Hegering und Essen: "Große Chance, Potsdam zu überholen"

Plötzlich Nationalmannschaft - beim Duell in Frankreich am 28. Februar (ab 21 Uhr) wird Marina Hegering von der SGS Essen erstmals zum DFB-Kader zählen. Das ist deshalb ein kleines Sportwunder, weil die 28 Jahre alte Verteidigerin wegen einer Fußverletzung fast fünf Jahre ausgefallen ist. Im DFB.de-Interview spricht sie über ihre Leidenszeit und das Verfolgerduell in Potsdam heute (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV und bei Magenta Sport).

DFB.de: Frau Hegering, in dieser Woche sind Sie erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert worden. Wie waren die vergangenen Tage für Sie?

Marina Hegering: Extrem aufregend. Die Bundestrainerin hat es mir am vergangenen Sonntag nach unserem Spiel gegen Hoffenheim persönlich gesagt. Am Mittwoch kam dann auch schriftlich die offizielle Einladung. Ich habe mich einfach riesig gefreut. Es fühlt sich megacool an.

DFB.de: Sie waren schon in Jugendnationalmannschaften dabei - unter anderem haben Sie mit der U 20 vor ein paar Jahren die Weltmeisterschaft gewonnen. Jetzt werden Sie erstmals Teil des A-Teams sein. Was denken Sie darüber?

Hegering: Nach meiner Verletzungsgeschichte hatte ich an die A-Nationalmannschaft für mich persönlich keinen Gedanken mehr verschwendet. Ich war einfach nur glücklich, dass ich überhaupt wieder Fußball spielen konnte - und das auf dem Niveau in der Bundesliga. Das ist keine Selbstverständlichkeit, ich war ja fast fünf Jahre lang ausgefallen. Ich bin glücklich, dass mein Fuß wieder hält. Alles andere ist für mich irgendwie nur Bonus. Vor allem die Geschichte mit der Nationalmannschaft jetzt. Es ist nicht so richtig greifbar. Vor drei Jahren stand ich kurz vor meinem Karriereende, und jetzt das. Es ist einfach unglaublich.

DFB.de: Wieso hat Si die Fußverletzung so lange außer Gefecht gesetzt?

Hegering: Das war anfangs nicht abzusehen. Letztendlich war es so, dass die ursprüngliche Verletzung gar nicht so gravierend war. Aber aufgrund mehrerer Operationen wegen einer Wundheilungsstörung sind meine Sehnen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es waren dann weitere Eingriffe nötig. Und so hat sich die Sache sehr schlecht entwickelt. Eigentlich war der Ursprung der ganzen Geschichte nichts Weltbewegendes. Deshalb war für mich auch klar, dass ich nicht einfach von der Bildfläche verschwinden kann, ohne noch mal da gewesen zu sein. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass es zu Ende sein könnte. Klar gab es auch Zeiten, in denen ich mich gefragt habe, warum ich diesen ganzen Aufwand überhaupt betreibe. Es gab mehr Tiefen als Höhen, deshalb war es nicht immer schön. Aber ich hatte die Unterstützung von vielen Seiten. Das hat mir unglaublich geholfen, den Kopf oben zu halten und nicht aufzugeben. Dennoch war es teilweise echt nicht leicht, positiv zu bleiben.

DFB.de: Welche Antwort haben Sie persönlich auf die Frage gefunden, warum Sie den ganzen Aufwand trotz immer neuer Rückschläge betreiben?

Hegering: Es gibt mehrere Antworten. Die Liebe zum Fußball gehört dazu. Aber auch, dass ich nicht sang- und klanglos aufhören wollte. Wie gesagt, die ursprüngliche Verletzung war eine Bagatelle. Und deswegen wollte ich mir nicht alles kaputt machen lassen.

DFB.de: Sehen Sie die Nominierung nun auch als Lohn, trotz der langen Leidenszeit den Mut nie verloren zu haben?

Hegering: Für mich ist schon die ganze Zeit bei der SGS Essen ein Krönchen. Wir zeigen gute Leistungen und stehen in der Tabelle gut da. Dass ich jetzt noch zur Nationalmannschaft darf, ist das i-Tüpfelchen, ein Bonus, das Dessert nach einem guten Essen. Ich freue mich mega. Gleichzeitig ist es für mich noch unbegreiflich, und so richtig fassen und nachvollziehen kann ich es auch noch nicht. Ich brauche noch einige Tage, um das zu begreifen. Es ist Wahnsinn, was jetzt passiert ist.

