Henstedt-Ulzburgs Aufstiegstrainer Jürss: "Historisches erreicht"

Der SV Henstedt-Ulzburg, der bereits bis 2018 in der damals noch zweigeteilten 2. Frauen-Bundesliga am Ball war, meldet sich in der zweithöchsten deutschen Spielklasse zurück. Der kleine Klub aus Schleswig-Holstein startet ab der neuen Saison erstmals in der eingleisigen 2. Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht Trainer Christian Jürss (34) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das "Abenteuer".

DFB.de: Wie fühlt es sich an, nach drei Jahren Abstinenz künftig wieder in der 2. Frauen-Bundesliga dabei zu sein, Herr Jürss?

Christian Jürss: Ich bin erst seit zwei Jahren in Henstedt-Ulzburg tätig. Deshalb ist die 2. Frauen-Bundesliga für mich - wie auch für den Großteil der Mannschaft - absolutes Neuland. Einige Leistungsträgerinnen wie etwa Außenbahnspielerin Jennifer Michel, Torjägerin Alina Witt, die sich eine Bänderverletzung zugezogen hatte und in den Aufstiegsspielen deshalb nicht eingesetzt werden konnte, sowie unsere Kapitänin Malin Hegeler, die wegen eines Kreuzbandrisses ebenfalls pausieren musste, kennen die 2. Frauen-Bundesliga zumindest als zweigleisige Liga. Gleiches gilt auch für Chiara Pawelec und Vera Homp, die fast während der gesamten Saison verletzt war, sowie Tomke Dziesiaty, die uns jetzt aber für mindestens ein Jahr in Richtung USA verlassen wird. Fest steht: Wir haben mit der Rückkehr Historisches erreicht, gehören zu den kleineren Vereinen und wollen uns jetzt auch in der eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga behaupten.

DFB.de: Wie gut sehen Sie Ihre Mannschaft nach aktuellem Stand für die schwierige Aufgabe gerüstet?

Jürss: Für uns wird die Saison sicherlich ein Abenteuer. Für uns geht es nur um den Klassenverbleib. Dennoch rechnen wir uns realistische Chancen aus, dieses Ziel auch zu erreichen. Dafür muss aber alles passen. Ich bin davon überzeugt, dass sich der Teamgeist und Zusammenhalt auch in Punkten widerspiegeln wird.

DFB.de: Der SV Henstedt-Ulzburg hatte in der vergangenen Saison als Meister der Staffel Nord noch auf den möglichen Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga verzichtet. Warum hat sich der Klub jetzt anders entschieden?

Jürss: Wir sind mittlerweile besser aufgestellt, stehen auf gesunden Beinen und können die langen Anfahrtswege zu den Auswärtsspielen und die damit verbundenen Übernachtungen auch finanziell stemmen.

DFB.de: Wie sehr fiebert Ihre Mannschaft bereits dem Saisonstart entgegen?

Jürss: Wir haben in den letzten 24 Tagen durch die Aufstiegsrunden und den Verbandspokal gleich sieben Spiele absolviert. Deshalb hält sich die Vorfreude aktuell noch ein wenig in Grenzen. (lacht) Die Vorfreude auf den Saisonstart wird sich bei den Mädels aber sicher in einigen Tagen einstellen. Momentan überwiegt der Stolz auf das Erreichte.

DFB.de: Werden Sie weiterhin auf Ihren Aufstiegskader zurückgreifen können?

Jürss: Lediglich zwei Spielerinnen haben uns verlassen. Mit Liv Rike Fuß hat bereits in der Aufstiegsrunde eine neue Spielerin mitgewirkt. Außerdem ist noch eine weitere Neuverpflichtung geplant. Das wird es dann aber auch gewesen sein. Ich kann insgesamt auf ein eingespieltes Team zurückgreifen.

DFB.de: Indra Hahn war in den beiden Aufstiegsspielen gegen den FC Viktoria Berlin mit insgesamt fünf der sieben Treffer die überragende Spielerin. Wie sehr mussten Sie um die Torjägerin kämpfen, dass sie weiterhin dem Team treu bleibt?

Jürss: Indra Hahn kommt aus der Region, ist sehr bodenständig und beginnt zum 1. August ihre Ausbildung. Wir pflegen im Verein ein sehr familiäres Umfeld und Indra weiß das zu schätzen. Durch die Verletzung von Alina Witt, die in den vergangenen Jahren fast immer die Hälfte aller Tore für uns erzielt hatte, musste sie in die Bresche springen und hat das hervorragend gemacht.

