Hertha-Trainer Reiß: "Ein Spiel auf Augenhöhe gegen FC St. Pauli"

Trainer Oliver Reiß, der mit der U 19 von Hertha BSC in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga die Tabelle anführt, hat vor dem Topspiel am Samstag (ab 13 Uhr, live auf DFB-TV) gegen den FC St. Pauli gleich zwei Ziele vor Augen. Im DFB.de-Interview spricht der 40-jährige gebürtige Berliner mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Titelrennen, den Berliner Weg und die UEFA Pro Lizenz.

DFB.de: Auch in dieser Saison mischt die U 19 von Hertha BSC als aktueller Staffelsieger und deutscher Vizemeister erneut oben mit. Mit dem torlosen Unentschieden beim Neuling SV Meppen hat Ihre Mannschaft den Kampf um die Staffelmeisterschaft aber noch einmal spannend gemacht. Wie bewerten Sie die Partie, Herr Reiß?

Oliver Reiß: Aufgrund der Dominanz und unserer Torchancen hätten wir die Partie frühzeitig in unsere Richtung lenken können. Nach dem vergebenen Foulelfmeter von Veit Stange hatte der SV Meppen aber auch immer mehr an sich geglaubt und leidenschaftlich verteidigt.

DFB.de: Erstmals in dieser Saison blieb Ihr Team ohne Treffer, der Vorsprung vor Verfolger Dynamo Dresden ist auf einen Punkt geschrumpft. Wird Hertha BSC zwei Spieltage vor dem Saisonende nervös?

Reiß: Zugegeben: Der Ausfall von U 18-Nationalspieler Leander Popp, der sich im Spiel beim SV Werder Bremen das Kreuzband gerissen hat, ist nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen. Aber wie schon gesagt: Wir hatten kein Nervenflattern, sondern zahlreiche Möglichkeiten, um die drei Punkte einzufahren. Mit zunehmender Spieldauer wuchs allerdings das Gefühl in mir, dass wir für einen Torerfolg noch Stunden spielen hätten können. Aber solche Tage gibt es manchmal im Fußball. Ich gehe davon aus, dass wir umgehend in unseren Flow zurückkehren und auch wieder Tore erzielen werden.

DFB.de: Jetzt geht es am Samstag im vorletzten Saisonspiel gegen den Tabellendritten FC St. Pauli, der zuletzt den VfL Wolfsburg 3:1 besiegt hat. Wie schätzen Sie die Aufgabe gegen die Hanseaten ein?

Reiß: Ich erwarte gegen den FC St. Pauli ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften sind sich in ihrer Spielanlage sehr ähnlich, wollen im wahrsten Sinne des Wortes Fußball spielen. Ich rechne mit einer Partie, die bis zur letzten Minute spannend bleiben wird.

DFB.de: Nur Dynamo Dresden kann Hertha BSC noch den Staffelsieg und damit die erneute Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft noch streitig machen. Wie sehen Sie die Chancen vor dem Ligaendspurt?

Reiß: Wir gehen davon aus, dass Dynamo Dresden die ausstehenden Spiele beim FC Energie Cottbus und am letzten Spieltag zu Hause gegen den 1. FC Union Berlin gewinnen wird. Dynamo Dresden hat am vorletzten Spieltag frei, wir dann am letzten. Wir wollen auf gar keinen Fall im Saisonfinale auf die Schützenhilfe von Union Berlin angewiesen sein. Das heißt für uns, dass wir gegen St. Pauli und in Wolfsburg jeweils drei Punkte holen müssen.

DFB.de: Hertha-Präsident Kay Bernstein hat für die Zukunft den "Berliner Weg" ausgerufen, bei dem noch mehr Talente aus der eigenen Jugend an den Profikader herangeführt werden sollen. Wie sehr motiviert das Ihre Spieler, die allesamt die Hertha-DNA verinnerlicht haben?

