Grill: "Wollen diese Atmosphäre aufsaugen"

U 21-Nationaltorhüter Lennart Grill hat aufregende Wochen hinter sich: Zunächst der denkwürdige DFB-Pokalabend, als er mit Kaiserslautern gegen den 1. FC Nürnberg durch einen Fehler die Verlängerung einleitete und seiner Mannschaft anschließend im Elfmeterschießen zum Sieg verhalf. Im Verbandspokalspiel wurde er nun erneut zum Helden. Über diese Erlebnisse und das Torhüterteam bei der U 21 spricht der 20 Jahre alte Lennart Grill vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien am Sonntag (ab 16 Uhr, live auf ProSieben) im DFB.de-Interview mit Redakteur Karl Evers.

DFB.de: Herr Grill, Sie sind erst am Donnerstag zur Mannschaft dazugestoßen – aus gutem Grund: Mit ihren zwei gehaltenen Strafstößen im Elfmeterschießen des Verbandspokal-Viertelfinals gegen den FK Pirmasens am Mittwochabend hatten Sie großen Anteil am Weiterkommen des 1. FC Kaiserslautern, wie bereits im DFB-Pokal. Elfmeter scheinen Ihnen aktuell zu liegen.

Lennart Grill: Ja, momentan läuft’s irgendwie. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft damit erneut helfen konnte. Und wenn man mit so einem Sieg im Gepäck zur Nationalmannschaft anreist, ist das natürlich umso schöner.

DFB.de: Wie bereiten Sie sich auf diese Elfmeter-Situationen vor?

Grill: Als Torwart kannst du im Elfmeterschießen ja prinzipiell nur gewinnen und deshalb nicht viel falsch machen. Mittlerweile gibt es genug Videos und Spielanalysen, dadurch sehe ich von den meisten Schützen auch mal einen Elfmeter, darauf bereite ich mich dann vor. Ansonsten ist es der Instinkt – entweder hast du Glück oder eben nicht.

DFB.de: Gab es vom FK Pirmasens denn ausreichend Elfmeter-Videomaterial?

Grill: Ehrlich gesagt nicht (lacht). Ich hatte nur ein Video eines Schützen gesehen, der wurde aber vor dem Elfmeterschießen ausgewechselt. In dem Fall war alles instinktiv: Kurz den Gegner anschauen und überlegen, wie ich ihn einschätze.

DFB.de: Das Elfmeterschießen im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg war sicher noch etwas spezieller. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an diesen Abend zurückdenken?

Grill: Das Gefühl der Erleichterung nach dem gehaltenen Elfer direkt vor der Kurve. Ansonsten war es das extremste Spiel, das man sich als Torhüter vorstellen kann, und auch das extremste Erlebnis in meiner bisherigen Karriere. Man kann 90 Minuten lang gut im Spiel sein und dann von hundert auf null krachen, indem man die Mannschaft mit so einem Fehler in die Verlängerung bringt. Dann kann es aber auch schnell wieder auf hundert hoch gehen, wenn man in der Verlängerung und im Elfmeterschießen zur Stelle ist.

DFB.de: Haben sie zwischendurch darüber nachgedacht, was wäre, wenn es nicht zum Sieg reicht?

Grill: Nein. In dem Moment, als mir der Fehler passiert ist, war ich natürlich erst einmal total geschockt und hatte eine gewisse Leere in mir. Aber danach stand für mich schnell fest, dass ich das Spiel jetzt für die Mannschaft gewinnen muss – und das hat zum Glück geklappt.

DFB.de: Sie sind bei der U 21-Nationalmannschaft der einzige Spieler, der in der 3. Liga spielt. Macht sich das für Sie beim Training bemerkbar?

Grill:. Man merkt es schon in der Trainingsarbeit und auch, wenn man die Qualität einzelnen Spieler, die in der ersten und zweiten Bundesliga spielen, betrachtet. Für mich als Torhüter ist es aber ein Training wie jedes andere, denn der Job bleibt der gleiche. Und außerdem spiele ich ja in der 3. Liga, um regelmäßig Spielpraxis zu bekommen.

DFB.de: Spielpraxis ist bei Torhütern ja ohnehin noch einmal ein anders gewichtetes Kriterium als bei Feldspielern.

