Golz und Aogo: "Für beide Teams wäre das Finale ein Riesenerfolg"

Richard Golz (53) begann seine Bundesligakarriere 1987 beim Hamburger SV und beendete sie 2006 beim SC Freiburg. Er spielte in der Bundesliga nur für diese beiden Vereine. Dennis Aogo (35) begann 2004 in Freiburg und wechselte 2008 zum HSV, bei dem er bis 2013 blieb und zum A-Nationalspieler avancierte. Insgesamt spielten sie 28 Jahre für die Klubs, die sich am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im DFB-Pokalhalbfinale gegenüberstehen. Grund genug, Sie nach Ihren Gefühlen, Erfahrungen und Expertisen zu befragen.

DFB.de: Sie haben zu beiden Vereinen eine Beziehung. Wo war es eigentlich schöner?

Richard Golz: Bei beiden Vereinen war es sehr schön. Durch ihre Unterschiedlichkeit lassen sie sich aber nicht miteinander vergleichen. In Hamburg bin ich auch sportlich erwachsen geworden, das prägt enorm, in Freiburg konnte ich viel von meinen gemachten Erfahrungen an die jungen Spieler weitergeben, was eine große Zufriedenheit ausgelöst hat.

Dennis Aogo: Das kann ich so nicht sagen. In Freiburg bin ich Profi geworden und zu einem jungen Erwachsenen gereift. In Hamburg habe ich zum ersten Mal die große Fußballwelt kennengelernt und bin zum Nationalspieler geworden. Beide Beziehungen sind für mich sehr sehr besonders und waren für den weiteren Verlauf meiner Karriere prägend.

DFB.de: Drücken Sie einem Klub die Daumen etwas stärker oder ist es Ihnen egal, weil ja auf jeden Fall einer ins Finale kommen wird, dem Ihre Sympathien gelten?

Golz: Analog zu 50 plus 1 bin ich durch meine räumliche Nähe mit dem Lebensmittelpunkt Norddeutschland ganz leicht auf der Seite des HSV, aber das ist nur marginal.

Aogo: Ich finde es sehr schön, dass einer von beiden in jedem Fall im Finale stehen wird. Für beide wäre es bereits ein großer Erfolg. Jedoch, glaube ich, hat der SC Freiburg die größeren Chancen, da sie mit sehr viel Rückenwind aus der aktuellen Saison auftreten werden.

DFB.de: Für welchen Klub hätte ein eventueller Finaleinzug die größere Bedeutung?

Golz: Für beide wäre es ein Riesenerfolg, der HSV könnte den möglichen Nichtaufstieg sportlich einigermaßen kompensieren. Beim SC würde das Erreichen der Champions League den Finaleinzug noch toppen. Sollte der SC den Pokal allerdings gewinnen, wäre das natürlich das Allergrößte.

Aogo: In Hamburg sehnt man sich schon seit so vielen Jahren nach einem Lichtblick. Deshalb glaube ich, es wäre für den HSV bedeutender.

DFB.de: Welcher Klub hat in seiner Stadt die größere Bedeutung?

Golz: In Freiburg ist der SC seit Volker Finke die ganz klare Nummer eins, der HSV muss sich sportlich gegen den FC St. Pauli mächtig strecken, ähnlich wie es in Berlin mit Hertha und Union der Fall ist. Beide Vereine sind aber auch gesellschaftlich stark engagiert und haben somit über den sportlichen Erfolg hinaus ihre feste Daseinsberechtigung in der Stadt.

Aogo: Ich weiß nicht, wie es aktuell ist, aber zu meiner Zeit war es ganz klar der HSV.

DFB.de: Was war Ihr schönstes Erlebnis mit dem HSV beziehungsweise mit Freiburg?

Golz: Da gibt es ein Spiel, das beide Klubs inkludiert. Mein erstes Spiel gegen den HSV nach dem Wechsel von Hamburg nach Freiburg war filmreif und das Emotionalste, was ich in 21 Jahren Profifußball erlebt habe. Der HSV bekam in Freiburg beim Stand von 0:0 einen Elfmeter in der 90. Minute zugesprochen. Mein Nachfolger im Tor des HSV Jörg Butt, der zu der Zeit alle Strafstöße schoss, hatte bis zu diesem Moment eine 100%-ige Erfolgsquote und trat an. Ich habe den Elfer gehalten und nach dem Spiel hat mich das Stadion gefeiert, mir haben auch die alten Kameraden gratuliert und selbst viele der mitgereisten HSV-Fans jubelten mir zu. Das war für mich die Bestätigung, dass ich in Hamburg insgesamt einen guten Job gemacht habe.

