Gino Lettieri: "Ich bin voller Tatendrang"

Seit Mitte November ist Trainer Gino Lettieri zurück beim MSV Duisburg in der 3. Liga. Der Deutsch-Italiener stieg mit den "Zebras" in der Saison 2014/2015 in die 2. Bundesliga auf und soll den Traditionsverein jetzt vor dem Abstieg in die Regionalliga West bewahren. Vor dem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden am heutigen Samstag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) spricht der 53 Jahre alte Fußball-Lehrer im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Rückkehr.

DFB.de: Trotz einer Zwei-Tore-Führung bis zur 89. Minute sprang für Ihre Mannschaft beim 1. FC Kaiserslautern am Ende nur ein 2:2 heraus. Wie sehr schmerzt das Ergebnis noch, Herr Lettieri?

Gino Lettieri: In den ersten zwei Nächten hat es noch wehgetan. Mittlerweile ist unser Fokus aber längst auf die nächste Aufgabe gegen den SV Wehen Wiesbaden gerichtet. Wir nehmen das Positive mit. Gegen den FCK haben wir lange sehr kompakt verteidigt und unsere Umschaltmomente effektiv ausgenutzt.

DFB.de: Was hat gefehlt, um die Führung zu behaupten?

Lettieri: Das Spiel hat viel Kraft gekostet. Nicht nur körperlich, auch mental. Die Gegentore haben wir nach einem Einwurf und nach einer Ecke kassiert. Bei diesen Standardsituationen haben wir es nicht mehr geschafft, die Konzentration hoch zu halten.

DFB.de: Nach fünf Spielen unter Ihrer Leitung wartet der MSV noch auf den ersten Sieg und rangiert aktuell am Tabellenende. Wie bewerten Sie die bisherigen Auftritte?

Lettieri: Nachdem ich Mitte November das Amt in Duisburg übernommen habe, blieb durch den engen Spielplan kaum Zeit zum Durchatmen. Da war für uns von vornherein klar, dass in der ersten Zeit das eine oder andere schlechte Spiel von uns dabei sein würde. So sind wir gegen den SC Verl 0:4 unter die Räder gekommen. Das ist uns allerdings nicht gegen irgendeine Mannschaft passiert. Durch seine Nachholspiele kann der SC Verl sogar noch die Tabellenführung übernehmen. Gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden haben wir zwar 0:3 verloren, aber auch da die Gegentore nach Standardsituationen kassiert. Sonst sah das defensiv schon ordentlich aus. Gegen den 1. FC Kaiserslautern hat man sehen können, dass uns erstmals eine komplette Woche zur Vorbereitung zur Verfügung stand.

DFB.de: Seit Ihrem Amtsantritt haben Sie aktuell zum zweiten Mal keine englische Woche. Was steht da besonders im Fokus?

Lettieri: Athletisch und taktisch können wir deutlich mehr trainieren. Durch den engen Spielplan standen sonst ausschließlich die Regeneration und Spielvorbereitung im Mittelpunkt. Auch die Standardsituationen sind ein Punkt. In Kaiserslautern sahen die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen und die Absprachen schon deutlich besser aus als vorher. Jetzt gilt es, von Woche zu Woche dranzubleiben und uns weiter zu verbessern.

DFB.de: Mit dem MSV Duisburg waren Sie in der Saison 2014/2015 in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Was hat Sie von einer Rückkehr überzeugt?

Lettieri: Ein Traditionsverein wie der MSV Duisburg darf ganz einfach nicht in die Regionalliga West abrutschen. Die Situation im Verein ist schon über eine längere Zeit herausfordernd. Es reizt mich, den MSV aus diesem Tal zu befreien. Und ich bin voller Tatendrang.

DFB.de: Zuvor waren Sie etwas mehr als zwei Jahre lang Trainer beim polnischen Erstligisten Korona Kielce. Wie fällt rückblickend Ihr Fazit aus?

