Hall of Fame: Die erste Elf

Auf Initiative des Deutschen Fußballmuseums haben 25 Sportjournalisten die Gründungself der HALL OF FAME des deutschen Fußballs gewählt. Die Ruhmeshalle wird Teil der Dauerausstellung. Die Aufnahme der Gründungsmitglieder erfolgt im Rahmen einer Gala im April 2019.

25 Redakteure aus Print, Hörfunk und TV waren der Einladung von Museumsdirektor Manuel Neukirchner gefolgt, in einer Jury mitzuwirken, die sich einer wahrlich anspruchsvollen Aufgabe zu stellen hatte: Aus 140 Jahren nationaler Fußballgeschichte die Besten der Besten auszuwählen, um sie in einer Gründungself für die HALL OF FAME des deutschen Fußballs zusammenzuführen. Im Vorfeld war die Expertenrunde dazu aufgerufen, eine persönliche Vorschlagsliste einzureichen. Genannt werden durften Fußballer deutscher Herkunft, deren Karriereende mindestens fünf Jahre zurückliegt.

Das bedeutete, dass die Protagonisten der 2014er Weltmeister nicht wählbar waren. Maximal sollte die Liste 26 Namen umfassen – drei Torhüter, sechs Abwehrspieler, acht Mittelfeldspieler, sechs Stürmer und drei Trainer. Insgesamt wurden dabei 92 verschiedene Spieler und 18 Trainer vorgeschlagen. Daraus ergab sich für die finale Abstimmung in der Jurysitzung auf Grund von Stimmengleichheit eine Shortlist mit 26 Spieler- und drei Trainernamen. Einziges Kriterium dabei war die Häufigkeit der Nennungen.

"Uns war die Ausgewogenheit wichtig", sagt Manuel Neukirchner. "Mit der Wahl einer 'Ersten Elf' haben wir beabsichtigt, dass Spieler aus allen Mannschaftsteilen vertreten sind. Bei den zukünftigen Aufnahmen wird es aber möglich sein, dass zum Beispiel zwei Stürmer Eingang in die HALL OF FAME finden, ohne dass im gleichen Jahr auch Abwehrspieler berücksichtigt werden müssten." Franz Beckenbauer wurde sogar in drei Kategorien vorgeschlagen: für die Abwehr, das Mittelfeld und als Trainer. Da ihn die Mehrzahl der Jurymitglieder auf der Liberoposition einordnete, stand er als Spieler für die Abwehrreihe zur Wahl. 15 weitere ehemalige Profis erhielten Stimmen in zwei verschiedenen Mannschaftsteilen, auch sie wurden wie der "Kaiser" dort nominiert, wo sie am häufigsten genannt wurden.

Unvergessenes Wunder

Überhaupt genossen die Spieler, die sich Weltmeister nennen dürfen, besondere Berücksichtigung. So waren alle im Endspiel eingesetzten Titelhelden von 1990 auf den Vorschlagslisten vorhanden, von den 1954ern fanden zwei, von den 74ern ein Spieler keine Erwähnung. Das "Wunder von Bern" erwies sich auch bei dieser Wahl einmal mehr als markantes Datum der deutschen Fußballgeschichte. Lediglich vier Spieler, die ihre große Zeit als Fußballer vor 1954 hatten, erhielten von den Jurymitgliedern Stimmen für eine HALL OF Fame-Kandidatur.

Letztendlich schafften sie es nicht in die "Erste Elf", sie bleiben aber unvergessen. Insbesondere Julius Hirsch, Nationalspieler jüdischer Herkunft und in der Frühphase des deutschen Fußballs zweimaliger Deutscher Meister mit dem Karlsruher FV und der SpVgg Fürth, der 1943 in Auschwitz von den Nazis ermordet wurde. Und Gottfried Fuchs, ebenfalls jüdischen Glaubens, der bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm mit seinen legendären zehn Treffern beim 16:0 gegen Russland Fußballgeschichte geschrieben hat. Im Gegensatz zu seinem Freund Hirsch gelang ihm 1937 über die Schweiz und Frankreich die Flucht ins kanadische Exil. Hirsch und Fuchs stehen hier auch für die Bandbreite an vielfältigen Bewertungskriterien und für den langen Zeitraum, den es bei der Abstimmung zu überblicken galt.

Das Votum der Jury fiel auf Sepp Maier (Tor), Franz Beckenbauer, Andreas Brehme, Paul Breitner (Abwehr), Fritz Walter, Lothar Matthäus, Matthias Sammer, Günter Netzer (Mittelfeld), Gerd Müller, Uwe Seeler, Helmut Rahn (Sturm). Bei den Trainern erhielt Sepp Herberger die meisten Stimmen. "Wir haben in der Jury hart um jeden einzelnen Namen gerungen. Am Ende ist es gelungen, die herausragenden Spieler-Generationen in der Gründungself zusammenzuführen", sagt Manuel Neukirchner. "Und endlich erhält der deutsche Fußball seine Ruhmeshalle. Die HALL OF FAME würdigt die größten Legenden erstmals zentral an einem Ort. Damit ist die Grundlage für eine neue Institution im deutschen Fußball gelegt." Die HALL OF FAME wird im April 2019 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund eröffnet.