DFB.de: Der Kampf um die Regionalliga-Meisterschaft gestaltete sich in den beiden Duellen mit Hannover 96 wesentlich dramatischer als die folgenden Aufstiegsspiele. Was wird Ihnen aus der Aufstiegssaison am meisten in Erinnerung bleiben?

Jürss: An das Rückspiel gegen Hannover 96 werde ich persönlich noch in 20 Jahren denken. Nach dem 3:2-Erfolg aus dem Hinspiel wären wir im Rückspiel fast gescheitert. Erst gelang uns nach einem 0:2-Rückstand in der Nachspielzeit der Anschlusstreffer und in der fälligen Verlängerung lagen wir 1:3 zurück und retteten uns praktisch mit der letzten Aktion in das Elfmeterschießen, das wir dann 4:2 für uns entscheiden konnten. Viel mehr Drama geht wirklich nicht. (lacht)

DFB.de: In der kommenden Spielzeit werden Sie erstmals mit Ihrem Team in der eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga an den Start gehen. Mit welchen sportlichen und wirtschaftlichen Anstrengungen ist die Teilnahme an einer bundesweiten Liga für den SV Henstedt-Ulzburg verbunden?

Jürss: Im Bereich Sponsoring müssen wir uns noch breiter aufstellen, damit wir noch professioneller werden und den Spielerinnen die bestmögliche Förderung und Forderung zukommen lassen können. Wenn es am Ende nur mit Anstrengungen und Komplikationen verbunden wäre, dann kann man es nicht machen. Strukturell arbeitet der Verein bereits intensiv an einigen Verbesserungen. Mit Felix Karch, der zuvor für die U 17-Juniorinnen beim Hamburger SV trainiert hatte, wurde beispielsweise ein Ligamanager und sportlicher Koordinator installiert, der dem Trainerteam viele Aufgaben abnimmt.

DFB.de: Es kommen zahlreiche weite Auswärtsreisen auf Ihr Team zu. Wie wappnen Sie sich dafür?

Jürss: Wir werden die Fahrten weiterhin mit dem bisherigen Busunternehmen antreten. Für alle Beteiligten ist es etwas Neues, durch die gesamte Republik zu reisen. Das wird sicherlich anstrengend, aber auch sehr spannend für uns.

DFB.de: Auf welche Reise freuen Sie sich in der 2. Frauen-Bundesliga am meisten?

Jürss: Auf die Partien beim FC Bayern München II und beim VfL Wolfsburg II freue ich mich schon jetzt. Aber auch die anstehenden Begegnungen gegen RB Leipzig werden sicherlich etwas ganz Besonderes. So überregional standen wir noch nie im Fokus und wollen uns auch gegen diese großen Namen so gut wie möglich präsentieren.

DFB.de: Sie gehen neben Ihrer Trainertätigkeit noch Ihrem Beruf als stellvertretender Schulleiter an einer Grundschule nach. Wie bekommen Sie den zeitlichen zusätzlichen Aufwand unter einem Hut?

Jürss: Der Vorteil an meinem Job ist, dass ich sehr flexibel bin. Ich habe keine festen Arbeitszeiten von neun Uhr morgens bis abends 18 Uhr, sondern kann mir die Zeit sehr gut einteilen. Durch Konferenzen und Elternabende sind meine genauen Arbeitszeiten schwer zu definieren. Meine Trainertätigkeit ist nur möglich, weil ich im Verein auch über ein gutes Funktionsteam verfüge.

DFB.de: Bevor die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt, steht am heutigen Mittwoch noch das Verbandspokal-Endspiel von Schleswig-Holstein gegen Holstein Kiel auf dem Programm. Wäre der Gewinn des Doubles noch eine zusätzliche Bestätigung Ihrer Arbeit?

Jürss: Den Landespokal zu gewinnen, ist für uns ein wichtiges Thema. In der nächsten Saison dürfen wir als Zweitligist nicht mitspielen. Daher steigert das noch unsere Motivation. Wir sind Titelverteidiger, die Partie hat Derby-Charakter und wir wollen in diesem Prestigeduell möglichst wieder die Nase vorne haben. Im vergangenen Jahr hatten wir ebenfalls gegen Holstein Kiel gespielt und 6:1 gewonnen.