Lettieri: Es war eine sehr erfolgreiche Zeit in Polen. Dabei war die Rolle von Korona Kielce in etwa mit der Lage des SC Paderborn 07 in der Bundesliga zu vergleichen. Als Fünfter haben wir in der ersten Saison nur knapp den internationalen Wettbewerb verpasst, im Pokal sind wir bis ins Halbfinale gekommen. Im zweiten Jahr wurden wir Neunter. Wir haben vier U 21-Nationalspieler und einen A-Nationalspieler hervorgebracht und ich wurde von meinen Trainerkollegen zweimal zum Trainer des Monats gewählt. In der Woiwodschaft Heiligkreuz bin ich 2018 sogar zum Trainer des Jahres gewählt worden. Nach dem 3. Spieltag der dritten Saison wollte der Verein meinen Vertrag verlängern. Ich war aber ein wenig müde davon, nach jeder Saison den Abgang von Leistungsträgern zu verkraften und eine neue Mannschaft aufzubauen. Daher hatte ich das abgelehnt. Als es dann in den Partien danach sportlich nicht ganz so erfolgreich verlief, hatten wir sehr offene Gespräche. Da ich nicht vorhatte, meinen Vertrag zu verlängern, machte es Sinn, dass sich die Wege vorzeitig getrennt haben.

DFB.de: Gibt es wesentliche Unterschiede zum Fußball in Deutschland?

Lettieri: Die Spiele werden sehr athletisch und robust geführt. Die Mannschaften agieren ohne großes Abtasten. Da geht es ordentlich ab. Ich würde das ein wenig mit der Spielweise in England vergleichen. Im internationalen Wettbewerb hat sich das bislang noch nicht so häufig zeigen können. Auch die Spitzenklubs in Polen leben davon, ihre Leistungsträger ins Ausland zu verkaufen.

DFB.de: Im Vereinsumfeld des MSV gab es nicht nur positive Reaktionen auf Ihre Rückkehr. Wie gehen Sie damit um?

Lettieri: Das betrachte ich differenziert. Viele der kritischen Stimmen haben sich im Internet aus einer gewissen Anonymität geäußert. Da fällt es ein wenig leichter, seiner Unzufriedenheit freien Lauf zu lassen. In persönlichen Gesprächen habe ich auch schon viele positive Reaktionen von den Fans bekommen. Durch meine Auslandsstation habe ich mich auch weiterentwickelt. In Polen werden Misserfolge anders verarbeitet. Das hat auch meinen Blick auf die Spiele verändert. Statt das Glas halbleer zu sehen, ist es für mich nun eher halbvoll. Ich ziehe mittlerweile aus Niederlagen auch mehr die Dinge heraus, die dennoch positiv waren.

DFB.de: Vor einem Jahr war der MSV Duisburg noch Tabellenführer, am Saisonende wurde der Aufstieg noch knapp verpasst. Macht es das nun schwieriger, die aktuelle Situation anzunehmen?

Lettieri: Man darf nicht den Fehler machen und auf das schauen, was in der zurückliegenden Spielzeit war. Die aktuelle Mannschaft ist nicht mehr mit der aus dem Vorjahr zu Vergleichen. Marvin Compper ist mittlerweile Co-Trainer, Lukas Boeder spielt beim Halleschen FC und Joshua Bitter fällt seit einiger Zeit verletzungsbedingt aus. Damit ist allein die Abwehr auf drei Positionen verändert. Aus dem Mittelfeld haben uns unter anderem Yassin Ben Balla, Tim Albutat und Lukas Daschner verlassen. Kapitän Moritz Stoppelkamp fehlte lange wegen einer Viruserkrankung. Wir führen viele Einzelgespräche, um der Mannschaft beim Umgang mit der aktuellen Situation zu helfen.

DFB.de: Am Samstag gibt es für Sie das Wiedersehen mit Ihrem Ex-Verein SV Wehen Wiesbaden. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Lettieri: Es wird eine sehr gute Drittliga-Mannschaft bei uns zu Gast sein. Auch nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga sind viele Spieler geblieben und können diese Erfahrung nun einbringen. Wir müssen uns auf einen kompakten und schnellen Gegner einstellen. Für uns wird es wichtig sein, unsere Ballverluste gegen den SV Wehen Wiesbaden noch weiter zu reduzieren.

