Heuer Fernandes: "Es ist etwas Großes, im Halbfinale zu stehen"

Daniel Heuer Fernandes ist der Pokalheld des Hamburger SV. In den letzten drei Runden verhalf er dem HSV jeweils im Elfmeterschießen in die nächste Runde. Nun steht am 19. April (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) das DFB-Pokalhalbfinale gegen den SC Freiburg bevor. Im DFB.de-Interview spricht der 29-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Spiel, den Volkspark und Elfmeterschießen.

DFB.de: Herr Heuer Fernandes, wie groß ist der Traum vom Pokal-Finale?

Daniel Heuer Fernandes: Es ist natürlich ein Traum, ein Finale zu spielen. Aber wir wissen, dass mit dem Halbfinale noch ein Schritt davor kommt. Darauf freuen wir uns bereits riesig. Es ist etwas Großes, im Pokalhalbfinale zu stehen. Es ist ein Pokalspiel, ein K.o.-Spiel und ein Heimspiel. Das ist für uns Spieler und den Verein etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Sie treffen im DFB-Pokalhalbfinale auf den Bundesligisten SC Freiburg. Wie nehmen Sie die Freiburger aus der Ferne wahr?

Heuer Fernandes: Als sehr geschlossen. Wenn man an Freiburg denkt, denkt man immer an eine Einheit und natürlich auch an den Trainer Christian Streich, der vieles vorgibt und viel ausstrahlt. Die Mannschaft hat sich über die Jahre weiterentwickelt und ist ein Top-Bundesligist geworden. Aber wir schauen in dem Spiel mehr auf uns als auf den Gegner. Das ist in einem K.o.-Spiel eh nicht so wichtig.

DFB.de: Haben Sie Kontakte zu Spielern oder Mitarbeitern vom SC Freiburg?

Heuer Fernandes: Nur zum Torwarttrainer Andreas Kronenberg, weil er ja auch der Trainer der deutschen Nationalmannschaft ist und ich ihn im vergangenen Jahr kennengelernt habe, als ich bei der Nationalmannschaft einmal mittrainieren durfte. Wir haben uns danach noch einige Male ausgetauscht.

DFB.de: Welche Rolle kann das Volksparkstadion in dieser Partie spielen?

Heuer Fernandes: Eine sehr große Rolle. Wir wissen, dass wir auf jeden Fall mit Fans stärker sind als ohne Fans. Wir haben erlebt, was hier im Viertelfinale gegen den Karlsruher SC abgegangen ist, gerade auch in der Verlängerung und im Elfmeterschießen. Das ist ein Faktor, auf den wir setzen. Das kann die Mannschaft zusätzlich pushen.

DFB.de: Ist die Anspannung für einen Torwart in solch einem Spiel größer als im Ligabetrieb, weil ein einziger Fehler den Traum vom Pokalfinale platzen lassen könnte?

Heuer Fernandes: Nein, von der Anspannung ist das kein Unterschied. Es ist natürlich etwas Besonderes, weil es ein Halbfinale ist. Aber innerhalb der 90 oder 120 Minuten gibt es keine größere Anspannung, weil es letztendlich auch nur um Fußball geht. Ich denke, man muss so etwas genießen.

DFB.de: Der Hamburger SV hat mit Ihnen im Pokal nun drei Mal in Folge im Elfmeterschießen gewonnen. Eine rein theoretische Frage: Wären Sie damit einverstanden, wenn die Entscheidung gegen Freiburg garantiert erst im Elfmeterschießen fallen würde?

Heuer Fernandes: Natürlich, weil es auch dort die Chance gibt, zu gewinnen. Es ist egal, wie wir weiterkommen. Entscheidend ist nur, dass man als Sieger vom Platz geht. Wenn das Spiel ins Elfmeterschießen geht, hätten wir so lange wie möglich die Chance, das Spiel zu gewinnen.

DFB.de: Welche Rolle spielt es im Elfmeterschießen, ob man zu Hause oder auswärts spielt?

Heuer Fernandes: Wenn man beim gegnerischen Verein das Elfmeterschießen bestreitet, ist es für die Spieler natürlich anders, weil beim Schuss gepfiffen wird. Ich denke, das konnten wir beim letzten Pokalspiel auch ausnutzen. Die Unruhe war enorm, als die Karlsruher geschossen haben. Wir haben die Emotionen von den Zuschauern als Push wahrgenommen. Umso geiler ist es, wenn man einen Ball hält.

DFB.de: Wie bereiten Sie sich auf ein mögliches Elfmeterschießen vor? Studieren Sie im Vorfeld die Elfmeter der einzelnen Schützen?

