Heike Ullrich: "Endrunde in China wird neue Qualität erreichen"

Die Planungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft vom 10. bis 30. September in China laufen auf vollen Touren. Nach der Gruppenauslosung der Endrunde und der anschließenden Inspektionsreise in die Spielorte weiß man nun genauer, was die amtierenden Welt- und Europameisterinnen vor Ort erwartet.

Im "DFB.de-Gespräch der Woche" unterhielt sich DFB-Redakteur Niels Barnhofer mit Heike Ullrich, der DFB-Abteilungsleiterin Frauenfußball über die gewonnenen Eindrück von der China-Reise und den Stand der WM-Vorbereitungen.

Frage: Ist das WM-Fieber bei Ihnen ausgebrochen?

Heike Ullrich: Ja, nach dem Besuch vor Ort ist die WM noch ein Stück greifbarer geworden. Die Spannung wächst allein schon deshalb, weil man dort auf alle Vertreter der Nationalmannschaften getroffen ist, die dann beim Turnier dabei sein werden. Auch auf organisatorischer Ebene gibt es zwischen den Verbänden einen starken Austausch, der gewinnbringend und fruchtbar für alle ist. Und dabei merkt man, wie sich alle auf das Turnier freuen, wie intensiv sie darauf hinarbeiten.

Frage: Welchen Zweck hat die Reise erfüllt?

Ullrich: Es gab drei Hauptgründe: Zum einen waren wir wegen der Auslosung in Wuhan, die in einer imposanten Zeremonie inszeniert wurde. Zum anderen fand ein WM-Workshop statt, bei dem die FIFA und das lokale Organisationskomitee des chinesischen Fußball-Verbands den Vertretern der Endrundenteilnehmern wichtige Informationen erläuterten. Und zum dritten haben wir eine Inspektionsreise in die Spielorte Wuhan, Hangzhou und Schanghai gemacht. Hier haben wir die Mannschaftsquartiere, die Stadien und die Trainingsgelände gesehen, aber auch ein wenig Atmosphäre in den Städten schnuppern können. Was aber noch wichtiger war, wir konnten unsere Wünsche bei den Veranstaltern hinterlegen.

Frage: Welche Eindrücke haben Sie gesammelt?

Ullrich: Sehr gute. Nachdem ich 2002 das erste Mal nach China gereist bin, war ich eigentlich eher vorsichtig. Ich hatte schon erwartet, dass wir mit dem einen oder anderen offensichtlichen Problem konfrontiert werden würden. So hatten wir gedacht, dass das Thema sportgerechte Ernährung ein Diskussionsthema werden könnte, aber nach dieser Reise habe ich den Eindruck, dass sich die Organisatoren in diesem Punkt sehr gut auf die Gäste eingestellt haben. In den Hotels werden die Mannschaften exzellente Einrichtungen vorfinden, der Standard ist sehr hoch, es handelt sich durchweg um Fünf-Sterne-Hotels, die westlich orientiert sind. Besonders erfreulich für uns ist, dass in unserem Hotel in Schanghai ein deutscher Chefkoch arbeitet. Dennoch werden wir erstmals zusätzlich einen eigenen Mannschaftskoch dabei haben, der uns über den Turnierzeitraum begleiten wird. Es handelt sich dabei um einen chinesischen Koch aus Peking, der dort in einem deutschen Restaurant arbeitet, zwei Jahre in Deutschland ausgebildet wurde und somit auch weiß, wie deutsche Küche schmecken sollte.

Frage: Die FIFA will den Frauenfußball weiter fördern, wird das bei der WM 2007 gelingen?

Ullrich: Ja, das glaube ich schon. Die FIFA und das lokale Organisationskomitee des chinesischen Fußball-Verbands zeigen, dass das Turnier an vielen Stellen eine neue Qualität im Vergleich zu den bisherigen WM-Endrunden aufweisen wird. Das spiegelt sich zum Beispiel darin wieder, dass erstmals ein hohes Preisgeld in Höhe von sechs Millionen US-Dollars ausgelobt wird. Wobei jede Nation garantiert 200.000 US-Dollar erhält, so dass sich jeder Verband eine gezielte Vorbereitung auf das Turnier leisten kann. Auch dass fünf Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees bei der Auslosung in Wuhan vor Ort waren, werte ich als positives Zeichen.

Frage: Wie beurteilen Sie insgesamt den Stand der WM-Vorbereitungen in China?

