Hannes Löhr: "Ich habe noch viel vor"

2015 neigt sich dem Ende entgegen. Für Hannes Löhr war es ein sehr schönes, aber auch sehr schweres Jahr. Im DFB.de-Interview spricht der 20-malige deutsche Nationalspieler über seinen Schlaganfall im Frühjahr. Er erzählt, wie es ihm heute geht und was für ihn das größte Glück in den vergangenen Monaten war.

Aber natürlich redet der 73-Jährige auch über seine größte Leidenschaft – über den Fußball, über den 1. FC Köln, über die deutsche Nationalmannschaft. Und über die Olympischen Spiele im Sommer in Rio. Schließlich ist nach 1988 endlich mal wieder eine deutsche Auswahl dabei. Warum das gerade für Löhr so wichtig ist? Weil er die Mannschaft 1988 zur Bronzemedaille geführt hat.

DFB.de: Herr Löhr, 2015 neigt sich dem Ende entgegen. Wie haben Sie das vergangene Jahr erlebt?

Hannes Löhr: Für mich persönlich war es ein sehr schönes, aber auch ein sehr schwieriges Jahr. Da ich aber grundsätzlich die guten Dinge in meinem Leben in den Mittelpunkt stelle, überwiegt ganz eindeutig das Positive. Sie werden fragen, was ich meine. Ich kann es Ihnen gerne sagen: Meine Tochter hat geheiratet und ich habe ein tolles Enkelkind bekommen. Das ist einfach großartig. Es macht riesige Freude, so einen kleinen Menschen wachsen zu sehen.

DFB.de: Aber es gab auch Rückschläge.

Löhr: Natürlich, die gehören zum Leben dazu. Ich hätte darauf gut und gerne verzichten können. Das Leben ist allerdings kein Wunschkonzert. Mir ist aber insgesamt schon bewusst, dass es der liebe Gott bisher sehr, sehr gut mit mir gemeint hat.

DFB.de: Sie hatten im Frühjahr eine Lungenentzündung, dann einen Schlaganfall. Wie geht es Ihnen heute?

Löhr: Eigentlich wieder ganz gut. Besonders in den vergangenen sechs bis acht Wochen habe ich kleine, aber wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht. Sie merken ja, dass ich keinerlei Probleme mit der Aussprache habe. Auch die Fortbewegung klappt problemlos, da ist zum Glück nichts zurückgeblieben. Was mein Sichtfeld betrifft, habe ich einige Einschränkungen. Aber das ist alles zu verkraften. Ich würde mich freuen, wenn ich im kommenden Jahr wieder ein bisschen Golf spielen könnte. Dann wäre ich restlos zufrieden.

DFB.de: War dieser Heilungsverlauf so abzusehen?

Löhr: Nein, überhaupt nicht. Auch hier muss ich ganz klar sagen, dass ich Glück im Unglück und einen Schutzengel hatte. Alleine schon, dass ich den Schlaganfall praktisch vor der Tür meines Hausarztes bekommen habe, war Schicksal. Wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre, wenn mir das alleine zu Hause passiert wäre. Dennoch gab es immer wieder auch Rückschläge. Da wusste man nicht, wie die Sache enden würde. Aber es ist alles gut geworden.

DFB.de: Haben Sie noch Erinnerungen an den Schlaganfall?

Löhr: Ja, auch jeden Fall. Ich weiß noch, wie ich auf dem Bürgersteig zusammengebrochen bin. Wie gesagt, ich war gerade auf dem Weg zu meinem Hausarzt und wollte die paar Treppen zu seiner Praxis hochgehen, dann ist es passiert. Ich weiß auch noch, wie ich im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden bin. Dort bin ich herausragend behandelt worden. Ich danke allen Ärzten für Ihren Einsatz. Viele Menschen haben mir das Leben gerettet.

DFB.de: Hatte der Schlaganfall etwas mit der Lungenentzündung zu tun, die sie vorher hatten?

Löhr: Das weiß ich nicht. Diesen Zusammenhang hat kein Arzt gezogen. Und ich habe auch nicht weiter nachgefragt. Vielleicht waren es einfach unglückliche Zusammenhänge. Ich hoffe, dass es im kommenden Jahr weiter aufwärts geht. Ich habe noch viel vor.

DFB.de: Nun steht zunächst Weihnachten vor der Tür. Was steht da auf dem Programm?

Löhr: Das ist das Fest der Familie. Darauf freue ich mich. Heiligabend werden wir bei meiner Tochter, ihrem Mann und unserem Enkelkind sein. Auch am 1. und 2. Weihnachtstag haben wir Termine. Uns wird nicht langweilig. Aber wir werden es auch ruhig angehen lassen. Bei 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit bin ich noch nicht wieder.

DFB.de: Können Sie denn schon wieder ins Stadion gehen?

