verloren (1982 und 1987).

Natürlich der Kaiser

Im UEFA-Pokal war er, auch mangels Gelegenheit, nie so weit gekommen. In der Saison 1995/96 bot sich den Münchnern dann die Chance, ihre Sammlung, zu der auch der Weltpokal (1976) gehörte, zu komplettieren. Und wer machte es heute vor 25 Jahren möglich? Natürlich der Kaiser.

Beinahe hätte Otto Rehhagel noch die Ernte eingefahren, doch der Bayern-Vorstand feuerte ihn nach Erreichen des UEFA-Cup-Finales. Natürlich nicht deshalb, sondern weil es in der Liga schlecht lief und der Gewinn der Meisterschaft aus den Augen geriet. So übernahm ab 29. April 1996 Klub-Präsident Franz Beckenbauer persönlich wie schon in der Rückrunde 1993/94 das Traineramt.

2:0 im Hinspiel

Er setzte sich gegen Girondins Bordeaux auf die Bank und plötzlich klappte alles, was in der Liga schief ging. Thomas Helmer sagte jetzt dem kicker: "Er war eine Autorität, da haben alle pariert." Nach dem 2:0 im Münchner Olympiastadion vor 63.000 Zuschauer*innen durch Tore von Thomas Helmer per Kopf (34.) und Mehmet Scholl (60.), der unter dem Kaiser regelrecht aufblühte, war fast alles klar und der kicker titelte: "Franz Beckenbauer macht den Bayern Beine." Auf Seiten der Franzosen verteidigte hinten links übrigens ein gewisser Bixente Lizarazu, den man Jahre später im Münchner Trikot sehen sollte. Die Zuversicht wuchs im Münchner Lager nach diesem Hinspielergebnis, auch wenn sich ausgerechnet ihr Franzose Jean-Pierre Papin eine Gelb-Sperre einhandelte.

Eine solche hatten Girondins-Star Zinedine Zidane und Torjäger Christopher Dugarry in München abgesessen. Das Duo war nun wieder dabei und die große Unbekannte in den Kalkulationen der Bayern. Würden sie am 15. Mai auf ein anderes Bordeaux treffen als am 1. Mai? Die Stimmung der Münchner war zudem getrübt, da sie am Wochenende zuvor ihre letzte Titelchance eingebüßt hatten (2:3 auf Schalke) und Dortmund schon vorzeitig die Meisterschaft feierte. Auch Beckenbauer konnte offenbar nicht zaubern und die SZ schrieb: "Nur der UEFA-Cup-Titel kann beim FC Bayern nach einem verlorenen Jahr für Ruhe sorgen."

Scholl Matchwinner, Klinsmann mit Rekord

Ruhe herrschte in jenen Tagen, als der Rekordmeister nur noch "FC Hollywood" hieß, zwar nie – aber am 15. Mai war es ein durchaus angenehmer Lärm. Freudenlärm! Denn in Bordeaux ließen die in weiß spielenden Bayern nichts mehr anbrennen und gewannen nach torloser erster Hälfte mit 3:1. Mann des Tages war wieder Mehmet Scholl, dessen 0:1 nach 53 Minuten die letzten Zweifel vertrieb. "Scholl der Matchwinner", fand auch der kicker. Schließlich legte der wuselige Mittelfeldrenner dem Bulgaren Emil Kostadinov noch das 0:2 (66.) auf. Die vom Ex-Bayern-Spieler Gernot Rohr trainierten Franzosen verkürzten durch Dutuel (76.) zwar per Freistoß auf 1:2, aber Jürgen Klinsmann antwortete fast im Gegenzug (78.). 1:3 lautete der Endstand, in Summe 5:1 für die Bayern und Kapitän Lothar Matthäus durfte schon zum zweiten Mal in seiner Karriere (nach 1989 mit Inter Mailand) das silberne Ungetüm in die Höhe stemmen.

Sie waren ein würdiger Cup-Sieger, schließlich hatten sie sämtliche Auswärtsspiele gewonnen, darunter ein 5:1 in Nottingham und ein 2:1 in Barcelona. Auch Frankreichs Sportblatt L’Equipe stellte fest: "Die Bayern waren die Könige." Die von 2000 mitgereisten Anhängern lautstark gefeiert wurden. Top-Star jener Mannschaft war DFB-Kapitän Jürgen Klinsmann, dessen 15 Tore einen UEFA-Cup-Rekord markierten. Es blieb bei diesem Triumph in dem Wettbewerb, der heute Europa League heißt. Aber wenigstens wissen sie seither, wie sich der UEFA-Cup anfühlt. "Verdammt schwer, das kann ja kein Mensch heben", stöhnte Thomas Helmer in der langen Nacht von Bordeaux mit gespielter Empörung. Denn sie waren ja froh, ihn endlich zu haben.

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Der FC Bayern blickt auf eine Saison zurück, in der er "nur" einen Titel geholt hat: die Meisterschaft. Die wiederum zum 31. Mal, da kann keine große Euphorie mehr ausbrechen. Heute vor 25 Jahren war auch so ein Ein-Titel-Jahr und die Freude war riesig, denn dieser Erfolg war und blieb einmalig in der Klubgeschichte. Ein Rückblick auf den UEFA-Cup-Sieg 1996 unter einem Trainer, der eigentlich Präsident war.