DFB.de: Haben Sie sich schon bei Ihren Essener Mannschaftskolleginnen informiert, was auf Sie zukommt?

Hegering: Nein, noch nicht. Dazu war eigentlich noch gar keine Zeit. Meine Mitspielerinnen haben sich riesig gefreut und mir gratuliert. Für tiefergehende Gespräche war noch keine Gelegenheit. Im Training bin ich nicht so der Typ, der die ganze Zeit quatscht. Vor dem Training sind viele immer auf den letzten Drücker da, danach wollen alle nach einem langen Tag schnell nach Hause. Ich denke, dass wir am Wochenende eine lange Rückfahrt im Bus vor uns haben. Da wird sicher etwas Zeit sein, um einige Gespräche zu führen.

DFB.de: Hat Ihr Handy in den vergangenen Tagen und Stunden überhaupt stillgestanden?

Hegering: Sagen wir es mal so: WhatsApp hat sich regelmäßig bei mir gemeldet. Aber das ist ja ein schöner Anlass. Mir sind Gratulationen lieber als Nachrichten, in denen mir die Daumen gedrückt werden, dass ich wieder fit werde.

DFB.de: Mit welchem Ziel reisen Sie dann in ein paar Tagen zur Nationalmannschaft?

Hegering: Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Im Moment überwiegen einfach nur die Freude und der Stolz, dabei zu sein. Und dann werde ich alles geben, um regelmäßig dabei zu sein. Wenn das klappt, ist es überragend. Wenn nicht, ist es auch okay. Ich mache mir keinen Druck, weil ich vorher keine Erwartungen in diese Richtung hatte. Ich spiele das, was ich kann. Wenn es reicht, umso besser. Aber jetzt richtet sich meine Konzentration erst mal auf unsere Partie bei Turbine Potsdam.

DFB.de: Als Vierter gastieren Sie beim Dritten.

Hegering: Es ist eine große Chance für uns, Potsdam zu überholen und auf Rang drei zu springen. Wenn wir bei Turbine gewinnen, sind wir erster Verfolger der beiden Topteams. Ich denke, dass es ein superschweres Spiel wird. In der Hinrunde haben wir 3:2 gewonnen, das werden sie nicht vergessen haben. Zudem hat Turbine am vergangenen Wochenende beim 1. FFC Frankfurt eine 3:1-Führung verspielt und am Ende nur einen Punkt geholt. Die werden ordentlich Wut im Bauch haben und entsprechend motiviert bis in die Haarspitzen sein. Aber darauf sind wir vorbereitet. Ich erwarte eine richtig interessante Partie.

DFB.de: Ihr erstes Pflichtspiel in diesem Jahr war ein 2:2 gegen die TSG Hoffenheim...

Hegering: ... nach 0:2-Rückstand. Insgesamt war unsere Leistung nicht so verkehrt. Leider haben wir am Anfang etwas gepennt und sind ins Hintertreffen geraten. Am Ende hatten wir noch die Möglichkeit, das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen. Das ist nicht gelungen, deshalb müssen wir mit der Punkteteilung leben. Etwas ärgerlich ist das aber im Rückblick schon, weil mehr drin gewesen wäre.

DFB.de: Was ist in dieser Saison insgesamt für Sie und die SGS Essen drin? Vielleicht sogar noch Platz zwei?

Hegering: Nein, Wolfsburg und München sind weg. Die haben neun Punkte Vorsprung auf uns. Das können wir unter normalen Umständen nicht mehr aufholen. Die sollen den Titelgewinn schön unter sich ausmachen. Für uns geht es um Rang drei, das wäre ein riesiger Erfolg. So gut war die SGS Essen in ihrer Geschichte in der Bundesliga noch nie platziert.

DFB.de: Ist denn mittelfristig ein weiterer Schritt nach oben möglich?

Hegering: Schwierig. Wolfsburg und München haben andere Optionen. Es kommt immer auf unseren Kader an. Im diesem Jahr haben wir eine super Mannschaft. Aber wir haben viele junge Spielerinnen. Die SGS Essen ist ja traditionell ein Klub, der seine Talente selbst entwickelt. Ich weiß nicht, was im Sommer passiert. Aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass es wieder einen kleinen Umbruch geben wird.

DFB.de: Wie ist Ihr eigener Anspruch? Ist für Sie ein Wechsel auch noch mal ein Thema?

Hegering: Im Moment steht das für mich nicht zur Debatte. Ich fühle mich richtig wohl in Essen und habe kürzlich ein Haus gekauft. Da müsste schon etwas Großartiges kommen, wenn ich da noch mal ins Grübeln kommen würde.

