Helmut Sandrock: "Die 3. Liga ist europaweit führend"

Rekordverdächtige Zuschauerzahlen, herausragende TV-Präsenz und sportliche Höchstleistungen: Die 3. Liga geht mit besten Voraussetzungen in ihre vierte Saison. Wer macht am Ende das Rennen um den Aufstieg? Wer muss den Gang in die Regionalliga antreten? Welcher Spieler nutzt das "Sprungbrett" 3. Liga? Etwa so wie Karim Bellarabi, der zuletzt von Braunschweig nach Leverkusen wechselte.

Diese und weitere Fragen werden ab heute Abend beantwortet. Das Eröffnungsspiel bestreiten der 1. FC Heidenheim und die Kickers Offenbach ab 17.45 Uhr, das SWR-Fernsehen überträgt live. Keine schlechten Voraussetzungen also für eine weitere gelungene Saison und eine Stabilisierung der Marke 3. Liga.

Im aktuellen DFB.de-Interview zum Saisonstart mit Redakteur Maximilian Geis spricht Helmut Sandrock, DFB-Direktor Spielbetrieb, über den Saisonstart, das TV-Geld und die Erschließung weiterer Geldquellen für die Klubs der 3. Liga.

DFB.de: Helmut Sandrock, was erwarten Sie vom Start der 3. Liga?

Helmut Sandrock: Wir sind mit der Entwicklung der 3. Liga mehr als zufrieden, sowohl im sportlichen und wirtschaftlichen als auch im medialen Bereich. So konnte sich in den bisher drei Relegationsrunden sportlich jeweils der Drittligist gegen den Zweitligisten durchsetzen, die Aufsteiger haben sich dann in der 2. Liga gut behauptet und etabliert. Das ist ein klares Zeichen für die sportliche Stärke der 3. Liga.

DFB.de: Dennoch wird oftmals die öffentliche Betrachtung der 3. Liga von den Berichten um finanzielle Probleme der Klubs überlagert. Was entgegnen Sie darauf?

Sandrock: Wirtschaftlich hat sich die 3. Liga aus dem Stand heraus zur drittumsatzstärksten Profiliga in Deutschland nach der Bundesliga und 2. Bundesliga - noch vor Eishockey, Handball und Basketball - entwickelt. Die vergangene Spielzeit war ein Rekordjahr: Die Klubs erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von etwa 117 Millionen Euro, was einem Schnitt von 6,7 Millionen Euro für die ersten Mannschaften entspricht. Es wurden Zuschauerzahlen von rund 2,2 Millionen erreicht, was einen Schnitt von 5600 pro Spiel bedeutet.

DFB.de: Blickt man nach England, Italien, Spanien und Frankreich, so fallen die Zahlen für die dritten Spielklassen dort wesentlich geringer aus.



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Rekordverdächtige Zuschauerzahlen, herausragende TV-Präsenz und sportliche Höchstleistungen: Die 3. Liga geht mit besten Voraussetzungen in ihre vierte Saison. Wer macht am Ende das Rennen um den Aufstieg? Wer muss den Gang in die Regionalliga antreten? Welcher Spieler nutzt das "Sprungbrett" 3. Liga? Etwa so wie Karim Bellarabi, der zuletzt von Braunschweig nach Leverkusen wechselte.

Diese und weitere Fragen werden ab heute Abend beantwortet. Das Eröffnungsspiel bestreiten der 1. FC Heidenheim und die Kickers Offenbach ab 17.45 Uhr, das SWR-Fernsehen überträgt live. Keine schlechten Voraussetzungen also für eine weitere gelungene Saison und eine Stabilisierung der Marke 3. Liga.

Im aktuellen DFB.de-Interview zum Saisonstart mit Redakteur Maximilian Geis spricht Helmut Sandrock, DFB-Direktor Spielbetrieb, über den Saisonstart, das TV-Geld und die Erschließung weiterer Geldquellen für die Klubs der 3. Liga.

DFB.de: Helmut Sandrock, was erwarten Sie vom Start der 3. Liga?

Helmut Sandrock: Wir sind mit der Entwicklung der 3. Liga mehr als zufrieden, sowohl im sportlichen und wirtschaftlichen als auch im medialen Bereich. So konnte sich in den bisher drei Relegationsrunden sportlich jeweils der Drittligist gegen den Zweitligisten durchsetzen, die Aufsteiger haben sich dann in der 2. Liga gut behauptet und etabliert. Das ist ein klares Zeichen für die sportliche Stärke der 3. Liga.

DFB.de: Dennoch wird oftmals die öffentliche Betrachtung der 3. Liga von den Berichten um finanzielle Probleme der Klubs überlagert. Was entgegnen Sie darauf?

Sandrock: Wirtschaftlich hat sich die 3. Liga aus dem Stand heraus zur drittumsatzstärksten Profiliga in Deutschland nach der Bundesliga und 2. Bundesliga - noch vor Eishockey, Handball und Basketball - entwickelt. Die vergangene Spielzeit war ein Rekordjahr: Die Klubs erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von etwa 117 Millionen Euro, was einem Schnitt von 6,7 Millionen Euro für die ersten Mannschaften entspricht. Es wurden Zuschauerzahlen von rund 2,2 Millionen erreicht, was einen Schnitt von 5600 pro Spiel bedeutet.

DFB.de: Blickt man nach England, Italien, Spanien und Frankreich, so fallen die Zahlen für die dritten Spielklassen dort wesentlich geringer aus.

