Halstenberg: "Wolfsburg keine Zeit mit der Murmel geben"

Marcel Halstenberg debütierte 2017 für die deutsche Nationalmannschaft. Dann zog ihn ein Kreuzbandriss aus dem Verkehr. Nun befindet sich der 27 Jahre alte Linksverteidiger von RB Leipzig wieder in Topform und blickt dem DFB-Pokalachtelfinale gegen den VfL Wolfsburg heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) entgegen - im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen.

DFB.de: Herr Halstenberg, das Pokalspiel gegen Wolfsburg steht an. In der Hinrunde haben Sie gegen den VfL mit 0:1 verloren. Was muss Ihre Mannschaft im erneuten Aufeinandertreffen besser machen?

Marcel Halstenberg: Wir haben gegen die Wolfsburger damals keinen Sahnetag erwischt. Nun spielen wir im eigenen Stadion, sollten sie sofort anlaufen und ihnen keine Zeit mit der Murmel geben. Wir müssen voll auf Pressing gehen, den Ball möglichst in deren Hälfte erobern und schnell zum Torerfolg kommen. Wolfsburg ist ein starker Gegner, auch weil er geschlossen als Team agiert und einen großen Zusammenhalt hat.

DFB.de: Sie stehen zum ersten Mal in einem DFB-Pokalachtelfinale. Vor zwei Jahren scheiterte RB in der zweiten Runde erst im Elfmeterschießen am FC Bayern München, Sie haben damals Ihren Schuss verwandelt. Inwiefern bereiten Sie sich vor einem Pokalspiel auf dieses Szenario vor?

Halstenberg: Unabhängig vom Pokalspiel ist es bei jedem Abschlusstraining so, dass drei bis fünf Spieler zum Ende noch mal vom Punkt schießen. Vor einem DFB-Pokalspiel wird das manchmal intensiviert. Ich kann mich erinnern, dass wir einmal Zehn-gegen-Zehn gespielt haben und danach ein Elfmeterschießen mit jeweils fünf Schützen stattfand.

DFB.de: Bereiten Sie sich auch persönlich darauf vor, indem Sie noch mal nachschauen, in welche Ecke der gegnerische Torhüter besonders häufig springt?

Halstenberg: Nein, ich vertraue lieber auf meinen eigenen Stärken und haue den Ball da rein, wo ich ihn hinhaben will.

DFB.de: Nach dem Weggang von Ralph Hasenhüttl übernahm Ralf Rangnick für diese Saison das Traineramt. Inwiefern hat er der Mannschaft seinen eigenen Stempel aufgedrückt?

Halstenberg: Der Zusammenhalt ist noch besser geworden. Wir sind ein klasse Haufen mit viel Qualität. Ralf Rangnick hat uns als Mannschaft noch mal weiter zusammengebracht. Wir verstehen uns sowohl auf als auch neben dem Platz gut. Zudem legt Rangnick großen Wert darauf, dass wir Spieler uns alle auf Deutsch verständigen können. Es wird noch mehr auf Kleinigkeiten geachtet. In der vergangenen Saison hatten wir zum Teil noch mehr Freiheiten.

DFB.de: RB Leipzig hat die jüngste und sicherlich auch eine der talentiertesten Mannschaften der Bundesliga. Zur neuen Saison kommt mit Julian Nagelsmann die vielleicht größte Trainerhoffnung Deutschlands hinzu. Wird RB Leipzig in dieser Konstellation zu einem dauerhaften Titelkandidaten?

Halstenberg: Das ist vielleicht irgendwann in den nächsten Jahren mal vorstellbar. Wir schauen aber in erster Linie immer nur auf uns und unsere Entwicklung. Damit sind wir bislang am besten gefahren. Mit Julian Nagelsmann kommt ab Sommer sicher noch neuer Input dazu, wodurch wir uns auch wieder weiterentwickeln werden. Wir waren bereits die vergangenen zwei Jahre in der Bundesliga gut unterwegs. Auch jetzt stehen wir ziemlich gut da und wollen uns am Ende der Saison gerne wieder für die Champions League qualifizieren.