Aogo:  Mit Freiburg: Sicherlich mein Debüt ausgerechnet in Hamburg! 2004 mit damals 17 Jahren. Ein so frühes Debüt hätte ich mir niemals träumen lassen. Mit dem HSV: Die Halbfinalspiele im Europa Cup 2009 und 2010, auch wenn wir in beiden Spielen leider als Verlierer vom Platz gegangen sind.

DFB.de: Strukturell und auch sporthistorisch unterscheiden sich beide Klubs stark. Gibt es auch etwas Verbindendes?

Golz: Wie bereits erwähnt, sind beide Vereine in der Region gesellschaftlich stark engagiert.

Aogo: Beide Vereine sind tatsächlich sehr unterschiedlich. Bis auf die Liebe zum Sport, sehe ich kaum Gemeinsamkeiten.

DFB.de: Wie sehr sind Sie vom Werdegang des SCF überrascht, der ja noch zwei Optionen hat, ins internationale Geschäft einzusteigen? Wessen Verdienst ist das?

Golz: Der Freiburger Erfolg ist das Ergebnis von vielen fleißigen Menschen. An der Spitze steht natürlich der Trainer, der aber ohne sein Team keine Chance hätte. Dazu gehört natürlich jeder Einzelne des Trainerteams, aber auch die sportliche Leitung um Jochen Saier. Clemens Hartenbach legt zudem die Grundlage, dass Spieler nicht nur sehr gut ausgebildet werden, sondern auch sehr gut verkauft werden und somit auch wieder ausreichende Mittel zur Verfügung stehen, um neu zu investieren.

Aogo: In Freiburg überrascht mich mittlerweile kaum noch etwas. Der Verein hat sich über die letzten Jahre unter der Leitung von Christian Streich unglaublich auf einem sehr hohen sportlichen Niveau stabilisiert. Natürlich hilft dabei auch das im Vergleich zu anderen Vereinen doch sehr beschauliche Umfeld. In Ruhe arbeiten zu können, ist in dem Haifischbecken Bundesliga sehr außergewöhnlich. Trotzdem hat die sportliche Leitung in den letzten Jahren sehr viel richtig gemacht, wovor man nur den Hut ziehen kann.

DFB.de: Wie sehr enttäuscht es Sie, dass der HSV wohl wieder nicht aufsteigt? Oder haben Sie sich schon an einen Zweitligisten HSV gewöhnt?

Golz: Das ist Sport, das ist Fußball, das ist Wettkampf. Der HSV hat eine Mannschaft, die aufsteigen kann, aber aus meiner Sicht nicht so gut ist, dass ein Nichtaufstieg eine sportliche Katastrophe ist. Natürlich gehört der HSV in die Bundesliga, da gehören aber auch fünf bis zehn andere Traditionsvereine hin. Selbst wenn alle Vereine ihren Job gemacht haben, können maximal drei Clubs aufsteigen.

Aogo: Die Enttäuschung ist sehr groß. Vor allem, weil die Wahrscheinlichkeit jedes Jahr kleiner wird. Ich kann und will mich nicht an einen Zweitligisten HSV gewöhnen. Der Verein gehört in die erste Liga! Punkt.

DFB.de: Wann wird diese Partie Ihrer Meinung nach wieder eine Bundesligapaarung sein?

Golz: In diesem Jahrzehnt.

Aogo: Ich hoffe, in der Saison 2023/2024.

DFB.de: Werden Sie sich das Spiel ansehen und wenn ja, im Stadion oder im TV?

Golz: Ich freue mich, im ausverkauften Volkspark dabei zu sein, so ein Spiel braucht Zuschauer und Atmosphäre und könnte für den HSV ein Pluspunkt sein.

Aogo: Selbstverständlich werde ich mir das Spiel anschauen. Allerdings nicht im Stadion, sondern zu Hause.

DFB.de: Einfache Schlussfrage: Mit welchem Spielverlauf rechnen Sie und wer gewinnt?

Golz: Ich rechne mit einem relativ offenen Spiel und würde mich nicht wundern, wenn der SC durch ein raffiniertes Standardtor gewinnen wird.

Aogo: Ich glaube nach einer sehr mutigen Anfangsphase des HSV wird sich der Sportclub Freiburg trotzdem am Ende verdient durchsetzen - 1:3.

