Hachinger Fan-Legende Loeper: 1560 Kilometer für ein 1:1 in Rostock

Ein Haching-Fan aus dem hohen Norden. Gibt's nicht? Gibt's sehr wohl. Holger Loeper ist eine Legende beim Drittligisten SpVgg Unterhaching. Für das 1:1 in Rostock hat er zuletzt wieder 1560 Kilometer auf sich genommen. Der Auftakt der neuen Fan-Serie aus der 3. Liga.

Holger Loeper ist früh dran. Schon am Donnerstag vor dem Spiel seiner SpVgg Unterhaching hat sich der 60 Jahre alte Wahl-Münchner auf die weiteste Auswärtsreise seines Vereins in der 3. Liga begeben. Mit einem Fernbus reist er von München zunächst nach Berlin. Er trifft sich dort mit einem Freund und fährt am Freitagabend mit dem Regional-Ticket für Mecklenburg-Vorpommern weiter in die Hansestadt an der Ostsee. Gegen 22 Uhr erreicht er sein Hostel in der Nähe des Doberaner Platzes.

Loeper kennt die günstigen Hostels in Rostock, etwa auch das mit dem lautmalerischen Namen "Jellyfish", unweit des Neuen Markts, einem zentralen Punkt in der Altstadt. "Ich kehre hier gerne ein, wenn ich in Rostock bin", sagt der Haching-Fan, "da es in einer ruhigen Seitenstraße liegt und von der Anbindung her optimal ist." Die guten Übernachtungsmöglichkeiten auswärts ausfindig zu machen, ist eine Eigenschaft, die sich Holger Loeper in fast 30 Jahren "on the Road" mit Haching zugelegt hat.

Seit der Bayernliga dabei

Holger ist eine Haching-Legende – und dazu ein waschechtes Nordlicht. Aufgewachsen in Flensburg, ist er vor fast 40 Jahren in München gelandet. Alles beginnt damit, dass Loeper sich den Bundesliga-Hit FC Bayern München gegen den Hamburger SV ansehen will. Am Stachus stößt er auf ein Job-Angebot bei "Kaufhof" und wechselt kurzentschlossen vom hohen Norden in die bayerische Metropole. "Ich wollte eigentlich nur zwei Jahre in München bleiben", erzählt er, "daraus sind fast 40 Jahre geworden."

Zu den Hachingern zieht es ihn seit Anfang der 90er Jahre, damals noch in der Bayernliga. Seitdem ist er bei fast jedem Heim- und Auswärtsspiel der Rot-Blauen dabei, auch wenn es "in den letzten fünf, sechs Jahren etwas weniger geworden ist mit den Auswärtsspielen". Aber: Auch ein vor sechs Jahren erlittener Hinterwand-Infarkt – seitdem trägt Loeper sieben Stents – sowie zwei Bandscheibenvorfälle halten den inzwischen in Rente befindlichen Haching-Fan nicht auf.

Die mehr als 700 Kilometer lange Anreise lohnt sich für ihn am vergangenen Samstag auf jeden Fall. "Die Stimmung im Stadion war durch die Choreografie von Hansa Rostock natürlich gut, das ist immer eine Augenweide", berichtet Holger, "ich bin auch mit einigen Hansa-Fans befreundet, wir pflegen regelmäßigen Kontakt."

"Das macht mich stolz"

Seine wichtigste Beobachtung rund um das Spiel, in dem seine Spielvereinigung einen Punkt von der Ostsee mitnimmt: "Alles ist ruhig und friedlich geblieben, es gab keine Schmähgesänge, auch an den Einlasskontrollen gab es keine Probleme." Die Spieler besuchen die 35 bis 40 mitgereisten Hachinger Fans in der Gästekurve. "Das war toll", freut sich Holger. "Aber man kann es nicht vergleichen mit den Heimspielen, bei denen man natürlich die Zeit hat, sich mit der Mannschaft noch zusammenzusetzen – das gibt es wohl nur in Unterhaching."

Der Sportpark ist für den Norddeutschen zur fußballerischen Heimat geworden. "Mich macht es stolz, dass ein kleiner Verein wie Unterhaching mit im Konzert der Großen spielen kann", sagt Holger, "wir stehen mit einer leider relativ geringen Mitglieder- und Fanzahl in dieser Liga mittendrin, aber unsere Verantwortlichen schaffen es, dass der Verein sportlich und finanziell gut da steht. Davor ziehe ich den Hut." Doch das ist nicht alles. "Der Verein tut viel für soziale Zwecke, er unterstützt kranke und behinderte Fans und Menschen, die anderweitig unverschuldet in Not gekommen sind", so Loeper.

