Gütersloh-Trainerin Hainke hat "Lust auf den Aufstieg"

In der abgelaufenen Saison schaffte Trainerin Britta Hainke mit dem FSV Gütersloh 2009 erst spät den Klassenverbleib in der 2. Frauen-Bundesliga. Aktuell klopfen die Ostwestfälinnen an das Tor zur FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die 55-Jährige, die mit Sammy Messalkhi ein gleichberechtigtes Trainergespann bildet, mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Aufstiegsrennen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat aus den zurückliegenden drei Spielen die maximale Punktzahl geholt. Wie erklären Sie sich die aufsteigende Form, Frau Hainke?

Britta Hainke: Wir sind punktemäßig nicht gut in das neue Jahr gestartet. Die Spielerinnen haben sich jedoch weiterentwickelt und Schritt für Schritt aus dieser Situation befreit. Mit dem 2:1-Heimsieg gegen den SC Freiburg II kam dann auch das Selbstvertrauen zurück. Gegen die SG 99 Andernach haben wir beim 2:0 keinen Gegentreffer zugelassen und der jüngste 3:1-Auswärtserfolg beim 1. FFC Turbine Potsdam II war einfach nur überragend.

DFB.de: Was hat Ihnen denn in Potsdam so gut gefallen?

Hainke: Die Mannschaft hat nach dem Rückstand eine unglaubliche kämpferische Mentalität an den Tag gelegt. In der zweiten Halbzeit hatten wir uns eine Vielzahl an Chancen herausgespielt und gezeigt, dass wir auch fußballerisch etwas draufhaben.

DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Der Rückrundenstart war mit dem Unentschieden bei Eintracht Frankfurt II und den beiden Niederlagen gegen RB Leipzig und beim SC Sand nicht nach Wunsch verlaufen. Wo haben Sie danach den Hebel angesetzt?

Hainke: Wir haben auch in diesen Spielen gute Leistungen gezeigt, nur leider nicht ausreichend gepunktet. Im Training standen vor allem Torschussübungen und ein kontrollierter Spielaufbau auf dem Programm.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team in dieser Saison grundsätzlich aus?

Hainke: Schon am Ende der Hinrunde waren wir mit zwei Niederlagen in die Winterpause gegangen. In diesem Jahr haben wir uns mit Kampf und Einsatz aus unserer Ergebniskrise befreit und gezeigt, dass wir als Team funktionieren. Ich merke, dass die Mannschaft richtig Lust darauf hat, erfolgreich zu sein und im besten Fall den Aufstieg zu schaffen.

DFB.de: Der punktgleiche Konkurrent SG 99 Andernach verzichtet dagegen auf einen möglichen Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Ist damit der Weg frei für den FSV Gütersloh?

Hainke: So weit sind wir noch lange nicht. Unser direkter Konkurrent 1. FC Nürnberg hat am vergangenen Wochenende beim 2:3 gegen den SC Sand eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben. Dennoch ist gar nichts entschieden und wir tun gut daran, wenn wir weiter fokussiert bleiben. Die Mädels wollen hoch, hatten sich nach dem Sieg in Potsdam riesig gefreut, dass wir nach aktuellem Stand einen Aufstiegsplatz belegen.

DFB.de: Als Saisonziel wollten Sie so früh wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Wie sehr sind Sie selbst von der positiven Entwicklung überrascht?

Hainke: In der Hinrunde haben alle Zugänge gut eingeschlagen und wir haben auch viele Tore erzielt, womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte. Aktuell spielen wir richtig guten Fußball und sind mit Leidenschaft und großem Einsatz bei der Sache. Das sind Kriterien, die im Fußball sehr wertvoll sind.

DFB.de: Wie bewerten Sie grundsätzlich die Tabellensituation vor dem 18. Spieltag?

Hainke: Der Aufstieg von Tabellenführer RB Leipzig wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr verhindern lassen. (lacht) Vor allem die Ergebnisse im DFB-Pokal und der dortige Einzug in das Halbfinale haben gezeigt, dass der Verein auch dort hingehört. Der 1. FC Nürnberg und der SC Sand sind unsere größten Konkurrenten im Kampf um den zweiten Aufstiegsplatz.

DFB.de: Was würde Ihnen und dem Verein ein möglicher Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga bedeuten?