[mspw]

Der SV Henstedt-Ulzburg, der bereits bis 2018 in der damals noch zweigeteilten 2. Frauen-Bundesliga am Ball war, meldet sich in der zweithöchsten deutschen Spielklasse zurück. Der kleine Klub aus Schleswig-Holstein startet ab der neuen Saison erstmals in der eingleisigen 2. Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht Trainer Christian Jürss (34) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das "Abenteuer".

DFB.de: Wie fühlt es sich an, nach drei Jahren Abstinenz künftig wieder in der 2. Frauen-Bundesliga dabei zu sein, Herr Jürss?

Christian Jürss: Ich bin erst seit zwei Jahren in Henstedt-Ulzburg tätig. Deshalb ist die 2. Frauen-Bundesliga für mich - wie auch für den Großteil der Mannschaft - absolutes Neuland. Einige Leistungsträgerinnen wie etwa Außenbahnspielerin Jennifer Michel, Torjägerin Alina Witt, die sich eine Bänderverletzung zugezogen hatte und in den Aufstiegsspielen deshalb nicht eingesetzt werden konnte, sowie unsere Kapitänin Malin Hegeler, die wegen eines Kreuzbandrisses ebenfalls pausieren musste, kennen die 2. Frauen-Bundesliga zumindest als zweigleisige Liga. Gleiches gilt auch für Chiara Pawelec und Vera Homp, die fast während der gesamten Saison verletzt war, sowie Tomke Dziesiaty, die uns jetzt aber für mindestens ein Jahr in Richtung USA verlassen wird. Fest steht: Wir haben mit der Rückkehr Historisches erreicht, gehören zu den kleineren Vereinen und wollen uns jetzt auch in der eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga behaupten.

DFB.de: Wie gut sehen Sie Ihre Mannschaft nach aktuellem Stand für die schwierige Aufgabe gerüstet?

Jürss: Für uns wird die Saison sicherlich ein Abenteuer. Für uns geht es nur um den Klassenverbleib. Dennoch rechnen wir uns realistische Chancen aus, dieses Ziel auch zu erreichen. Dafür muss aber alles passen. Ich bin davon überzeugt, dass sich der Teamgeist und Zusammenhalt auch in Punkten widerspiegeln wird.

DFB.de: Der SV Henstedt-Ulzburg hatte in der vergangenen Saison als Meister der Staffel Nord noch auf den möglichen Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga verzichtet. Warum hat sich der Klub jetzt anders entschieden?

Jürss: Wir sind mittlerweile besser aufgestellt, stehen auf gesunden Beinen und können die langen Anfahrtswege zu den Auswärtsspielen und die damit verbundenen Übernachtungen auch finanziell stemmen.

DFB.de: Wie sehr fiebert Ihre Mannschaft bereits dem Saisonstart entgegen?

Jürss: Wir haben in den letzten 24 Tagen durch die Aufstiegsrunden und den Verbandspokal gleich sieben Spiele absolviert. Deshalb hält sich die Vorfreude aktuell noch ein wenig in Grenzen. (lacht) Die Vorfreude auf den Saisonstart wird sich bei den Mädels aber sicher in einigen Tagen einstellen. Momentan überwiegt der Stolz auf das Erreichte.

DFB.de: Werden Sie weiterhin auf Ihren Aufstiegskader zurückgreifen können?

Jürss: Lediglich zwei Spielerinnen haben uns verlassen. Mit Liv Rike Fuß hat bereits in der Aufstiegsrunde eine neue Spielerin mitgewirkt. Außerdem ist noch eine weitere Neuverpflichtung geplant. Das wird es dann aber auch gewesen sein. Ich kann insgesamt auf ein eingespieltes Team zurückgreifen.

DFB.de: Indra Hahn war in den beiden Aufstiegsspielen gegen den FC Viktoria Berlin mit insgesamt fünf der sieben Treffer die überragende Spielerin. Wie sehr mussten Sie um die Torjägerin kämpfen, dass sie weiterhin dem Team treu bleibt?

Jürss: Indra Hahn kommt aus der Region, ist sehr bodenständig und beginnt zum 1. August ihre Ausbildung. Wir pflegen im Verein ein sehr familiäres Umfeld und Indra weiß das zu schätzen. Durch die Verletzung von Alina Witt, die in den vergangenen Jahren fast immer die Hälfte aller Tore für uns erzielt hatte, musste sie in die Bresche springen und hat das hervorragend gemacht.