Einer begeistert Loeper beim Klub aus dem Kreis München noch mehr als alle anderen: Präsident und Ex-Profi Manfred Schwabl. Der inzwischen 53 Jahre alte frühere Mittelfeldspieler des FC Bayern, 1. FC Nürnberg und TSV 1860 München ist seit 2012 Präsident der SpVgg Unterhaching. "Er lebt Haching und er lebt Fannähe", sagt Loeper, "er verkörpert das, was Haching ausmacht. Ich kenne den Manni seit sechs oder sieben Jahren, und zwischen uns hat sich eine richtige persönliche Freundschaft herauskristallisiert. Er hat viel getan für den Verein, und was er auf die Beine gestellt hat, das ist schon aller Ehren wert."

Erinnerungen an die Bundesliga

Mit vielen jungen Spielern aus den eigenen Reihen hat der Verein sich nach dem vorübergehenden Sturz in die Regionalliga Bayern (2015) seit drei Jahren in der 3. Liga etabliert. In dieser Spielkasse hat auch Holger Loeper viele denkwürdige Auswärtsspiele erlebt. "Ich erinnere mich an die beiden Auswärtssiege in Rostock 2012/2013 und 2013/2014 oder auch an den 1:0-Erfolg beim Halleschen FC 2012/2013. Das Besondere war, dass niemand damit gerechnet hat, dass wir in Halle was holen. Sie sind sehr heimstark. Ich war auch schon mit Haching-Schal in Halle und bin zum Support in die Heimkurve eingeladen worden – da muss ich sagen: großes Kompliment!" Die nächste Auswärtstour nach Halle am 25. Spieltag hat Loeper natürlich schon geplant.

Und dann natürlich der 27. August 2011: Am 7. Spieltag der Saison 2011/2012 landete Haching seinen bis 2018 höchsten Sieg in der 3. Liga: 6:0 gegen den FC Carl Zeiss Jena. Ob die Derbys gegen 1860 München oder der höchste Sieg für Unterhaching im bezahlten Fußball, das 8:0 gegen den 1. FC Saarbrücken in der 2. Bundesliga in der Spielzeit 2001/2002: Holger Loeper hat eine ganze Schatztruhe an Erinnerungen als Fan der Münchner Vorstädter, die von 1999 bis 2001 die Bundesliga belebten.

"Beim letzten Spiel, als wir abgestiegen sind, bin ich von Flensburg mit dem Nachtzug nach Gelsenkirchen gefahren", erzählt Holger, "da war ich um 5.30 Uhr in Gelsenkirchen und nach 18 Minuten habe ich meinen Augen nicht getraut: Da führte Haching mit 2:0, dann ist uns auch ein Tor aberkannt worden. Das ist von den Medien im Nachgang nie erwähnt worden. Es gab nicht mal TV-Bilder von diesem Tor, das fand ich ein bisschen schade." Beim legendären 3:5 auf Schalke waren damals 3000 bis 4000 Hachinger Fans im Gelsenkirchener Parkstadion mit dabei.

"Das Herz des Fußballs schlägt in der 3. Liga"

Heute werden die Auswärtsfahrten der Hachinger – ganz dem Zeitgeist folgend – auch über Social-Media-Portale organisiert, in der Regel über eine Facebook-Gruppe. "Die Fanbus-Organisation läuft komplett über die Fanbetreuung des Vereins", erklärt Hachings Fanbeauftragter Marcel Rodiek, "es gibt Sponsoring durch den Verein, aber teilweise machen Fanbusse keinen Sinn aufgrund der enormen Distanzen wie nun auch in Rostock. Fallen diese Angebote weg, gibt es aber Alternativangebote und Unterstützung durch die Fanbetreuung. Dies alles wird gemeinsam mit den aktiven Fans abgesprochen."

Am Dienstagmorgen ist Loeper zurück in München. Nach fast vier Tagen, aber mit vielen positiven Eindrücken: "Wann man sieht, dass so viele Hachinger nach Rostock fahren, dann muss man sagen, dass das Herz des Fußballs in der 3. Liga schlägt."