Freude bei Sammer

"Ich freue mich sehr und sehe es als große Ehre und als etwas Außergewöhnliches an, ein Bestandteil dieser Elf zu sein", sagte Matthias Sammer, "besonders, wenn man auf die große Historie und Geschichte des deutschen Fußballs zurückblickt und die außergewöhnlichen Spieler betrachtet, die diese Geschichte geprägt haben. Wenn ich innehalte und die Elf betrachte – Franz Beckenbauer hinter mir, Lothar Matthäus neben mir und Uwe Seeler und Gerd Müller vor mir – dann ist es für mich von der Bedeutung her ein unschätzbarer Wert und auch ein bisschen die Krönung, verbunden mit tiefer Dankbarkeit, dass ich diesen Weg gehen konnte."

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des ersten Titelgewinns der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 1989 in Deutschland wählt die Jury im kommenden Jahr auch eine weibliche HALL-OF-FAME-Gründungself. Im jährlichen Rhythmus entscheidet das Gremium dann über weitere Neuaufnahmen aus dem Männer- und Frauenfußball. Fest steht: Es gibt auf allen Positionen zahlreiche Kandidaten, die auch jetzt schon einen Platz in der Ruhmeshalle verdient hätten.

Die Jury:

Alexander Laux (Hamburger Abendblatt), Alfred Draxler (Bild), Anno Hecker (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Christian Hollmann (dpa), Christian Löer (Kölner Stadt-Anzeiger), Dirc Seemann (Sport1), Dirk Preiß (Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten), Erich Laaser (Verband Deutscher Sportjournalisten), Frederik Ahrens (Hamburger Morgenpost), Gernot Bauer (Eurosport), Gianni Costa (Rheinische Post), Jörg Jakob (kicker), Katrin Schulze (Der Tagesspiegel), Manfred Loppe (RTL), Manuel Neukirchner (Deutsches Fußballmuseum), Marco Fenske (RND), Mark Weishaupt (Saarbrücker Zeitung), Philipp Köster (11Freunde), Pit Gottschalk (Funke Sport), Ralph Durry (sid), Roman Steuer (Sky), Sabine Töpperwien (WDR-Hörfunk), Sascha Klaverkamp (Ruhr Nachrichten), Stefan Frommann (WELT/WELT am SONNTAG), Steffen Simon (WDR-Fernsehen), Thomas Fuhrmann (ZDF).

[kh]

Auf Initiative des Deutschen Fußballmuseums haben 25 Sportjournalisten die Gründungself der HALL OF FAME des deutschen Fußballs gewählt. Die Ruhmeshalle wird Teil der Dauerausstellung. Die Aufnahme der Gründungsmitglieder erfolgt im Rahmen einer Gala im April 2019.

25 Redakteure aus Print, Hörfunk und TV waren der Einladung von Museumsdirektor Manuel Neukirchner gefolgt, in einer Jury mitzuwirken, die sich einer wahrlich anspruchsvollen Aufgabe zu stellen hatte: Aus 140 Jahren nationaler Fußballgeschichte die Besten der Besten auszuwählen, um sie in einer Gründungself für die HALL OF FAME des deutschen Fußballs zusammenzuführen. Im Vorfeld war die Expertenrunde dazu aufgerufen, eine persönliche Vorschlagsliste einzureichen. Genannt werden durften Fußballer deutscher Herkunft, deren Karriereende mindestens fünf Jahre zurückliegt.

Das bedeutete, dass die Protagonisten der 2014er Weltmeister nicht wählbar waren. Maximal sollte die Liste 26 Namen umfassen – drei Torhüter, sechs Abwehrspieler, acht Mittelfeldspieler, sechs Stürmer und drei Trainer. Insgesamt wurden dabei 92 verschiedene Spieler und 18 Trainer vorgeschlagen. Daraus ergab sich für die finale Abstimmung in der Jurysitzung auf Grund von Stimmengleichheit eine Shortlist mit 26 Spieler- und drei Trainernamen. Einziges Kriterium dabei war die Häufigkeit der Nennungen.

"Uns war die Ausgewogenheit wichtig", sagt Manuel Neukirchner. "Mit der Wahl einer 'Ersten Elf' haben wir beabsichtigt, dass Spieler aus allen Mannschaftsteilen vertreten sind. Bei den zukünftigen Aufnahmen wird es aber möglich sein, dass zum Beispiel zwei Stürmer Eingang in die HALL OF FAME finden, ohne dass im gleichen Jahr auch Abwehrspieler berücksichtigt werden müssten." Franz Beckenbauer wurde sogar in drei Kategorien vorgeschlagen: für die Abwehr, das Mittelfeld und als Trainer. Da ihn die Mehrzahl der Jurymitglieder auf der Liberoposition einordnete, stand er als Spieler für die Abwehrreihe zur Wahl. 15 weitere ehemalige Profis erhielten Stimmen in zwei verschiedenen Mannschaftsteilen, auch sie wurden wie der "Kaiser" dort nominiert, wo sie am häufigsten genannt wurden.

