Froese und Havelse: "Mit viel Leidenschaft" gegen Berlin

Im neunten Anlauf hat es geklappt. Der TSV Havelse machte mit dem 1:0 gegen den FC Viktoria Köln seinen ersten Sieg in der 3. Liga perfekt. Mit seinem verwandelten Foulelfmeter schrieb Kianz Froese für den Aufsteiger Vereinsgeschichte. Im DFB.de-Interview spricht der 25 Jahre alte Kanadier mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über sein Siegtor und das Aufsteigerduell heute (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport) beim FC Viktoria 1899 Berlin.

DFB.de: Sie sind der erste Siegtorschütze in der 3. Liga für den TSV Havelse. Wie hört sich das für Sie an, Herr Froese?

Kianz Froese: Definitiv gut. Vor allem hat es sich aber auch gut angefühlt, die drei Punkte einzufahren. Wir mussten lange auf diesen Moment warten, haben hart dafür gearbeitet und sind endlich belohnt worden. Das war ein wichtiger Abend.

DFB.de: Ihr Treffer gelang per Foulelfmeter. Waren Sie bei der Ausführung nervös?

Froese: Ich habe schon in anderen Momenten Elfmeter geschossen, daher war Nervosität kein Problem. Ich beobachte meistens den Torhüter, bevor ich mich für eine Ecke entscheide. Nachdem der Ball drin war, musste meine Freude einfach raus. In den acht Partien zuvor waren wir noch nie in Führung gegangen.

DFB.de: Was war entscheidend, um gegen Viktoria Köln als Sieger hervorzugehen?

Froese: Auch nach der Führung hatte unser Drang, nach vorne zu spielen, nicht nachgelassen. Wir haben an unserem Spielplan festgehalten, sind weiterhin mutig aufgetreten. Ein großes Lob geht auch an die Spieler, die eingewechselt wurden. Sie haben für eine zweite Wucht gesorgt.

DFB.de: In die Saison war der TSV mit sieben Niederlagen in Folge gestartet. Mal ehrlich: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, dennoch positiv zu bleiben?

Froese: Das war mental schon anstrengend. Es ist vermutlich normal, dass man sich in solchen Situationen mehr Gedanken macht. Wir haben aber mit jedem Spiel besser als Mannschaft zusammengefunden und uns Schritt für Schritt entwickelt. Mit dem ersten Sieg sind wir jetzt auch bei den Ergebnissen endlich in der 3. Liga angekommen.

DFB.de: Sie kamen erst nach dem Saisonstart zur Mannschaft. Was hatte Sie von einem Wechsel überzeugt?

Froese: Nach meinem Vertragsende beim 1. FC Saarbrücken wollte ich unbedingt weiterhin in der 3. Liga spielen. Beim TSV Havelse hatte ich mit Trainer Rüdiger Ziehl gute Gespräche. Dieser Eindruck hat sich bestätigt, als ich für einige Tage mit der Mannschaft trainiert habe.

DFB.de: Wie haben Sie die Zeit ohne Verein verbracht?

Froese: Ich habe - länger als sonst - meinen Urlaub bei meiner Familie auf Kuba verbracht und die Zeit mir ihr genossen. Außerdem betreibe ich dort seit einiger Zeit eine eigene Kaffeeplantage. Wir wollten in Kuba eine Farm kaufen. Auf dem Gelände, für das wir uns entschieden hatten, waren bereits einige Kaffeepflanzen. Als wir gemerkt haben, dass der Anbau gut funktioniert, haben wir das Feld erweitert. Außerdem bin ich in Toronto - ich bin in Kanada aufgewachsen - Teilhaber eines Restaurants. Die Karriere als Fußballer ist verhältnismäßig kurz. Ich spiele Fußball aus Liebe zum Sport. Die Zeit will ich auch nutzen, um mich als Mensch weiterzuentwickeln. Daher beschäftige ich mich auch leidenschaftlich mit Dingen abseits des Platzes. Da bin ich mit Herzblut dabei.

DFB.de: Über die Vancouver Whitecaps kamen Sie im Januar 2017 nach Deutschland. War es schon immer ein Ziel von Ihnen, in Europa zu spielen?

Froese: Schon als Kind hatte ich den Traum, eines Tages in Deutschland zu spielen. Ich wurde oft gefragt. Warum unbedingt Deutschland? Das konnte ich damals nicht wirklich beantworten. Mittlerweile kann ich aber sagen: Der Fußball hier ist ein ganz anderer, taktisch habe ich enorm viel gelernt. Dazu fühle ich mich auch privat hier sehr wohl. Obwohl in Kanada und Kuba Sportarten wie Eishockey oder Baseball deutlich größer sind, wollte ich immer Fußballer werden. In den anderen Sportarten war ich auch nicht so gut. (lacht) Mein Vater hat mich bei diesem Wunsch bedingungslos unterstützt. So habe ich sogar zwei Länderspiele für Kanada absolviert. In der Zwischenzeit hat sich die Qualität der Nationalmannschaft deutlich gesteigert. Spieler wie Alphonso Davies vom FC Bayern München sind das beste Beispiel. Daher sind weitere Länderspiele derzeit weit weg. Die Hoffnung ist aber weiterhin da. Und im Fußball weiß man nie.