Reiß: Einen großen Unterschied habe ich bei unseren Jungs noch nicht ausgemacht, weil die Akademie bei uns im Verein ohnehin große Wertschätzung genießt. Unter Cheftrainer Sandro Schwarz hat man immer gemerkt, dass die Nachwuchsspieler gesehen werden. Der Austausch und die Durchlässigkeit zur Lizenzspielerabteilung war trotz der schwierigen sportlichen Situation bei den Profis immer gegeben. Julian Eitschberger, Lukas Ullrich, Pascal Klemens und Joel da Silva Kiala, der für unsere U 23 spielt, nehmen regelmäßig am Trainingsbetrieb der Profis teil. Angreifer Derry Scherhant, der ebenfalls aus der Hertha-Jugend kommt, hat sogar bereits sieben Einsätze in der Bundesliga absolviert.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal der Junioren ist ihr Team erfolgreich, steht Anfang April im Halbfinale. Wie bewerten Sie die bisherigen Pokalauftritte?

Reiß: Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Nach dem 1:0 zum Auftakt bei Hertha 03 Zehlendorf und dem 4:1 bei Hannover 96 war das 3:1 beim 1. FC Nürnberg, einem Spitzenteam aus der Staffel Süd/Südwest, unsere bislang beste Leistung in diesem Wettbewerb. Nicht nur an die Qualität und die Stärke des Gegners haben wir uns von Runde zu Runde angepasst und gesteigert. Wenn man daraus eine Regel- oder Gesetzmäßigkeit ableiten will, dann darf es auch gerne für das Finale reichen. (lacht) Dass unsere Partien bislang allesamt auswärts stattgefunden hatten, sehe ich dabei nicht als Nachteil. Die Fahrten zu den Spielen und die Übernachtungen in den Hotels schweißen das Team zusammen und fühlen sich besonders an.

DFB.de: Im Halbfinale geht es Anfang April zum 1. FC Köln, dem Tabellenzweiten der West-Staffel. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Reiß: Alle Mannschaften, die im Halbfinale stehen, verfügen über besondere Qualitäten und haben in ihren jeweiligen Staffeln auch noch jeweils Titelchancen. Ich erwarte einen bärenstarken Gegner.

DFB.de: Bisher ist es noch nie einem U 19-Team gelungen, beide nationalen Titel in einer Saison zu gewinnen. Wie heiß ist Ihr Team auf ein mögliches Double?

Reiß: Mir ist bewusst, dass es bislang noch keine Mannschaft geschafft hat. Gegenüber dem Team habe ich das Thema aber noch nicht angesprochen. Aber es wäre schon eine extrem coole Sache.

DFB.de: Worauf führen Sie insgesamt das gute Abschneiden Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit zurück?

Reiß: Wir haben einen Kader beisammen, der über eine hohe individuelle Qualität verfügt. Das Team kennt sich seit der U 17, ist gemeinsam gewachsen, was eine Menge ausmacht. Ein gutes Miteinander, gepaart mit der individuellen Klasse vieler Spieler, zeichnet uns aus. Bei uns hat man immer das Gefühl, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die Bock hat, Fußball miteinander zu zocken.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Berliner und schon seit 2007 im Nachwuchs von Hertha BSC tätig. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Reiß: Hertha BSC ist auf eine ganz besondere Art und Weise zu meinem Herzensverein geworden. Nicht, weil es mir in die Wiege gelegt wurde, sondern weil ich über die Jahre den Verein, die Menschen und das Umfeld kennengelernt habe. Ich bin von innen heraus Fan geworden. Ich bin bei Hertha BSC trainermäßig aufgewachsen, kann den Berliner Weg nachvollziehen.

DFB.de: Stichwort Ausbildung: Sie stehen kurz vor dem Erwerb der UEFA Pro Lizenz, der höchstmöglichen Qualifikation als Fußballtrainer. Wann endet der Lehrgang?

Reiß: Noch darf man nicht gratulieren. Meine abschließende Prüfung ist für Anfang März terminiert. Ich hoffe, dass ich danach bei der offiziellen Verleihung der Lizenzen dabei sein werde.

DFB.de: Folgt man dem "Berliner Weg", dann könnte man Sie eines Tages vielleicht auch auf der Trainerbank in der Bundesliga wiedersehen. Können Sie sich mit diesen Gedanken anfreunden?

Reiß: Genau deshalb möchte ich die UEFA Pro Lizenz erwerben. Ich würde es gerne kennenlernen und mich in diesem Bereich ausprobieren, sehe mich mittel- oder langfristig auch in dieser Funktion. Mal sehen, wohin mich mein Weg führen wird.

