Hertha-Trainer Hartmann vor Bayern-Duell: "Spiel auf Augenhöhe"

Nach dem Deutschen Meistertitel 2018 hat die U 19 von Hertha BSC als Spitzenreiter in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga erneut gute Chancen, die Endrunde zu erreichen. Auch im DFB-Pokal der Junioren mischen die Berliner mit, treten heute (ab 11 Uhr) im Viertelfinale bei Bayern München an. Im DFB.de-Interview spricht Hertha-Trainer Michael Hartmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das mögliche Double.

DFB.de: Am Mittwoch setzte sich Ihre Mannschaft in einer Nachholpartie gegen den 1. FC Magdeburg erst in der Nachspielzeit 3:2 durch. Wie schwer wiegt die Doppelbelastung vor dem DFB-Pokalviertelfinale am Sonntag beim FC Bayern, Herr Hartmann?

Michael Hartmann: Wir haben uns gegen Magdeburg das Leben nach der 2:0-Führung selbst schwergemacht, hätten den Sack früher zumachen müssen. So wurde es am Ende noch sehr eng. Ich hatte für die Partie sechs Veränderungen in der Startelf vorgenommen, wollte einigen Jungs aufgrund der hohen Belastungen eine Pause gönnen. In München wird unsere Anfangsformation sicher wieder ein wenig anders aussehen.

DFB.de: Die U 19 von Hertha BSC ist in dieser Spielzeit noch ungeschlagen, holte aus elf Spielen zehn Siege und ein Remis. Was zeichnet Ihr Team besonders aus?

Hartmann: Die Jungs sind hungrig, wollen den Erfolg. Die Bereitschaft und der Willen, Spiele zu gewinnen, ist bei der Mannschaft sehr stark ausgeprägt. Diese Tugenden wurden auch gegen Magdeburg abgerufen, obwohl die Truppe insgesamt nicht so gut gespielt hatte. Außerdem treten wir mannschaftlich geschlossen auf, verfügen aber auch über eine hohe individuelle Qualität in unserem Kader.

DFB.de: Beim FC Bayern München läuft es in der Meisterschaft mit Platz sieben nicht ganz so gut. Macht das die Aufgabe für die Hertha deshalb besonders schwer?

Hartmann: Wir wissen nicht, wer bei den Bayern auflaufen wird. Der FCB schöpft aus einem sehr großen Kader, viele U 19-Spieler waren in dieser Saison bereits regelmäßig für die U 23 im Einsatz. Da in der Regionalliga Bayern nicht mehr gespielt wird, könnten einige Nachwuchsspieler zur U 19 zurückkehren. Grundsätzlich orientieren wir uns aber nicht so sehr am Gegner, sondern legen den Fokus auf unsere eigenen Stärken, um möglichst als Gewinner vom Platz zu gehen.

DFB.de: Was für eine Partie erwarten Sie am Münchner Campus?

Hartmann: Ich gehe von einem Duell auf hohem Niveau aus, weil beide Mannschaften top besetzt sind. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Kleinigkeiten eine große Rolle spielen und aller Voraussicht nach darüber entscheiden werden, wer ins Halbfinale einzieht. Wir wollen schauen, dass wir die Nase vorne haben. (lacht)

DFB.de: 2015 gewannen Sie mit dem Hertha-Nachwuchs den DFB-Pokal, 2018 folgte die Deutsche Meisterschaft. In dieser Saison ist sogar das Double möglich. Ist das eine zusätzliche Motivation?

Hartmann: Sportliche Ziele sollen bei der Ausbildung eigentlich nicht im Vordergrund stehen. Aber wenn du die Möglichkeit hast, dann dienen diese möglichen Erfolge auch der Entwicklung der Spieler. Man muss sich persönliche und auch mannschaftliche Ziele setzen.

DFB.de: Bei einem Weiterkommen in München würde nur noch ein Schritt bis zum Finale im heimischen "Wohnzimmer" in Berlin warten. Spielt auch das in den Hinterköpfen eine Rolle?

Hartmann: Ich glaube, damit setzen sich die Jungs gar nicht auseinander. Wir wollen erst einmal am Sonntag bestehen und eine Runde weiterkommen. Alles Weitere wird man sehen.

DFB.de: Sie hatten bereits 2009/2010 die U 19 des FC Hansa Rostock zur Deutschen A-Junioren-Meisterschaft geführt, sind einer der wenigen Trainer, die mit zwei verschieden Vereinen maximalen Erfolg im Nachwuchsbereich hatten. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Hartmann: Ich bin sehr kommunikativ, pflege den ständigen offenen Austausch mit den Spielern. Die Jungs wissen aber auch, dass ich großen Wert auf Regeln lege, um die Spieler auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dazu spielt die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung eine große Rolle. Ich bin nicht nur Trainer, sondern manchmal auch Pädagoge oder sogar "Ersatzvater".

