Großaspachs Gyau: Der Mann, der kein Sportinvalide sein wollte

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Joseph-Claude Gyau, dessen Karriere bereits beendet zu sein schien und nun bei der SG Sonnenhof Großaspach wieder Fahrt aufnimmt.

Er bekam einen steilen Pass zugespielt, umkurvte den gegnerischen Torhüter und erzielte so den Siegtreffer für die SG Sonnenhof Großaspach. Der 1:0-Heimerfolg am Mittwoch gegen den VfL Osnabrück hatte für Joseph-Claude Gyau eine ganz besondere Bedeutung. "Ich kann meine Gefühle kaum beschreiben", sagte der 24-Jährige im Gespräch mit DFB.de. Gyau kam erst im Januar in das württembergische Aspach. Einige Monate zuvor schien seine Karriere bereits beendet zu sein.

Kurz vor dem Karriereende

Im Oktober 2014 zog sich der Außenspieler eine schwere Knieverletzung zu. "Die Ärzte sagten mir, ich hätte nur sehr geringe Chancen, jemals wieder Fußball zu spielen", erzählt er. "Ich wollte das überhaupt nicht wahrhaben. Aber je länger meine Verletzung andauerte, desto schwieriger war das zu verarbeiten."

Gyau arbeitete hart in der Reha, machte Tag für Tag Muskeltraining, um sein Knie zu stärken. Wochen und Monate vergingen, ohne dass es wirklich aufwärts ging. "Manchmal fühlte sich mein Knie wieder besser an, dann wurde es plötzlich wieder dick", sagt er. "Es war zum Verzweifeln, aber ich habe immer weitergekämpft." Sein Ex-Verein Borussia Dortmund verlängerte seinen Vertrag, so dass Gyau in Ruhe an seinem Comeback arbeiten konnte. Seine Verletzungsprobleme zogen sich über rund zwei Jahre hin. Das unschöne Wort Sportinvalide machte die Runde.

Es wäre das Ende einer Karriere gewesen, die kaum vielversprechender hätte beginnen können. Obwohl Gyau in den USA aufwuchs, also dem Land des American Football, Basketball und Baseball, stammt er aus einer echten Fußballerfamilie. Sein Vater Philip war US-Nationalspieler. Auch sein Großvater Joseph spielte in den nordamerikanischen Profiligen. Gyau trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren, spielte zunächst an der High School und wurde U-Nationalspieler der USA. "Es war immer mein Traum, nach Europa zu gehen", verrät er.



Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Joseph-Claude Gyau, dessen Karriere bereits beendet zu sein schien und nun bei der SG Sonnenhof Großaspach wieder Fahrt aufnimmt.

Er bekam einen steilen Pass zugespielt, umkurvte den gegnerischen Torhüter und erzielte so den Siegtreffer für die SG Sonnenhof Großaspach. Der 1:0-Heimerfolg am Mittwoch gegen den VfL Osnabrück hatte für Joseph-Claude Gyau eine ganz besondere Bedeutung. "Ich kann meine Gefühle kaum beschreiben", sagte der 24-Jährige im Gespräch mit DFB.de. Gyau kam erst im Januar in das württembergische Aspach. Einige Monate zuvor schien seine Karriere bereits beendet zu sein.

Kurz vor dem Karriereende

Im Oktober 2014 zog sich der Außenspieler eine schwere Knieverletzung zu. "Die Ärzte sagten mir, ich hätte nur sehr geringe Chancen, jemals wieder Fußball zu spielen", erzählt er. "Ich wollte das überhaupt nicht wahrhaben. Aber je länger meine Verletzung andauerte, desto schwieriger war das zu verarbeiten."

Gyau arbeitete hart in der Reha, machte Tag für Tag Muskeltraining, um sein Knie zu stärken. Wochen und Monate vergingen, ohne dass es wirklich aufwärts ging. "Manchmal fühlte sich mein Knie wieder besser an, dann wurde es plötzlich wieder dick", sagt er. "Es war zum Verzweifeln, aber ich habe immer weitergekämpft." Sein Ex-Verein Borussia Dortmund verlängerte seinen Vertrag, so dass Gyau in Ruhe an seinem Comeback arbeiten konnte. Seine Verletzungsprobleme zogen sich über rund zwei Jahre hin. Das unschöne Wort Sportinvalide machte die Runde.

Es wäre das Ende einer Karriere gewesen, die kaum vielversprechender hätte beginnen können. Obwohl Gyau in den USA aufwuchs, also dem Land des American Football, Basketball und Baseball, stammt er aus einer echten Fußballerfamilie. Sein Vater Philip war US-Nationalspieler. Auch sein Großvater Joseph spielte in den nordamerikanischen Profiligen. Gyau trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren, spielte zunächst an der High School und wurde U-Nationalspieler der USA. "Es war immer mein Traum, nach Europa zu gehen", verrät er.

