Heiko Herrlich: "Bei Pep Guardiola kann ich vieles abschauen"

Heiko Herrlich, Trainer der B-Junioren des FC Bayern München, hat in seiner Profi-Laufbahn fast alle Vereins-Titel gewonnen. Der heute 41-Jährige, der am 3. Dezember Geburtstag hat, war Weltpokal- und Champions League-Sieger sowie Deutscher Meister mit Borussia Dortmund. Außerdem gewann er mit Borussia Mönchengladbach den DFB-Pokal, war Torschützenkönig und fünffacher Nationalspieler. Als Trainer arbeitete er für die deutsche U 17-Nationalmannschaft (Platz drei bei der Weltmeisterschaft 2007), als U 19-Trainer bei Borussia Dortmund und im Seniorenbereich beim VfL Bochum und für die SpVgg Unterhaching. Sein Wissen vermittelt er jetzt dem U 17-Nachwuchs des aktuellen Triple-Siegers.

In der Staffel Süd/Südwest rangiert Herrlich in seiner Premieren-Saison aktuell auf Rang vier. Nach dem kuriosen 7:3 gegen 1899 Hoffenheim nach einem 1:3-Rückstand wartet nun am Sonntag (ab 15 Uhr) mit dem VfB Stuttgart der souveräne Tabellenführer und Deutsche B-Junioren-Meister auf die "Roten" aus München.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Heiko Herrlich mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Lage in der Liga, seine eigene Karriere, über Frustrations-Toleranz und die Trainingseinheiten von Profi-Trainer Pep Guardiola.

DFB.de: Gegen Hoffenheim lag Ihre Mannschaft schon 1:3 zurück und gewann trotzdem 7:3. Wie haben Sie dieses turbulente Spiel erlebt, Herr Herrlich?

Heiko Herrlich: Das waren in der Tat kuriose 90 Minuten. In der ersten Halbzeit konnte kein Spieler alles abrufen. Das hat nicht gereicht. In der Pause musste ich deshalb etwas lauter werden. Man kann schließlich nicht gewinnen, wenn die kämpferische Einstellung nicht stimmt. Nach dem Seitenwechsel hat meine Mannschaft deutlich mehr gezeigt und hinten heraus noch hoch gewonnen. Allerdings hatte unser Torwart David Hundertmark beim Stand von 1:3 auch zweimal blendend reagiert und uns damit vor einem höheren Rückstand bewahrt, der wohl die Entscheidung bedeutet hätte.

DFB.de: Steht die Partie gegen die Kraichgauer auch ein Stück weit sinnbildlich für die Leistungsschwankungen im B-Junioren-Bereich?

Herrlich: Sicher. Nehmen wir als Beispiel nur Torhüter David Hundertmark. Er hat gegen Hoffenheim überragend gehalten. Ihm waren im Saisonverlauf aber auch schon einige Schnitzer unterlaufen. Ähnlich sieht es auch bei seinen Mitspielern aus. Für U 17-Spieler ist es schwierig, Woche für Woche konstante Leistungen zu zeigen. Gegenüber den ersten Begegnungen konnten wir uns aber schon steigern.

DFB.de: Sie waren selbst Stürmer. Gewinnen Sie lieber 7:3 oder 2:0?



Heiko Herrlich, Trainer der B-Junioren des FC Bayern München, hat in seiner Profi-Laufbahn fast alle Vereins-Titel gewonnen. Der heute 41-Jährige, der am 3. Dezember Geburtstag hat, war Weltpokal- und Champions League-Sieger sowie Deutscher Meister mit Borussia Dortmund. Außerdem gewann er mit Borussia Mönchengladbach den DFB-Pokal, war Torschützenkönig und fünffacher Nationalspieler. Als Trainer arbeitete er für die deutsche U 17-Nationalmannschaft (Platz drei bei der Weltmeisterschaft 2007), als U 19-Trainer bei Borussia Dortmund und im Seniorenbereich beim VfL Bochum und für die SpVgg Unterhaching. Sein Wissen vermittelt er jetzt dem U 17-Nachwuchs des aktuellen Triple-Siegers.

In der Staffel Süd/Südwest rangiert Herrlich in seiner Premieren-Saison aktuell auf Rang vier. Nach dem kuriosen 7:3 gegen 1899 Hoffenheim nach einem 1:3-Rückstand wartet nun am Sonntag (ab 15 Uhr) mit dem VfB Stuttgart der souveräne Tabellenführer und Deutsche B-Junioren-Meister auf die "Roten" aus München.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Heiko Herrlich mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Lage in der Liga, seine eigene Karriere, über Frustrations-Toleranz und die Trainingseinheiten von Profi-Trainer Pep Guardiola.