[mspw]

Trainer Oliver Reiß, der mit der U 19 von Hertha BSC in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga die Tabelle anführt, hat vor dem Topspiel am Samstag (ab 13 Uhr, live auf DFB-TV) gegen den FC St. Pauli gleich zwei Ziele vor Augen. Im DFB.de-Interview spricht der 40-jährige gebürtige Berliner mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Titelrennen, den Berliner Weg und die UEFA Pro Lizenz.

DFB.de: Auch in dieser Saison mischt die U 19 von Hertha BSC als aktueller Staffelsieger und deutscher Vizemeister erneut oben mit. Mit dem torlosen Unentschieden beim Neuling SV Meppen hat Ihre Mannschaft den Kampf um die Staffelmeisterschaft aber noch einmal spannend gemacht. Wie bewerten Sie die Partie, Herr Reiß?

Oliver Reiß: Aufgrund der Dominanz und unserer Torchancen hätten wir die Partie frühzeitig in unsere Richtung lenken können. Nach dem vergebenen Foulelfmeter von Veit Stange hatte der SV Meppen aber auch immer mehr an sich geglaubt und leidenschaftlich verteidigt.

DFB.de: Erstmals in dieser Saison blieb Ihr Team ohne Treffer, der Vorsprung vor Verfolger Dynamo Dresden ist auf einen Punkt geschrumpft. Wird Hertha BSC zwei Spieltage vor dem Saisonende nervös?

Reiß: Zugegeben: Der Ausfall von U 18-Nationalspieler Leander Popp, der sich im Spiel beim SV Werder Bremen das Kreuzband gerissen hat, ist nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen. Aber wie schon gesagt: Wir hatten kein Nervenflattern, sondern zahlreiche Möglichkeiten, um die drei Punkte einzufahren. Mit zunehmender Spieldauer wuchs allerdings das Gefühl in mir, dass wir für einen Torerfolg noch Stunden spielen hätten können. Aber solche Tage gibt es manchmal im Fußball. Ich gehe davon aus, dass wir umgehend in unseren Flow zurückkehren und auch wieder Tore erzielen werden.

DFB.de: Jetzt geht es am Samstag im vorletzten Saisonspiel gegen den Tabellendritten FC St. Pauli, der zuletzt den VfL Wolfsburg 3:1 besiegt hat. Wie schätzen Sie die Aufgabe gegen die Hanseaten ein?

Reiß: Ich erwarte gegen den FC St. Pauli ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften sind sich in ihrer Spielanlage sehr ähnlich, wollen im wahrsten Sinne des Wortes Fußball spielen. Ich rechne mit einer Partie, die bis zur letzten Minute spannend bleiben wird.

DFB.de: Nur Dynamo Dresden kann Hertha BSC noch den Staffelsieg und damit die erneute Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft noch streitig machen. Wie sehen Sie die Chancen vor dem Ligaendspurt?

Reiß: Wir gehen davon aus, dass Dynamo Dresden die ausstehenden Spiele beim FC Energie Cottbus und am letzten Spieltag zu Hause gegen den 1. FC Union Berlin gewinnen wird. Dynamo Dresden hat am vorletzten Spieltag frei, wir dann am letzten. Wir wollen auf gar keinen Fall im Saisonfinale auf die Schützenhilfe von Union Berlin angewiesen sein. Das heißt für uns, dass wir gegen St. Pauli und in Wolfsburg jeweils drei Punkte holen müssen.

DFB.de: Hertha-Präsident Kay Bernstein hat für die Zukunft den "Berliner Weg" ausgerufen, bei dem noch mehr Talente aus der eigenen Jugend an den Profikader herangeführt werden sollen. Wie sehr motiviert das Ihre Spieler, die allesamt die Hertha-DNA verinnerlicht haben?