Sandrock: Richtig, die 3. Liga in Deutschland ist europaweit führend in punkto TV-Erlöse, TV-Berichterstattung oder etwa der Infrastruktur, und zwar mit deutlichem Abstand. Einzig die Zuschauerzahlen in England liegen über dem Schnitt unserer 3. Liga. Dank der überragenden Medienberichterstattung im TV, Internet und auch Printbereich hat sich die 3. Liga überdies zu einer eigenständigen Marke mit hohem Unterhaltungswert für die Vereine, Fans, Medien und Sponsoren entwickelt. Dazu trägt natürlich die Tatsache bei, dass viele namhafte Traditionsvereine in dieser Liga spielen. Nicht zuletzt deshalb wurden im vergangenen Jahr auch 24 Spiele live in den dritten Programmen der ARD ausgestrahlt. Dies zusammengenommen, führt auch dazu, dass den Vereinen eine hervorragende Plattform zur Eigenvermarktung geboten wird. Im Ergebnis konnten die Klubs so durchschnittliche Einnahmen in Höhe von drei Millionen Euro aus Sponsoring und Werbung generieren.

DFB.de: Wie erklären Sie sich dann die Kritik?

Sandrock: Das wird an wirtschaftlichen Problemen einzelner Vereine festgemacht, eine differenzierte Betrachtung fehlt zumeist. Tatsache ist, dass wir unser Lizenzierungsverfahren analog zum dem der DFL betreiben, und zwar mit aller Konsequenz. Das schließt Härtefälle nicht aus, ist aber auch in anderen Profiligen der Fall. Die Kritik bezüglich zu geringer TV-Gelder ist völlig realitätsfremd, die große Mehrheit der Klubs st mit den TV-Geldern mehr als zufrieden. Im vergangenen Jahr haben die Vereine durchschnittliche Fernseh-Einnahmen in Höhe von 1,164 Millionen Euro erhalten, zusammengesetzt aus dem TV-Vertrag für die 3. Liga und DFB-Pokal. Diese Summe entspricht 18,3 Prozent der Gesamteinnahmen der Vereine.

DFB.de: Was macht Ihnen dann Hoffnung, dass diese Spirale bald zu einem Ende kommt?

Sandrock: Es gibt viele positive Signale. Wir können erfreut feststellen, dass sich die Quote für Personalaufwendungen, gemessen am Gesamtaufwand, auf inzwischen deutlich unter 50 Prozent reduziert hat - Tendenz weiter abnehmend. Der Vergleich der Ausgaben für die Nachwuchsarbeit belegt, dass sich die Vereine der 3. Liga prozentual gesehen mit den Bundesligen messen können. Dies erklärt sich dadurch, dass die Absteiger aus der 2. Liga ihre Nachwuchleistungszentren in der 3. Liga meist freiwillig weiterführen, andere Vereine ein Nachwuchsleistungszentrum freiwillig neu einführen. In Sachen Infrastruktur werden ebenfalls erhebliche Anstrengungen der Klubs und Kommunen unternommen.

DFB.de: Welche Signale haben Sie noch erreicht?

Sandrock: Die drei Aufsteiger in die 3. Liga (Münster, Chemnitz und Darmstadt; die Red.) haben das wirtschaftliche Zulassungsverfahren problemlos passiert. Dabei hat ein Traditionsverein wie Darmstadt 98 in den vergangenen Jahren die Chance genutzt, sich wirtschaftlich in der Regional- und Oberliga zu konsolidieren. Wie groß das Potenzial dieser Traditionsvereine ist, hat sich bei den letzten Heimspielen in der Regionalliga gezeigt, die Stadien in Münster (18.000 Zuschauer; die Red.), Chemnitz (15.000 Zuschauer; die Red.) und Darmstadt (17.000 Zuschauer; die Red.) waren jeweils ausverkauft.

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DFB.de: Gibt es Vorbilder für den Weg, den Klubs einschlagen können?

Sandrock: Die Aufsteiger der vergangenen Jahre zeigen durchweg Augenmaß bei ihren wirtschaftlichen und sportlichen Einschätzungen. Ich denke da etwa an die Heidenheimer, die heute Abend das Eröffnungsspiel gegen die Offenbacher Kickers bestreiten. Ein anderes Beispiel ist Eintracht Braunschweig - ein echter Traditionsverein, der sich in seiner dreijährigen Zugehörigkeit in der 3. Liga strukturell, personell, sportlich und wirtschaftlich neu aufgestellt hat. Das Ergebnis ist bekannt. Es müssen natürlich die jeweiligen Standort- und Umfeldbedingungen herangezogen werden, die natürlich zum Teil erheblich voneinander abweichen, um auf Basis valider Zahlen realistische Einschätzungen und Planungen vornehmen zu können.

DFB.de: Kommen wir zum Schluss noch mal zum sportlichen Bereich: Wen sollte man heuer als Aufstiegskandidaten auf der Rechnung haben?

Sandrock: Die Liga wird wieder hochinteressant. Unter den Trainern und Spielern sind interessante Persönlichkeiten wie in Offenbach Arie van Lent, Heiko Herrlich in Unterhaching oder Rudi Bommer in Burghausen. Ich denke, es ist eine sehr ausgeglichene Liga - wir werden erst nach dem ersten Drittel der Saison eine Tendenz erkennen können.

DFB.de: Und welchen Spielern trauen Sie besonders zu, dass sie die 3. Liga als Sprungbrett nach oben nutzen?

Sandrock: Sascha Bigalke oder Lennart Thy, die nahezu alle deutschen Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen haben, sind zwei spektakuläre Offensivakteure, die mit ihren Klubs für Furore sorgen könnten. Sie stehen stellvertretend für eine Generation an Talenten, mit denen man in Zukunft rechnen muss.