Granatowski: "Schauen nicht auf die Tabelle"

Im spannenden Aufstiegsrennen der 3. Liga mischt der frühere Bundesligist FC Hansa Rostock nach zuletzt drei Siegen kräftig mit. An fünf der neun Tore nach der Corona-Pause war Winterzugang Nico Granatowski direkt beteiligt. Im DFB.de-Interview spricht die 29 Jahre alte Leihgabe des Zweitligisten VfL Osnabrück mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Heimspiel heute (ab 20.30 Uhr, live bei MagentaSport) gegen FC Carl Zeiss Jena, seine gute Form und Tipps aus der Familie.

DFB.de: Mit drei Siegen in Serie hat Hansa Rostock nicht nur den Anschluss an die Aufstiegsplätze hergestellt, sondern belegt aktuell sogar erstmals in dieser Saison den Relegationsrang. Was macht das Team aktuell so stark, Herr Granatowski?

Nico Granatowski: Da spielen sicher viele Faktoren eine Rolle. An erster Stelle sind wir ein eingeschworener Haufen, der fest zusammenhält. Die Qualität im Kader ist hoch, das Selbstvertrauen gewachsen. Hinzu kam zuletzt auch noch das nötige Matchglück. Klar ist: Wenn wir unsere bestmögliche Leistung über 90 Minuten auf den Platz bringen, dann sind wir definitiv nur schwer zu besiegen.

DFB.de: Die bisher beste Platzierung war Rang sechs Ende Oktober. Ist der FC Hansa genau zur richtigen Zeit in Schwung gekommen?

Granatowski: Langsam, langsam. Wir sollten nicht vergessen, dass wir noch vor zwei Wochen nach der 0:1-Heimniederlage gegen den SV Waldhof Mannheim von vielen fast schon abgeschrieben waren. Deshalb schauen wir jetzt auch nicht so sehr auf die Tabelle, sondern konzentrieren uns lieber auf den nächsten Gegner. Hört sich wie eine Floskel an, ist aber so. In den verbleibenden sechs Partien kann noch viel passieren.

DFB.de: Durch die zahlreichen englischen Wochen ist die Belastung aktuell sehr groß. Macht Ihnen das gar nichts aus?

Granatowski: Ich persönlich finde das sogar richtig geil, wenn ich das so sagen darf. Zahlreiche Spiele innerhalb kurzer Zeit zu bestreiten, ist zweifellos anstrengend - für den Körper und den Kopf. Ich spiele aber lieber als zu trainieren. Von daher habe ich nichts gegen englische Wochen.

DFB.de: Der FC Hansa hatte sich schon früh klar für die Fortsetzung der Saison ausgesprochen. Zahlt ich das jetzt aus?

Granatowski: Unserer Vereinsführung möchte ich auf jeden Fall ein großes Kompliment machen, dass sich die Verantwortlichen so schnell an der Saisonfortsetzung gearbeitet und uns dadurch auch einen frühen Einstieg in das Kleingruppentraining ermöglicht haben. Das war für uns ganz bestimmt kein Nachteil. Wir als Mannschaft haben die Bemühungen jederzeit positiv gesehen und darauf gehofft, dass es möglichst bald weitergeht.

DFB.de: Mit dem 1:0 beim TSV 1860 München wurde zuletzt ein direkter Konkurrent auf Distanz gehalten. Was hat den Ausschlag gegeben?

Granatowski: Man hat gesehen, dass beide Teams aktuell gut in Form sind. Wir waren über 90 Minuten konzentriert und sehr kompakt, haben nur wenig zugelassen. Gleiches galt aber auch für die Löwen. Zum Glück hatten wir in der entscheidenden Szene das Glück auf unserer Seite und konnten unsere Chance konsequent nutzen.

DFB.de: Als Vorbereiter des Siegtreffers durch Pascal Breier waren Sie in Ihrem 100. Drittligaspiel daran entscheidend beteiligt. Überhaupt läuft es auch für Sie persönlich wesentlich besser als vor der Corona-Pause, wie unter anderem fünf Torbeteiligungen seit Ende Mai belegen. Wie erklären Sie sich das?

Granatowski: Es stimmt, dass es im Januar und Februar für mich beim FC Hansa noch nicht optimal lief. Die ersten drei Wochen der Zwangspause, die ich bei meiner Familie in Braunschweig verbracht habe, konnte ich dann auch dazu nutzen, um Kraft zu tanken und zu hinterfragen, was ich besser machen kann.

DFB.de: Woran haben Sie besonders gearbeitet?

