Ginter: "So lange wollte ich nicht warten"

Arbeitsreiche Zeiten für Matthias Ginter. Mit seinem Klub Borussia Mönchengladbach steckt der Weltmeister in der Bundesliga mitten im Kampf um die europäischen Plätze, für die WM möchte er sich auch empfehlen. Zudem gab der 24-Jährige am Montag die Gründung seiner eigenen Stiftung bekannt. Im DFB.de-Interview spricht Ginter über das wohltätige Engagement, seine Chancen, in Russland dabei zu sein und über das anstehende Topspiel gegen Leverkusen.

DFB.de: Herr Ginter, warum fördert die Matthias-Ginter-Stiftung als erstes Projekt den Neubau der Kinder- und Jugendklinik Freiburg?

Matthias Ginter: Das begann eher zufällig, mein Bruder hatte den Kontakt. Ich spielte noch in Dortmund, da wurde ein Termin ausgemacht, ich habe dann Trikots verschenkt, ein paar Autogramme gegeben. Meine Verlobte und ich haben die Kinder in der Klinik anschließend öfter besucht. Einmal wurden wir zum Frühstück eingeladen, aber die Räumlichkeiten waren so, dass wir kaum in die Küche passten. Schlimmer ist, dass die Patientenzimmer bis heute viel zu klein sind, selbst wenn nur die Eltern ihr erkranktes Kind besuchen. Als meine Verlobte und ich die Klinik verließen, war uns klar: 'Wir müssen helfen'. Kinder brauchen Hilfe und Unterstützung. Ich beschloss also, meine Stiftung, die ich eigentlich erst nach meiner Karriere errichten wollte, schon jetzt zu starten. Uns war klar, dass die Hilfe schnell benötigt wird. Ich fühle mich gut. Vielleicht spiele ich noch zehn Jahre. So lange wollte ich nicht warten.

DFB.de: Die Stiftung wird sich primär um hilfsbedürftige Kinder kümmern. Hat bei der Stiftungsausrichtung der eigene Wunsch nach einer Familie eine Rolle gespielt?

Ginter (lacht): Nein, das hat nichts damit zu tun, meine Verlobte und ich haben noch Zeit.

DFB.de: Sie mussten zwei Anschläge erleben, 2015 mit der Nationalmannschaft und am 11. April beim Splitterbombenanschlag auf den BVB-Bus. Die wenigsten gründen mit 24 Jahren eine Stiftung und bringen 150.000 Euro als Grundstockvermögen ein. Haben die Erlebnisse von Paris und Dortmund Sie beeinflusst?

Ginter: Nein, denn auch vor den Anschlägen habe ich immer versucht, mich nicht nur in der Welt des Fußballs zu bewegen. Ich wollte immer schon sehr bewusst auch andere Dinge wahrnehmen. Meine Erlebnisse damals in Paris und beim Anschlag auf den BVB-Bus – das hat vielleicht einen Prozentpunkt bei meiner Entscheidung ausgemacht, schon jetzt eine Stiftung zu gründen. Für mich stand schon lange fest, dass ich mich gesellschaftlich einbringen will. Viel wichtiger waren andere Gründe. Ich bin schon etwas rumgekommen und dennoch empfinde ich ein starkes Heimatgefühl für Freiburg. Ich wollte etwas an meine Stadt und die Region zurückgeben. Und wenn man merkt, dass Hilfe nötig ist, kann man doch nicht abwarten.

DFB.de: Im Bundesliga-Topspiel trifft Gladbach auf Leverkusen. Wie wichtig ist die Begegnung?

Ginter: Sehr wichtig. Es geht gegen einen unmittelbaren Konkurrenten. Wir haben in den vergangenen zwei Spielen vier Punkte geholt, mussten davor aber durch eine kleine Durststrecke. Wir müssen jetzt ganz auf uns schauen, dann werden wir auch unsere Leistung abrufen. Natürlich wissen wir, dass Leverkusen eine sehr, sehr gute Mannschaft ist, gerade auswärts wird es eine sehr gute Leistung von uns brauchen.

DFB.de: Kommen die verletzten Ibrahima Traoré oder Fabian Johnson rechtzeitig zurück?

Ginter: Das glaube ich nicht. Keiner unserer Verletzten ist schon wieder soweit, dass er uns am Samstag verstärken könnte.

DFB.de: Wie läuft die Saison für Sie ganz persönlich?