Hainke: Für jede Spielerin und das gesamte Trainerteam wäre das ein sagenhafter Erfolg. Vor zehn Jahren war dem FSV Gütersloh dieses "Kunststück" schon einmal gelungen. Der gesamte Verein hat Lust auf eine Wiederholung und ist auch bereit, dafür mehr zu investieren. Ein Aufstieg würde auch eine höhere Aufmerksamkeit bedeuten, was wir auch selbst schon im DFB-Pokal vor mehr als 2000 Zuschauer*innen gegen den VfL Wolfsburg erleben durften. Das waren für uns Gänsehautmomente und eine schöne Art der Anerkennung für unsere Arbeit.

DFB.de: In der zweiten Runde des DFB-Pokals unterlag Ihr Team dem VfL allerdings 2:8. In welchen Bereichen müsste sich das Team steigern, um konkurrenzfähig zu sein?

Hainke: Unser Fokus liegt erst einmal ausschließlich im Hier und Jetzt. Wir wollen mit den Spielerinnen, die uns aktuell zur Verfügung stehen, das Bestmögliche herausholen. Klar ist: Der Kader müsste bei einem möglichen Aufstieg personell aufgefrischt werden. Das Tempo ist in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga höher. Deshalb müssten wir vor allem im athletischen Bereich viel aufholen. Aber wie gesagt: Damit werden wir uns beschäftigen, wenn es an der Zeit ist.

DFB.de: Sie sind bereits seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen für den FSV Gütersloh tätig. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Verein beschreiben?

Hainke: Ich mag Ostwestfalen, bin mit dem Verein, für den ich seit 2014 tätig bin, eng verbunden. Mit Marina Hermes, die ihre Karriere bereits beendet hat und mittlerweile im Umfeld tätig ist sowie Katrin Lückel, die im Trainerteam arbeitet, herrscht ein gutes Vertrauensverhältnis. Sammy Messalkhi, mit dem ich seit dieser Saison ein gleichberechtigtes Trainergespann bilde, hat für neue Impulse gesorgt. Wir haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber insgesamt fruchtet die Zusammenarbeit.

DFB.de: Der Frauenfußball erlebt gerade eine außergewöhnliche Entwicklung. Wie nehmen Sie das als langjährige Trainerin wahr?

Hainke: Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat bei der EM in England eine Nationalmannschaft geformt, die als richtig gutes Team aufgetreten ist. Das ist bei allen Zuschauer*innen sehr gut angekommen und hat einen Boom ausgelöst. Ich denke, es ist deshalb auch an der Zeit, dass man über eine Aufstockung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, zunächst vielleicht auf 14 Mannschaften, nachdenken sollte. Dadurch wäre man in der Spitze breiter aufgestellt. Die Neulinge gewöhnen sich schnell an die gestiegenen Anforderungen. Aufsteiger SV Meppen macht es gerade vor und zeigt, dass die Unterschiede zwischen beiden Ligen nicht mehr ganz so gravierend sind. Das Team ist zwar noch nicht gerettet, hat aber schon bewiesen, dass es gut mithalten kann. Die Vielfalt ist wichtig und sollte auch in der Bundesliga abgebildet werden, weil die besten Talente nicht nur, aber immer noch sehr oft aus kleineren Vereinen kommen.

DFB.de: Am heutigen Sonntag empfängt Ihr Team den Tabellenelften FC Carl Zeiss Jena. Wie schätzen Sie die Aufgabe ein?

Hainke: Gegen den FC Carl Zeiss Jena ist vor allem Zweikampfhärte gefragt. Jede Aufgabe in dieser Liga ist schwer. Beim 2:2 im Hinspiel hatten wir nach einer Minute zurückgelegen und in der Nachspielzeit noch den Ausgleich kassiert. Diesmal wollen wir es besser machen und damit unsere gute Ausgangsposition behaupten.

DFB.de: Sie sind ein sehr religiöser Mensch. Wie sehr hilft Ihnen der Glauben auch bei Ihrer Arbeit als Trainerin?

Hainke: Jesus Christus ist meine Kraft und meine Stärke, ohne ihn möchte ich keinen Tag angehen. Er gibt mir Ideen und Kreativität. Mit Jesus zu leben, ist ein Gewinn. Vor einigen Wochen ist unser sehr beliebter Busfahrer verstorben. Ich habe den Spielerinnen angeboten, zusammen zu beten, was vom Team insgesamt sehr positiv aufgenommen wurde. Auch eine solche Erfahrung stärkt die Gemeinschaft.