Granatowski: Da kam einiges zusammen. Um mich nicht nur auf Läufe beschränken zu müssen und für den Wiedereinstieg ins Training bestens vorbereitet zu sein, habe ich in dieser Phase mit einem privaten Fitnesstrainer zusammengearbeitet, der mich regelmäßig "gedrillt" hat. Das war sicher nicht verkehrt, wie sich jetzt zeigt. Außerdem habe ich viele Gespräche mit meiner Familie geführt, in der alle fußballbegeistert sind.

DFB.de: Wie kommt das?

Granatowski: Mein Vater Uwe, meine Mutter Sabine, mein Bruder Timo und auch meine Schwester Kim sind ebenfalls alle im Fußball aktiv, vor allem bei unserem Heimatklub BSC Acosta. In Braunschweig sind wir deshalb auch nicht ganz unbekannt. Meine Eltern verfolgen meine Karriere deshalb sehr intensiv und geben mir wertvolle Tipps. Wenn es sein muss, bekomme ich auch mal etwas zwischen die Hörner. (lacht)

DFB.de: Sie sind erst seit Januar in Rostock. Fühlen sich Sie jetzt richtig angekommen?

Granatowski: Ich war auch schon vorher sehr gut vom Team aufgenommen worden und hatte mich wohlgefühlt. Aber es stimmt schon: Richtig kommt man erst an, wenn man auch regelmäßig Spielzeit bekommt und der Mannschaft helfen kann.

DFB.de: Aktuell sind Sie bis zum Saisonende vom VfL Osnabrück ausgeliehen, der in der 2. Bundesliga um den Klassenverbleib kämpft. Wie ist der aktuelle Stand?

Granatowski: Fakt ist, dass ich ab dem 1. Juli noch für eine Saison in Osnabrück unter Vertrag stehe und auch mit dem Trainerteam um Daniel Thioune regelmäßig in Kontakt bin. Ich drücke den Jungs und dem Verein die Daumen, dass der Klassenverbleib gelingt. Nach dem Saisonende werden wir uns dann in Ruhe zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht und was für alle Beteiligten die beste Lösung ist.

DFB.de: Können Sie sich also vorstellen, auch länger in Rostock zu bleiben?

Granatowski: Was sollte grundsätzlich dagegen sprechen? Zunächst einmal will ich jedoch gesund bleiben und weiter meine Leistung bringen. Dann sehen wir weiter.

DFB.de: In der 3. Liga stehen noch sechs Spieltage aus. Wie bewerten Sie das Restprogramm?

Granatowski: Gefühlt kämpft noch die halbe Liga um den Aufstieg, die andere Hälfte gegen den Abstieg. Deshalb sollten wir uns nicht so sehr mit dem Saisonende beschäftigen, sondern nur von Spiel zu Spiel denken. Damit sind wir bislang gut gefahren.

DFB.de: Haben Sie denn auch noch keine Hochrechnung angestellt, wie viele Punkte zum Aufstieg notwendig sein werden?

Granatowski: Es sind noch 18 Zähler zu vergeben, und wir wollen möglichst jedes Spiel gewinnen.

DFB.de: Vor dem Topspiel bei Spitzenreiter MSV Duisburg steht zunächst das Duell mit dem bereits feststehenden Absteiger FC Carl Zeiss Jena an. Besteht die Gefahr, dass die Partie gegen die "Zebras" schon in den Hinterköpfen steckt?

Granatowski: Absolut nicht. Jena hat zuletzt in Duisburg und auch gegen Uerdingen gepunktet. Es wird also schon schwer genug, die drei Punkte einzufahren. Auf das Duell mit dem MSV Duisburg freuen wir uns dann - hoffentlich nach einem Heimsieg - ab Donnerstag.

DFB.de: Der FC Hansa ist für sein treues und begeisterungsfähiges Publikum bekannt. Wie sehr vermissen Sie die Fans im Stadion?

Granatowski: Es ist schon extrem, dass wir gerade in einer solchen Phase ohne Zuschauer spielen müssen. Schließlich sorgen die Hansa-Anhänger im Ostseestadion immer für eine besondere Atmosphäre. Die Gesundheit geht jedoch immer vor. Wir haben die Situation jetzt auch so angenommen und geben alles, um das Beste daraus zu machen. Eines Tages wird für uns alle wieder das "normale" Leben beginnen und dann dürfen auch die Fans wieder ins Stadion kommen. Wir freuen uns schon sehr darauf.

DFB.de: Dann vielleicht schon in der 2. Bundesliga?

Granatowski: Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen. Und am besten auch so schnell wie möglich.