Ginter: Der Wechsel hat mir mega gut getan. Hier in Gladbach habe ich jetzt meine feste Position und bin eine feste Größe. Als Persönlichkeit wächst man nur, wenn man Stammspieler auf einer festen Position ist. Dazu kommt, dass der Trainer und der gesamte Verein mir das Vertrauen ausgesprochen haben. Das hat mir in meiner Entwicklung weitergeholfen. Die letzten Monate laufen in die richtige Richtung.

DFB.de: Sie zeigen sehr konstant starke Leistungen, haben die beste Zweikampfquote im Team und standen bei allen 25 Spielen auf dem Platz.

Ginter: Toi, toi, toi! Seit nun fast sechs Jahren spiele ich ohne eine größere Verletzung. Ich versuche, so gut es geht vorzubeugen und die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung zu minimieren. Aber wenn dich einer von hinten umhaut, kannst du noch so viel vorher getan haben. Ich lebe gesund, ernähre mich gut, schlafe viel. Was ich beeinflussen kann, mache ich also.

DFB.de: Machen Sie denn diese Saison bei der Vorbereitung irgendetwas anders?

Ginter: Nicht wirklich. Seitdem ich Profi bin, achte ich auf meine Ernährung, Christian Streich hat mich hier schon sehr früh geschult. Seit zwei Jahren arbeite ich mit einem eigenen Mental- und Fitnesstrainer.

DFB.de: Am 15. Mai wird Bundestrainer Jogi Löw im deutschen Fußballmuseum in Dortmund den WM-Kader bekanntgeben. Wie sehen Sie Ihre Chancen?

Ginter (lacht): Das wurde ich in den vergangenen Wochen öfter schon gefragt. Ich denke jedenfalls schon, dass das letzte Jahr mir gutgetan hat, mit dem Titelgewinn beim Confed Cup, den Länderspielen im Herbst, auch der Vereinswechsel war ein richtiger Schritt auf meinem Weg. Meine Chancen sind also gestiegen. Ich werde weiter versuchen, meine Leistungen zu bringen und mich zu verbessern. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Mehr geht nicht. Denn es ist ja ganz klar: Es ist ein großes Ziel, bei der WM in Russland dabei zu sein.

[th]

Arbeitsreiche Zeiten für Matthias Ginter. Mit seinem Klub Borussia Mönchengladbach steckt der Weltmeister in der Bundesliga mitten im Kampf um die europäischen Plätze, für die WM möchte er sich auch empfehlen. Zudem gab der 24-Jährige am Montag die Gründung seiner eigenen Stiftung bekannt. Im DFB.de-Interview spricht Ginter über das wohltätige Engagement, seine Chancen, in Russland dabei zu sein und über das anstehende Topspiel gegen Leverkusen.

DFB.de: Herr Ginter, warum fördert die Matthias-Ginter-Stiftung als erstes Projekt den Neubau der Kinder- und Jugendklinik Freiburg?

Matthias Ginter: Das begann eher zufällig, mein Bruder hatte den Kontakt. Ich spielte noch in Dortmund, da wurde ein Termin ausgemacht, ich habe dann Trikots verschenkt, ein paar Autogramme gegeben. Meine Verlobte und ich haben die Kinder in der Klinik anschließend öfter besucht. Einmal wurden wir zum Frühstück eingeladen, aber die Räumlichkeiten waren so, dass wir kaum in die Küche passten. Schlimmer ist, dass die Patientenzimmer bis heute viel zu klein sind, selbst wenn nur die Eltern ihr erkranktes Kind besuchen. Als meine Verlobte und ich die Klinik verließen, war uns klar: 'Wir müssen helfen'. Kinder brauchen Hilfe und Unterstützung. Ich beschloss also, meine Stiftung, die ich eigentlich erst nach meiner Karriere errichten wollte, schon jetzt zu starten. Uns war klar, dass die Hilfe schnell benötigt wird. Ich fühle mich gut. Vielleicht spiele ich noch zehn Jahre. So lange wollte ich nicht warten.

DFB.de: Die Stiftung wird sich primär um hilfsbedürftige Kinder kümmern. Hat bei der Stiftungsausrichtung der eigene Wunsch nach einer Familie eine Rolle gespielt?

Ginter (lacht): Nein, das hat nichts damit zu tun, meine Verlobte und ich haben noch Zeit.