Borussia Mönchengladbach hatte ihn schon gewonnen, Eintracht Frankfurt auch und selbst Bayer Leverkusen, als es noch gar nicht so stark war wie heute. Für den FC Bayern indes war der UEFA-Pokal in den ersten 40 Jahren Europacup-Geschichte meist kein Thema, weil er anderweitig beschäftigt war. Den Pokalsiegercup hatte er 1967 als erstes geholt, danach drei Landesmeister-Finals in Folge gewonnen (1974, 1975, 1976) und zwei verloren (1982 und 1987).

Natürlich der Kaiser

Im UEFA-Pokal war er, auch mangels Gelegenheit, nie so weit gekommen. In der Saison 1995/96 bot sich den Münchnern dann die Chance, ihre Sammlung, zu der auch der Weltpokal (1976) gehörte, zu komplettieren. Und wer machte es heute vor 25 Jahren möglich? Natürlich der Kaiser.

Beinahe hätte Otto Rehhagel noch die Ernte eingefahren, doch der Bayern-Vorstand feuerte ihn nach Erreichen des UEFA-Cup-Finales. Natürlich nicht deshalb, sondern weil es in der Liga schlecht lief und der Gewinn der Meisterschaft aus den Augen geriet. So übernahm ab 29. April 1996 Klub-Präsident Franz Beckenbauer persönlich wie schon in der Rückrunde 1993/94 das Traineramt.

2:0 im Hinspiel

Er setzte sich gegen Girondins Bordeaux auf die Bank und plötzlich klappte alles, was in der Liga schief ging. Thomas Helmer sagte jetzt dem kicker: "Er war eine Autorität, da haben alle pariert." Nach dem 2:0 im Münchner Olympiastadion vor 63.000 Zuschauer*innen durch Tore von Thomas Helmer per Kopf (34.) und Mehmet Scholl (60.), der unter dem Kaiser regelrecht aufblühte, war fast alles klar und der kicker titelte: "Franz Beckenbauer macht den Bayern Beine." Auf Seiten der Franzosen verteidigte hinten links übrigens ein gewisser Bixente Lizarazu, den man Jahre später im Münchner Trikot sehen sollte. Die Zuversicht wuchs im Münchner Lager nach diesem Hinspielergebnis, auch wenn sich ausgerechnet ihr Franzose Jean-Pierre Papin eine Gelb-Sperre einhandelte.

Eine solche hatten Girondins-Star Zinedine Zidane und Torjäger Christopher Dugarry in München abgesessen. Das Duo war nun wieder dabei und die große Unbekannte in den Kalkulationen der Bayern. Würden sie am 15. Mai auf ein anderes Bordeaux treffen als am 1. Mai? Die Stimmung der Münchner war zudem getrübt, da sie am Wochenende zuvor ihre letzte Titelchance eingebüßt hatten (2:3 auf Schalke) und Dortmund schon vorzeitig die Meisterschaft feierte. Auch Beckenbauer konnte offenbar nicht zaubern und die SZ schrieb: "Nur der UEFA-Cup-Titel kann beim FC Bayern nach einem verlorenen Jahr für Ruhe sorgen."

Scholl Matchwinner, Klinsmann mit Rekord

Ruhe herrschte in jenen Tagen, als der Rekordmeister nur noch "FC Hollywood" hieß, zwar nie – aber am 15. Mai war es ein durchaus angenehmer Lärm. Freudenlärm! Denn in Bordeaux ließen die in weiß spielenden Bayern nichts mehr anbrennen und gewannen nach torloser erster Hälfte mit 3:1. Mann des Tages war wieder Mehmet Scholl, dessen 0:1 nach 53 Minuten die letzten Zweifel vertrieb. "Scholl der Matchwinner", fand auch der kicker. Schließlich legte der wuselige Mittelfeldrenner dem Bulgaren Emil Kostadinov noch das 0:2 (66.) auf. Die vom Ex-Bayern-Spieler Gernot Rohr trainierten Franzosen verkürzten durch Dutuel (76.) zwar per Freistoß auf 1:2, aber Jürgen Klinsmann antwortete fast im Gegenzug (78.). 1:3 lautete der Endstand, in Summe 5:1 für die Bayern und Kapitän Lothar Matthäus durfte schon zum zweiten Mal in seiner Karriere (nach 1989 mit Inter Mailand) das silberne Ungetüm in die Höhe stemmen.

Sie waren ein würdiger Cup-Sieger, schließlich hatten sie sämtliche Auswärtsspiele gewonnen, darunter ein 5:1 in Nottingham und ein 2:1 in Barcelona. Auch Frankreichs Sportblatt L’Equipe stellte fest: "Die Bayern waren die Könige." Die von 2000 mitgereisten Anhängern lautstark gefeiert wurden. Top-Star jener Mannschaft war DFB-Kapitän Jürgen Klinsmann, dessen 15 Tore einen UEFA-Cup-Rekord markierten. Es blieb bei diesem Triumph in dem Wettbewerb, der heute Europa League heißt. Aber wenigstens wissen sie seither, wie sich der UEFA-Cup anfühlt. "Verdammt schwer, das kann ja kein Mensch heben", stöhnte Thomas Helmer in der langen Nacht von Bordeaux mit gespielter Empörung. Denn sie waren ja froh, ihn endlich zu haben.

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