Gündogan: "Schule bringt mich menschlich weiter"

Am 18. Dezember 2010 besiegte der 1. FC Nürnberg das Überraschungsteam von Hannover 96 mit 3:1. Zwei Tore hatte Ilkay Gündogan vorbereitet. Als Zeichen der Anerkennung wechselte Trainer Dieter Hecking seinen Mittelfeldspieler in der 85. Minute aus, damit er die Ovationen der Fans im Stadion entgegennehmen konnte. Inzwischen ein seltsam fernes Erlebnis.

Denn es war die bisher letzte Partie des 21 Jahre alten Deutsch-Türken für den Club. Ein Haarriss im Mittelfuß, den der zweimalige U 21-Nationalspieler aus dem Testspiel gegen Bursaspor Anfang Januar mitnahm, setzte ihn außer Gefecht. Vor einer Woche dann die frohe Botschaft für den FCN und die Nürnberger Fans: „Ily“, wie er im Mannschaftskreis genannt wird, kehrte auf den Platz zurück.

Die Partie am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) kommt für Gündogan allerdings noch zu früh. Ausgerechnet in seiner Geburtsstadt Gelsenkirchen. Gegen den FC Schalke, bei dem er einst als Jugendspieler aktiv war. Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Ilkay Gündogan mit Redakteur Maximilian Geis über seine verhinderte Heimkehr, die Vorbereitungen für das Comeback und seine Aussichten für die Zukunft.

DFB.de: Ilkay Gündogan, wie verläuft der Heilungsprozess Ihrer Mittelfußverletzung?

Ilkay Gündogan: In dieser Woche konnten wir die Belastung konstant steigern. Bis Ende der Woche möchte ich soweit sein, dass ich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen könnte. Wenn unser Team dann nach Gelsenkirchen fährt, bleibe ich in Nürnberg und trainiere individuell. In der kommenden Woche würde ich dann gerne wieder am Teamtraining teilnehmen.

DFB.de: Sind Sie traurig, dass Sie ausgerechnet in Gelsenkirchen nicht dabei sein können?

Gündogan: Sehr traurig. In der Hinrunde wäre ich dabei gewesen, nun habe ich mit dem Pokalspiel gleich zwei Begegnungen gegen meine Heimatstadt verpasst. Es ist eine ungünstige Konstellation, aber wir werden kein Risiko eingehen. Es ist ein normales Ligaspiel, und das Wichtigste ist, dass ich fit werde. Wir haben sechs Wochen alles dafür getan, dass ich wieder auf den Platz kann. Nun gebe ich meinem Fuß die nötige Zeit, um wieder hundertprozentig Einsatz zeigen zu können.

DFB.de: Werden besondere Maßnahmen zum Schutz Ihres Fußes ergriffen?



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Am 18. Dezember 2010 besiegte der 1. FC Nürnberg das Überraschungsteam von Hannover 96 mit 3:1. Zwei Tore hatte Ilkay Gündogan vorbereitet. Als Zeichen der Anerkennung wechselte Trainer Dieter Hecking seinen Mittelfeldspieler in der 85. Minute aus, damit er die Ovationen der Fans im Stadion entgegennehmen konnte. Inzwischen ein seltsam fernes Erlebnis.

Denn es war die bisher letzte Partie des 21 Jahre alten Deutsch-Türken für den Club. Ein Haarriss im Mittelfuß, den der zweimalige U 21-Nationalspieler aus dem Testspiel gegen Bursaspor Anfang Januar mitnahm, setzte ihn außer Gefecht. Vor einer Woche dann die frohe Botschaft für den FCN und die Nürnberger Fans: „Ily“, wie er im Mannschaftskreis genannt wird, kehrte auf den Platz zurück.

Die Partie am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) kommt für Gündogan allerdings noch zu früh. Ausgerechnet in seiner Geburtsstadt Gelsenkirchen. Gegen den FC Schalke, bei dem er einst als Jugendspieler aktiv war. Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Ilkay Gündogan mit Redakteur Maximilian Geis über seine verhinderte Heimkehr, die Vorbereitungen für das Comeback und seine Aussichten für die Zukunft.

DFB.de: Ilkay Gündogan, wie verläuft der Heilungsprozess Ihrer Mittelfußverletzung?

Ilkay Gündogan: In dieser Woche konnten wir die Belastung konstant steigern. Bis Ende der Woche möchte ich soweit sein, dass ich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen könnte. Wenn unser Team dann nach Gelsenkirchen fährt, bleibe ich in Nürnberg und trainiere individuell. In der kommenden Woche würde ich dann gerne wieder am Teamtraining teilnehmen.