DFB.de: Der Kampf um die Regionalliga-Meisterschaft gestaltete sich in den beiden Duellen mit Hannover 96 wesentlich dramatischer als die folgenden Aufstiegsspiele. Was wird Ihnen aus der Aufstiegssaison am meisten in Erinnerung bleiben?

Jürss: An das Rückspiel gegen Hannover 96 werde ich persönlich noch in 20 Jahren denken. Nach dem 3:2-Erfolg aus dem Hinspiel wären wir im Rückspiel fast gescheitert. Erst gelang uns nach einem 0:2-Rückstand in der Nachspielzeit der Anschlusstreffer und in der fälligen Verlängerung lagen wir 1:3 zurück und retteten uns praktisch mit der letzten Aktion in das Elfmeterschießen, das wir dann 4:2 für uns entscheiden konnten. Viel mehr Drama geht wirklich nicht. (lacht)

DFB.de: In der kommenden Spielzeit werden Sie erstmals mit Ihrem Team in der eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga an den Start gehen. Mit welchen sportlichen und wirtschaftlichen Anstrengungen ist die Teilnahme an einer bundesweiten Liga für den SV Henstedt-Ulzburg verbunden?

Jürss: Im Bereich Sponsoring müssen wir uns noch breiter aufstellen, damit wir noch professioneller werden und den Spielerinnen die bestmögliche Förderung und Forderung zukommen lassen können. Wenn es am Ende nur mit Anstrengungen und Komplikationen verbunden wäre, dann kann man es nicht machen. Strukturell arbeitet der Verein bereits intensiv an einigen Verbesserungen. Mit Felix Karch, der zuvor für die U 17-Juniorinnen beim Hamburger SV trainiert hatte, wurde beispielsweise ein Ligamanager und sportlicher Koordinator installiert, der dem Trainerteam viele Aufgaben abnimmt.

DFB.de: Es kommen zahlreiche weite Auswärtsreisen auf Ihr Team zu. Wie wappnen Sie sich dafür?

Jürss: Wir werden die Fahrten weiterhin mit dem bisherigen Busunternehmen antreten. Für alle Beteiligten ist es etwas Neues, durch die gesamte Republik zu reisen. Das wird sicherlich anstrengend, aber auch sehr spannend für uns.

DFB.de: Auf welche Reise freuen Sie sich in der 2. Frauen-Bundesliga am meisten?

Jürss: Auf die Partien beim FC Bayern München II und beim VfL Wolfsburg II freue ich mich schon jetzt. Aber auch die anstehenden Begegnungen gegen RB Leipzig werden sicherlich etwas ganz Besonderes. So überregional standen wir noch nie im Fokus und wollen uns auch gegen diese großen Namen so gut wie möglich präsentieren.

DFB.de: Sie gehen neben Ihrer Trainertätigkeit noch Ihrem Beruf als stellvertretender Schulleiter an einer Grundschule nach. Wie bekommen Sie den zeitlichen zusätzlichen Aufwand unter einem Hut?

Jürss: Der Vorteil an meinem Job ist, dass ich sehr flexibel bin. Ich habe keine festen Arbeitszeiten von neun Uhr morgens bis abends 18 Uhr, sondern kann mir die Zeit sehr gut einteilen. Durch Konferenzen und Elternabende sind meine genauen Arbeitszeiten schwer zu definieren. Meine Trainertätigkeit ist nur möglich, weil ich im Verein auch über ein gutes Funktionsteam verfüge.

DFB.de: Bevor die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt, steht am heutigen Mittwoch noch das Verbandspokal-Endspiel von Schleswig-Holstein gegen Holstein Kiel auf dem Programm. Wäre der Gewinn des Doubles noch eine zusätzliche Bestätigung Ihrer Arbeit?

Jürss: Den Landespokal zu gewinnen, ist für uns ein wichtiges Thema. In der nächsten Saison dürfen wir als Zweitligist nicht mitspielen. Daher steigert das noch unsere Motivation. Wir sind Titelverteidiger, die Partie hat Derby-Charakter und wir wollen in diesem Prestigeduell möglichst wieder die Nase vorne haben. Im vergangenen Jahr hatten wir ebenfalls gegen Holstein Kiel gespielt und 6:1 gewonnen.

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