[mspw]

In der abgelaufenen Saison schaffte Trainerin Britta Hainke mit dem FSV Gütersloh 2009 erst spät den Klassenverbleib in der 2. Frauen-Bundesliga. Aktuell klopfen die Ostwestfälinnen an das Tor zur FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die 55-Jährige, die mit Sammy Messalkhi ein gleichberechtigtes Trainergespann bildet, mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Aufstiegsrennen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat aus den zurückliegenden drei Spielen die maximale Punktzahl geholt. Wie erklären Sie sich die aufsteigende Form, Frau Hainke?

Britta Hainke: Wir sind punktemäßig nicht gut in das neue Jahr gestartet. Die Spielerinnen haben sich jedoch weiterentwickelt und Schritt für Schritt aus dieser Situation befreit. Mit dem 2:1-Heimsieg gegen den SC Freiburg II kam dann auch das Selbstvertrauen zurück. Gegen die SG 99 Andernach haben wir beim 2:0 keinen Gegentreffer zugelassen und der jüngste 3:1-Auswärtserfolg beim 1. FFC Turbine Potsdam II war einfach nur überragend.

DFB.de: Was hat Ihnen denn in Potsdam so gut gefallen?

Hainke: Die Mannschaft hat nach dem Rückstand eine unglaubliche kämpferische Mentalität an den Tag gelegt. In der zweiten Halbzeit hatten wir uns eine Vielzahl an Chancen herausgespielt und gezeigt, dass wir auch fußballerisch etwas draufhaben.

DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Der Rückrundenstart war mit dem Unentschieden bei Eintracht Frankfurt II und den beiden Niederlagen gegen RB Leipzig und beim SC Sand nicht nach Wunsch verlaufen. Wo haben Sie danach den Hebel angesetzt?

Hainke: Wir haben auch in diesen Spielen gute Leistungen gezeigt, nur leider nicht ausreichend gepunktet. Im Training standen vor allem Torschussübungen und ein kontrollierter Spielaufbau auf dem Programm.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team in dieser Saison grundsätzlich aus?

Hainke: Schon am Ende der Hinrunde waren wir mit zwei Niederlagen in die Winterpause gegangen. In diesem Jahr haben wir uns mit Kampf und Einsatz aus unserer Ergebniskrise befreit und gezeigt, dass wir als Team funktionieren. Ich merke, dass die Mannschaft richtig Lust darauf hat, erfolgreich zu sein und im besten Fall den Aufstieg zu schaffen.

DFB.de: Der punktgleiche Konkurrent SG 99 Andernach verzichtet dagegen auf einen möglichen Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Ist damit der Weg frei für den FSV Gütersloh?

Hainke: So weit sind wir noch lange nicht. Unser direkter Konkurrent 1. FC Nürnberg hat am vergangenen Wochenende beim 2:3 gegen den SC Sand eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben. Dennoch ist gar nichts entschieden und wir tun gut daran, wenn wir weiter fokussiert bleiben. Die Mädels wollen hoch, hatten sich nach dem Sieg in Potsdam riesig gefreut, dass wir nach aktuellem Stand einen Aufstiegsplatz belegen.

DFB.de: Als Saisonziel wollten Sie so früh wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Wie sehr sind Sie selbst von der positiven Entwicklung überrascht?

Hainke: In der Hinrunde haben alle Zugänge gut eingeschlagen und wir haben auch viele Tore erzielt, womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte. Aktuell spielen wir richtig guten Fußball und sind mit Leidenschaft und großem Einsatz bei der Sache. Das sind Kriterien, die im Fußball sehr wertvoll sind.

DFB.de: Wie bewerten Sie grundsätzlich die Tabellensituation vor dem 18. Spieltag?

Hainke: Der Aufstieg von Tabellenführer RB Leipzig wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr verhindern lassen. (lacht) Vor allem die Ergebnisse im DFB-Pokal und der dortige Einzug in das Halbfinale haben gezeigt, dass der Verein auch dort hingehört. Der 1. FC Nürnberg und der SC Sand sind unsere größten Konkurrenten im Kampf um den zweiten Aufstiegsplatz.

DFB.de: Was würde Ihnen und dem Verein ein möglicher Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga bedeuten?