Ullrich: Die Chinesen sind in der Tat sehr gut vorbereitet. Es gibt kaum noch Punkte, die geklärt werden müssen. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass sie versuchen, einem jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Da sind kompetente Leute engagiert. Das merkt man auch daran, dass sie die Anforderungen der FIFA nicht nur erfüllen, sondern übertreffen wollen. So sind die Einrichtungen vor Ort weltmeisterlich. Die Stadien sind in einem guten Zustand, das kleinste hat eine Kapazität von 34.000 Plätzen und ist damit größer, als im Pflichtenheft angeführt. Oder die Mannschaftsquartiere sind Fünf-Sterne-Hotels, obwohl von der FIFA nur vier Sterne gefordert wurden. In Schanghai haben wir ein Trainingsstadion, in das 18.000 Zuschauer passen. Dort haben wir zufällig den ehemaligen DFB-Trainer Holger Osieck getroffen, der hatte dort am nächsten Tag ein Spiel im Rahmen des AFC-Cups mit den Urawa Red Diamonds.

Frage: Beim Spiel zwischen der Weltauswahl und China im Vorfeld der Auslosung in Wuhan waren 25.000 Zuschauer im Stadion. Haben Sie den Eindruck, dass die WM bei der Bevölkerung ankommen wird?

Ullrich: Ja, das war eine sehr ordentliche Kulisse. Teams, die in Wuhan spielen, dürfen sich auf ein tolles Publikum freuen. Die Leute dort sind unglaublich Fußball-begeistert. Ich hoffe, dass in den anderen Städten eine ähnliche Begeisterung entfacht werden kann. Wir versuchen auch schon einige Fans zu mobilisieren. Über das deutsche Generalkonsulat in Schanghai werden die vielen dort ansässigen deutschen Firmen kontaktiert und auf unsere Spiele hingewiesen. Ansonsten wird die WM auch stark von den Medien gewürdigt. Das haben wir schon jetzt zu spüren bekommen. Auf der Inspektionsreise wurden wir permanent von Journalisten begleitet.

Frage: Wird man mit der WM 2007 ein neues Niveau erreichen?

Ullrich: Davon bin ich überzeugt. Aber nicht nur was die Organisation betrifft. Auch sportlich erwarte ich ein sehr hohes Niveau.

Frage: Werden die gerade gewonnenen Eindrücke auch in die Bewerbung für die WM 2011 einfließen?

Ullrich: Natürlich werden wir diese Eindrücke mit aufnehmen. Die Erfahrungen, die in China gemacht werden, liefern interessante Erkenntnisse für uns. Die WM 2007 wird der Maßstab für die WM 2011 sein. Die Messlatte wird danach höher liegen. Und falls wir den Zuschlag erhalten sollten, hätten wir auch den Ehrgeiz, neue Standards zu setzen.

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Die Planungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft vom 10. bis 30. September in China laufen auf vollen Touren. Nach der Gruppenauslosung der Endrunde und der anschließenden Inspektionsreise in die Spielorte weiß man nun genauer, was die amtierenden Welt- und Europameisterinnen vor Ort erwartet.

Im "DFB.de-Gespräch der Woche" unterhielt sich DFB-Redakteur Niels Barnhofer mit Heike Ullrich, der DFB-Abteilungsleiterin Frauenfußball über die gewonnenen Eindrück von der China-Reise und den Stand der WM-Vorbereitungen.

Frage: Ist das WM-Fieber bei Ihnen ausgebrochen?

Heike Ullrich: Ja, nach dem Besuch vor Ort ist die WM noch ein Stück greifbarer geworden. Die Spannung wächst allein schon deshalb, weil man dort auf alle Vertreter der Nationalmannschaften getroffen ist, die dann beim Turnier dabei sein werden. Auch auf organisatorischer Ebene gibt es zwischen den Verbänden einen starken Austausch, der gewinnbringend und fruchtbar für alle ist. Und dabei merkt man, wie sich alle auf das Turnier freuen, wie intensiv sie darauf hinarbeiten.

Frage: Welchen Zweck hat die Reise erfüllt?

Ullrich: Es gab drei Hauptgründe: Zum einen waren wir wegen der Auslosung in Wuhan, die in einer imposanten Zeremonie inszeniert wurde. Zum anderen fand ein WM-Workshop statt, bei dem die FIFA und das lokale Organisationskomitee des chinesischen Fußball-Verbands den Vertretern der Endrundenteilnehmern wichtige Informationen erläuterten. Und zum dritten haben wir eine Inspektionsreise in die Spielorte Wuhan, Hangzhou und Schanghai gemacht. Hier haben wir die Mannschaftsquartiere, die Stadien und die Trainingsgelände gesehen, aber auch ein wenig Atmosphäre in den Städten schnuppern können. Was aber noch wichtiger war, wir konnten unsere Wünsche bei den Veranstaltern hinterlegen.

Frage: Welche Eindrücke haben Sie gesammelt?

