Heute vor 15 Jahren: DFB-Frauen verteidigen WM-Titel

Auf den Tag genau vor 15 Jahren schrieb die Frauen-Nationalmannschaft bei der WM 2007 in China Geschichte. In Shanghai verteidigte sie ihren Weltmeistertitel von 2003 mit Erfolg - was noch keiner Auswahl zuvor gelungen war. DFB.de wirft einen Blick zurück.

Zuversichtlich startete die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid in ihr WM-Abenteuer. Die letzten Vorbereitungsspiele hatten drei hohe Siege und ein Remis gegen Mitfavorit Norwegen (2:2) gebracht und den schlechten Eindruck beim Algarve-Cup im März in den Hintergrund gedrängt. Die Torhüterin von 2003, Silke Rottenberg, diesmal die Nummer zwei hinter Nadine Angerer, sagte: "Wir gehen davon aus, dass wir bis ins Finale kommen."

DFB-Präsident Theo Zwanziger fand, die Spielerinnen hätten sich einen weiteren Titel "in hohem Maße verdient" und genehmigte dass sie sich dann auch etwas verdienen würden: die Titelprämie wurde mehr als verdreifacht - von 15.000 auf 50.000 Euro pro Kopf.

Kantersieg zum Turnierauftakt

Von Anfang an machte das deutsche Team deutlich, dass sie sich die Prämie und den Ruhm verdienen wollten. Ihm kam die Ehre zu, die WM am 10. September 2007 in Shanghai zu eröffnen. Das Spiel gegen Argentinien kam auf zwei TV-Sendern live (ZDF und Eurosport) und so konnte ganz Deutschland ein Schützenfest mitansehen: das 11:0 gegen überforderte Südamerikanerinnen, denen allein zwei Eigentore unterliefen, war bis 2019 das Rekordergebnis bei einer Frauen-WM. Dann schlug die USA Thailand mit 13:0.

Im zweiten Gruppenspiel gab es das Kontrastprogramm, gegen die starken Engländerinnen, mit denen die DFB-Frauen das selbe Hotel bewohnten, fielen gar keine Tore. Dennoch sagte Spielführerin Birgit Prinz nach der Partie: "Natürlich sind wir weiter davon überzeugt Weltmeister werden zu können. Es ist ja nicht so, dass wir viel schlechter sind als andere Mannschaften."

Immerhin stand die Null weiterhin bei Nadine Angerer und das sollte auch so bleiben, als die Vorrunde abgeschlossen war. Gegen Japan (2:0) wurde der Gruppensieg gesichert. Dafür musste die deutsche Mannschaft Shanghai verlassen, ein Taifun wirbelte den Spielplan buchstäblich durcheinander und sorgte für vier Verlegungen von WM-Spielen. Eines betraf das DFB-Team.

Sieg gegen "No-Name" Nordkorea

In Hangzhou sahen erstmals fast 40.000 Menschen zu, die ein "wenig glanzvolles Spiel" sahen, wie der kicker vermeldete. Aber die Pflicht war erfüllt. Im Viertelfinale, das laut Spielplan Gegner wie Topfavorit USA oder Vizeweltmeister Schweden hätte bringen können, wartete überraschend Nordkorea. Der große Unbekannte hatte der USA überraschend einen Zähler abgetrotzt. Angerer gestand: "Ich kenne keine Spielerin von denen" und Prinz gewann dem noch etwas Gutes ab: "Ich spiele lieber gegen Teams, die ich nicht kenne. Das finde ich spannender."

Gespannt war auch DFB-Präsident Theo Zwanziger, der zur Partie in Wuhan anreiste. Es gab ein deutliches 3:0, das etwas über den Spielverlauf hinwegtäuschte. Aber das 1:0 von Kerstin Garefrekes (44.) fiel zum vielbesungenen psychologisch wichtigen Zeitpunkt und Nadine Angerer verhinderte mit einer Glanzparade den Ausgleich. Renate Lingor (68.) und Annike Krahn (72.) stellten den Endstand her. Garefrekes gestand offen: "So einfach war das nicht. Wir mussten uns extrem konzentrieren und quälen. Wir haben einen richtig harten Brocken aus dem Weg geräumt. Dieser Sieg war wichtig für unser Selbstbewusstsein, jetzt ist alles möglich".

Norwegen ohne Chance

Am Rande des Spiels wurde bekannt, dass Silvia Neid ihren Vertrag als Bundestrainerin bis 2009 verlängert hatte und Zwanziger sagte erfreut: "Ich kann mir keine bessere Trainerin vorstellen." Den Worten folgten weitere Taten. Im Halbfinale von Tianjin kam die Elf in unveränderter Aufstellung zu einem identischen Ergebnis, 3:0 hieß es auch gegen Norwegen. Wieder fiel die Führung kurz vor der Pause, eine Norwegerin fälschte eine Prinz-Flanke ins eigene Tor ab. Kerstin Stegemann (72.) und Martina Müller (75.) sorgten mit einem Doppelschlag Mitte der zweiten Hälfte für die Entscheidung.

