Havertz übers Türkei-Spiel: "Pure Vorfreude"

Zum Jahresabschluss trifft die deutsche Nationalmannschaft am Samstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Berlin auf die Türkei und am Dienstag (ab 20,45, live im ZDF) in Wien auf Österreich. Mit dabei ist auch wieder Mittelfeldspieler Kai Havertz. Der 24-Jährige war im Oktober Teil des Kaders, der zusammen mit dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann in die USA reiste. Mit DFB.de spricht der 40-malige Nationalspieler vom FC Arsenal über seine Liebe zum Spiel, das Duell gegen die Türkei und den Start unter dem neuen Bundestrainer.

DFB.de: Kürzlich ist der offizielle Spielball für die Europameisterschaft in Deutschland vorgestellt worden. Er trägt den Namen FUSSBALLLIEBE. Wissen Sie noch, wann die Fußballliebe Sie erwischt hat?

Kai Havertz: Sehr früh auf jeden Fall. Ich habe mit vier Jahren angefangen, auch im Verein Fußball zu spielen. Seit dieser Zeit spüre ich die Liebe zum Fußball. Also seitdem ich denken kann. Der Ball von der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist tatsächlich auch der erste richtige Ball, an den ich mich erinnern kann.

DFB.de: Haben Sie dieses Gefühl von damals noch, oder schwindet das mit der Zeit? Oder wird die Liebe sogar noch stärker, wenn das überhaupt geht?

Havertz: Das Gefühl wird anders. Früher war es eine sehr, sehr krasse Liebe zu dem Hobby, das ich hatte, zum Sport. Heute ist der Fußball auch ein Job, in dem man auch mal schlechte Tage hat, wie jeder andere auch in seinem Beruf. Aber die Liebe zum Fußball wird niemals verschwinden. Die spürt man vor allem dann wieder, wenn man vor den vielen Fans im Stadion stehen und Fußball spielen darf.

DFB.de: Fußball ist also nach all den Jahren immer noch mehr Liebe als Beruf?

Havertz: Auf jeden Fall! Es gibt natürlich auch schwere Phasen, in denen man mit sich hadert. Aber die Liebe zum Sport, zum Fußball, zum Spiel – die ist immer da.

DFB.de: Was hilft Ihnen, sich in schweren Phasen durchzubeißen?

Havertz: Meine Familie, meine Verlobte, die immer für mich da sind. Die Menschen in meinem engsten Umfeld, die mich auffangen, und deren Meinung am Ende am meisten für mich zählt. Was die Menschen, die ganz nah an mir dran sind, über mich denken und mir raten, ist das Wichtigste.

DFB.de: Wenn es sehr früh, sehr steil bergauf geht wie in Ihrer Karriere, kennt man dann überhaupt Rückschläge? Oder gibt es welche, die man mit dem Blick von außen einfach nicht wahrnimmt?

Havertz: Meine ersten Profijahre verliefen sehr, sehr positiv für mich und vergingen wie im Flug. Aber es gab auch Zeiten, die hart waren. In Leverkusen hatte ich mal eine Phase, in der es ein halbes Jahr lang nicht so gut lief, in der ich nicht getroffen habe und die Fans unzufrieden wurden. Das Leben ist ein Auf und Ab. Man muss eine gesunde Mitte finden, dass man sich nicht so gut macht, wenn es gut läuft, aber auch nicht denkt, dass man der Schlechteste ist, wenn es mal nicht so gut läuft. Man sollte seine Linie beibehalten.

DFB.de: Trotzdem bringt das Fußballgeschäft manche Herausforderung mit sich. Vor zwei Jahren haben Sie mal über kritische Headlines gesagt: "Timo Werner und ich ziehen uns manchmal gegenseitig mit den Schlagzeilen auf, aber wenn man später allein zu Hause sitzt, ist es dann nicht mehr ganz so lustig." Wie nehmen Sie wahr, was über Kai Havertz geschrieben wird?

Havertz: Ich verfolge es nicht aktiv. Aber man stößt natürlich trotzdem ständig drauf. Ich kann und will auch gar nicht die Augen verschließen. Aber es bringt mir mehr, wenn ich mich auf meine Leistung konzentriere. So kann ich am meisten beeinflussen.