[mspw]

Im spannenden Aufstiegsrennen der 3. Liga mischt der frühere Bundesligist FC Hansa Rostock nach zuletzt drei Siegen kräftig mit. An fünf der neun Tore nach der Corona-Pause war Winterzugang Nico Granatowski direkt beteiligt. Im DFB.de-Interview spricht die 29 Jahre alte Leihgabe des Zweitligisten VfL Osnabrück mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Heimspiel heute (ab 20.30 Uhr, live bei MagentaSport) gegen FC Carl Zeiss Jena, seine gute Form und Tipps aus der Familie.

DFB.de: Mit drei Siegen in Serie hat Hansa Rostock nicht nur den Anschluss an die Aufstiegsplätze hergestellt, sondern belegt aktuell sogar erstmals in dieser Saison den Relegationsrang. Was macht das Team aktuell so stark, Herr Granatowski?

Nico Granatowski: Da spielen sicher viele Faktoren eine Rolle. An erster Stelle sind wir ein eingeschworener Haufen, der fest zusammenhält. Die Qualität im Kader ist hoch, das Selbstvertrauen gewachsen. Hinzu kam zuletzt auch noch das nötige Matchglück. Klar ist: Wenn wir unsere bestmögliche Leistung über 90 Minuten auf den Platz bringen, dann sind wir definitiv nur schwer zu besiegen.

DFB.de: Die bisher beste Platzierung war Rang sechs Ende Oktober. Ist der FC Hansa genau zur richtigen Zeit in Schwung gekommen?

Granatowski: Langsam, langsam. Wir sollten nicht vergessen, dass wir noch vor zwei Wochen nach der 0:1-Heimniederlage gegen den SV Waldhof Mannheim von vielen fast schon abgeschrieben waren. Deshalb schauen wir jetzt auch nicht so sehr auf die Tabelle, sondern konzentrieren uns lieber auf den nächsten Gegner. Hört sich wie eine Floskel an, ist aber so. In den verbleibenden sechs Partien kann noch viel passieren.

DFB.de: Durch die zahlreichen englischen Wochen ist die Belastung aktuell sehr groß. Macht Ihnen das gar nichts aus?

Granatowski: Ich persönlich finde das sogar richtig geil, wenn ich das so sagen darf. Zahlreiche Spiele innerhalb kurzer Zeit zu bestreiten, ist zweifellos anstrengend - für den Körper und den Kopf. Ich spiele aber lieber als zu trainieren. Von daher habe ich nichts gegen englische Wochen.

DFB.de: Der FC Hansa hatte sich schon früh klar für die Fortsetzung der Saison ausgesprochen. Zahlt ich das jetzt aus?

Granatowski: Unserer Vereinsführung möchte ich auf jeden Fall ein großes Kompliment machen, dass sich die Verantwortlichen so schnell an der Saisonfortsetzung gearbeitet und uns dadurch auch einen frühen Einstieg in das Kleingruppentraining ermöglicht haben. Das war für uns ganz bestimmt kein Nachteil. Wir als Mannschaft haben die Bemühungen jederzeit positiv gesehen und darauf gehofft, dass es möglichst bald weitergeht.

DFB.de: Mit dem 1:0 beim TSV 1860 München wurde zuletzt ein direkter Konkurrent auf Distanz gehalten. Was hat den Ausschlag gegeben?

Granatowski: Man hat gesehen, dass beide Teams aktuell gut in Form sind. Wir waren über 90 Minuten konzentriert und sehr kompakt, haben nur wenig zugelassen. Gleiches galt aber auch für die Löwen. Zum Glück hatten wir in der entscheidenden Szene das Glück auf unserer Seite und konnten unsere Chance konsequent nutzen.

DFB.de: Als Vorbereiter des Siegtreffers durch Pascal Breier waren Sie in Ihrem 100. Drittligaspiel daran entscheidend beteiligt. Überhaupt läuft es auch für Sie persönlich wesentlich besser als vor der Corona-Pause, wie unter anderem fünf Torbeteiligungen seit Ende Mai belegen. Wie erklären Sie sich das?

Granatowski: Es stimmt, dass es im Januar und Februar für mich beim FC Hansa noch nicht optimal lief. Die ersten drei Wochen der Zwangspause, die ich bei meiner Familie in Braunschweig verbracht habe, konnte ich dann auch dazu nutzen, um Kraft zu tanken und zu hinterfragen, was ich besser machen kann.

DFB.de: Woran haben Sie besonders gearbeitet?