DFB.de: Fühlt man sich mit 27 Jahren bereits wie ein alter Fuchs, wenn der Altersdurchschnitt gerade mal 23,6 Jahre beträgt und viele im Kader ihren 20. Geburtstag noch vor sich haben?

Halstenberg: Wenn wir in der Kabine miteinander quatschen, fühle ich mich tatsächlich manchmal wie ein alter Sack. Wenn ich sehe, dass Spieler aus dem Jahrgang 2000 bei uns mitmischen, fragt man sich, wo die Zeit geblieben ist. Die Interessen sind natürlich anders. Die Jungs haben Apps oder Spiele auf dem Handy, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Früher habe ich auch noch auf dem Handy gespielt, mittlerweile gar nicht mehr. Aber die Jungs sorgen immerhin dafür, dass ich nicht alt werde. (lacht)

DFB.de: RB Leipzig wurde nach dem Bundesliga-Aufstieg erst von vielen gegnerischen Fans kritisch gesehen, dann aufgrund der offensiven Spielweise zum Bayern-Jäger stilisiert. Ist man mittlerweile in der Normalität angekommen?

Halstenberg: Absolut. Sicherlich gibt es in einigen Auswärtsspielen etwas Gegenwind, aber das ist völlig normal als Gastmannschaft. Da wird definitiv kein Team mit Applaus empfangen. Insgesamt empfinde ich alles sehr positiv. Gerade hier in Leipzig und in der ganzen Region haben wir viele Fans und werden auch bei Auswärtsspielen sehr gut unterstützt.

DFB.de: Im November 2017 gaben Sie gegen England Ihr Debüt für die deutsche A-Nationalmannschaft. Wie gerne denken Sie heute noch an dieses Erlebnis zurück?

Halstenberg: Das war eines der Top-3-Erlebnisse meiner Karriere. Schon als kleiner Junge habe ich davon geträumt, für die Nationalmannschaft zu spielen. Dann ging dieser Traum tatsächlich in Erfüllung. Das waren wunderschöne Momente. Gerade in schwierigen Zeiten, als ich mich kurz danach verletzt hatte, blickte ich gerne auf dieses Spiel zurück. Aber nun schaue ich lieber nach vorne. Ich möchte mich mit guten und konstanten Leistungen wieder für die Nationalmannschaft empfehlen.

DFB.de: Hätten Sie sich ohne Ihren Kreuzbandriss Chancen auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2018 ausgerechnet?

Halstenberg: Natürlich. Ich hatte eine gute Phase in der Bundesliga und habe mir Hoffnungen gemacht. Mit der Verletzung war das Thema erledigt.

DFB.de: Die meisten Nationalspieler gelangten bereits früh in die Bundesliga. Sie hingegen haben sich über die Regionalliga, 3. Liga und 2. Bundesliga Schritt für Schritt hochgearbeitet, gaben Ihr Bundesligadebüt erst mit fast 25 Jahren und spielten auch nie für eine U-Nationalmannschaft des DFB. Wurde Ihr Talent früher nicht erkannt, oder brauchten Sie in Ihrer Entwicklung einfach ein paar Jahre länger?

Halstenberg: Als junger Spieler fehlten mir die Abgeklärtheit und die Ruhe am Ball, ich war noch etwas zu nervös. Ich habe die Zeit gebraucht, um die einzelnen Spielklassen durchzugehen und aus jeder Liga etwas für mich mitzunehmen. Es war der richtige Schritt, dann im Jahre 2015 von St. Pauli nach Leipzig zu wechseln. Wir sind in die Bundesliga aufgestiegen, Vizemeister geworden und haben beide europäische Wettbewerbe gespielt. Wir haben uns nicht nur als Verein insgesamt stark weiterentwickelt, sondern auch als einzelne Spieler.