DFB.de: Weil wir zu Beginn das Thema Liebe hatten: Am Samstag treffen Sie in Berlin auf die Türkei. Deutschland und die Türkei sind zwei Nationen, die den Fußball lieben. Die Tickets waren schnell vergriffen, es wird sicher sehr emotional zugehen im Olympiastadion. Sie sind es aus England gewohnt, dass es laut und stimmungsvoll zugeht. Freuen Sie sich besonders auf solche Spiele, oder haben Sie vor der Kulisse auch ein bisschen Respekt?

Havertz: Da ist pure Vorfreude. So ein Kribbeln vor dem Spiel tut immer gut. Beide Länder sind fußballverrückt, haben eine große Historie. Dann in so einem Stadion, vor so einer Kulisse, mit einer super Stimmung spielen zu dürfen – das wird etwas Besonderes. Ich schaue mit großer Vorfreude auf solche Spiele. Denn ich weiß, dass man es in 20 Jahren bereuen würde, wenn man sich darauf nicht freuen und so eine Partie nicht genießen würde.

DFB.de: Ihren Kumpel Julian Brandt hat der Neustart unter Bundestrainer Julian Nagelsmann sehr positiv gestimmt, "sogar euphorisch", wie er gerade gesagt hat. Wie zuversichtlich blicken Sie voraus?

Havertz: Sehr zuversichtlich. Wir haben in den ersten beiden Spielen ansatzweise gezeigt, wo unser Weg hoffentlich hinführen wird. Wir haben eine super Mannschaft, es ist unsere Aufgabe, unser Können, unsere Leistung auf den Platz zu bringen. Wir wollen offensiven Fußball spielen, wir haben viele offensivstarke Spieler. Wenn wir miteinander harmonieren, werden wir erfolgreich Fußball spielen. Und über den Fußball hoffentlich wieder Euphorie entfachen - auch wenn das schwer ist, obwohl es sich so einfach sagt.

DFB.de: Berlin ist auch der Finalort der EURO 2024. Können Sie sich daran erinnern, wie Sie früher die Europameisterschaften verfolgt haben?

Havertz: Die WM 2006 ist das erste Turnier, an das ich mich erinnern kann. Ich habe aber natürlich jedes Turnier geschaut, ob WM oder EM oder die Champions League. Immer zusammen mit meiner Familie, mit meinem Bruder und meinem Vater auf der Couch. Wir haben eigentlich jedes Spiel verfolgt. Die beiden machen das immer noch – und ich darf in manch einem Spiel auf dem Platz stehen.

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Zum Jahresabschluss trifft die deutsche Nationalmannschaft am Samstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Berlin auf die Türkei und am Dienstag (ab 20,45, live im ZDF) in Wien auf Österreich. Mit dabei ist auch wieder Mittelfeldspieler Kai Havertz. Der 24-Jährige war im Oktober Teil des Kaders, der zusammen mit dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann in die USA reiste. Mit DFB.de spricht der 40-malige Nationalspieler vom FC Arsenal über seine Liebe zum Spiel, das Duell gegen die Türkei und den Start unter dem neuen Bundestrainer.

DFB.de: Kürzlich ist der offizielle Spielball für die Europameisterschaft in Deutschland vorgestellt worden. Er trägt den Namen FUSSBALLLIEBE. Wissen Sie noch, wann die Fußballliebe Sie erwischt hat?

Kai Havertz: Sehr früh auf jeden Fall. Ich habe mit vier Jahren angefangen, auch im Verein Fußball zu spielen. Seit dieser Zeit spüre ich die Liebe zum Fußball. Also seitdem ich denken kann. Der Ball von der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist tatsächlich auch der erste richtige Ball, an den ich mich erinnern kann.

DFB.de: Haben Sie dieses Gefühl von damals noch, oder schwindet das mit der Zeit? Oder wird die Liebe sogar noch stärker, wenn das überhaupt geht?

Havertz: Das Gefühl wird anders. Früher war es eine sehr, sehr krasse Liebe zu dem Hobby, das ich hatte, zum Sport. Heute ist der Fußball auch ein Job, in dem man auch mal schlechte Tage hat, wie jeder andere auch in seinem Beruf. Aber die Liebe zum Fußball wird niemals verschwinden. Die spürt man vor allem dann wieder, wenn man vor den vielen Fans im Stadion stehen und Fußball spielen darf.

DFB.de: Fußball ist also nach all den Jahren immer noch mehr Liebe als Beruf?

Havertz: Auf jeden Fall! Es gibt natürlich auch schwere Phasen, in denen man mit sich hadert. Aber die Liebe zum Sport, zum Fußball, zum Spiel – die ist immer da.

DFB.de: Was hilft Ihnen, sich in schweren Phasen durchzubeißen?