Unvergessenes Wunder

Überhaupt genossen die Spieler, die sich Weltmeister nennen dürfen, besondere Berücksichtigung. So waren alle im Endspiel eingesetzten Titelhelden von 1990 auf den Vorschlagslisten vorhanden, von den 1954ern fanden zwei, von den 74ern ein Spieler keine Erwähnung. Das "Wunder von Bern" erwies sich auch bei dieser Wahl einmal mehr als markantes Datum der deutschen Fußballgeschichte. Lediglich vier Spieler, die ihre große Zeit als Fußballer vor 1954 hatten, erhielten von den Jurymitgliedern Stimmen für eine HALL OF Fame-Kandidatur.

Letztendlich schafften sie es nicht in die "Erste Elf", sie bleiben aber unvergessen. Insbesondere Julius Hirsch, Nationalspieler jüdischer Herkunft und in der Frühphase des deutschen Fußballs zweimaliger Deutscher Meister mit dem Karlsruher FV und der SpVgg Fürth, der 1943 in Auschwitz von den Nazis ermordet wurde. Und Gottfried Fuchs, ebenfalls jüdischen Glaubens, der bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm mit seinen legendären zehn Treffern beim 16:0 gegen Russland Fußballgeschichte geschrieben hat. Im Gegensatz zu seinem Freund Hirsch gelang ihm 1937 über die Schweiz und Frankreich die Flucht ins kanadische Exil. Hirsch und Fuchs stehen hier auch für die Bandbreite an vielfältigen Bewertungskriterien und für den langen Zeitraum, den es bei der Abstimmung zu überblicken galt.

Das Votum der Jury fiel auf Sepp Maier (Tor), Franz Beckenbauer, Andreas Brehme, Paul Breitner (Abwehr), Fritz Walter, Lothar Matthäus, Matthias Sammer, Günter Netzer (Mittelfeld), Gerd Müller, Uwe Seeler, Helmut Rahn (Sturm). Bei den Trainern erhielt Sepp Herberger die meisten Stimmen. "Wir haben in der Jury hart um jeden einzelnen Namen gerungen. Am Ende ist es gelungen, die herausragenden Spieler-Generationen in der Gründungself zusammenzuführen", sagt Manuel Neukirchner. "Und endlich erhält der deutsche Fußball seine Ruhmeshalle. Die HALL OF FAME würdigt die größten Legenden erstmals zentral an einem Ort. Damit ist die Grundlage für eine neue Institution im deutschen Fußball gelegt." Die HALL OF FAME wird im April 2019 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund eröffnet.

Freude bei Sammer

"Ich freue mich sehr und sehe es als große Ehre und als etwas Außergewöhnliches an, ein Bestandteil dieser Elf zu sein", sagte Matthias Sammer, "besonders, wenn man auf die große Historie und Geschichte des deutschen Fußballs zurückblickt und die außergewöhnlichen Spieler betrachtet, die diese Geschichte geprägt haben. Wenn ich innehalte und die Elf betrachte – Franz Beckenbauer hinter mir, Lothar Matthäus neben mir und Uwe Seeler und Gerd Müller vor mir – dann ist es für mich von der Bedeutung her ein unschätzbarer Wert und auch ein bisschen die Krönung, verbunden mit tiefer Dankbarkeit, dass ich diesen Weg gehen konnte."

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des ersten Titelgewinns der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 1989 in Deutschland wählt die Jury im kommenden Jahr auch eine weibliche HALL-OF-FAME-Gründungself. Im jährlichen Rhythmus entscheidet das Gremium dann über weitere Neuaufnahmen aus dem Männer- und Frauenfußball. Fest steht: Es gibt auf allen Positionen zahlreiche Kandidaten, die auch jetzt schon einen Platz in der Ruhmeshalle verdient hätten.

Die Jury:

Alexander Laux (Hamburger Abendblatt), Alfred Draxler (Bild), Anno Hecker (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Christian Hollmann (dpa), Christian Löer (Kölner Stadt-Anzeiger), Dirc Seemann (Sport1), Dirk Preiß (Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten), Erich Laaser (Verband Deutscher Sportjournalisten), Frederik Ahrens (Hamburger Morgenpost), Gernot Bauer (Eurosport), Gianni Costa (Rheinische Post), Jörg Jakob (kicker), Katrin Schulze (Der Tagesspiegel), Manfred Loppe (RTL), Manuel Neukirchner (Deutsches Fußballmuseum), Marco Fenske (RND), Mark Weishaupt (Saarbrücker Zeitung), Philipp Köster (11Freunde), Pit Gottschalk (Funke Sport), Ralph Durry (sid), Roman Steuer (Sky), Sabine Töpperwien (WDR-Hörfunk), Sascha Klaverkamp (Ruhr Nachrichten), Stefan Frommann (WELT/WELT am SONNTAG), Steffen Simon (WDR-Fernsehen), Thomas Fuhrmann (ZDF).

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