Es war beinahe eine Blaupause des Nordkorea-Spiels, nur mit anderen Schützinnen. Mit 19:0-Toren zogen sie ins Finale ein - es war ein WM-Rekord. Die Abwehr in der Besetzung Stegemann, Krahn, Hingst und Bresonik hielt seit 507 Minuten dicht und was doch mal durchkam, wurde Beute von Nadine Angerer. "Die Abwehr stand wieder grandios, das gab den Ausschlag", lobte Spielmacherin Renate Lingor, "ich weiß gar nicht, wer da durchkommen soll."

Brasilien scheitert an Angerer

Als letztes Team durften es die Brasilianerinnen versuchen, die im Halbfinale die USA beeindruckend souverän ausschalteten (4:0) und in Marta die damals wohl beste Spielerin der Welt auf ihrer Seite wussten. Die Finaltorschützin von 2003, Nia Künzer, prophezeite aus der Ferne in einem Interview: "Bei uns ist jetzt eine Dynamik reingekommen. Wir sind psychologisch stark - wir schaffen das."

Am Sonntag, den 30. September 2007, hing Fußball-Deutschland ab 14 Uhr vor dem Bildschirm. Die Bundesliga war keine Konkurrenz, sie spielte erst ab 17 Uhr. So sahen über neun Millionen Menschen dem Finale zu, für Frauenfußball eine bis dato unvorstellbare Dimension.

Die Mannschaft durfte das Turnier dort beenden, wo sie es begonnen hatte - in Shanghai. Das Stadion war nicht das größte des Turniers, aber mit 31.000 Zuschauern immerhin ausverkauft. Brasilien war vor der Pause überlegen und "nur mit viel Glück retteten Prinz und Co. das 0:0 in die Pause" (kicker). Dann ging die Kapitänin voran: Auf Vorarbeit von Sandra Smisek schoss Prinz das 1:0 (52.), es war schon ihr 14. WM-Tor.

"Der schönste Tag meines Lebens"

Brasilien gab sich nicht geschlagen und bekam nach 64 Minuten vom Punkt die große Ausgleichschance. Beim Duell Frau gegen Frau behielt Angerer gegen Weltstar Marta die Oberhand und parierte, auch "wenn der Elfmeter schwach geschossen war", wie Silvia Neid bemerkte. Kurz darauf fischte "Natze" noch einen gefährlichen Freistoß aus dem Winkel und als Simone Laudehr mit ihrem ersten Turniertor per Kopf nach einer Ecke das 2:0 gelang, war der Titelgewinn nicht mehr zu verhindern. Der Rest war Jubel.

FIFA-Chef Sepp Blatter überreichte Birgit Prinz im Konfettiregen den Pokal. Angerer wurde in den Katakomben als "Fußballgott" gefeiert, im Mannschaftshotel Hua Ting Towers wurde die Nacht zum Tage gemacht. Für Theo Zwanziger war es schlicht "der schönste Tag meines Lebens". Silvia Neid lobte ihre 21 Weltmeisterinnen, von denen 17 eingesetzt wurden: "Ich bin total stolz auf diese Truppe und auf den ganzen Turnierverlauf."

So sehr alle den Teamgeist lobten, so wichtig war das Gerüst, auf dem der Erfolg errichtet war. Neun Spielerinnen bestritten alle Partien von Anfang an, fünf (Angerer, Stegemann, Hingst, Bresonik, Prinz) verpassten keine Minute. Aber Heldinnen waren sie alle und wer den Empfang auf der Empore des Frankfurter Römer vor 15.000 Menschen an einem Montagabend erlebte, konnte sich nur wie ein Weltmeister fühlen.

Die Weltmeisterinnen 2007

Nadine Angerer (6 Spiele, kein Tor), Kerstin Stegemann (6/1), Ariane Hingst (6/0), Linda Bresonik (6/0), Kerstin Garefrekes (6/2), Renate Lingor (6/3), Melanie Behringer (6/1), Sandra Smisek (6/3), Birgit Prinz (6/5), Simone Laudehr (5/1), Annike Krahn (5/0), Lira Bajramaj (4/0), Martina Müller (4/0), Sandra Minnert (3/0), Petra Wimbersky (2/0), Anja Mittag (1/0), Saskia Bartusiak (1/0), Silke Rottenberg (0/0), Ursula Holl (0/0), Babett Peter (0/0), Sonja Fuss (0/0).