DFB.de: Sind Sie traurig, dass Sie ausgerechnet in Gelsenkirchen nicht dabei sein können?

Gündogan: Sehr traurig. In der Hinrunde wäre ich dabei gewesen, nun habe ich mit dem Pokalspiel gleich zwei Begegnungen gegen meine Heimatstadt verpasst. Es ist eine ungünstige Konstellation, aber wir werden kein Risiko eingehen. Es ist ein normales Ligaspiel, und das Wichtigste ist, dass ich fit werde. Wir haben sechs Wochen alles dafür getan, dass ich wieder auf den Platz kann. Nun gebe ich meinem Fuß die nötige Zeit, um wieder hundertprozentig Einsatz zeigen zu können.

DFB.de: Werden besondere Maßnahmen zum Schutz Ihres Fußes ergriffen?

Gündogan: Ja, unser Ausrüster adidas hat einen Spezialschuh mit Carbon-Leiste produziert. Das ist schon etwas Besonderes, weil sich die Leute dort eine Menge Zeit und Mühe gegeben haben. Das Gleiche wurde auch schon für Lionel Messi und Steven Gerrard gemacht, die ähnliche Verletzungen hatten. Der Fuß wurde vermessen und der Schuh extra gestaltet. Natürlich merkt man, dass etwas anders ist. Aber der Schuh gibt mir auf jeden Fall die nötige Sicherheit. Denn wichtig ist, dass mein Fuß so gut wie möglich gegen Tritte, Zweikämpfe oder ein mögliches Umknicken geschützt ist.

DFB.de: Wie viele Karten haben Sie für Freunde und Verwandte fürs Schalke-Spiel reservieren müssen?

Gündogan: Keine. Ich habe einige Freunde, die ohnehin Schalker sind. Teile meiner Familie werden im Stadion sein. Wenn ich gespielt hätte, wären es wohl noch ein paar mehr geworden…

DFB.de: Sie haben einst beim SV Gelsenkirchen-Hessler 06 das Fußballspielen gelernt. Früh wurde Schalke auf Sie aufmerksam, aber das Intermezzo dauerte nur ein Jahr. Warum?

Gündogan: Ich war damals acht oder neun Jahre alt und habe in der E3-Jugend gespielt. Wachstumsbedingt hatte ich auf einmal an beiden Beinen Probleme mit der Achillessehne. In der Rückrunde hat mir damals der Arzt empfohlen, kaum zu trainieren. Bei einem Großklub wie dem FC Schalke ist es dann normal, dass man nicht in die nächste Altersklasse übernommen wird. Ich wollte den Spaß am Fußball beibehalten und bin daher wieder zurück zu meinem Stammverein, damit ich in der gewohnten Umgebung wieder Fuß fassen kann.

DFB.de: Dennoch haben die Verantwortlichen des FC Schalke Sie weiter beobachtet.

Gündogan: Ja. Mit 13 hatte ich noch einmal ein Angebot von Schalke, aber der Respekt vor der Aufgabe war nach den vorhergegangenen Erfahrungen zu groß. Zum Glück habe ich zwei Jahre später beim VfL Bochum noch einmal die Chance bekommen. Wie es weiter gegangen wäre, wenn ich in Gelsenkirchen geblieben wäre? Darüber mache ich mir keine Gedanken. Es ist gut so, wie es ist.

DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Das dramatische Pokalachtelfinale mit dem 2:3 nach Verlängerung auf Schalke haben Sie verpasst. Held dieser Partie war Julian Draxler, dessen Vita eine Diskussion über die Verbindung von Fußball und Schule entfachte - nun geht er auf eine Eliteschule des Fußballs. Sie scheinen diese beiden Themen gut unter einen Hut zu bringen. Wie laufen die Vorbereitungen für das Abitur an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule?

Gündogan: Es ist schon sehr stressig, aber alles läuft sehr gut. Schließlich habe ich nun alle Klausuren hinter mir. Die schriftlichen Abiturprüfungen in meinen Leistungskursen Sport und Mathematik sowie in Englisch starten Mitte März, dafür läuft derzeit die Vorbereitungsphase. Anschließend kommt die mündliche Prüfung in Philosophie/Ethik. Ich habe optimale Unterstützung vom Verein und meiner Schule. So kann ich manchmal eine Trainingspause einlegen oder mit einem Nachhilfelehrer arbeiten. Das ist eine richtig gute Konstellation.

DFB.de: Ist die Schule manchmal auch lästig, wenn man den Beruf Fußballer bereits ausübt?