Ullrich: Sehr gute. Nachdem ich 2002 das erste Mal nach China gereist bin, war ich eigentlich eher vorsichtig. Ich hatte schon erwartet, dass wir mit dem einen oder anderen offensichtlichen Problem konfrontiert werden würden. So hatten wir gedacht, dass das Thema sportgerechte Ernährung ein Diskussionsthema werden könnte, aber nach dieser Reise habe ich den Eindruck, dass sich die Organisatoren in diesem Punkt sehr gut auf die Gäste eingestellt haben. In den Hotels werden die Mannschaften exzellente Einrichtungen vorfinden, der Standard ist sehr hoch, es handelt sich durchweg um Fünf-Sterne-Hotels, die westlich orientiert sind. Besonders erfreulich für uns ist, dass in unserem Hotel in Schanghai ein deutscher Chefkoch arbeitet. Dennoch werden wir erstmals zusätzlich einen eigenen Mannschaftskoch dabei haben, der uns über den Turnierzeitraum begleiten wird. Es handelt sich dabei um einen chinesischen Koch aus Peking, der dort in einem deutschen Restaurant arbeitet, zwei Jahre in Deutschland ausgebildet wurde und somit auch weiß, wie deutsche Küche schmecken sollte.

Frage: Die FIFA will den Frauenfußball weiter fördern, wird das bei der WM 2007 gelingen?

Ullrich: Ja, das glaube ich schon. Die FIFA und das lokale Organisationskomitee des chinesischen Fußball-Verbands zeigen, dass das Turnier an vielen Stellen eine neue Qualität im Vergleich zu den bisherigen WM-Endrunden aufweisen wird. Das spiegelt sich zum Beispiel darin wieder, dass erstmals ein hohes Preisgeld in Höhe von sechs Millionen US-Dollars ausgelobt wird. Wobei jede Nation garantiert 200.000 US-Dollar erhält, so dass sich jeder Verband eine gezielte Vorbereitung auf das Turnier leisten kann. Auch dass fünf Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees bei der Auslosung in Wuhan vor Ort waren, werte ich als positives Zeichen.

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Frage: Wie beurteilen Sie insgesamt den Stand der WM-Vorbereitungen in China?

Ullrich: Die Chinesen sind in der Tat sehr gut vorbereitet. Es gibt kaum noch Punkte, die geklärt werden müssen. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass sie versuchen, einem jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Da sind kompetente Leute engagiert. Das merkt man auch daran, dass sie die Anforderungen der FIFA nicht nur erfüllen, sondern übertreffen wollen. So sind die Einrichtungen vor Ort weltmeisterlich. Die Stadien sind in einem guten Zustand, das kleinste hat eine Kapazität von 34.000 Plätzen und ist damit größer, als im Pflichtenheft angeführt. Oder die Mannschaftsquartiere sind Fünf-Sterne-Hotels, obwohl von der FIFA nur vier Sterne gefordert wurden. In Schanghai haben wir ein Trainingsstadion, in das 18.000 Zuschauer passen. Dort haben wir zufällig den ehemaligen DFB-Trainer Holger Osieck getroffen, der hatte dort am nächsten Tag ein Spiel im Rahmen des AFC-Cups mit den Urawa Red Diamonds.

Frage: Beim Spiel zwischen der Weltauswahl und China im Vorfeld der Auslosung in Wuhan waren 25.000 Zuschauer im Stadion. Haben Sie den Eindruck, dass die WM bei der Bevölkerung ankommen wird?

Ullrich: Ja, das war eine sehr ordentliche Kulisse. Teams, die in Wuhan spielen, dürfen sich auf ein tolles Publikum freuen. Die Leute dort sind unglaublich Fußball-begeistert. Ich hoffe, dass in den anderen Städten eine ähnliche Begeisterung entfacht werden kann. Wir versuchen auch schon einige Fans zu mobilisieren. Über das deutsche Generalkonsulat in Schanghai werden die vielen dort ansässigen deutschen Firmen kontaktiert und auf unsere Spiele hingewiesen. Ansonsten wird die WM auch stark von den Medien gewürdigt. Das haben wir schon jetzt zu spüren bekommen. Auf der Inspektionsreise wurden wir permanent von Journalisten begleitet.

Frage: Wird man mit der WM 2007 ein neues Niveau erreichen?

Ullrich: Davon bin ich überzeugt. Aber nicht nur was die Organisation betrifft. Auch sportlich erwarte ich ein sehr hohes Niveau.

Frage: Werden die gerade gewonnenen Eindrücke auch in die Bewerbung für die WM 2011 einfließen?

Ullrich: Natürlich werden wir diese Eindrücke mit aufnehmen. Die Erfahrungen, die in China gemacht werden, liefern interessante Erkenntnisse für uns. Die WM 2007 wird der Maßstab für die WM 2011 sein. Die Messlatte wird danach höher liegen. Und falls wir den Zuschlag erhalten sollten, hätten wir auch den Ehrgeiz, neue Standards zu setzen.