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Auf den Tag genau vor 15 Jahren schrieb die Frauen-Nationalmannschaft bei der WM 2007 in China Geschichte. In Shanghai verteidigte sie ihren Weltmeistertitel von 2003 mit Erfolg - was noch keiner Auswahl zuvor gelungen war. DFB.de wirft einen Blick zurück.

Zuversichtlich startete die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid in ihr WM-Abenteuer. Die letzten Vorbereitungsspiele hatten drei hohe Siege und ein Remis gegen Mitfavorit Norwegen (2:2) gebracht und den schlechten Eindruck beim Algarve-Cup im März in den Hintergrund gedrängt. Die Torhüterin von 2003, Silke Rottenberg, diesmal die Nummer zwei hinter Nadine Angerer, sagte: "Wir gehen davon aus, dass wir bis ins Finale kommen."

DFB-Präsident Theo Zwanziger fand, die Spielerinnen hätten sich einen weiteren Titel "in hohem Maße verdient" und genehmigte dass sie sich dann auch etwas verdienen würden: die Titelprämie wurde mehr als verdreifacht - von 15.000 auf 50.000 Euro pro Kopf.

Kantersieg zum Turnierauftakt

Von Anfang an machte das deutsche Team deutlich, dass sie sich die Prämie und den Ruhm verdienen wollten. Ihm kam die Ehre zu, die WM am 10. September 2007 in Shanghai zu eröffnen. Das Spiel gegen Argentinien kam auf zwei TV-Sendern live (ZDF und Eurosport) und so konnte ganz Deutschland ein Schützenfest mitansehen: das 11:0 gegen überforderte Südamerikanerinnen, denen allein zwei Eigentore unterliefen, war bis 2019 das Rekordergebnis bei einer Frauen-WM. Dann schlug die USA Thailand mit 13:0.

Im zweiten Gruppenspiel gab es das Kontrastprogramm, gegen die starken Engländerinnen, mit denen die DFB-Frauen das selbe Hotel bewohnten, fielen gar keine Tore. Dennoch sagte Spielführerin Birgit Prinz nach der Partie: "Natürlich sind wir weiter davon überzeugt Weltmeister werden zu können. Es ist ja nicht so, dass wir viel schlechter sind als andere Mannschaften."

Immerhin stand die Null weiterhin bei Nadine Angerer und das sollte auch so bleiben, als die Vorrunde abgeschlossen war. Gegen Japan (2:0) wurde der Gruppensieg gesichert. Dafür musste die deutsche Mannschaft Shanghai verlassen, ein Taifun wirbelte den Spielplan buchstäblich durcheinander und sorgte für vier Verlegungen von WM-Spielen. Eines betraf das DFB-Team.

Sieg gegen "No-Name" Nordkorea

In Hangzhou sahen erstmals fast 40.000 Menschen zu, die ein "wenig glanzvolles Spiel" sahen, wie der kicker vermeldete. Aber die Pflicht war erfüllt. Im Viertelfinale, das laut Spielplan Gegner wie Topfavorit USA oder Vizeweltmeister Schweden hätte bringen können, wartete überraschend Nordkorea. Der große Unbekannte hatte der USA überraschend einen Zähler abgetrotzt. Angerer gestand: "Ich kenne keine Spielerin von denen" und Prinz gewann dem noch etwas Gutes ab: "Ich spiele lieber gegen Teams, die ich nicht kenne. Das finde ich spannender."

Gespannt war auch DFB-Präsident Theo Zwanziger, der zur Partie in Wuhan anreiste. Es gab ein deutliches 3:0, das etwas über den Spielverlauf hinwegtäuschte. Aber das 1:0 von Kerstin Garefrekes (44.) fiel zum vielbesungenen psychologisch wichtigen Zeitpunkt und Nadine Angerer verhinderte mit einer Glanzparade den Ausgleich. Renate Lingor (68.) und Annike Krahn (72.) stellten den Endstand her. Garefrekes gestand offen: "So einfach war das nicht. Wir mussten uns extrem konzentrieren und quälen. Wir haben einen richtig harten Brocken aus dem Weg geräumt. Dieser Sieg war wichtig für unser Selbstbewusstsein, jetzt ist alles möglich".

Norwegen ohne Chance

Am Rande des Spiels wurde bekannt, dass Silvia Neid ihren Vertrag als Bundestrainerin bis 2009 verlängert hatte und Zwanziger sagte erfreut: "Ich kann mir keine bessere Trainerin vorstellen." Den Worten folgten weitere Taten. Im Halbfinale von Tianjin kam die Elf in unveränderter Aufstellung zu einem identischen Ergebnis, 3:0 hieß es auch gegen Norwegen. Wieder fiel die Führung kurz vor der Pause, eine Norwegerin fälschte eine Prinz-Flanke ins eigene Tor ab. Kerstin Stegemann (72.) und Martina Müller (75.) sorgten mit einem Doppelschlag Mitte der zweiten Hälfte für die Entscheidung.