[oj]

Marcel Halstenberg debütierte 2017 für die deutsche Nationalmannschaft. Dann zog ihn ein Kreuzbandriss aus dem Verkehr. Nun befindet sich der 27 Jahre alte Linksverteidiger von RB Leipzig wieder in Topform und blickt dem DFB-Pokalachtelfinale gegen den VfL Wolfsburg heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) entgegen - im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen.

DFB.de: Herr Halstenberg, das Pokalspiel gegen Wolfsburg steht an. In der Hinrunde haben Sie gegen den VfL mit 0:1 verloren. Was muss Ihre Mannschaft im erneuten Aufeinandertreffen besser machen?

Marcel Halstenberg: Wir haben gegen die Wolfsburger damals keinen Sahnetag erwischt. Nun spielen wir im eigenen Stadion, sollten sie sofort anlaufen und ihnen keine Zeit mit der Murmel geben. Wir müssen voll auf Pressing gehen, den Ball möglichst in deren Hälfte erobern und schnell zum Torerfolg kommen. Wolfsburg ist ein starker Gegner, auch weil er geschlossen als Team agiert und einen großen Zusammenhalt hat.

DFB.de: Sie stehen zum ersten Mal in einem DFB-Pokalachtelfinale. Vor zwei Jahren scheiterte RB in der zweiten Runde erst im Elfmeterschießen am FC Bayern München, Sie haben damals Ihren Schuss verwandelt. Inwiefern bereiten Sie sich vor einem Pokalspiel auf dieses Szenario vor?

Halstenberg: Unabhängig vom Pokalspiel ist es bei jedem Abschlusstraining so, dass drei bis fünf Spieler zum Ende noch mal vom Punkt schießen. Vor einem DFB-Pokalspiel wird das manchmal intensiviert. Ich kann mich erinnern, dass wir einmal Zehn-gegen-Zehn gespielt haben und danach ein Elfmeterschießen mit jeweils fünf Schützen stattfand.

DFB.de: Bereiten Sie sich auch persönlich darauf vor, indem Sie noch mal nachschauen, in welche Ecke der gegnerische Torhüter besonders häufig springt?

Halstenberg: Nein, ich vertraue lieber auf meinen eigenen Stärken und haue den Ball da rein, wo ich ihn hinhaben will.

DFB.de: Nach dem Weggang von Ralph Hasenhüttl übernahm Ralf Rangnick für diese Saison das Traineramt. Inwiefern hat er der Mannschaft seinen eigenen Stempel aufgedrückt?

Halstenberg: Der Zusammenhalt ist noch besser geworden. Wir sind ein klasse Haufen mit viel Qualität. Ralf Rangnick hat uns als Mannschaft noch mal weiter zusammengebracht. Wir verstehen uns sowohl auf als auch neben dem Platz gut. Zudem legt Rangnick großen Wert darauf, dass wir Spieler uns alle auf Deutsch verständigen können. Es wird noch mehr auf Kleinigkeiten geachtet. In der vergangenen Saison hatten wir zum Teil noch mehr Freiheiten.

DFB.de: RB Leipzig hat die jüngste und sicherlich auch eine der talentiertesten Mannschaften der Bundesliga. Zur neuen Saison kommt mit Julian Nagelsmann die vielleicht größte Trainerhoffnung Deutschlands hinzu. Wird RB Leipzig in dieser Konstellation zu einem dauerhaften Titelkandidaten?

Halstenberg: Das ist vielleicht irgendwann in den nächsten Jahren mal vorstellbar. Wir schauen aber in erster Linie immer nur auf uns und unsere Entwicklung. Damit sind wir bislang am besten gefahren. Mit Julian Nagelsmann kommt ab Sommer sicher noch neuer Input dazu, wodurch wir uns auch wieder weiterentwickeln werden. Wir waren bereits die vergangenen zwei Jahre in der Bundesliga gut unterwegs. Auch jetzt stehen wir ziemlich gut da und wollen uns am Ende der Saison gerne wieder für die Champions League qualifizieren.

