Helmut Spahn: "WM-Leitlinien auf DFB-Sicherheitskonzept übertragen"

Am Donnerstag hat Helmut Spahn beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die neu geschaffene Stelle als hauptamtlicher Sicherheitsbeauftragter angetreten. Der 45 Jahre alte ehemalige Leiter des Spezialeinsatzkommandos bei der Polizei Frankfurt war von September 2003 bis Oktober dieses Jahres Sicherheitschef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft 2006 und leitete zuletzt die Polizeidirektion Frankfurt-Süd. Im aktuellen Interview mit der DFB-Internetredaktion erläutert Spahn vor dem Hintergrund jüngster Vorkommnisse Aufgaben und Ziele im Kampf gegen Rassismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in Fußballstadien.

Frage: Sie sind erster hauptamtlicher Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes. Was sehen Sie als Ihre zentralen Aufgaben an?

Helmut Spahn: Zunächst einmal freue mich ich sehr, dass mir die Aufgabe übertragen wurde und werte dies als großen Vertrauensvorschuss. Als zentrale Aufgabe sehe ich es an, mit allen handelnden Personen, Institutionen, Organisationen, Verbänden und Interessensgruppen in einen konstruktiven Dialog zu treten, um somit kurz-, mittel- und langfristig nachhaltige Verbesserungen in den bekannten Problembereichen zu erzielen. Unter Beachtung dieser grundsätzlichen Maxime sollen im Wesentlichen folgende acht Punkte im Vordergrund stehen:

  1. Aufbau eines Informations- und Meldesystems für Ereignisse sicherheitsrelevanter Bedeutung im gesamten deutschen Fußball
  2. Analyse der Arbeit von DFB-Ausschüssen und Kommissionen der Landesverbände (unter anderem Sicherheit, Gewaltprävention und Fanarbeit)
  3. Koordination der Maßnahmen zur Gewaltprävention und Integration
  4. Unterstützung der Arbeit der Sportgerichte und Spruchkammern
  5. Spezielle Betreuung von durch Gewalt und Rassismus besonders gefährdeten Vereinen
  6. Unterstützung des Sicherheits-Managements der Vereine
  7. Detaillierte Überprüfung der Stadien (insbesondere Regional- und Oberliga) auf ihre Sicherheits-Qualität im Rahmen von Zulassungsverfahren
  8. Enge Kooperation mit staatlichen Behörden und anderen in Sicherheit, Gewaltprävention und dem Kampf gegen Rassismus engagierten Organen

Frage: Sie leiten künftig auch die Ende Oktober von DFB und DFL gegründeten Task Force zum Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Wie stellen Sie sich die Abstimmung und Zusammenarbeit innerhalb dieses 21 Fachleute umfassenden Gremiums vor?

Helmut Spahn: Wir werden Ende November eine erste, konstituierende Sitzung haben und da zu diesem Thema eine offene Diskussion führen. Ich habe zwar bestimmte Vorstellungen, möchte aber dem Ergebnis der Sitzung nicht vorgreifen.

Frage: Wo sehen Sie mit Blick auf die Aufgabenfelder Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Kooperation mit dem noch zu benennenden DFB-Integrationsbeauftragten?

Helmut Spahn: Ich sehe hier ausschließlich Gemeinsamkeiten. Ich hoffe und wünsche, dass alle Beteiligten die Problemstellungen und Aufgabenfelder als Gemeinschaftsaufgabe sehen, wir in allen Bereichen interdisziplinär nach Lösungsansätzen suchen und, da bin ich mir sicher, diese auch finden werden. Klar ist, dass am Ende eine Entscheidung zu stehen hat.

Frage: Inwieweit können Sie für die Arbeit des DFB-Sicherheitsbeauftragten die Erfahrungen und Kontakte aus Ihrer Tätigkeit als Sicherheitschef des WM-Organisationskomitees, aber auch als ehemaliger Leiter des Spezialeinsatzkommandos bei der Polizei Frankfurt nutzen?