DFB.de: Gegen Hoffenheim lag Ihre Mannschaft schon 1:3 zurück und gewann trotzdem 7:3. Wie haben Sie dieses turbulente Spiel erlebt, Herr Herrlich?

Heiko Herrlich: Das waren in der Tat kuriose 90 Minuten. In der ersten Halbzeit konnte kein Spieler alles abrufen. Das hat nicht gereicht. In der Pause musste ich deshalb etwas lauter werden. Man kann schließlich nicht gewinnen, wenn die kämpferische Einstellung nicht stimmt. Nach dem Seitenwechsel hat meine Mannschaft deutlich mehr gezeigt und hinten heraus noch hoch gewonnen. Allerdings hatte unser Torwart David Hundertmark beim Stand von 1:3 auch zweimal blendend reagiert und uns damit vor einem höheren Rückstand bewahrt, der wohl die Entscheidung bedeutet hätte.

DFB.de: Steht die Partie gegen die Kraichgauer auch ein Stück weit sinnbildlich für die Leistungsschwankungen im B-Junioren-Bereich?

Herrlich: Sicher. Nehmen wir als Beispiel nur Torhüter David Hundertmark. Er hat gegen Hoffenheim überragend gehalten. Ihm waren im Saisonverlauf aber auch schon einige Schnitzer unterlaufen. Ähnlich sieht es auch bei seinen Mitspielern aus. Für U 17-Spieler ist es schwierig, Woche für Woche konstante Leistungen zu zeigen. Gegenüber den ersten Begegnungen konnten wir uns aber schon steigern.

DFB.de: Sie waren selbst Stürmer. Gewinnen Sie lieber 7:3 oder 2:0?

Herrlich: Ehrlich gesagt ist mir ein souverän herausgespieltes 2:0 lieber.

DFB.de: Die U 17 des FC Bayern belegt in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga aktuell Rang vier, sieben Zähler hinter dem Tabellenführer VfB Stuttgart. Sind Sie damit einverstanden?

Herrlich: Die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Leider haben uns leichte Fehler einige Punkte gekostet. Unser Blick geht jetzt ganz klar nach oben.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich Ihre Mannschaft steigern?

Herrlich: In der Jugend geht es darum, alle Bereiche permanent weiterzuentwickeln. Vor der Saison hatten wir bei einem Turnier mit acht Bundesligisten abgeschlagen den letzten Platz belegt. Da habe ich schon befürchtet, dass die Saison sehr schwer werden könnte. Meine Mannschaft hat das bis jetzt aber nicht so schlecht gelöst. Zum Beispiel haben wir beim 2:3 in Fürth - trotz der Niederlage - gegen eine der führenden Mannschaft sehr gut ausgesehen.

DFB.de: Wohin kann der Weg mit Ihrer Mannschaft gehen?

Herrlich: Für mich ist immer nur das jeweils nächste Spiel entscheidend. Am Sonntag treten wir beim Tabellenführer und aktuellen Deutschen Meister VfB Stuttgart an. Ich habe die Schwaben beim 3:0 in Fürth noch einmal persönlich unter die Lupe genommen. Die Mannschaft des VfB ist das Maß der Dinge - in allen Bereichen. Sie ist sehr spielstark und im athletischen Bereich top. Wir werden uns aber bestimmt nicht verstecken und unsere Chancen suchen. Nach der Partie werden wir sehr genau wissen, wo wir stehen.

DFB.de: Wo liegt für Sie als Nachwuchstrainer die größte Herausforderung?

Herrlich: Es geht für mich darum, Konstanz hereinzubringen. Das ist sehr wichtig. Außerdem will ich meine Spieler auf das vorbereiten, was oben gefragt ist - nämlich mit Druck umzugehen und sich in allen Bereichen weiterzuentwickeln.

DFB.de: Was ist das Besondere daran, Jugend-Trainer beim FC Bayern München zu sein?

Herrlich: Das Ziel unseres Junior Teams ist es, in jedem Jahr einen bis drei Spieler in den Profi-Kader zu bringen. Auf Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Toni Kroos - um nur einige zu nennen - wird und will man sich beim FCB nicht ausruhen. Darüber hinaus wollen wir mit unseren Nachwuchsmannschaften vorne stehen und die Siegermentalität noch mehr in die Köpfe bringen. Sollte es für einen unserer Nachwuchsspieler nicht für den Sprung in die erste Mannschaft reichen, sollte er für viele Vereine in Deutschland und Europa interessant sein. Aber das kann ich natürlich nicht alleine schaffen. Dazu brauche ich meinen Trainerstab mit Co-Trainer, Torwarttrainer, Fitnesstrainer und Physiotherapeuten, die mich unterstützen.