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Gyau: Von Gisdol zu Klopp

Bei einem Freundschaftsspiel gegen Brasilien wurde er von Ernst Tanner entdeckt, dem ehemaligen Sportlichen Leiter der TSG 1899 Hoffenheim. Kurz vor seinem 18. Geburtstag kam er nach Deutschland und lebte zunächst bei einer Gastfamilie. "Die ersten Monate waren schwer, weil ich mich nicht so richtig verständigen konnte", erzählt er. Die Hauptsache aber war für ihn, dass es fußballerisch gut lief.

Trainer Markus Gisdol war sein erster großer Förderer. Die beiden lernten sich bereits kennen, als Gisdol noch die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim trainierte und Gyau dort seine ersten Einsätze hatte. Dann trennten sich zunächst die Wege: Gisdol wurde Co-Trainer beim FC Schalke 04, Gyau wechselte Leihweise zum Zweitligisten FC St. Pauli. Später trafen sie sich bei den Profis der TSG Hoffenheim wieder.

"Klopp ist ein Trainer, für den man alles gibt"

Gisdol verhalf ihm zu den ersten beiden Bundesligaeinsätzen gegen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund. Gyau hinterließ einen starken Eindruck. So stark, dass Dortmund auf den flexiblen und schnellen Außenspieler aufmerksam wurde. Gyau wechselte im Sommer 2014 zu den Schwarz-Gelben. Er wurde zwar für die zweite Mannschaft in der 3. Liga verpflichtet, fand sich aber relativ schnell bei den Profis wieder: "Nach der Weltmeisterschaft fehlten viele Nationalspieler im Training. Deshalb durfte ich bei Kloppo mittrainieren."

Mit "Kloppo" ist Jürgen Klopp gemeint. Ein Trainer, über den Gyau nur positiv zu berichten hat - nicht nur fachlich, sondern auch menschlich: "Er ist ein richtig sympathischer Mensch. Er ist ein Trainer, für den man alles gibt. Er hat mir viel Selbstvertrauen vermittelt." Überhaupt fühlte er sich in der Startruppe des BVB richtig wohl. Pierre-Emerick Aubameyang bezeichnet er als einen der nettesten Menschen, die er jemals kennengelernt hat: "Er ist immer am Lachen, macht immer Witze. Deshalb macht er auch solche Dinge wie das mit der Maske. Er mag einfach diese Späßchen." Auch Henrikh Mkhitaryan, der das Penthouse über ihm bewohnte, zählte zu seinen Kumpels. Oft fuhren sie gemeinsam zum Training.

Ein Länderspiel für die USA - dann beginnt die Verletzungsmisere

Der aus Florida stammende Fußballer befand sich auf der Überholspur. Im September 2014 wurde Gyau in einem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart eingewechselt, gab zudem gegen Tschechien sein Debüt für die US-Nationalmannschaft. Plötzlich stand er gegen Weltklassespieler wie Tomas Rosicky und Petr Cech auf dem Platz. Sein damaliger Trainer war Jürgen Klinsmann. "Klinsmann war ein toller Motivator, der jedem Spieler hilft und niemanden hängen lässt", so Gyau. "Selbst als ich so lange verletzt war, hat er sich jeden Monat bei mir gemeldet, hat mir auch Kontakte zu Medizinern vermittelt."

Einziger Wermutstropfen an der Länderspielkarriere von Gyau: Dort begann seine Verletzungsmisere. Es war die 22. Minute im Länderspiel gegen Ecuador: Gyau wollte einen Ball vor dem Aus retten, blieb im Rasen hängen und spürte plötzlich einen stechenden Schmerz im Knie. Fast wäre es der Anfang vom Ende gewesen.

Heute spielt Gyau nicht mehr in Dortmund vor über 80.000 Fans, sondern in der 10.000 Zuschauer fassenden mechatronik Arena. Sein Trainer heißt nicht mehr Jürgen Klopp oder Jürgen Klinsmann, sondern Oliver Zapel. Alles ist ein wenig beschaulicher. Gerade deshalb fühlt sich Gyau bei seinem neuen Verein so wohl: "Hier in Aspach ist alles wie in einer großen Familie, jeder hilft dem anderen, so dass man sich total auf den Fußball konzentrieren kann." Der beidfüßig starke Offensivspieler möchte noch mal so richtig durchstarten. Der Anfang ist gemacht. Am Samstag (ab 14 Uhr) soll gegen Tabellenführer MSV Duisburg (ab 14 Uhr) die Fortsetzung folgen.

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