Hainke: Für jede Spielerin und das gesamte Trainerteam wäre das ein sagenhafter Erfolg. Vor zehn Jahren war dem FSV Gütersloh dieses "Kunststück" schon einmal gelungen. Der gesamte Verein hat Lust auf eine Wiederholung und ist auch bereit, dafür mehr zu investieren. Ein Aufstieg würde auch eine höhere Aufmerksamkeit bedeuten, was wir auch selbst schon im DFB-Pokal vor mehr als 2000 Zuschauer*innen gegen den VfL Wolfsburg erleben durften. Das waren für uns Gänsehautmomente und eine schöne Art der Anerkennung für unsere Arbeit.

DFB.de: In der zweiten Runde des DFB-Pokals unterlag Ihr Team dem VfL allerdings 2:8. In welchen Bereichen müsste sich das Team steigern, um konkurrenzfähig zu sein?

Hainke: Unser Fokus liegt erst einmal ausschließlich im Hier und Jetzt. Wir wollen mit den Spielerinnen, die uns aktuell zur Verfügung stehen, das Bestmögliche herausholen. Klar ist: Der Kader müsste bei einem möglichen Aufstieg personell aufgefrischt werden. Das Tempo ist in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga höher. Deshalb müssten wir vor allem im athletischen Bereich viel aufholen. Aber wie gesagt: Damit werden wir uns beschäftigen, wenn es an der Zeit ist.

DFB.de: Sie sind bereits seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen für den FSV Gütersloh tätig. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Verein beschreiben?

Hainke: Ich mag Ostwestfalen, bin mit dem Verein, für den ich seit 2014 tätig bin, eng verbunden. Mit Marina Hermes, die ihre Karriere bereits beendet hat und mittlerweile im Umfeld tätig ist sowie Katrin Lückel, die im Trainerteam arbeitet, herrscht ein gutes Vertrauensverhältnis. Sammy Messalkhi, mit dem ich seit dieser Saison ein gleichberechtigtes Trainergespann bilde, hat für neue Impulse gesorgt. Wir haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber insgesamt fruchtet die Zusammenarbeit.

DFB.de: Der Frauenfußball erlebt gerade eine außergewöhnliche Entwicklung. Wie nehmen Sie das als langjährige Trainerin wahr?

Hainke: Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat bei der EM in England eine Nationalmannschaft geformt, die als richtig gutes Team aufgetreten ist. Das ist bei allen Zuschauer*innen sehr gut angekommen und hat einen Boom ausgelöst. Ich denke, es ist deshalb auch an der Zeit, dass man über eine Aufstockung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, zunächst vielleicht auf 14 Mannschaften, nachdenken sollte. Dadurch wäre man in der Spitze breiter aufgestellt. Die Neulinge gewöhnen sich schnell an die gestiegenen Anforderungen. Aufsteiger SV Meppen macht es gerade vor und zeigt, dass die Unterschiede zwischen beiden Ligen nicht mehr ganz so gravierend sind. Das Team ist zwar noch nicht gerettet, hat aber schon bewiesen, dass es gut mithalten kann. Die Vielfalt ist wichtig und sollte auch in der Bundesliga abgebildet werden, weil die besten Talente nicht nur, aber immer noch sehr oft aus kleineren Vereinen kommen.

DFB.de: Am heutigen Sonntag empfängt Ihr Team den Tabellenelften FC Carl Zeiss Jena. Wie schätzen Sie die Aufgabe ein?

Hainke: Gegen den FC Carl Zeiss Jena ist vor allem Zweikampfhärte gefragt. Jede Aufgabe in dieser Liga ist schwer. Beim 2:2 im Hinspiel hatten wir nach einer Minute zurückgelegen und in der Nachspielzeit noch den Ausgleich kassiert. Diesmal wollen wir es besser machen und damit unsere gute Ausgangsposition behaupten.

DFB.de: Sie sind ein sehr religiöser Mensch. Wie sehr hilft Ihnen der Glauben auch bei Ihrer Arbeit als Trainerin?

Hainke: Jesus Christus ist meine Kraft und meine Stärke, ohne ihn möchte ich keinen Tag angehen. Er gibt mir Ideen und Kreativität. Mit Jesus zu leben, ist ein Gewinn. Vor einigen Wochen ist unser sehr beliebter Busfahrer verstorben. Ich habe den Spielerinnen angeboten, zusammen zu beten, was vom Team insgesamt sehr positiv aufgenommen wurde. Auch eine solche Erfahrung stärkt die Gemeinschaft.

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