Helmut Spahn: Meine Tätigkeiten beim WM-OK und bei der Polizei mit sehr ähnlichen Themenstellungen werden mir bei der Bewältigung dieser neuen Aufgabe eine große Hilfe sein. Unsere Leitlinien bei der WM 2006 wie auch die grundsätzlichen Problemstellungen und die daraus resultierenden Konzepte sind grundsätzlich eins zu eins auch auf diese Tätigkeit zu übertragen. Auch die Maßgabe, dass Sicherheit nicht zum Selbstzweck werden darf, und die Beachtung und Umsetzung der übergeordneten Leitlinie – „soviel Sicherheit wie nötig bei so wenigen Einschränkungen wie möglich“ – werden bei dieser Aufgabenstellung für mich handlungsleitend sein. Das während der WM geknüpfte Netzwerk von Kontakten und die hervorragende Zusammenarbeit mit allen staatlichen Stellen sind von unschätzbarem Nutzen, da die verantwortlichen Personen dieselben sind wie bei der WM. Die Kooperation war von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und hoher Professionalität geprägt, und das soll weiterhin so sein.

Frage: Gibt es in diesem Zusammenhang Aspekte der Gewaltprävention, die bei Ihrer neuen Arbeit zum Tragen kommen können?

Helmut Spahn: Ein wesentlicher Aspekt ist es, die Betroffenen in einen Dialog einzubinden. Miteinander zu reden und nicht übereinander, Probleme und die jeweiligen Sichtweisen offen anzusprechen und alle als Teil des Gesamtprojektes zu verstehen. Dies haben wir bei der WM mit unserem Fan- und Besucherbetreuungsprogramm umgesetzt und damit, wie ich glaube, auch wesentlich zum friedlichen Verlauf beigetragen.

Frage: Wie wollen Sie die konkrete Zusammenarbeit mit Vereinen, Fanprojekten und auch der Fan-Anlaufstellen von DFB und DFL gestalten?

Helmut Spahn: Gemeinsam, offen, partnerschaftlich, aber auch ergebnisorientiert. Ich werde in der nächsten Woche mit allen Verantwortlichen ein erstes Sondierungsgespräch führen, um noch bis Ende dieses Jahres die Strukturen gemeinsam festzulegen, in denen sich die konkrete Kooperation, von allen mitgetragen, widerspiegeln wird.

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[bild2]Am Donnerstag hat Helmut Spahn beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die neu geschaffene Stelle als hauptamtlicher Sicherheitsbeauftragter angetreten. Der 45 Jahre alte ehemalige Leiter des Spezialeinsatzkommandos bei der Polizei Frankfurt war von September 2003 bis Oktober dieses Jahres Sicherheitschef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft 2006 und leitete zuletzt die Polizeidirektion Frankfurt-Süd. Im aktuellen Interview mit der DFB-Internetredaktion erläutert Spahn vor dem Hintergrund jüngster Vorkommnisse Aufgaben und Ziele im Kampf gegen Rassismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in Fußballstadien.



Frage: Sie sind erster hauptamtlicher Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes. Was sehen Sie als Ihre zentralen Aufgaben an?



Helmut Spahn: Zunächst einmal freue mich ich sehr, dass mir die Aufgabe übertragen wurde und werte dies als großen Vertrauensvorschuss. Als zentrale Aufgabe sehe ich es an, mit allen handelnden Personen, Institutionen, Organisationen, Verbänden und Interessensgruppen in einen konstruktiven Dialog zu treten, um somit kurz-, mittel- und langfristig nachhaltige Verbesserungen in den bekannten Problembereichen zu erzielen. Unter Beachtung dieser grundsätzlichen Maxime sollen im Wesentlichen folgende acht Punkte im Vordergrund stehen:




  1. Aufbau eines Informations- und Meldesystems für Ereignisse sicherheitsrelevanter Bedeutung im gesamten deutschen Fußball

  2. Analyse der Arbeit von DFB-Ausschüssen und Kommissionen der Landesverbände (unter anderem Sicherheit, Gewaltprävention und Fanarbeit)

  3. Koordination der Maßnahmen zur Gewaltprävention und Integration

  4. Unterstützung der Arbeit der Sportgerichte und Spruchkammern

  5. Spezielle Betreuung von durch Gewalt und Rassismus besonders gefährdeten Vereinen

  6. Unterstützung des Sicherheits-Managements der Vereine

  7. Detaillierte Überprüfung der Stadien (insbesondere Regional- und Oberliga) auf ihre Sicherheits-Qualität im Rahmen von Zulassungsverfahren

  8. Enge Kooperation mit staatlichen Behörden und anderen in Sicherheit, Gewaltprävention und dem Kampf gegen Rassismus engagierten Organen



Frage: Sie leiten künftig auch die Ende Oktober von DFB und DFL gegründeten Task Force zum Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Wie stellen Sie sich die Abstimmung und Zusammenarbeit innerhalb dieses 21 Fachleute umfassenden Gremiums vor?