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Richard Golz (53) begann seine Bundesligakarriere 1987 beim Hamburger SV und beendete sie 2006 beim SC Freiburg. Er spielte in der Bundesliga nur für diese beiden Vereine. Dennis Aogo (35) begann 2004 in Freiburg und wechselte 2008 zum HSV, bei dem er bis 2013 blieb und zum A-Nationalspieler avancierte. Insgesamt spielten sie 28 Jahre für die Klubs, die sich am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im DFB-Pokalhalbfinale gegenüberstehen. Grund genug, Sie nach Ihren Gefühlen, Erfahrungen und Expertisen zu befragen.

DFB.de: Sie haben zu beiden Vereinen eine Beziehung. Wo war es eigentlich schöner?

Richard Golz: Bei beiden Vereinen war es sehr schön. Durch ihre Unterschiedlichkeit lassen sie sich aber nicht miteinander vergleichen. In Hamburg bin ich auch sportlich erwachsen geworden, das prägt enorm, in Freiburg konnte ich viel von meinen gemachten Erfahrungen an die jungen Spieler weitergeben, was eine große Zufriedenheit ausgelöst hat.

Dennis Aogo: Das kann ich so nicht sagen. In Freiburg bin ich Profi geworden und zu einem jungen Erwachsenen gereift. In Hamburg habe ich zum ersten Mal die große Fußballwelt kennengelernt und bin zum Nationalspieler geworden. Beide Beziehungen sind für mich sehr sehr besonders und waren für den weiteren Verlauf meiner Karriere prägend.

DFB.de: Drücken Sie einem Klub die Daumen etwas stärker oder ist es Ihnen egal, weil ja auf jeden Fall einer ins Finale kommen wird, dem Ihre Sympathien gelten?

Golz: Analog zu 50 plus 1 bin ich durch meine räumliche Nähe mit dem Lebensmittelpunkt Norddeutschland ganz leicht auf der Seite des HSV, aber das ist nur marginal.

Aogo: Ich finde es sehr schön, dass einer von beiden in jedem Fall im Finale stehen wird. Für beide wäre es bereits ein großer Erfolg. Jedoch, glaube ich, hat der SC Freiburg die größeren Chancen, da sie mit sehr viel Rückenwind aus der aktuellen Saison auftreten werden.

DFB.de: Für welchen Klub hätte ein eventueller Finaleinzug die größere Bedeutung?

Golz: Für beide wäre es ein Riesenerfolg, der HSV könnte den möglichen Nichtaufstieg sportlich einigermaßen kompensieren. Beim SC würde das Erreichen der Champions League den Finaleinzug noch toppen. Sollte der SC den Pokal allerdings gewinnen, wäre das natürlich das Allergrößte.

Aogo: In Hamburg sehnt man sich schon seit so vielen Jahren nach einem Lichtblick. Deshalb glaube ich, es wäre für den HSV bedeutender.

DFB.de: Welcher Klub hat in seiner Stadt die größere Bedeutung?

Golz: In Freiburg ist der SC seit Volker Finke die ganz klare Nummer eins, der HSV muss sich sportlich gegen den FC St. Pauli mächtig strecken, ähnlich wie es in Berlin mit Hertha und Union der Fall ist. Beide Vereine sind aber auch gesellschaftlich stark engagiert und haben somit über den sportlichen Erfolg hinaus ihre feste Daseinsberechtigung in der Stadt.

Aogo: Ich weiß nicht, wie es aktuell ist, aber zu meiner Zeit war es ganz klar der HSV.

DFB.de: Was war Ihr schönstes Erlebnis mit dem HSV beziehungsweise mit Freiburg?

Golz: Da gibt es ein Spiel, das beide Klubs inkludiert. Mein erstes Spiel gegen den HSV nach dem Wechsel von Hamburg nach Freiburg war filmreif und das Emotionalste, was ich in 21 Jahren Profifußball erlebt habe. Der HSV bekam in Freiburg beim Stand von 0:0 einen Elfmeter in der 90. Minute zugesprochen. Mein Nachfolger im Tor des HSV Jörg Butt, der zu der Zeit alle Strafstöße schoss, hatte bis zu diesem Moment eine 100%-ige Erfolgsquote und trat an. Ich habe den Elfer gehalten und nach dem Spiel hat mich das Stadion gefeiert, mir haben auch die alten Kameraden gratuliert und selbst viele der mitgereisten HSV-Fans jubelten mir zu. Das war für mich die Bestätigung, dass ich in Hamburg insgesamt einen guten Job gemacht habe.