Havertz: Meine Familie, meine Verlobte, die immer für mich da sind. Die Menschen in meinem engsten Umfeld, die mich auffangen, und deren Meinung am Ende am meisten für mich zählt. Was die Menschen, die ganz nah an mir dran sind, über mich denken und mir raten, ist das Wichtigste.

DFB.de: Wenn es sehr früh, sehr steil bergauf geht wie in Ihrer Karriere, kennt man dann überhaupt Rückschläge? Oder gibt es welche, die man mit dem Blick von außen einfach nicht wahrnimmt?

Havertz: Meine ersten Profijahre verliefen sehr, sehr positiv für mich und vergingen wie im Flug. Aber es gab auch Zeiten, die hart waren. In Leverkusen hatte ich mal eine Phase, in der es ein halbes Jahr lang nicht so gut lief, in der ich nicht getroffen habe und die Fans unzufrieden wurden. Das Leben ist ein Auf und Ab. Man muss eine gesunde Mitte finden, dass man sich nicht so gut macht, wenn es gut läuft, aber auch nicht denkt, dass man der Schlechteste ist, wenn es mal nicht so gut läuft. Man sollte seine Linie beibehalten.

DFB.de: Trotzdem bringt das Fußballgeschäft manche Herausforderung mit sich. Vor zwei Jahren haben Sie mal über kritische Headlines gesagt: "Timo Werner und ich ziehen uns manchmal gegenseitig mit den Schlagzeilen auf, aber wenn man später allein zu Hause sitzt, ist es dann nicht mehr ganz so lustig." Wie nehmen Sie wahr, was über Kai Havertz geschrieben wird?

Havertz: Ich verfolge es nicht aktiv. Aber man stößt natürlich trotzdem ständig drauf. Ich kann und will auch gar nicht die Augen verschließen. Aber es bringt mir mehr, wenn ich mich auf meine Leistung konzentriere. So kann ich am meisten beeinflussen.

DFB.de: Weil wir zu Beginn das Thema Liebe hatten: Am Samstag treffen Sie in Berlin auf die Türkei. Deutschland und die Türkei sind zwei Nationen, die den Fußball lieben. Die Tickets waren schnell vergriffen, es wird sicher sehr emotional zugehen im Olympiastadion. Sie sind es aus England gewohnt, dass es laut und stimmungsvoll zugeht. Freuen Sie sich besonders auf solche Spiele, oder haben Sie vor der Kulisse auch ein bisschen Respekt?

Havertz: Da ist pure Vorfreude. So ein Kribbeln vor dem Spiel tut immer gut. Beide Länder sind fußballverrückt, haben eine große Historie. Dann in so einem Stadion, vor so einer Kulisse, mit einer super Stimmung spielen zu dürfen – das wird etwas Besonderes. Ich schaue mit großer Vorfreude auf solche Spiele. Denn ich weiß, dass man es in 20 Jahren bereuen würde, wenn man sich darauf nicht freuen und so eine Partie nicht genießen würde.

DFB.de: Ihren Kumpel Julian Brandt hat der Neustart unter Bundestrainer Julian Nagelsmann sehr positiv gestimmt, "sogar euphorisch", wie er gerade gesagt hat. Wie zuversichtlich blicken Sie voraus?

Havertz: Sehr zuversichtlich. Wir haben in den ersten beiden Spielen ansatzweise gezeigt, wo unser Weg hoffentlich hinführen wird. Wir haben eine super Mannschaft, es ist unsere Aufgabe, unser Können, unsere Leistung auf den Platz zu bringen. Wir wollen offensiven Fußball spielen, wir haben viele offensivstarke Spieler. Wenn wir miteinander harmonieren, werden wir erfolgreich Fußball spielen. Und über den Fußball hoffentlich wieder Euphorie entfachen - auch wenn das schwer ist, obwohl es sich so einfach sagt.

DFB.de: Berlin ist auch der Finalort der EURO 2024. Können Sie sich daran erinnern, wie Sie früher die Europameisterschaften verfolgt haben?

Havertz: Die WM 2006 ist das erste Turnier, an das ich mich erinnern kann. Ich habe aber natürlich jedes Turnier geschaut, ob WM oder EM oder die Champions League. Immer zusammen mit meiner Familie, mit meinem Bruder und meinem Vater auf der Couch. Wir haben eigentlich jedes Spiel verfolgt. Die beiden machen das immer noch – und ich darf in manch einem Spiel auf dem Platz stehen.

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