Löhr: Ja, zum Glück. Bei den Heimspielen des 1. FC Köln bin ich immer vor Ort. Das ist mir auch ganz wichtig. Ich muss doch wissen, was los ist. Außerdem ist der Verein für mich wie eine erweiterte Familie. Ich habe ganz, ganz viele Freunde dort im Umfeld. Die haben sich übrigens auch sehr um mich gekümmert, als es mir nicht so gut ging. Es ist schön zu wissen, dass man sich darauf verlassen kann.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation des FC?

Löhr: Ich kann nur das sagen, was Sie auch von vielen anderen hören würden. Der Verein ist auf einem guten Weg. Allen voran Jörg Schmadtke und Peter Stöger machen einen guten Job. Aber es muss weitergehen. 2016 wartet viel Arbeit. Es wird ein spannendes Jahr. Allerdings nicht nur für den 1. FC Köln. Auch für die deutsche Nationalmannschaft.

DFB.de: Sprechen Sie die Europameisterschaft in Frankreich an?

Löhr: Ja, auch. Da gehören wir als Weltmeister natürlich ganz automatisch zum Favoritenkreis. Aber auch die Olympischen Spiele in Rio meine ich.

DFB.de: Deutschland ist erstmals seit 1988 wieder dabei. Damals haben Sie die Mannschaft betreut und zur Bronzemedaille geführt. Haben Sie die eigentlich noch?

Löhr: Der Trainerstab hat damals leider keine Medaille bekommen, sondern nur eine Urkunde. Ich weiß gar nicht, wie das heute der Fall ist. Aber wahrscheinlich bekommt jeder eine Urkunde. Für mich spielt das allerdings keine Rolle. Diese Olympischen Spiele 1988 waren einfach eine unvergessliche Geschichte für mich. Es ist und bleibt ein Höhepunkt in meiner Karriere.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Löhr: Es war eine komplizierte Vorbereitung. Wir mussten dafür eine neue Mannschaft zusammenstellen. Letztlich muss man sagen, dass wir ein sehr gutes Team an den Start gebracht haben. Ich denke an Spieler wie Thomas Häßler und Jürgen Klinsmann. Einige sind später Welt- oder Europameister geworden. Da war schon Qualität vorhanden. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch diese einmalige Stimmung und Atmosphäre. Das muss man einfach mal erlebt haben. Ich bin wirklich froh, dass Deutschland endlich mal wieder dabei ist.

DFB.de: Und mit welchen Chancen?

Löhr: Auch hier gilt: Eine deutsche Mannschaft zählt immer zum Favoritenkreis. Natürlich ist es noch überhaupt nicht klar, mit welchem Kader wir nach Brasilien reisen werden. Aber dennoch: Wir sollten dort auf jeden Fall eine gute Rolle spielen können.

[sw]

2015 neigt sich dem Ende entgegen. Für Hannes Löhr war es ein sehr schönes, aber auch sehr schweres Jahr. Im DFB.de-Interview spricht der 20-malige deutsche Nationalspieler über seinen Schlaganfall im Frühjahr. Er erzählt, wie es ihm heute geht und was für ihn das größte Glück in den vergangenen Monaten war.

Aber natürlich redet der 73-Jährige auch über seine größte Leidenschaft – über den Fußball, über den 1. FC Köln, über die deutsche Nationalmannschaft. Und über die Olympischen Spiele im Sommer in Rio. Schließlich ist nach 1988 endlich mal wieder eine deutsche Auswahl dabei. Warum das gerade für Löhr so wichtig ist? Weil er die Mannschaft 1988 zur Bronzemedaille geführt hat.

DFB.de: Herr Löhr, 2015 neigt sich dem Ende entgegen. Wie haben Sie das vergangene Jahr erlebt?

Hannes Löhr: Für mich persönlich war es ein sehr schönes, aber auch ein sehr schwieriges Jahr. Da ich aber grundsätzlich die guten Dinge in meinem Leben in den Mittelpunkt stelle, überwiegt ganz eindeutig das Positive. Sie werden fragen, was ich meine. Ich kann es Ihnen gerne sagen: Meine Tochter hat geheiratet und ich habe ein tolles Enkelkind bekommen. Das ist einfach großartig. Es macht riesige Freude, so einen kleinen Menschen wachsen zu sehen.

DFB.de: Aber es gab auch Rückschläge.

Löhr: Natürlich, die gehören zum Leben dazu. Ich hätte darauf gut und gerne verzichten können. Das Leben ist allerdings kein Wunschkonzert. Mir ist aber insgesamt schon bewusst, dass es der liebe Gott bisher sehr, sehr gut mit mir gemeint hat.

DFB.de: Sie hatten im Frühjahr eine Lungenentzündung, dann einen Schlaganfall. Wie geht es Ihnen heute?

Löhr: Eigentlich wieder ganz gut. Besonders in den vergangenen sechs bis acht Wochen habe ich kleine, aber wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht. Sie merken ja, dass ich keinerlei Probleme mit der Aussprache habe. Auch die Fortbewegung klappt problemlos, da ist zum Glück nichts zurückgeblieben. Was mein Sichtfeld betrifft, habe ich einige Einschränkungen. Aber das ist alles zu verkraften. Ich würde mich freuen, wenn ich im kommenden Jahr wieder ein bisschen Golf spielen könnte. Dann wäre ich restlos zufrieden.