Granatowski: Da kam einiges zusammen. Um mich nicht nur auf Läufe beschränken zu müssen und für den Wiedereinstieg ins Training bestens vorbereitet zu sein, habe ich in dieser Phase mit einem privaten Fitnesstrainer zusammengearbeitet, der mich regelmäßig "gedrillt" hat. Das war sicher nicht verkehrt, wie sich jetzt zeigt. Außerdem habe ich viele Gespräche mit meiner Familie geführt, in der alle fußballbegeistert sind.

DFB.de: Wie kommt das?

Granatowski: Mein Vater Uwe, meine Mutter Sabine, mein Bruder Timo und auch meine Schwester Kim sind ebenfalls alle im Fußball aktiv, vor allem bei unserem Heimatklub BSC Acosta. In Braunschweig sind wir deshalb auch nicht ganz unbekannt. Meine Eltern verfolgen meine Karriere deshalb sehr intensiv und geben mir wertvolle Tipps. Wenn es sein muss, bekomme ich auch mal etwas zwischen die Hörner. (lacht)

DFB.de: Sie sind erst seit Januar in Rostock. Fühlen sich Sie jetzt richtig angekommen?

Granatowski: Ich war auch schon vorher sehr gut vom Team aufgenommen worden und hatte mich wohlgefühlt. Aber es stimmt schon: Richtig kommt man erst an, wenn man auch regelmäßig Spielzeit bekommt und der Mannschaft helfen kann.

DFB.de: Aktuell sind Sie bis zum Saisonende vom VfL Osnabrück ausgeliehen, der in der 2. Bundesliga um den Klassenverbleib kämpft. Wie ist der aktuelle Stand?

Granatowski: Fakt ist, dass ich ab dem 1. Juli noch für eine Saison in Osnabrück unter Vertrag stehe und auch mit dem Trainerteam um Daniel Thioune regelmäßig in Kontakt bin. Ich drücke den Jungs und dem Verein die Daumen, dass der Klassenverbleib gelingt. Nach dem Saisonende werden wir uns dann in Ruhe zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht und was für alle Beteiligten die beste Lösung ist.

DFB.de: Können Sie sich also vorstellen, auch länger in Rostock zu bleiben?

Granatowski: Was sollte grundsätzlich dagegen sprechen? Zunächst einmal will ich jedoch gesund bleiben und weiter meine Leistung bringen. Dann sehen wir weiter.

DFB.de: In der 3. Liga stehen noch sechs Spieltage aus. Wie bewerten Sie das Restprogramm?

Granatowski: Gefühlt kämpft noch die halbe Liga um den Aufstieg, die andere Hälfte gegen den Abstieg. Deshalb sollten wir uns nicht so sehr mit dem Saisonende beschäftigen, sondern nur von Spiel zu Spiel denken. Damit sind wir bislang gut gefahren.

DFB.de: Haben Sie denn auch noch keine Hochrechnung angestellt, wie viele Punkte zum Aufstieg notwendig sein werden?

Granatowski: Es sind noch 18 Zähler zu vergeben, und wir wollen möglichst jedes Spiel gewinnen.

DFB.de: Vor dem Topspiel bei Spitzenreiter MSV Duisburg steht zunächst das Duell mit dem bereits feststehenden Absteiger FC Carl Zeiss Jena an. Besteht die Gefahr, dass die Partie gegen die "Zebras" schon in den Hinterköpfen steckt?

Granatowski: Absolut nicht. Jena hat zuletzt in Duisburg und auch gegen Uerdingen gepunktet. Es wird also schon schwer genug, die drei Punkte einzufahren. Auf das Duell mit dem MSV Duisburg freuen wir uns dann - hoffentlich nach einem Heimsieg - ab Donnerstag.

DFB.de: Der FC Hansa ist für sein treues und begeisterungsfähiges Publikum bekannt. Wie sehr vermissen Sie die Fans im Stadion?

Granatowski: Es ist schon extrem, dass wir gerade in einer solchen Phase ohne Zuschauer spielen müssen. Schließlich sorgen die Hansa-Anhänger im Ostseestadion immer für eine besondere Atmosphäre. Die Gesundheit geht jedoch immer vor. Wir haben die Situation jetzt auch so angenommen und geben alles, um das Beste daraus zu machen. Eines Tages wird für uns alle wieder das "normale" Leben beginnen und dann dürfen auch die Fans wieder ins Stadion kommen. Wir freuen uns schon sehr darauf.

DFB.de: Dann vielleicht schon in der 2. Bundesliga?

Granatowski: Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen. Und am besten auch so schnell wie möglich.

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