DFB.de: Bei Fortuna Düsseldorf hatten Sie einen Profivertrag bekommen. Was fehlte zu einem Pflichtspieleinsatz?

Froese: Für eine Verletzung gibt es zwar ohnehin keine guten Zeitpunkte, aber mich hatte es auch zu einem besonders schlechten Moment am Syndesmoseband erwischt. Dadurch bin ich vier Monate lang ausgefallen, während die Mannschaft den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Das Team wurde nach dem Aufstieg noch weiter verstärkt. Trainer Friedhelm Funkel sagte zwar, dass ich eine Chance bekomme, wenn ich zur Vorbereitung wieder fit bin. Das hatte zeitlich aber leider nicht ganz geklappt. Als ich dann nach meiner langen Verletzung wieder fit war, ist mein Vater gestorben. Damit kam ich lange Zeit nicht klar. Ich bin aber auch stolz darauf, wie es danach gelaufen ist. Mit dem 1. FC Saarbrücken bin ich nicht nur in die 3. Liga aufgestiegen, wir haben auch eine überragende Runde im DFB-Pokal gespielt. Vor allem die Pokalabende mit den leidenschaftlichen Fans gegen die favorisierten Bundesligisten haben gezeigt, warum man gerne Fußballer ist.

DFB.de: Mit dem TSV Havelse beträgt auch nach dem ersten Saisonsieg der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz immer noch fünf Punkte. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Froese: Da auch viele Konkurrenten um den Klassenverbleib gepunktet haben, ist der Vorteil unseres Sieges nicht ganz so groß, wie er sein könnte. Wir sollten aber nicht zu sehr auf die Tabelle schauen und stattdessen den Fokus auf unsere Fortschritte legen. Wir wollen jeden Tag noch besser werden.

DFB.de: Nun geht es zum Aufsteigerduell beim gut gestarteten FC Viktoria Berlin. Welche Erwartungen haben Sie?

Froese: Durch unseren Sieg können wir mit Selbstbewusstsein auftreten. Wir gehen mit der Überzeugung ins Spiel, auch gegen die Berliner unseren Plan durchziehen zu können. Das bedeutet: Mit viel Leidenschaft in die Partie gehen und bereit sein, viele intensive Zweikämpfe zu führen, füreinander auf dem Platz da zu sein. Wenn uns das an dem Tag gelingt, können wir das Ergebnis erneut auf unsere Seite ziehen.

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Im neunten Anlauf hat es geklappt. Der TSV Havelse machte mit dem 1:0 gegen den FC Viktoria Köln seinen ersten Sieg in der 3. Liga perfekt. Mit seinem verwandelten Foulelfmeter schrieb Kianz Froese für den Aufsteiger Vereinsgeschichte. Im DFB.de-Interview spricht der 25 Jahre alte Kanadier mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über sein Siegtor und das Aufsteigerduell heute (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport) beim FC Viktoria 1899 Berlin.

DFB.de: Sie sind der erste Siegtorschütze in der 3. Liga für den TSV Havelse. Wie hört sich das für Sie an, Herr Froese?

Kianz Froese: Definitiv gut. Vor allem hat es sich aber auch gut angefühlt, die drei Punkte einzufahren. Wir mussten lange auf diesen Moment warten, haben hart dafür gearbeitet und sind endlich belohnt worden. Das war ein wichtiger Abend.

DFB.de: Ihr Treffer gelang per Foulelfmeter. Waren Sie bei der Ausführung nervös?

Froese: Ich habe schon in anderen Momenten Elfmeter geschossen, daher war Nervosität kein Problem. Ich beobachte meistens den Torhüter, bevor ich mich für eine Ecke entscheide. Nachdem der Ball drin war, musste meine Freude einfach raus. In den acht Partien zuvor waren wir noch nie in Führung gegangen.

DFB.de: Was war entscheidend, um gegen Viktoria Köln als Sieger hervorzugehen?

Froese: Auch nach der Führung hatte unser Drang, nach vorne zu spielen, nicht nachgelassen. Wir haben an unserem Spielplan festgehalten, sind weiterhin mutig aufgetreten. Ein großes Lob geht auch an die Spieler, die eingewechselt wurden. Sie haben für eine zweite Wucht gesorgt.

DFB.de: In die Saison war der TSV mit sieben Niederlagen in Folge gestartet. Mal ehrlich: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, dennoch positiv zu bleiben?

Froese: Das war mental schon anstrengend. Es ist vermutlich normal, dass man sich in solchen Situationen mehr Gedanken macht. Wir haben aber mit jedem Spiel besser als Mannschaft zusammengefunden und uns Schritt für Schritt entwickelt. Mit dem ersten Sieg sind wir jetzt auch bei den Ergebnissen endlich in der 3. Liga angekommen.

DFB.de: Sie kamen erst nach dem Saisonstart zur Mannschaft. Was hatte Sie von einem Wechsel überzeugt?