Heuer Fernandes: Nein, nicht in der Gänze. Man guckt sich generell vor einem Spiel die Offensivspieler an, auch ein paar Elfmeter. Aber letztendlich hängt das auch viel mit dem Instinkt zusammen. Ich entscheide vor dem Schuss, in welche Ecke ich springe. Das hängt ein bisschen von den Erkenntnissen aus der Vorbereitung ab, ist aber auch Gefühlssache.

DFB.de: Manche Schützen laufen an und knallen den Ball direkt auf das Tor, andere verzögern beim Anlaufen ein bisschen. Wie ist das für Sie als Torwart?

Heuer Fernandes: Viele Schützen verzögern und hoffen, dass der Torwart sich frühzeitig bewegt. Aber weil man das weiß und diese Herangehensweise immer gängiger wird, bereitet man sich als Torwart darauf vor. Ich bin ein Fan davon, wenn der Spieler einfach anläuft und schießt. Ich bin kein großer Fan von diesen Spielereien. Aber das ist erlaubt und somit das gute Recht eines jeden Schützen.

DFB.de: Sie sind im Sommer 2019 vom SV Darmstadt 98 zum Hamburger SV gewechselt und waren daraufhin Stammtorwart, ehe ein Jahr später Sven Ulreich geholt wurde und Sie verdrängt hat. Ein Jahr später sind Sie wieder die unumstrittene Nummer 1. Wie hat sich dieses Auf und Ab für Sie persönlich angefühlt

Heuer Fernandes: Das gehört zum Fußball dazu. Es gibt nicht immer nur Höhen. Natürlich war es ein Tiefpunkt in der letzten Saison, als ich Ersatztorwart gewesen bin. Das möchte man nicht haben. Aber die einzige Möglichkeit besteht darin, sich selber wieder herauszukämpfen. Ich habe weiter an mir gearbeitet und mein Niveau gehalten. Ich glaube, das zahlt sich nun in dieser Saison aus.

DFB.de: Jetzt sind Sie die Nummer 1 und haben mit dem schwedischen Marko Johansson einen sehr ambitionierten Ersatzmann. Wie ist das Verhältnis unter Torhütern, wenn es einen so engen Konkurrenzkampf gibt?

Heuer Fernandes: Wirklich gut, auch gerade in diesem Jahr. Es wird viel Wert daraufgelegt, dass wir im Torwartteam eine klare Hierarchie und ein gutes Miteinander haben. Ich bin davon überzeugt, dass alle erfolgreicher sind, wenn man miteinander und nicht gegeneinander arbeitet.

DFB.de: In allen drei Spielzeiten gingen Sie mit unterschiedlichen Trainern in die Saison – zuerst mit Dieter Hecking, dann mit Daniel Thioune und nun in dieser Saison mit Tim Walter. Fühlte sich dadurch jede Saison wie ein kompletter Neustart an?

Heuer Fernandes: Natürlich ist es immer etwas Anderes, wenn ein neues Trainerteam vor der Mannschaft steht. Jedes Trainerteam hat eine andere Philosophie und einen anderen Ansatz. Ich glaube, dass war vom Verein auch so gewollt, weil unser Trainer eine andere Art von Fußball spielen lässt. Wir haben auch viele neue Spieler bekommen, so dass die Mannschaft ein neues Gesicht hat. Ein Neuanfang heißt nichts Schlechtes. Wenn man die Saison sieht und die Entwicklung, die der Verein und die Mannschaft nimmt, dann ist das sehr positiv. Daran wollen wir weiter anknüpfen.

DFB.de: Trainer Tim Walter wird vielfach entweder als selbstsicher oder von einigen Leuten auch als arrogant bezeichnet. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Heuer Fernandes: Er ist ein Charakter, der von sich und seiner Spielidee überzeugt ist und der Mannschaft einen kompletten Plan mitgibt. Es gibt keine Fragezeichen in unserer Spielidee. Wir wissen genau, was der Trainer will und wir als Mannschaft wollen. Er ist sehr offen und sehr kommunikativ. Er hat einen Plan, aber er nimmt auch die komplette Mannschaft mit und lässt sie an seiner Idee teilhaben. Es macht einen riesigen Spaß, unter ihm Fußball zu spielen. Es hat eine Zeit gebraucht, bis wir das Systemkomplett verinnerlicht haben.

DFB.de: Demzufolge bräuchten Sie in der kommenden Saison keinen weiteren Neustart…

Heuer Fernandes: Nein. Ich bin hochzufrieden, denn wir sind in unserer Entwicklung noch nicht am Ende.