[dfb]

Ein Haching-Fan aus dem hohen Norden. Gibt's nicht? Gibt's sehr wohl. Holger Loeper ist eine Legende beim Drittligisten SpVgg Unterhaching. Für das 1:1 in Rostock hat er zuletzt wieder 1560 Kilometer auf sich genommen. Der Auftakt der neuen Fan-Serie aus der 3. Liga.

Holger Loeper ist früh dran. Schon am Donnerstag vor dem Spiel seiner SpVgg Unterhaching hat sich der 60 Jahre alte Wahl-Münchner auf die weiteste Auswärtsreise seines Vereins in der 3. Liga begeben. Mit einem Fernbus reist er von München zunächst nach Berlin. Er trifft sich dort mit einem Freund und fährt am Freitagabend mit dem Regional-Ticket für Mecklenburg-Vorpommern weiter in die Hansestadt an der Ostsee. Gegen 22 Uhr erreicht er sein Hostel in der Nähe des Doberaner Platzes.

Loeper kennt die günstigen Hostels in Rostock, etwa auch das mit dem lautmalerischen Namen "Jellyfish", unweit des Neuen Markts, einem zentralen Punkt in der Altstadt. "Ich kehre hier gerne ein, wenn ich in Rostock bin", sagt der Haching-Fan, "da es in einer ruhigen Seitenstraße liegt und von der Anbindung her optimal ist." Die guten Übernachtungsmöglichkeiten auswärts ausfindig zu machen, ist eine Eigenschaft, die sich Holger Loeper in fast 30 Jahren "on the Road" mit Haching zugelegt hat.

Seit der Bayernliga dabei

Holger ist eine Haching-Legende – und dazu ein waschechtes Nordlicht. Aufgewachsen in Flensburg, ist er vor fast 40 Jahren in München gelandet. Alles beginnt damit, dass Loeper sich den Bundesliga-Hit FC Bayern München gegen den Hamburger SV ansehen will. Am Stachus stößt er auf ein Job-Angebot bei "Kaufhof" und wechselt kurzentschlossen vom hohen Norden in die bayerische Metropole. "Ich wollte eigentlich nur zwei Jahre in München bleiben", erzählt er, "daraus sind fast 40 Jahre geworden."

Zu den Hachingern zieht es ihn seit Anfang der 90er Jahre, damals noch in der Bayernliga. Seitdem ist er bei fast jedem Heim- und Auswärtsspiel der Rot-Blauen dabei, auch wenn es "in den letzten fünf, sechs Jahren etwas weniger geworden ist mit den Auswärtsspielen". Aber: Auch ein vor sechs Jahren erlittener Hinterwand-Infarkt – seitdem trägt Loeper sieben Stents – sowie zwei Bandscheibenvorfälle halten den inzwischen in Rente befindlichen Haching-Fan nicht auf.

Die mehr als 700 Kilometer lange Anreise lohnt sich für ihn am vergangenen Samstag auf jeden Fall. "Die Stimmung im Stadion war durch die Choreografie von Hansa Rostock natürlich gut, das ist immer eine Augenweide", berichtet Holger, "ich bin auch mit einigen Hansa-Fans befreundet, wir pflegen regelmäßigen Kontakt."

"Das macht mich stolz"

Seine wichtigste Beobachtung rund um das Spiel, in dem seine Spielvereinigung einen Punkt von der Ostsee mitnimmt: "Alles ist ruhig und friedlich geblieben, es gab keine Schmähgesänge, auch an den Einlasskontrollen gab es keine Probleme." Die Spieler besuchen die 35 bis 40 mitgereisten Hachinger Fans in der Gästekurve. "Das war toll", freut sich Holger. "Aber man kann es nicht vergleichen mit den Heimspielen, bei denen man natürlich die Zeit hat, sich mit der Mannschaft noch zusammenzusetzen – das gibt es wohl nur in Unterhaching."

Der Sportpark ist für den Norddeutschen zur fußballerischen Heimat geworden. "Mich macht es stolz, dass ein kleiner Verein wie Unterhaching mit im Konzert der Großen spielen kann", sagt Holger, "wir stehen mit einer leider relativ geringen Mitglieder- und Fanzahl in dieser Liga mittendrin, aber unsere Verantwortlichen schaffen es, dass der Verein sportlich und finanziell gut da steht. Davor ziehe ich den Hut." Doch das ist nicht alles. "Der Verein tut viel für soziale Zwecke, er unterstützt kranke und behinderte Fans und Menschen, die anderweitig unverschuldet in Not gekommen sind", so Loeper.