DFB.de: War dieser Heilungsverlauf so abzusehen?

Löhr: Nein, überhaupt nicht. Auch hier muss ich ganz klar sagen, dass ich Glück im Unglück und einen Schutzengel hatte. Alleine schon, dass ich den Schlaganfall praktisch vor der Tür meines Hausarztes bekommen habe, war Schicksal. Wer weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre, wenn mir das alleine zu Hause passiert wäre. Dennoch gab es immer wieder auch Rückschläge. Da wusste man nicht, wie die Sache enden würde. Aber es ist alles gut geworden.

DFB.de: Haben Sie noch Erinnerungen an den Schlaganfall?

Löhr: Ja, auch jeden Fall. Ich weiß noch, wie ich auf dem Bürgersteig zusammengebrochen bin. Wie gesagt, ich war gerade auf dem Weg zu meinem Hausarzt und wollte die paar Treppen zu seiner Praxis hochgehen, dann ist es passiert. Ich weiß auch noch, wie ich im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden bin. Dort bin ich herausragend behandelt worden. Ich danke allen Ärzten für Ihren Einsatz. Viele Menschen haben mir das Leben gerettet.

DFB.de: Hatte der Schlaganfall etwas mit der Lungenentzündung zu tun, die sie vorher hatten?

Löhr: Das weiß ich nicht. Diesen Zusammenhang hat kein Arzt gezogen. Und ich habe auch nicht weiter nachgefragt. Vielleicht waren es einfach unglückliche Zusammenhänge. Ich hoffe, dass es im kommenden Jahr weiter aufwärts geht. Ich habe noch viel vor.

###more### DFB.de: Nun steht zunächst Weihnachten vor der Tür. Was steht da auf dem Programm?

Löhr: Das ist das Fest der Familie. Darauf freue ich mich. Heiligabend werden wir bei meiner Tochter, ihrem Mann und unserem Enkelkind sein. Auch am 1. und 2. Weihnachtstag haben wir Termine. Uns wird nicht langweilig. Aber wir werden es auch ruhig angehen lassen. Bei 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit bin ich noch nicht wieder.

DFB.de: Können Sie denn schon wieder ins Stadion gehen?

Löhr: Ja, zum Glück. Bei den Heimspielen des 1. FC Köln bin ich immer vor Ort. Das ist mir auch ganz wichtig. Ich muss doch wissen, was los ist. Außerdem ist der Verein für mich wie eine erweiterte Familie. Ich habe ganz, ganz viele Freunde dort im Umfeld. Die haben sich übrigens auch sehr um mich gekümmert, als es mir nicht so gut ging. Es ist schön zu wissen, dass man sich darauf verlassen kann.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation des FC?

Löhr: Ich kann nur das sagen, was Sie auch von vielen anderen hören würden. Der Verein ist auf einem guten Weg. Allen voran Jörg Schmadtke und Peter Stöger machen einen guten Job. Aber es muss weitergehen. 2016 wartet viel Arbeit. Es wird ein spannendes Jahr. Allerdings nicht nur für den 1. FC Köln. Auch für die deutsche Nationalmannschaft.

DFB.de: Sprechen Sie die Europameisterschaft in Frankreich an?

Löhr: Ja, auch. Da gehören wir als Weltmeister natürlich ganz automatisch zum Favoritenkreis. Aber auch die Olympischen Spiele in Rio meine ich.

DFB.de: Deutschland ist erstmals seit 1988 wieder dabei. Damals haben Sie die Mannschaft betreut und zur Bronzemedaille geführt. Haben Sie die eigentlich noch?

Löhr: Der Trainerstab hat damals leider keine Medaille bekommen, sondern nur eine Urkunde. Ich weiß gar nicht, wie das heute der Fall ist. Aber wahrscheinlich bekommt jeder eine Urkunde. Für mich spielt das allerdings keine Rolle. Diese Olympischen Spiele 1988 waren einfach eine unvergessliche Geschichte für mich. Es ist und bleibt ein Höhepunkt in meiner Karriere.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Löhr: Es war eine komplizierte Vorbereitung. Wir mussten dafür eine neue Mannschaft zusammenstellen. Letztlich muss man sagen, dass wir ein sehr gutes Team an den Start gebracht haben. Ich denke an Spieler wie Thomas Häßler und Jürgen Klinsmann. Einige sind später Welt- oder Europameister geworden. Da war schon Qualität vorhanden. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch diese einmalige Stimmung und Atmosphäre. Das muss man einfach mal erlebt haben. Ich bin wirklich froh, dass Deutschland endlich mal wieder dabei ist.

DFB.de: Und mit welchen Chancen?

Löhr: Auch hier gilt: Eine deutsche Mannschaft zählt immer zum Favoritenkreis. Natürlich ist es noch überhaupt nicht klar, mit welchem Kader wir nach Brasilien reisen werden. Aber dennoch: Wir sollten dort auf jeden Fall eine gute Rolle spielen können.

###more###