DFB.de: Als ehemaliger Nationalspieler hatten Sie unter anderem unter Huub Stevens, Jürgen Röber, Frank Pagelsdorf oder Rudi Völler trainiert. Wer hat Sie am meisten geprägt?

Hartmann: Von jedem Trainer nimmt man ein wenig mit und erinnert sich, aber im Großen und Ganzen muss man seinen eigenen Weg finden. Außerdem sieht man als Spieler viele Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel.

DFB.de: Nach der Freistellung von Profi-Cheftrainer Pal Dardai soll jetzt Tayfun Korkut für frischen Wind bei den Hertha-Profis sorgen. Hat der Verein auch mit Ihnen über ein mögliches Engagement als Cheftrainer gesprochen?

Hartmann: Das war nicht nötig, weil ich mich bereits vor Jahren ganz klar für die Arbeit im Nachwuchsbereich positioniert und entschieden habe.

DFB.de: Auch die B-Junioren von Hertha BSC spielen in der Bundesliga Nord/Nordost um den Meistertitel mit, führen die Tabelle mit acht Punkten Vorsprung vor dem FC St. Pauli an. Deuten sich da gleich mehrere "goldene Generationen" an?

Hartmann: Das ist das Ergebnis jahrelanger guter und kontinuierlicher Nachwuchsarbeit, wobei die zurückliegenden beiden Spielzeiten coronabedingt ganz besonders waren. Du darfst dir bei einer einfachen Runde ohne Rückspiele keine Ausrutscher erlauben. Wir pflegen ein gutes Miteinander, hatten immer schon talentierte Jungs dabei. Das Hertha-Gen, nie zurückzustecken und immer positiv nach vorne zu blicken, zeichnet uns Berliner aus.

DFB.de: Was benötigt ein Spieler für den Sprung bis zu den Profis?

Hartmann: Das A und O ist und bleibt die richtige Einstellung. Der Spieler muss sich verbessern wollen, Talent alleine reicht nicht. Wichtig ist, dass mit Problemen in der Schule oder im Privatleben genauso gewissenhaft umgegangen wird, wie mit den Herausforderungen im sportlichen Bereich. Wer das gut schafft und das große Ziel nicht aus den Augen verliert, hat zumindest gute Voraussetzungen, den Sprung zu schaffen.

[mspw]

Nach dem Deutschen Meistertitel 2018 hat die U 19 von Hertha BSC als Spitzenreiter in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga erneut gute Chancen, die Endrunde zu erreichen. Auch im DFB-Pokal der Junioren mischen die Berliner mit, treten heute (ab 11 Uhr) im Viertelfinale bei Bayern München an. Im DFB.de-Interview spricht Hertha-Trainer Michael Hartmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das mögliche Double.

DFB.de: Am Mittwoch setzte sich Ihre Mannschaft in einer Nachholpartie gegen den 1. FC Magdeburg erst in der Nachspielzeit 3:2 durch. Wie schwer wiegt die Doppelbelastung vor dem DFB-Pokalviertelfinale am Sonntag beim FC Bayern, Herr Hartmann?

Michael Hartmann: Wir haben uns gegen Magdeburg das Leben nach der 2:0-Führung selbst schwergemacht, hätten den Sack früher zumachen müssen. So wurde es am Ende noch sehr eng. Ich hatte für die Partie sechs Veränderungen in der Startelf vorgenommen, wollte einigen Jungs aufgrund der hohen Belastungen eine Pause gönnen. In München wird unsere Anfangsformation sicher wieder ein wenig anders aussehen.

DFB.de: Die U 19 von Hertha BSC ist in dieser Spielzeit noch ungeschlagen, holte aus elf Spielen zehn Siege und ein Remis. Was zeichnet Ihr Team besonders aus?

Hartmann: Die Jungs sind hungrig, wollen den Erfolg. Die Bereitschaft und der Willen, Spiele zu gewinnen, ist bei der Mannschaft sehr stark ausgeprägt. Diese Tugenden wurden auch gegen Magdeburg abgerufen, obwohl die Truppe insgesamt nicht so gut gespielt hatte. Außerdem treten wir mannschaftlich geschlossen auf, verfügen aber auch über eine hohe individuelle Qualität in unserem Kader.

DFB.de: Beim FC Bayern München läuft es in der Meisterschaft mit Platz sieben nicht ganz so gut. Macht das die Aufgabe für die Hertha deshalb besonders schwer?