[oj]

Daniel Heuer Fernandes ist der Pokalheld des Hamburger SV. In den letzten drei Runden verhalf er dem HSV jeweils im Elfmeterschießen in die nächste Runde. Nun steht am 19. April (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) das DFB-Pokalhalbfinale gegen den SC Freiburg bevor. Im DFB.de-Interview spricht der 29-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Spiel, den Volkspark und Elfmeterschießen.

DFB.de: Herr Heuer Fernandes, wie groß ist der Traum vom Pokal-Finale?

Daniel Heuer Fernandes: Es ist natürlich ein Traum, ein Finale zu spielen. Aber wir wissen, dass mit dem Halbfinale noch ein Schritt davor kommt. Darauf freuen wir uns bereits riesig. Es ist etwas Großes, im Pokalhalbfinale zu stehen. Es ist ein Pokalspiel, ein K.o.-Spiel und ein Heimspiel. Das ist für uns Spieler und den Verein etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Sie treffen im DFB-Pokalhalbfinale auf den Bundesligisten SC Freiburg. Wie nehmen Sie die Freiburger aus der Ferne wahr?

Heuer Fernandes: Als sehr geschlossen. Wenn man an Freiburg denkt, denkt man immer an eine Einheit und natürlich auch an den Trainer Christian Streich, der vieles vorgibt und viel ausstrahlt. Die Mannschaft hat sich über die Jahre weiterentwickelt und ist ein Top-Bundesligist geworden. Aber wir schauen in dem Spiel mehr auf uns als auf den Gegner. Das ist in einem K.o.-Spiel eh nicht so wichtig.

DFB.de: Haben Sie Kontakte zu Spielern oder Mitarbeitern vom SC Freiburg?

Heuer Fernandes: Nur zum Torwarttrainer Andreas Kronenberg, weil er ja auch der Trainer der deutschen Nationalmannschaft ist und ich ihn im vergangenen Jahr kennengelernt habe, als ich bei der Nationalmannschaft einmal mittrainieren durfte. Wir haben uns danach noch einige Male ausgetauscht.

DFB.de: Welche Rolle kann das Volksparkstadion in dieser Partie spielen?

Heuer Fernandes: Eine sehr große Rolle. Wir wissen, dass wir auf jeden Fall mit Fans stärker sind als ohne Fans. Wir haben erlebt, was hier im Viertelfinale gegen den Karlsruher SC abgegangen ist, gerade auch in der Verlängerung und im Elfmeterschießen. Das ist ein Faktor, auf den wir setzen. Das kann die Mannschaft zusätzlich pushen.

DFB.de: Ist die Anspannung für einen Torwart in solch einem Spiel größer als im Ligabetrieb, weil ein einziger Fehler den Traum vom Pokalfinale platzen lassen könnte?

Heuer Fernandes: Nein, von der Anspannung ist das kein Unterschied. Es ist natürlich etwas Besonderes, weil es ein Halbfinale ist. Aber innerhalb der 90 oder 120 Minuten gibt es keine größere Anspannung, weil es letztendlich auch nur um Fußball geht. Ich denke, man muss so etwas genießen.

DFB.de: Der Hamburger SV hat mit Ihnen im Pokal nun drei Mal in Folge im Elfmeterschießen gewonnen. Eine rein theoretische Frage: Wären Sie damit einverstanden, wenn die Entscheidung gegen Freiburg garantiert erst im Elfmeterschießen fallen würde?

Heuer Fernandes: Natürlich, weil es auch dort die Chance gibt, zu gewinnen. Es ist egal, wie wir weiterkommen. Entscheidend ist nur, dass man als Sieger vom Platz geht. Wenn das Spiel ins Elfmeterschießen geht, hätten wir so lange wie möglich die Chance, das Spiel zu gewinnen.

DFB.de: Welche Rolle spielt es im Elfmeterschießen, ob man zu Hause oder auswärts spielt?

Heuer Fernandes: Wenn man beim gegnerischen Verein das Elfmeterschießen bestreitet, ist es für die Spieler natürlich anders, weil beim Schuss gepfiffen wird. Ich denke, das konnten wir beim letzten Pokalspiel auch ausnutzen. Die Unruhe war enorm, als die Karlsruher geschossen haben. Wir haben die Emotionen von den Zuschauern als Push wahrgenommen. Umso geiler ist es, wenn man einen Ball hält.

DFB.de: Wie bereiten Sie sich auf ein mögliches Elfmeterschießen vor? Studieren Sie im Vorfeld die Elfmeter der einzelnen Schützen?