Gündogan: Ganz im Gegenteil. Schule ist aus meiner Sicht eine gute Abwechslung zum Profialltag, weil es mir ein normales Leben neben der „Märchenwelt“ Fußball ermöglicht. Ich bin schließlich ein 20-Jähriger wie meine Klassenkameraden auch. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich beide Alternativen nebeneinander machen kann. Die Schule bringt mich als Mensch weiter, daher war die Entscheidung sinnvoll, beides anzugehen.

DFB.de: Sie haben Ihre Facharbeit im vergangenen Jahr neben den sportlichen Verpflichtungen über die„Rückrundenvorbereitung des 1. FC Nürnberg in der Saison 2009/2010“ verfasst. Hatten Sie durch Ihre Verletzung diesmal mehr Zeit, den schulischen Pflichten nachzukommen?

Gündogan: Interessant, die meisten Leute denken das. Aber es ist genau umgekehrt. Die Behandlungen der verletzten Spieler finden parallel zu den Trainingseinheiten statt. Meistens dauert es sogar länger, so dass ich mehr Zeit investieren muss und daher fast weniger Zeit für die Schule übrig bleibt.

DFB.de: Neben dem Schulabschluss könnten im Sommer noch weitere Weichen für Ihre Zukunft gestellt werden. Ihr Vertrag läuft 2012 aus, der Club würde gerne mit Ihnen verlängern und wartet auf Ihre Entscheidung. Wie ist der Stand der Verhandlungen?

Gündogan: Es gibt keinen Zeitplan, sondern bisher nur grobe Vorüberlegungen. Ich habe wegen der Verletzung alles hinten angestellt. Oberste Priorität genießt bei mir der Heilungsprozess. Ich möchte vollkommen gesund werden, dann kann ich mich wieder anderen Dingen widmen. Ich weiß, dass damit eine Phase auf mich zukommt, die sehr stressig sein wird, weil ich eine Entscheidung treffen muss. Aber davor habe ich keine Angst, denn es ist eine schöne Entscheidung.

DFB.de: Warum?

Gündogan: Weil ich sie in der eigenen Hand habe. Im Moment mache ich mir wirklich noch nicht so viele Gedanken, daher gibt es auch keine Tendenz. In den nächsten Wochen werde ich mir eine Meinung bilden. Und dann werde ich die Entscheidung treffen, die für mich am besten ist.

DFB.de: Der Club erlebt momentan einen Höhenflug. Wie schwer ist es, in so einer Phase draußen zu sitzen?

Gündogan: Grundsätzlich will man immer lieber auf dem Platz stehen, als Fußballer so oft wie möglich gut spielen und zum Erfolg der Mannschaft beitragen. Daher ist dass keine einfache Phase für mich. Aber das Team spielt im Moment hervorragend. Das nimmt mir viel von meiner Traurigkeit. Denn auch wenn ich verletzt bin, versuche ich immer, nahe an der Mannschaft zu sein. Das ist einer der Schlüssel unseres Erfolgs. Jeder in unserem Kader ist ein Teil der Mannschaft.

DFB.de: Was ist für den 1. FCN noch drin in dieser Saison?

Gündogan: Mal schauen, wohin unser Weg noch führt. Wir haben unsere Leistungen stabilisiert und gehen in jedes Spiel mit dem Anspruch, das Maximum herausholen. Daher werden wir weder verrückt noch nervös. Wir sind realistisch und optimistisch genug, um unser Leistungsvermögen einschätzen zu können.

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DFB.de: Ihr erstes U 21-Länderspiel haben Sie als einen „besonderen Moment“ bezeichnet. Zudem wurde bekannt, dass sich Joachim Löw Ihre Telefonnummer besorgt hat. Am vergangenen Freitag haben Sie sich deutlich zu Deutschland bekannt. Haben Sie derzeit Kontakt mit U 21-Coach Rainer Adrion, oder hat der Bundestrainer schon Kontakt zu Ihnen aufgenommen?

Gündogan: Mit Rainer Adrion hatte ich während der Länderspielpause im Februar Kontakt. Ich habe ihm mitgeteilt, dass für mich die deutsche Nationalmannschaft Priorität hat und ich mich auch wirklich in der A-Nationalmannschaft in Deutschland durchsetzen möchte. Er hat sich bei mir nach meinen Fortschritten erkundigt. Momentan möchte ich einfach nur fit werden, dann kann ich bei den U 21-Länderspielen im März vielleicht schon wieder dabei sein. Wenn ich dann meine Leistung in der U 21 und der Bundesliga zeige, habe ich keine Bedenken, dass mir dann die Türen wieder offen stehen. Herr Löw hat noch nicht bei mir angerufen. Ich hoffe aber natürlich, dass er das in der Zukunft mal macht (lacht).