DFB.de: Sie mussten zwei Anschläge erleben, 2015 mit der Nationalmannschaft und am 11. April beim Splitterbombenanschlag auf den BVB-Bus. Die wenigsten gründen mit 24 Jahren eine Stiftung und bringen 150.000 Euro als Grundstockvermögen ein. Haben die Erlebnisse von Paris und Dortmund Sie beeinflusst?

Ginter: Nein, denn auch vor den Anschlägen habe ich immer versucht, mich nicht nur in der Welt des Fußballs zu bewegen. Ich wollte immer schon sehr bewusst auch andere Dinge wahrnehmen. Meine Erlebnisse damals in Paris und beim Anschlag auf den BVB-Bus – das hat vielleicht einen Prozentpunkt bei meiner Entscheidung ausgemacht, schon jetzt eine Stiftung zu gründen. Für mich stand schon lange fest, dass ich mich gesellschaftlich einbringen will. Viel wichtiger waren andere Gründe. Ich bin schon etwas rumgekommen und dennoch empfinde ich ein starkes Heimatgefühl für Freiburg. Ich wollte etwas an meine Stadt und die Region zurückgeben. Und wenn man merkt, dass Hilfe nötig ist, kann man doch nicht abwarten.

DFB.de: Im Bundesliga-Topspiel trifft Gladbach auf Leverkusen. Wie wichtig ist die Begegnung?

Ginter: Sehr wichtig. Es geht gegen einen unmittelbaren Konkurrenten. Wir haben in den vergangenen zwei Spielen vier Punkte geholt, mussten davor aber durch eine kleine Durststrecke. Wir müssen jetzt ganz auf uns schauen, dann werden wir auch unsere Leistung abrufen. Natürlich wissen wir, dass Leverkusen eine sehr, sehr gute Mannschaft ist, gerade auswärts wird es eine sehr gute Leistung von uns brauchen.

DFB.de: Kommen die verletzten Ibrahima Traoré oder Fabian Johnson rechtzeitig zurück?

Ginter: Das glaube ich nicht. Keiner unserer Verletzten ist schon wieder soweit, dass er uns am Samstag verstärken könnte.

DFB.de: Wie läuft die Saison für Sie ganz persönlich?

Ginter: Der Wechsel hat mir mega gut getan. Hier in Gladbach habe ich jetzt meine feste Position und bin eine feste Größe. Als Persönlichkeit wächst man nur, wenn man Stammspieler auf einer festen Position ist. Dazu kommt, dass der Trainer und der gesamte Verein mir das Vertrauen ausgesprochen haben. Das hat mir in meiner Entwicklung weitergeholfen. Die letzten Monate laufen in die richtige Richtung.

DFB.de: Sie zeigen sehr konstant starke Leistungen, haben die beste Zweikampfquote im Team und standen bei allen 25 Spielen auf dem Platz.

Ginter: Toi, toi, toi! Seit nun fast sechs Jahren spiele ich ohne eine größere Verletzung. Ich versuche, so gut es geht vorzubeugen und die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung zu minimieren. Aber wenn dich einer von hinten umhaut, kannst du noch so viel vorher getan haben. Ich lebe gesund, ernähre mich gut, schlafe viel. Was ich beeinflussen kann, mache ich also.

DFB.de: Machen Sie denn diese Saison bei der Vorbereitung irgendetwas anders?

Ginter: Nicht wirklich. Seitdem ich Profi bin, achte ich auf meine Ernährung, Christian Streich hat mich hier schon sehr früh geschult. Seit zwei Jahren arbeite ich mit einem eigenen Mental- und Fitnesstrainer.

DFB.de: Am 15. Mai wird Bundestrainer Jogi Löw im deutschen Fußballmuseum in Dortmund den WM-Kader bekanntgeben. Wie sehen Sie Ihre Chancen?

Ginter (lacht): Das wurde ich in den vergangenen Wochen öfter schon gefragt. Ich denke jedenfalls schon, dass das letzte Jahr mir gutgetan hat, mit dem Titelgewinn beim Confed Cup, den Länderspielen im Herbst, auch der Vereinswechsel war ein richtiger Schritt auf meinem Weg. Meine Chancen sind also gestiegen. Ich werde weiter versuchen, meine Leistungen zu bringen und mich zu verbessern. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Mehr geht nicht. Denn es ist ja ganz klar: Es ist ein großes Ziel, bei der WM in Russland dabei zu sein.

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