Grill: Genau. Als Feldspieler kannst du hin und wieder mal eingewechselt werden – oder eine Phase haben, in der du vier Wochen lang in der Startelf bist und dann zwei Wochen lang wieder nicht. Als Torhüter heißt es in der Regel: Du spielst oder du spielst nicht. Deshalb war die Spielpraxis für mich auch immer das Wichtigste. Und das hat sich bisher ausgezahlt.

DFB.de: Die #U21Inside-Doku auf Youtube über Sie und Markus Schubert als Torhüter-WG wurde bislang schon über 100.000 Mal angesehen. Besonders gut kommt das besondere Verhältnis zwischen Ihnen beiden an. Fällt Ihnen das wirklich so leicht? Trotz der Konkurrenz?

Grill: Ja, das ist einfach so. Wir blenden die Konkurrenz aus, weil wir uns super verstehen – wir beide sind ja auch Zimmerkollegen. Aber auch Finn Dahmen darf man dabei nicht vergessen, wir drei zusammen harmonieren wirklich sehr gut. Und wir finden alle, dass es angenehmer ist, wenn man im Torwartteam, das ja eh ein kleines "eigenes" Team innerhalb der Mannschaft ist, eine geile Stimmung hat. Die wird ja auf den Platz übertragen, und dadurch sind auch die Leistungen besser.

DFB.de: Wie erleben Sie Klaus Thomforde als Torwarttrainer?

Grill: Die Emotionen, die er als Spieler vorgelebt hat, lebt er auch jetzt als Torwarttrainer vor. Ein überragender Typ!

DFB.de: Morgen steht das Spiel gegen Belgien an. Was erwarten Sie?

Grill: Belgien ist eine andere Hausnummer als die bisherigen Gegner. Aber es ist ein Heimspiel vor mehr als 15.000 Zuschauern. Das hat man als U 21-Nationalmannschaft nicht oft, deshalb wollen wir diese Atmosphäre aufsaugen und vor der tollen Kulisse ein geiles Spiel abliefern, damit wir weiter solche Heimspiele erleben dürfen.

[ke]

U 21-Nationaltorhüter Lennart Grill hat aufregende Wochen hinter sich: Zunächst der denkwürdige DFB-Pokalabend, als er mit Kaiserslautern gegen den 1. FC Nürnberg durch einen Fehler die Verlängerung einleitete und seiner Mannschaft anschließend im Elfmeterschießen zum Sieg verhalf. Im Verbandspokalspiel wurde er nun erneut zum Helden. Über diese Erlebnisse und das Torhüterteam bei der U 21 spricht der 20 Jahre alte Lennart Grill vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien am Sonntag (ab 16 Uhr, live auf ProSieben) im DFB.de-Interview mit Redakteur Karl Evers.

DFB.de: Herr Grill, Sie sind erst am Donnerstag zur Mannschaft dazugestoßen – aus gutem Grund: Mit ihren zwei gehaltenen Strafstößen im Elfmeterschießen des Verbandspokal-Viertelfinals gegen den FK Pirmasens am Mittwochabend hatten Sie großen Anteil am Weiterkommen des 1. FC Kaiserslautern, wie bereits im DFB-Pokal. Elfmeter scheinen Ihnen aktuell zu liegen.

Lennart Grill: Ja, momentan läuft’s irgendwie. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft damit erneut helfen konnte. Und wenn man mit so einem Sieg im Gepäck zur Nationalmannschaft anreist, ist das natürlich umso schöner.

DFB.de: Wie bereiten Sie sich auf diese Elfmeter-Situationen vor?

Grill: Als Torwart kannst du im Elfmeterschießen ja prinzipiell nur gewinnen und deshalb nicht viel falsch machen. Mittlerweile gibt es genug Videos und Spielanalysen, dadurch sehe ich von den meisten Schützen auch mal einen Elfmeter, darauf bereite ich mich dann vor. Ansonsten ist es der Instinkt – entweder hast du Glück oder eben nicht.

DFB.de: Gab es vom FK Pirmasens denn ausreichend Elfmeter-Videomaterial?