Hartmann: Wir wissen nicht, wer bei den Bayern auflaufen wird. Der FCB schöpft aus einem sehr großen Kader, viele U 19-Spieler waren in dieser Saison bereits regelmäßig für die U 23 im Einsatz. Da in der Regionalliga Bayern nicht mehr gespielt wird, könnten einige Nachwuchsspieler zur U 19 zurückkehren. Grundsätzlich orientieren wir uns aber nicht so sehr am Gegner, sondern legen den Fokus auf unsere eigenen Stärken, um möglichst als Gewinner vom Platz zu gehen.

DFB.de: Was für eine Partie erwarten Sie am Münchner Campus?

Hartmann: Ich gehe von einem Duell auf hohem Niveau aus, weil beide Mannschaften top besetzt sind. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Kleinigkeiten eine große Rolle spielen und aller Voraussicht nach darüber entscheiden werden, wer ins Halbfinale einzieht. Wir wollen schauen, dass wir die Nase vorne haben. (lacht)

DFB.de: 2015 gewannen Sie mit dem Hertha-Nachwuchs den DFB-Pokal, 2018 folgte die Deutsche Meisterschaft. In dieser Saison ist sogar das Double möglich. Ist das eine zusätzliche Motivation?

Hartmann: Sportliche Ziele sollen bei der Ausbildung eigentlich nicht im Vordergrund stehen. Aber wenn du die Möglichkeit hast, dann dienen diese möglichen Erfolge auch der Entwicklung der Spieler. Man muss sich persönliche und auch mannschaftliche Ziele setzen.

DFB.de: Bei einem Weiterkommen in München würde nur noch ein Schritt bis zum Finale im heimischen "Wohnzimmer" in Berlin warten. Spielt auch das in den Hinterköpfen eine Rolle?

Hartmann: Ich glaube, damit setzen sich die Jungs gar nicht auseinander. Wir wollen erst einmal am Sonntag bestehen und eine Runde weiterkommen. Alles Weitere wird man sehen.

DFB.de: Sie hatten bereits 2009/2010 die U 19 des FC Hansa Rostock zur Deutschen A-Junioren-Meisterschaft geführt, sind einer der wenigen Trainer, die mit zwei verschieden Vereinen maximalen Erfolg im Nachwuchsbereich hatten. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Hartmann: Ich bin sehr kommunikativ, pflege den ständigen offenen Austausch mit den Spielern. Die Jungs wissen aber auch, dass ich großen Wert auf Regeln lege, um die Spieler auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dazu spielt die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung eine große Rolle. Ich bin nicht nur Trainer, sondern manchmal auch Pädagoge oder sogar "Ersatzvater".

DFB.de: Als ehemaliger Nationalspieler hatten Sie unter anderem unter Huub Stevens, Jürgen Röber, Frank Pagelsdorf oder Rudi Völler trainiert. Wer hat Sie am meisten geprägt?

Hartmann: Von jedem Trainer nimmt man ein wenig mit und erinnert sich, aber im Großen und Ganzen muss man seinen eigenen Weg finden. Außerdem sieht man als Spieler viele Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel.

DFB.de: Nach der Freistellung von Profi-Cheftrainer Pal Dardai soll jetzt Tayfun Korkut für frischen Wind bei den Hertha-Profis sorgen. Hat der Verein auch mit Ihnen über ein mögliches Engagement als Cheftrainer gesprochen?

Hartmann: Das war nicht nötig, weil ich mich bereits vor Jahren ganz klar für die Arbeit im Nachwuchsbereich positioniert und entschieden habe.

DFB.de: Auch die B-Junioren von Hertha BSC spielen in der Bundesliga Nord/Nordost um den Meistertitel mit, führen die Tabelle mit acht Punkten Vorsprung vor dem FC St. Pauli an. Deuten sich da gleich mehrere "goldene Generationen" an?

Hartmann: Das ist das Ergebnis jahrelanger guter und kontinuierlicher Nachwuchsarbeit, wobei die zurückliegenden beiden Spielzeiten coronabedingt ganz besonders waren. Du darfst dir bei einer einfachen Runde ohne Rückspiele keine Ausrutscher erlauben. Wir pflegen ein gutes Miteinander, hatten immer schon talentierte Jungs dabei. Das Hertha-Gen, nie zurückzustecken und immer positiv nach vorne zu blicken, zeichnet uns Berliner aus.

DFB.de: Was benötigt ein Spieler für den Sprung bis zu den Profis?

Hartmann: Das A und O ist und bleibt die richtige Einstellung. Der Spieler muss sich verbessern wollen, Talent alleine reicht nicht. Wichtig ist, dass mit Problemen in der Schule oder im Privatleben genauso gewissenhaft umgegangen wird, wie mit den Herausforderungen im sportlichen Bereich. Wer das gut schafft und das große Ziel nicht aus den Augen verliert, hat zumindest gute Voraussetzungen, den Sprung zu schaffen.

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