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Plötzlich Nationalmannschaft - beim Duell in Frankreich am 28. Februar (ab 21 Uhr) wird Marina Hegering von der SGS Essen erstmals zum DFB-Kader zählen. Das ist deshalb ein kleines Sportwunder, weil die 28 Jahre alte Verteidigerin wegen einer Fußverletzung fast fünf Jahre ausgefallen ist. Im DFB.de-Interview spricht sie über ihre Leidenszeit und das Verfolgerduell in Potsdam heute (ab 14 Uhr, live auf DFB-TV und bei Magenta Sport).

DFB.de: Frau Hegering, in dieser Woche sind Sie erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert worden. Wie waren die vergangenen Tage für Sie?

Marina Hegering: Extrem aufregend. Die Bundestrainerin hat es mir am vergangenen Sonntag nach unserem Spiel gegen Hoffenheim persönlich gesagt. Am Mittwoch kam dann auch schriftlich die offizielle Einladung. Ich habe mich einfach riesig gefreut. Es fühlt sich megacool an.

DFB.de: Sie waren schon in Jugendnationalmannschaften dabei - unter anderem haben Sie mit der U 20 vor ein paar Jahren die Weltmeisterschaft gewonnen. Jetzt werden Sie erstmals Teil des A-Teams sein. Was denken Sie darüber?

Hegering: Nach meiner Verletzungsgeschichte hatte ich an die A-Nationalmannschaft für mich persönlich keinen Gedanken mehr verschwendet. Ich war einfach nur glücklich, dass ich überhaupt wieder Fußball spielen konnte - und das auf dem Niveau in der Bundesliga. Das ist keine Selbstverständlichkeit, ich war ja fast fünf Jahre lang ausgefallen. Ich bin glücklich, dass mein Fuß wieder hält. Alles andere ist für mich irgendwie nur Bonus. Vor allem die Geschichte mit der Nationalmannschaft jetzt. Es ist nicht so richtig greifbar. Vor drei Jahren stand ich kurz vor meinem Karriereende, und jetzt das. Es ist einfach unglaublich.

DFB.de: Wieso hat Si die Fußverletzung so lange außer Gefecht gesetzt?

Hegering: Das war anfangs nicht abzusehen. Letztendlich war es so, dass die ursprüngliche Verletzung gar nicht so gravierend war. Aber aufgrund mehrerer Operationen wegen einer Wundheilungsstörung sind meine Sehnen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es waren dann weitere Eingriffe nötig. Und so hat sich die Sache sehr schlecht entwickelt. Eigentlich war der Ursprung der ganzen Geschichte nichts Weltbewegendes. Deshalb war für mich auch klar, dass ich nicht einfach von der Bildfläche verschwinden kann, ohne noch mal da gewesen zu sein. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass es zu Ende sein könnte. Klar gab es auch Zeiten, in denen ich mich gefragt habe, warum ich diesen ganzen Aufwand überhaupt betreibe. Es gab mehr Tiefen als Höhen, deshalb war es nicht immer schön. Aber ich hatte die Unterstützung von vielen Seiten. Das hat mir unglaublich geholfen, den Kopf oben zu halten und nicht aufzugeben. Dennoch war es teilweise echt nicht leicht, positiv zu bleiben.

DFB.de: Welche Antwort haben Sie persönlich auf die Frage gefunden, warum Sie den ganzen Aufwand trotz immer neuer Rückschläge betreiben?

Hegering: Es gibt mehrere Antworten. Die Liebe zum Fußball gehört dazu. Aber auch, dass ich nicht sang- und klanglos aufhören wollte. Wie gesagt, die ursprüngliche Verletzung war eine Bagatelle. Und deswegen wollte ich mir nicht alles kaputt machen lassen.

DFB.de: Sehen Sie die Nominierung nun auch als Lohn, trotz der langen Leidenszeit den Mut nie verloren zu haben?

Hegering: Für mich ist schon die ganze Zeit bei der SGS Essen ein Krönchen. Wir zeigen gute Leistungen und stehen in der Tabelle gut da. Dass ich jetzt noch zur Nationalmannschaft darf, ist das i-Tüpfelchen, ein Bonus, das Dessert nach einem guten Essen. Ich freue mich mega. Gleichzeitig ist es für mich noch unbegreiflich, und so richtig fassen und nachvollziehen kann ich es auch noch nicht. Ich brauche noch einige Tage, um das zu begreifen. Es ist Wahnsinn, was jetzt passiert ist.