DFB.de: Wie lange mussten Sie überlegen, als das Angebot des FCB kam?

Herrlich: Das war eine Sekundenentscheidung. Es ist etwas ganz Besonderes, für den FC Bayern München zu arbeiten.

DFB.de: Wie eng ist der Kontakt zu den anderen Trainern und Sportdirektor Matthias Sammer, den Sie aus gemeinsamen Profi-Zeiten schon seit vielen Jahren kennen?

Herrlich: Wir stehen im permanenten Austausch. Bei der U 23 von Erik ten Hag helfe ich ab und zu als Assistent aus, wenn es die Zeit erlaubt. Mit U 19-Trainer Heiko Vogel teile ich mir ein Büro und mit Matthias Sammer gibt es regelmäßige Gespräche. Grundsätzlich stehe ich mit allen Trainern beim FC Bayern in regem Austausch. Häufig besuchen wir Nachwuchstrainer die Einheiten der ersten Mannschaft unter Pep Guardiola - und können uns dabei vieles abschauen. Viel Kontakt habe ich aber natürlich auch mit Michael Tarnat und Wolfgang Dremmler, die das Junior Team leiten.

DFB.de: In Ihrer Vita stehen unter anderem fünf A-Länderspiele, die Torjägerkanone und der DFB-Pokal-Sieg 1995 mit Borussia Mönchengladbach sowie die Deutsche Meisterschaft, der Champions League-Triumph und der Weltpokal-Sieg mit Borussia Dortmund. Sind solche Erfolge bei Ihrer täglichen Arbeit mit den jungen Spielern ein Vorteil?

Herrlich: Wenn man sich als Trainer nur darauf beschränken würde, dann hören die Jungs nach drei Wochen nicht mehr zu. Die heutigen Nachwuchsspieler wollen Lösungen, sie fragen viel nach. Es schadet aber sicher nicht, eine eigene Profi-Karriere im Rücken zu haben. Ich habe auch die Nachwuchs-Stationen durchlaufen und weiß, welche Rückschläge kommen können.

DFB.de: Sie haben in Ihrem Leben auch selbst mit Verletzungen und Krankheiten viel erlebt. Haben Sie einen etwas anderen Blick auf das Fußball-Geschäft bekommen?

Herrlich: Definitiv. Fußballprofi zu sein, heißt auch, harte Arbeit im Freien abzuliefern. Es gibt nicht nur die Sonnenseiten. Gerade die kleineren Vereine liefern sich in der unteren Tabellenhälfte einen knallharten Verdrängungswettbewerb. Unter diesen Bedingungen ist der Job teilweise sehr anstrengend. Es ist ähnlich wie in der Natur. Nur die Stärksten setzen sich durch.

DFB.de: Welche Eigenschaften benötigt heute aus Ihrer Sicht ein U 17-Spieler, um es bis ganz nach oben zu schaffen?

Herrlich: Technik, Taktik, Athletik und Persönlichkeit sind die vier entscheidenden Bausteine. Vor allem muss es aber im Kopf stimmen. Man benötigt eine hohe Frustrations-Toleranz, um die teilweise doch recht vielen Rückschläge wegzustecken.

DFB.de: In welchen Bereichen hat sich die Ausbildung im Vergleich zu Ihrer eigenen Junioren-Zeit am meisten verändert?

Herrlich: Als ich 1989 bei Bayer 04 Leverkusen in der Jugend gespielt habe, gab es in ganz Deutschland vielleicht drei bis vier hauptamtliche Nachwuchstrainer. Das ist heute ganz anders. Gleiches gilt etwa für den Bereich der Videoanalyse. Insgesamt ist der Fußball in den vergangenen Jahren viel schneller geworden.

DFB.de: Spielen Sie manchmal im Training noch selbst mit?

Herrlich: Davon halte ich nichts. Als Trainer muss man beobachten und nicht selbst mitspielen. Um mich fit zu halten, laufe ich viel.

DFB.de: Sie waren zuvor schon Bundesliga-, Drittliga- und DFB-Trainer. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Trainerkarriere gesteckt?

Herrlich: Ich habe in meinem Trainerleben schon einige interessante Stationen durchlaufen. Jetzt bin ich glücklich, beim FC Bayern zu sein. Ich bin stolz darauf, dass man mich hier eigenverantwortlich arbeiten lässt. Die Frage nach einer Alternative stellt sich für mich aktuell nicht im Ansatz.