DFB.de: Fühlt man sich mit 27 Jahren bereits wie ein alter Fuchs, wenn der Altersdurchschnitt gerade mal 23,6 Jahre beträgt und viele im Kader ihren 20. Geburtstag noch vor sich haben?

Halstenberg: Wenn wir in der Kabine miteinander quatschen, fühle ich mich tatsächlich manchmal wie ein alter Sack. Wenn ich sehe, dass Spieler aus dem Jahrgang 2000 bei uns mitmischen, fragt man sich, wo die Zeit geblieben ist. Die Interessen sind natürlich anders. Die Jungs haben Apps oder Spiele auf dem Handy, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Früher habe ich auch noch auf dem Handy gespielt, mittlerweile gar nicht mehr. Aber die Jungs sorgen immerhin dafür, dass ich nicht alt werde. (lacht)

DFB.de: RB Leipzig wurde nach dem Bundesliga-Aufstieg erst von vielen gegnerischen Fans kritisch gesehen, dann aufgrund der offensiven Spielweise zum Bayern-Jäger stilisiert. Ist man mittlerweile in der Normalität angekommen?

Halstenberg: Absolut. Sicherlich gibt es in einigen Auswärtsspielen etwas Gegenwind, aber das ist völlig normal als Gastmannschaft. Da wird definitiv kein Team mit Applaus empfangen. Insgesamt empfinde ich alles sehr positiv. Gerade hier in Leipzig und in der ganzen Region haben wir viele Fans und werden auch bei Auswärtsspielen sehr gut unterstützt.

DFB.de: Im November 2017 gaben Sie gegen England Ihr Debüt für die deutsche A-Nationalmannschaft. Wie gerne denken Sie heute noch an dieses Erlebnis zurück?

Halstenberg: Das war eines der Top-3-Erlebnisse meiner Karriere. Schon als kleiner Junge habe ich davon geträumt, für die Nationalmannschaft zu spielen. Dann ging dieser Traum tatsächlich in Erfüllung. Das waren wunderschöne Momente. Gerade in schwierigen Zeiten, als ich mich kurz danach verletzt hatte, blickte ich gerne auf dieses Spiel zurück. Aber nun schaue ich lieber nach vorne. Ich möchte mich mit guten und konstanten Leistungen wieder für die Nationalmannschaft empfehlen.

DFB.de: Hätten Sie sich ohne Ihren Kreuzbandriss Chancen auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2018 ausgerechnet?

Halstenberg: Natürlich. Ich hatte eine gute Phase in der Bundesliga und habe mir Hoffnungen gemacht. Mit der Verletzung war das Thema erledigt.

DFB.de: Die meisten Nationalspieler gelangten bereits früh in die Bundesliga. Sie hingegen haben sich über die Regionalliga, 3. Liga und 2. Bundesliga Schritt für Schritt hochgearbeitet, gaben Ihr Bundesligadebüt erst mit fast 25 Jahren und spielten auch nie für eine U-Nationalmannschaft des DFB. Wurde Ihr Talent früher nicht erkannt, oder brauchten Sie in Ihrer Entwicklung einfach ein paar Jahre länger?

Halstenberg: Als junger Spieler fehlten mir die Abgeklärtheit und die Ruhe am Ball, ich war noch etwas zu nervös. Ich habe die Zeit gebraucht, um die einzelnen Spielklassen durchzugehen und aus jeder Liga etwas für mich mitzunehmen. Es war der richtige Schritt, dann im Jahre 2015 von St. Pauli nach Leipzig zu wechseln. Wir sind in die Bundesliga aufgestiegen, Vizemeister geworden und haben beide europäische Wettbewerbe gespielt. Wir haben uns nicht nur als Verein insgesamt stark weiterentwickelt, sondern auch als einzelne Spieler.

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