Einer begeistert Loeper beim Klub aus dem Kreis München noch mehr als alle anderen: Präsident und Ex-Profi Manfred Schwabl. Der inzwischen 53 Jahre alte frühere Mittelfeldspieler des FC Bayern, 1. FC Nürnberg und TSV 1860 München ist seit 2012 Präsident der SpVgg Unterhaching. "Er lebt Haching und er lebt Fannähe", sagt Loeper, "er verkörpert das, was Haching ausmacht. Ich kenne den Manni seit sechs oder sieben Jahren, und zwischen uns hat sich eine richtige persönliche Freundschaft herauskristallisiert. Er hat viel getan für den Verein, und was er auf die Beine gestellt hat, das ist schon aller Ehren wert."

Erinnerungen an die Bundesliga

Mit vielen jungen Spielern aus den eigenen Reihen hat der Verein sich nach dem vorübergehenden Sturz in die Regionalliga Bayern (2015) seit drei Jahren in der 3. Liga etabliert. In dieser Spielkasse hat auch Holger Loeper viele denkwürdige Auswärtsspiele erlebt. "Ich erinnere mich an die beiden Auswärtssiege in Rostock 2012/2013 und 2013/2014 oder auch an den 1:0-Erfolg beim Halleschen FC 2012/2013. Das Besondere war, dass niemand damit gerechnet hat, dass wir in Halle was holen. Sie sind sehr heimstark. Ich war auch schon mit Haching-Schal in Halle und bin zum Support in die Heimkurve eingeladen worden – da muss ich sagen: großes Kompliment!" Die nächste Auswärtstour nach Halle am 25. Spieltag hat Loeper natürlich schon geplant.

Und dann natürlich der 27. August 2011: Am 7. Spieltag der Saison 2011/2012 landete Haching seinen bis 2018 höchsten Sieg in der 3. Liga: 6:0 gegen den FC Carl Zeiss Jena. Ob die Derbys gegen 1860 München oder der höchste Sieg für Unterhaching im bezahlten Fußball, das 8:0 gegen den 1. FC Saarbrücken in der 2. Bundesliga in der Spielzeit 2001/2002: Holger Loeper hat eine ganze Schatztruhe an Erinnerungen als Fan der Münchner Vorstädter, die von 1999 bis 2001 die Bundesliga belebten.

"Beim letzten Spiel, als wir abgestiegen sind, bin ich von Flensburg mit dem Nachtzug nach Gelsenkirchen gefahren", erzählt Holger, "da war ich um 5.30 Uhr in Gelsenkirchen und nach 18 Minuten habe ich meinen Augen nicht getraut: Da führte Haching mit 2:0, dann ist uns auch ein Tor aberkannt worden. Das ist von den Medien im Nachgang nie erwähnt worden. Es gab nicht mal TV-Bilder von diesem Tor, das fand ich ein bisschen schade." Beim legendären 3:5 auf Schalke waren damals 3000 bis 4000 Hachinger Fans im Gelsenkirchener Parkstadion mit dabei.

"Das Herz des Fußballs schlägt in der 3. Liga"

Heute werden die Auswärtsfahrten der Hachinger – ganz dem Zeitgeist folgend – auch über Social-Media-Portale organisiert, in der Regel über eine Facebook-Gruppe. "Die Fanbus-Organisation läuft komplett über die Fanbetreuung des Vereins", erklärt Hachings Fanbeauftragter Marcel Rodiek, "es gibt Sponsoring durch den Verein, aber teilweise machen Fanbusse keinen Sinn aufgrund der enormen Distanzen wie nun auch in Rostock. Fallen diese Angebote weg, gibt es aber Alternativangebote und Unterstützung durch die Fanbetreuung. Dies alles wird gemeinsam mit den aktiven Fans abgesprochen."

Am Dienstagmorgen ist Loeper zurück in München. Nach fast vier Tagen, aber mit vielen positiven Eindrücken: "Wann man sieht, dass so viele Hachinger nach Rostock fahren, dann muss man sagen, dass das Herz des Fußballs in der 3. Liga schlägt."

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