Es war beinahe eine Blaupause des Nordkorea-Spiels, nur mit anderen Schützinnen. Mit 19:0-Toren zogen sie ins Finale ein - es war ein WM-Rekord. Die Abwehr in der Besetzung Stegemann, Krahn, Hingst und Bresonik hielt seit 507 Minuten dicht und was doch mal durchkam, wurde Beute von Nadine Angerer. "Die Abwehr stand wieder grandios, das gab den Ausschlag", lobte Spielmacherin Renate Lingor, "ich weiß gar nicht, wer da durchkommen soll."

Brasilien scheitert an Angerer

Als letztes Team durften es die Brasilianerinnen versuchen, die im Halbfinale die USA beeindruckend souverän ausschalteten (4:0) und in Marta die damals wohl beste Spielerin der Welt auf ihrer Seite wussten. Die Finaltorschützin von 2003, Nia Künzer, prophezeite aus der Ferne in einem Interview: "Bei uns ist jetzt eine Dynamik reingekommen. Wir sind psychologisch stark - wir schaffen das."

Am Sonntag, den 30. September 2007, hing Fußball-Deutschland ab 14 Uhr vor dem Bildschirm. Die Bundesliga war keine Konkurrenz, sie spielte erst ab 17 Uhr. So sahen über neun Millionen Menschen dem Finale zu, für Frauenfußball eine bis dato unvorstellbare Dimension.

Die Mannschaft durfte das Turnier dort beenden, wo sie es begonnen hatte - in Shanghai. Das Stadion war nicht das größte des Turniers, aber mit 31.000 Zuschauern immerhin ausverkauft. Brasilien war vor der Pause überlegen und "nur mit viel Glück retteten Prinz und Co. das 0:0 in die Pause" (kicker). Dann ging die Kapitänin voran: Auf Vorarbeit von Sandra Smisek schoss Prinz das 1:0 (52.), es war schon ihr 14. WM-Tor.

"Der schönste Tag meines Lebens"

Brasilien gab sich nicht geschlagen und bekam nach 64 Minuten vom Punkt die große Ausgleichschance. Beim Duell Frau gegen Frau behielt Angerer gegen Weltstar Marta die Oberhand und parierte, auch "wenn der Elfmeter schwach geschossen war", wie Silvia Neid bemerkte. Kurz darauf fischte "Natze" noch einen gefährlichen Freistoß aus dem Winkel und als Simone Laudehr mit ihrem ersten Turniertor per Kopf nach einer Ecke das 2:0 gelang, war der Titelgewinn nicht mehr zu verhindern. Der Rest war Jubel.

FIFA-Chef Sepp Blatter überreichte Birgit Prinz im Konfettiregen den Pokal. Angerer wurde in den Katakomben als "Fußballgott" gefeiert, im Mannschaftshotel Hua Ting Towers wurde die Nacht zum Tage gemacht. Für Theo Zwanziger war es schlicht "der schönste Tag meines Lebens". Silvia Neid lobte ihre 21 Weltmeisterinnen, von denen 17 eingesetzt wurden: "Ich bin total stolz auf diese Truppe und auf den ganzen Turnierverlauf."

So sehr alle den Teamgeist lobten, so wichtig war das Gerüst, auf dem der Erfolg errichtet war. Neun Spielerinnen bestritten alle Partien von Anfang an, fünf (Angerer, Stegemann, Hingst, Bresonik, Prinz) verpassten keine Minute. Aber Heldinnen waren sie alle und wer den Empfang auf der Empore des Frankfurter Römer vor 15.000 Menschen an einem Montagabend erlebte, konnte sich nur wie ein Weltmeister fühlen.

Die Weltmeisterinnen 2007

Nadine Angerer (6 Spiele, kein Tor), Kerstin Stegemann (6/1), Ariane Hingst (6/0), Linda Bresonik (6/0), Kerstin Garefrekes (6/2), Renate Lingor (6/3), Melanie Behringer (6/1), Sandra Smisek (6/3), Birgit Prinz (6/5), Simone Laudehr (5/1), Annike Krahn (5/0), Lira Bajramaj (4/0), Martina Müller (4/0), Sandra Minnert (3/0), Petra Wimbersky (2/0), Anja Mittag (1/0), Saskia Bartusiak (1/0), Silke Rottenberg (0/0), Ursula Holl (0/0), Babett Peter (0/0), Sonja Fuss (0/0).

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