DFB.de: Haben Sie sich schon bei Ihren Essener Mannschaftskolleginnen informiert, was auf Sie zukommt?

Hegering: Nein, noch nicht. Dazu war eigentlich noch gar keine Zeit. Meine Mitspielerinnen haben sich riesig gefreut und mir gratuliert. Für tiefergehende Gespräche war noch keine Gelegenheit. Im Training bin ich nicht so der Typ, der die ganze Zeit quatscht. Vor dem Training sind viele immer auf den letzten Drücker da, danach wollen alle nach einem langen Tag schnell nach Hause. Ich denke, dass wir am Wochenende eine lange Rückfahrt im Bus vor uns haben. Da wird sicher etwas Zeit sein, um einige Gespräche zu führen.

DFB.de: Hat Ihr Handy in den vergangenen Tagen und Stunden überhaupt stillgestanden?

Hegering: Sagen wir es mal so: WhatsApp hat sich regelmäßig bei mir gemeldet. Aber das ist ja ein schöner Anlass. Mir sind Gratulationen lieber als Nachrichten, in denen mir die Daumen gedrückt werden, dass ich wieder fit werde.

DFB.de: Mit welchem Ziel reisen Sie dann in ein paar Tagen zur Nationalmannschaft?

Hegering: Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Im Moment überwiegen einfach nur die Freude und der Stolz, dabei zu sein. Und dann werde ich alles geben, um regelmäßig dabei zu sein. Wenn das klappt, ist es überragend. Wenn nicht, ist es auch okay. Ich mache mir keinen Druck, weil ich vorher keine Erwartungen in diese Richtung hatte. Ich spiele das, was ich kann. Wenn es reicht, umso besser. Aber jetzt richtet sich meine Konzentration erst mal auf unsere Partie bei Turbine Potsdam.

DFB.de: Als Vierter gastieren Sie beim Dritten.

Hegering: Es ist eine große Chance für uns, Potsdam zu überholen und auf Rang drei zu springen. Wenn wir bei Turbine gewinnen, sind wir erster Verfolger der beiden Topteams. Ich denke, dass es ein superschweres Spiel wird. In der Hinrunde haben wir 3:2 gewonnen, das werden sie nicht vergessen haben. Zudem hat Turbine am vergangenen Wochenende beim 1. FFC Frankfurt eine 3:1-Führung verspielt und am Ende nur einen Punkt geholt. Die werden ordentlich Wut im Bauch haben und entsprechend motiviert bis in die Haarspitzen sein. Aber darauf sind wir vorbereitet. Ich erwarte eine richtig interessante Partie.

DFB.de: Ihr erstes Pflichtspiel in diesem Jahr war ein 2:2 gegen die TSG Hoffenheim...

Hegering: ... nach 0:2-Rückstand. Insgesamt war unsere Leistung nicht so verkehrt. Leider haben wir am Anfang etwas gepennt und sind ins Hintertreffen geraten. Am Ende hatten wir noch die Möglichkeit, das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen. Das ist nicht gelungen, deshalb müssen wir mit der Punkteteilung leben. Etwas ärgerlich ist das aber im Rückblick schon, weil mehr drin gewesen wäre.

DFB.de: Was ist in dieser Saison insgesamt für Sie und die SGS Essen drin? Vielleicht sogar noch Platz zwei?

Hegering: Nein, Wolfsburg und München sind weg. Die haben neun Punkte Vorsprung auf uns. Das können wir unter normalen Umständen nicht mehr aufholen. Die sollen den Titelgewinn schön unter sich ausmachen. Für uns geht es um Rang drei, das wäre ein riesiger Erfolg. So gut war die SGS Essen in ihrer Geschichte in der Bundesliga noch nie platziert.

DFB.de: Ist denn mittelfristig ein weiterer Schritt nach oben möglich?

Hegering: Schwierig. Wolfsburg und München haben andere Optionen. Es kommt immer auf unseren Kader an. Im diesem Jahr haben wir eine super Mannschaft. Aber wir haben viele junge Spielerinnen. Die SGS Essen ist ja traditionell ein Klub, der seine Talente selbst entwickelt. Ich weiß nicht, was im Sommer passiert. Aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass es wieder einen kleinen Umbruch geben wird.

DFB.de: Wie ist Ihr eigener Anspruch? Ist für Sie ein Wechsel auch noch mal ein Thema?

Hegering: Im Moment steht das für mich nicht zur Debatte. Ich fühle mich richtig wohl in Essen und habe kürzlich ein Haus gekauft. Da müsste schon etwas Großartiges kommen, wenn ich da noch mal ins Grübeln kommen würde.

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