Helmut Spahn: Wir werden Ende November eine erste, konstituierende Sitzung haben und da zu diesem Thema eine offene Diskussion führen. Ich habe zwar bestimmte Vorstellungen, möchte aber dem Ergebnis der Sitzung nicht vorgreifen.



Frage: Wo sehen Sie mit Blick auf die Aufgabenfelder Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Kooperation mit dem noch zu benennenden DFB-Integrationsbeauftragten?



Helmut Spahn: Ich sehe hier ausschließlich Gemeinsamkeiten. Ich hoffe und wünsche, dass alle Beteiligten die Problemstellungen und Aufgabenfelder als Gemeinschaftsaufgabe sehen, wir in allen Bereichen interdisziplinär nach Lösungsansätzen suchen und, da bin ich mir sicher, diese auch finden werden. Klar ist, dass am Ende eine Entscheidung zu stehen hat.



Frage: Inwieweit können Sie für die Arbeit des DFB-Sicherheitsbeauftragten die Erfahrungen und Kontakte aus Ihrer Tätigkeit als Sicherheitschef des WM-Organisationskomitees, aber auch als ehemaliger Leiter des Spezialeinsatzkommandos bei der Polizei Frankfurt nutzen?



Helmut Spahn: Meine Tätigkeiten beim WM-OK und bei der Polizei mit sehr ähnlichen Themenstellungen werden mir bei der Bewältigung dieser neuen Aufgabe eine große Hilfe sein. Unsere Leitlinien bei der WM 2006 wie auch die grundsätzlichen Problemstellungen und die daraus resultierenden Konzepte sind grundsätzlich eins zu eins auch auf diese Tätigkeit zu übertragen. Auch die Maßgabe, dass Sicherheit nicht zum Selbstzweck werden darf, und die Beachtung und Umsetzung der übergeordneten Leitlinie – „soviel Sicherheit wie nötig bei so wenigen Einschränkungen wie möglich“ – werden bei dieser Aufgabenstellung für mich handlungsleitend sein. Das während der WM geknüpfte Netzwerk von Kontakten und die hervorragende Zusammenarbeit mit allen staatlichen Stellen sind von unschätzbarem Nutzen, da die verantwortlichen Personen dieselben sind wie bei der WM. Die Kooperation war von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und hoher Professionalität geprägt, und das soll weiterhin so sein.



[bild1]Frage: Gibt es in diesem Zusammenhang Aspekte der Gewaltprävention, die bei Ihrer neuen Arbeit zum Tragen kommen können?



Helmut Spahn: Ein wesentlicher Aspekt ist es, die Betroffenen in einen Dialog einzubinden. Miteinander zu reden und nicht übereinander, Probleme und die jeweiligen Sichtweisen offen anzusprechen und alle als Teil des Gesamtprojektes zu verstehen. Dies haben wir bei der WM mit unserem Fan- und Besucherbetreuungsprogramm umgesetzt und damit, wie ich glaube, auch wesentlich zum friedlichen Verlauf beigetragen.



Frage: Wie wollen Sie die konkrete Zusammenarbeit mit Vereinen, Fanprojekten und auch der Fan-Anlaufstellen von DFB und DFL gestalten?



Helmut Spahn: Gemeinsam, offen, partnerschaftlich, aber auch ergebnisorientiert. Ich werde in der nächsten Woche mit allen Verantwortlichen ein erstes Sondierungsgespräch führen, um noch bis Ende dieses Jahres die Strukturen gemeinsam festzulegen, in denen sich die konkrete Kooperation, von allen mitgetragen, widerspiegeln wird.