Heuer Fernandes: Nein, nicht in der Gänze. Man guckt sich generell vor einem Spiel die Offensivspieler an, auch ein paar Elfmeter. Aber letztendlich hängt das auch viel mit dem Instinkt zusammen. Ich entscheide vor dem Schuss, in welche Ecke ich springe. Das hängt ein bisschen von den Erkenntnissen aus der Vorbereitung ab, ist aber auch Gefühlssache.

DFB.de: Manche Schützen laufen an und knallen den Ball direkt auf das Tor, andere verzögern beim Anlaufen ein bisschen. Wie ist das für Sie als Torwart?

Heuer Fernandes: Viele Schützen verzögern und hoffen, dass der Torwart sich frühzeitig bewegt. Aber weil man das weiß und diese Herangehensweise immer gängiger wird, bereitet man sich als Torwart darauf vor. Ich bin ein Fan davon, wenn der Spieler einfach anläuft und schießt. Ich bin kein großer Fan von diesen Spielereien. Aber das ist erlaubt und somit das gute Recht eines jeden Schützen.

DFB.de: Sie sind im Sommer 2019 vom SV Darmstadt 98 zum Hamburger SV gewechselt und waren daraufhin Stammtorwart, ehe ein Jahr später Sven Ulreich geholt wurde und Sie verdrängt hat. Ein Jahr später sind Sie wieder die unumstrittene Nummer 1. Wie hat sich dieses Auf und Ab für Sie persönlich angefühlt

Heuer Fernandes: Das gehört zum Fußball dazu. Es gibt nicht immer nur Höhen. Natürlich war es ein Tiefpunkt in der letzten Saison, als ich Ersatztorwart gewesen bin. Das möchte man nicht haben. Aber die einzige Möglichkeit besteht darin, sich selber wieder herauszukämpfen. Ich habe weiter an mir gearbeitet und mein Niveau gehalten. Ich glaube, das zahlt sich nun in dieser Saison aus.

DFB.de: Jetzt sind Sie die Nummer 1 und haben mit dem schwedischen Marko Johansson einen sehr ambitionierten Ersatzmann. Wie ist das Verhältnis unter Torhütern, wenn es einen so engen Konkurrenzkampf gibt?

Heuer Fernandes: Wirklich gut, auch gerade in diesem Jahr. Es wird viel Wert daraufgelegt, dass wir im Torwartteam eine klare Hierarchie und ein gutes Miteinander haben. Ich bin davon überzeugt, dass alle erfolgreicher sind, wenn man miteinander und nicht gegeneinander arbeitet.

DFB.de: In allen drei Spielzeiten gingen Sie mit unterschiedlichen Trainern in die Saison – zuerst mit Dieter Hecking, dann mit Daniel Thioune und nun in dieser Saison mit Tim Walter. Fühlte sich dadurch jede Saison wie ein kompletter Neustart an?

Heuer Fernandes: Natürlich ist es immer etwas Anderes, wenn ein neues Trainerteam vor der Mannschaft steht. Jedes Trainerteam hat eine andere Philosophie und einen anderen Ansatz. Ich glaube, dass war vom Verein auch so gewollt, weil unser Trainer eine andere Art von Fußball spielen lässt. Wir haben auch viele neue Spieler bekommen, so dass die Mannschaft ein neues Gesicht hat. Ein Neuanfang heißt nichts Schlechtes. Wenn man die Saison sieht und die Entwicklung, die der Verein und die Mannschaft nimmt, dann ist das sehr positiv. Daran wollen wir weiter anknüpfen.

DFB.de: Trainer Tim Walter wird vielfach entweder als selbstsicher oder von einigen Leuten auch als arrogant bezeichnet. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Heuer Fernandes: Er ist ein Charakter, der von sich und seiner Spielidee überzeugt ist und der Mannschaft einen kompletten Plan mitgibt. Es gibt keine Fragezeichen in unserer Spielidee. Wir wissen genau, was der Trainer will und wir als Mannschaft wollen. Er ist sehr offen und sehr kommunikativ. Er hat einen Plan, aber er nimmt auch die komplette Mannschaft mit und lässt sie an seiner Idee teilhaben. Es macht einen riesigen Spaß, unter ihm Fußball zu spielen. Es hat eine Zeit gebraucht, bis wir das Systemkomplett verinnerlicht haben.

DFB.de: Demzufolge bräuchten Sie in der kommenden Saison keinen weiteren Neustart…

Heuer Fernandes: Nein. Ich bin hochzufrieden, denn wir sind in unserer Entwicklung noch nicht am Ende.

###more###