Froese: Nach meinem Vertragsende beim 1. FC Saarbrücken wollte ich unbedingt weiterhin in der 3. Liga spielen. Beim TSV Havelse hatte ich mit Trainer Rüdiger Ziehl gute Gespräche. Dieser Eindruck hat sich bestätigt, als ich für einige Tage mit der Mannschaft trainiert habe.

DFB.de: Wie haben Sie die Zeit ohne Verein verbracht?

Froese: Ich habe - länger als sonst - meinen Urlaub bei meiner Familie auf Kuba verbracht und die Zeit mir ihr genossen. Außerdem betreibe ich dort seit einiger Zeit eine eigene Kaffeeplantage. Wir wollten in Kuba eine Farm kaufen. Auf dem Gelände, für das wir uns entschieden hatten, waren bereits einige Kaffeepflanzen. Als wir gemerkt haben, dass der Anbau gut funktioniert, haben wir das Feld erweitert. Außerdem bin ich in Toronto - ich bin in Kanada aufgewachsen - Teilhaber eines Restaurants. Die Karriere als Fußballer ist verhältnismäßig kurz. Ich spiele Fußball aus Liebe zum Sport. Die Zeit will ich auch nutzen, um mich als Mensch weiterzuentwickeln. Daher beschäftige ich mich auch leidenschaftlich mit Dingen abseits des Platzes. Da bin ich mit Herzblut dabei.

DFB.de: Über die Vancouver Whitecaps kamen Sie im Januar 2017 nach Deutschland. War es schon immer ein Ziel von Ihnen, in Europa zu spielen?

Froese: Schon als Kind hatte ich den Traum, eines Tages in Deutschland zu spielen. Ich wurde oft gefragt. Warum unbedingt Deutschland? Das konnte ich damals nicht wirklich beantworten. Mittlerweile kann ich aber sagen: Der Fußball hier ist ein ganz anderer, taktisch habe ich enorm viel gelernt. Dazu fühle ich mich auch privat hier sehr wohl. Obwohl in Kanada und Kuba Sportarten wie Eishockey oder Baseball deutlich größer sind, wollte ich immer Fußballer werden. In den anderen Sportarten war ich auch nicht so gut. (lacht) Mein Vater hat mich bei diesem Wunsch bedingungslos unterstützt. So habe ich sogar zwei Länderspiele für Kanada absolviert. In der Zwischenzeit hat sich die Qualität der Nationalmannschaft deutlich gesteigert. Spieler wie Alphonso Davies vom FC Bayern München sind das beste Beispiel. Daher sind weitere Länderspiele derzeit weit weg. Die Hoffnung ist aber weiterhin da. Und im Fußball weiß man nie.

DFB.de: Bei Fortuna Düsseldorf hatten Sie einen Profivertrag bekommen. Was fehlte zu einem Pflichtspieleinsatz?

Froese: Für eine Verletzung gibt es zwar ohnehin keine guten Zeitpunkte, aber mich hatte es auch zu einem besonders schlechten Moment am Syndesmoseband erwischt. Dadurch bin ich vier Monate lang ausgefallen, während die Mannschaft den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Das Team wurde nach dem Aufstieg noch weiter verstärkt. Trainer Friedhelm Funkel sagte zwar, dass ich eine Chance bekomme, wenn ich zur Vorbereitung wieder fit bin. Das hatte zeitlich aber leider nicht ganz geklappt. Als ich dann nach meiner langen Verletzung wieder fit war, ist mein Vater gestorben. Damit kam ich lange Zeit nicht klar. Ich bin aber auch stolz darauf, wie es danach gelaufen ist. Mit dem 1. FC Saarbrücken bin ich nicht nur in die 3. Liga aufgestiegen, wir haben auch eine überragende Runde im DFB-Pokal gespielt. Vor allem die Pokalabende mit den leidenschaftlichen Fans gegen die favorisierten Bundesligisten haben gezeigt, warum man gerne Fußballer ist.

DFB.de: Mit dem TSV Havelse beträgt auch nach dem ersten Saisonsieg der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz immer noch fünf Punkte. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Froese: Da auch viele Konkurrenten um den Klassenverbleib gepunktet haben, ist der Vorteil unseres Sieges nicht ganz so groß, wie er sein könnte. Wir sollten aber nicht zu sehr auf die Tabelle schauen und stattdessen den Fokus auf unsere Fortschritte legen. Wir wollen jeden Tag noch besser werden.

DFB.de: Nun geht es zum Aufsteigerduell beim gut gestarteten FC Viktoria Berlin. Welche Erwartungen haben Sie?

Froese: Durch unseren Sieg können wir mit Selbstbewusstsein auftreten. Wir gehen mit der Überzeugung ins Spiel, auch gegen die Berliner unseren Plan durchziehen zu können. Das bedeutet: Mit viel Leidenschaft in die Partie gehen und bereit sein, viele intensive Zweikämpfe zu führen, füreinander auf dem Platz da zu sein. Wenn uns das an dem Tag gelingt, können wir das Ergebnis erneut auf unsere Seite ziehen.

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