Reiß: Einen großen Unterschied habe ich bei unseren Jungs noch nicht ausgemacht, weil die Akademie bei uns im Verein ohnehin große Wertschätzung genießt. Unter Cheftrainer Sandro Schwarz hat man immer gemerkt, dass die Nachwuchsspieler gesehen werden. Der Austausch und die Durchlässigkeit zur Lizenzspielerabteilung war trotz der schwierigen sportlichen Situation bei den Profis immer gegeben. Julian Eitschberger, Lukas Ullrich, Pascal Klemens und Joel da Silva Kiala, der für unsere U 23 spielt, nehmen regelmäßig am Trainingsbetrieb der Profis teil. Angreifer Derry Scherhant, der ebenfalls aus der Hertha-Jugend kommt, hat sogar bereits sieben Einsätze in der Bundesliga absolviert.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal der Junioren ist ihr Team erfolgreich, steht Anfang April im Halbfinale. Wie bewerten Sie die bisherigen Pokalauftritte?

Reiß: Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Nach dem 1:0 zum Auftakt bei Hertha 03 Zehlendorf und dem 4:1 bei Hannover 96 war das 3:1 beim 1. FC Nürnberg, einem Spitzenteam aus der Staffel Süd/Südwest, unsere bislang beste Leistung in diesem Wettbewerb. Nicht nur an die Qualität und die Stärke des Gegners haben wir uns von Runde zu Runde angepasst und gesteigert. Wenn man daraus eine Regel- oder Gesetzmäßigkeit ableiten will, dann darf es auch gerne für das Finale reichen. (lacht) Dass unsere Partien bislang allesamt auswärts stattgefunden hatten, sehe ich dabei nicht als Nachteil. Die Fahrten zu den Spielen und die Übernachtungen in den Hotels schweißen das Team zusammen und fühlen sich besonders an.

DFB.de: Im Halbfinale geht es Anfang April zum 1. FC Köln, dem Tabellenzweiten der West-Staffel. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Reiß: Alle Mannschaften, die im Halbfinale stehen, verfügen über besondere Qualitäten und haben in ihren jeweiligen Staffeln auch noch jeweils Titelchancen. Ich erwarte einen bärenstarken Gegner.

DFB.de: Bisher ist es noch nie einem U 19-Team gelungen, beide nationalen Titel in einer Saison zu gewinnen. Wie heiß ist Ihr Team auf ein mögliches Double?

Reiß: Mir ist bewusst, dass es bislang noch keine Mannschaft geschafft hat. Gegenüber dem Team habe ich das Thema aber noch nicht angesprochen. Aber es wäre schon eine extrem coole Sache.

DFB.de: Worauf führen Sie insgesamt das gute Abschneiden Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit zurück?

Reiß: Wir haben einen Kader beisammen, der über eine hohe individuelle Qualität verfügt. Das Team kennt sich seit der U 17, ist gemeinsam gewachsen, was eine Menge ausmacht. Ein gutes Miteinander, gepaart mit der individuellen Klasse vieler Spieler, zeichnet uns aus. Bei uns hat man immer das Gefühl, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die Bock hat, Fußball miteinander zu zocken.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Berliner und schon seit 2007 im Nachwuchs von Hertha BSC tätig. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Reiß: Hertha BSC ist auf eine ganz besondere Art und Weise zu meinem Herzensverein geworden. Nicht, weil es mir in die Wiege gelegt wurde, sondern weil ich über die Jahre den Verein, die Menschen und das Umfeld kennengelernt habe. Ich bin von innen heraus Fan geworden. Ich bin bei Hertha BSC trainermäßig aufgewachsen, kann den Berliner Weg nachvollziehen.

DFB.de: Stichwort Ausbildung: Sie stehen kurz vor dem Erwerb der UEFA Pro Lizenz, der höchstmöglichen Qualifikation als Fußballtrainer. Wann endet der Lehrgang?

Reiß: Noch darf man nicht gratulieren. Meine abschließende Prüfung ist für Anfang März terminiert. Ich hoffe, dass ich danach bei der offiziellen Verleihung der Lizenzen dabei sein werde.

DFB.de: Folgt man dem "Berliner Weg", dann könnte man Sie eines Tages vielleicht auch auf der Trainerbank in der Bundesliga wiedersehen. Können Sie sich mit diesen Gedanken anfreunden?

Reiß: Genau deshalb möchte ich die UEFA Pro Lizenz erwerben. Ich würde es gerne kennenlernen und mich in diesem Bereich ausprobieren, sehe mich mittel- oder langfristig auch in dieser Funktion. Mal sehen, wohin mich mein Weg führen wird.

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