Grill: Ehrlich gesagt nicht (lacht). Ich hatte nur ein Video eines Schützen gesehen, der wurde aber vor dem Elfmeterschießen ausgewechselt. In dem Fall war alles instinktiv: Kurz den Gegner anschauen und überlegen, wie ich ihn einschätze.

DFB.de: Das Elfmeterschießen im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg war sicher noch etwas spezieller. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an diesen Abend zurückdenken?

Grill: Das Gefühl der Erleichterung nach dem gehaltenen Elfer direkt vor der Kurve. Ansonsten war es das extremste Spiel, das man sich als Torhüter vorstellen kann, und auch das extremste Erlebnis in meiner bisherigen Karriere. Man kann 90 Minuten lang gut im Spiel sein und dann von hundert auf null krachen, indem man die Mannschaft mit so einem Fehler in die Verlängerung bringt. Dann kann es aber auch schnell wieder auf hundert hoch gehen, wenn man in der Verlängerung und im Elfmeterschießen zur Stelle ist.

DFB.de: Haben sie zwischendurch darüber nachgedacht, was wäre, wenn es nicht zum Sieg reicht?

Grill: Nein. In dem Moment, als mir der Fehler passiert ist, war ich natürlich erst einmal total geschockt und hatte eine gewisse Leere in mir. Aber danach stand für mich schnell fest, dass ich das Spiel jetzt für die Mannschaft gewinnen muss – und das hat zum Glück geklappt.

DFB.de: Sie sind bei der U 21-Nationalmannschaft der einzige Spieler, der in der 3. Liga spielt. Macht sich das für Sie beim Training bemerkbar?

Grill:. Man merkt es schon in der Trainingsarbeit und auch, wenn man die Qualität einzelnen Spieler, die in der ersten und zweiten Bundesliga spielen, betrachtet. Für mich als Torhüter ist es aber ein Training wie jedes andere, denn der Job bleibt der gleiche. Und außerdem spiele ich ja in der 3. Liga, um regelmäßig Spielpraxis zu bekommen.

DFB.de: Spielpraxis ist bei Torhütern ja ohnehin noch einmal ein anders gewichtetes Kriterium als bei Feldspielern.

Grill: Genau. Als Feldspieler kannst du hin und wieder mal eingewechselt werden – oder eine Phase haben, in der du vier Wochen lang in der Startelf bist und dann zwei Wochen lang wieder nicht. Als Torhüter heißt es in der Regel: Du spielst oder du spielst nicht. Deshalb war die Spielpraxis für mich auch immer das Wichtigste. Und das hat sich bisher ausgezahlt.

DFB.de: Die #U21Inside-Doku auf Youtube über Sie und Markus Schubert als Torhüter-WG wurde bislang schon über 100.000 Mal angesehen. Besonders gut kommt das besondere Verhältnis zwischen Ihnen beiden an. Fällt Ihnen das wirklich so leicht? Trotz der Konkurrenz?

Grill: Ja, das ist einfach so. Wir blenden die Konkurrenz aus, weil wir uns super verstehen – wir beide sind ja auch Zimmerkollegen. Aber auch Finn Dahmen darf man dabei nicht vergessen, wir drei zusammen harmonieren wirklich sehr gut. Und wir finden alle, dass es angenehmer ist, wenn man im Torwartteam, das ja eh ein kleines "eigenes" Team innerhalb der Mannschaft ist, eine geile Stimmung hat. Die wird ja auf den Platz übertragen, und dadurch sind auch die Leistungen besser.

DFB.de: Wie erleben Sie Klaus Thomforde als Torwarttrainer?

Grill: Die Emotionen, die er als Spieler vorgelebt hat, lebt er auch jetzt als Torwarttrainer vor. Ein überragender Typ!

DFB.de: Morgen steht das Spiel gegen Belgien an. Was erwarten Sie?

Grill: Belgien ist eine andere Hausnummer als die bisherigen Gegner. Aber es ist ein Heimspiel vor mehr als 15.000 Zuschauern. Das hat man als U 21-Nationalmannschaft nicht oft, deshalb wollen wir diese Atmosphäre aufsaugen und vor der tollen Kulisse ein geiles Spiel abliefern, damit wir weiter solche Heimspiele erleben dürfen.