Aogo:  Mit Freiburg: Sicherlich mein Debüt ausgerechnet in Hamburg! 2004 mit damals 17 Jahren. Ein so frühes Debüt hätte ich mir niemals träumen lassen. Mit dem HSV: Die Halbfinalspiele im Europa Cup 2009 und 2010, auch wenn wir in beiden Spielen leider als Verlierer vom Platz gegangen sind.

DFB.de: Strukturell und auch sporthistorisch unterscheiden sich beide Klubs stark. Gibt es auch etwas Verbindendes?

Golz: Wie bereits erwähnt, sind beide Vereine in der Region gesellschaftlich stark engagiert.

Aogo: Beide Vereine sind tatsächlich sehr unterschiedlich. Bis auf die Liebe zum Sport, sehe ich kaum Gemeinsamkeiten.

DFB.de: Wie sehr sind Sie vom Werdegang des SCF überrascht, der ja noch zwei Optionen hat, ins internationale Geschäft einzusteigen? Wessen Verdienst ist das?

Golz: Der Freiburger Erfolg ist das Ergebnis von vielen fleißigen Menschen. An der Spitze steht natürlich der Trainer, der aber ohne sein Team keine Chance hätte. Dazu gehört natürlich jeder Einzelne des Trainerteams, aber auch die sportliche Leitung um Jochen Saier. Clemens Hartenbach legt zudem die Grundlage, dass Spieler nicht nur sehr gut ausgebildet werden, sondern auch sehr gut verkauft werden und somit auch wieder ausreichende Mittel zur Verfügung stehen, um neu zu investieren.

Aogo: In Freiburg überrascht mich mittlerweile kaum noch etwas. Der Verein hat sich über die letzten Jahre unter der Leitung von Christian Streich unglaublich auf einem sehr hohen sportlichen Niveau stabilisiert. Natürlich hilft dabei auch das im Vergleich zu anderen Vereinen doch sehr beschauliche Umfeld. In Ruhe arbeiten zu können, ist in dem Haifischbecken Bundesliga sehr außergewöhnlich. Trotzdem hat die sportliche Leitung in den letzten Jahren sehr viel richtig gemacht, wovor man nur den Hut ziehen kann.

DFB.de: Wie sehr enttäuscht es Sie, dass der HSV wohl wieder nicht aufsteigt? Oder haben Sie sich schon an einen Zweitligisten HSV gewöhnt?

Golz: Das ist Sport, das ist Fußball, das ist Wettkampf. Der HSV hat eine Mannschaft, die aufsteigen kann, aber aus meiner Sicht nicht so gut ist, dass ein Nichtaufstieg eine sportliche Katastrophe ist. Natürlich gehört der HSV in die Bundesliga, da gehören aber auch fünf bis zehn andere Traditionsvereine hin. Selbst wenn alle Vereine ihren Job gemacht haben, können maximal drei Clubs aufsteigen.

Aogo: Die Enttäuschung ist sehr groß. Vor allem, weil die Wahrscheinlichkeit jedes Jahr kleiner wird. Ich kann und will mich nicht an einen Zweitligisten HSV gewöhnen. Der Verein gehört in die erste Liga! Punkt.

DFB.de: Wann wird diese Partie Ihrer Meinung nach wieder eine Bundesligapaarung sein?

Golz: In diesem Jahrzehnt.

Aogo: Ich hoffe, in der Saison 2023/2024.

DFB.de: Werden Sie sich das Spiel ansehen und wenn ja, im Stadion oder im TV?

Golz: Ich freue mich, im ausverkauften Volkspark dabei zu sein, so ein Spiel braucht Zuschauer und Atmosphäre und könnte für den HSV ein Pluspunkt sein.

Aogo: Selbstverständlich werde ich mir das Spiel anschauen. Allerdings nicht im Stadion, sondern zu Hause.

DFB.de: Einfache Schlussfrage: Mit welchem Spielverlauf rechnen Sie und wer gewinnt?

Golz: Ich rechne mit einem relativ offenen Spiel und würde mich nicht wundern, wenn der SC durch ein raffiniertes Standardtor gewinnen wird.

Aogo: Ich glaube nach einer sehr mutigen Anfangsphase des HSV wird sich der Sportclub Freiburg trotzdem am Ende verdient durchsetzen - 1:3.

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