[mspw]

Seit Mitte November ist Trainer Gino Lettieri zurück beim MSV Duisburg in der 3. Liga. Der Deutsch-Italiener stieg mit den "Zebras" in der Saison 2014/2015 in die 2. Bundesliga auf und soll den Traditionsverein jetzt vor dem Abstieg in die Regionalliga West bewahren. Vor dem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden am heutigen Samstag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) spricht der 53 Jahre alte Fußball-Lehrer im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Rückkehr.

DFB.de: Trotz einer Zwei-Tore-Führung bis zur 89. Minute sprang für Ihre Mannschaft beim 1. FC Kaiserslautern am Ende nur ein 2:2 heraus. Wie sehr schmerzt das Ergebnis noch, Herr Lettieri?

Gino Lettieri: In den ersten zwei Nächten hat es noch wehgetan. Mittlerweile ist unser Fokus aber längst auf die nächste Aufgabe gegen den SV Wehen Wiesbaden gerichtet. Wir nehmen das Positive mit. Gegen den FCK haben wir lange sehr kompakt verteidigt und unsere Umschaltmomente effektiv ausgenutzt.

DFB.de: Was hat gefehlt, um die Führung zu behaupten?

Lettieri: Das Spiel hat viel Kraft gekostet. Nicht nur körperlich, auch mental. Die Gegentore haben wir nach einem Einwurf und nach einer Ecke kassiert. Bei diesen Standardsituationen haben wir es nicht mehr geschafft, die Konzentration hoch zu halten.

DFB.de: Nach fünf Spielen unter Ihrer Leitung wartet der MSV noch auf den ersten Sieg und rangiert aktuell am Tabellenende. Wie bewerten Sie die bisherigen Auftritte?

Lettieri: Nachdem ich Mitte November das Amt in Duisburg übernommen habe, blieb durch den engen Spielplan kaum Zeit zum Durchatmen. Da war für uns von vornherein klar, dass in der ersten Zeit das eine oder andere schlechte Spiel von uns dabei sein würde. So sind wir gegen den SC Verl 0:4 unter die Räder gekommen. Das ist uns allerdings nicht gegen irgendeine Mannschaft passiert. Durch seine Nachholspiele kann der SC Verl sogar noch die Tabellenführung übernehmen. Gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden haben wir zwar 0:3 verloren, aber auch da die Gegentore nach Standardsituationen kassiert. Sonst sah das defensiv schon ordentlich aus. Gegen den 1. FC Kaiserslautern hat man sehen können, dass uns erstmals eine komplette Woche zur Vorbereitung zur Verfügung stand.

DFB.de: Seit Ihrem Amtsantritt haben Sie aktuell zum zweiten Mal keine englische Woche. Was steht da besonders im Fokus?

Lettieri: Athletisch und taktisch können wir deutlich mehr trainieren. Durch den engen Spielplan standen sonst ausschließlich die Regeneration und Spielvorbereitung im Mittelpunkt. Auch die Standardsituationen sind ein Punkt. In Kaiserslautern sahen die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen und die Absprachen schon deutlich besser aus als vorher. Jetzt gilt es, von Woche zu Woche dranzubleiben und uns weiter zu verbessern.

DFB.de: Mit dem MSV Duisburg waren Sie in der Saison 2014/2015 in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Was hat Sie von einer Rückkehr überzeugt?

Lettieri: Ein Traditionsverein wie der MSV Duisburg darf ganz einfach nicht in die Regionalliga West abrutschen. Die Situation im Verein ist schon über eine längere Zeit herausfordernd. Es reizt mich, den MSV aus diesem Tal zu befreien. Und ich bin voller Tatendrang.

DFB.de: Zuvor waren Sie etwas mehr als zwei Jahre lang Trainer beim polnischen Erstligisten Korona Kielce. Wie fällt rückblickend Ihr Fazit aus?

Lettieri: Es war eine sehr erfolgreiche Zeit in Polen. Dabei war die Rolle von Korona Kielce in etwa mit der Lage des SC Paderborn 07 in der Bundesliga zu vergleichen. Als Fünfter haben wir in der ersten Saison nur knapp den internationalen Wettbewerb verpasst, im Pokal sind wir bis ins Halbfinale gekommen. Im zweiten Jahr wurden wir Neunter. Wir haben vier U 21-Nationalspieler und einen A-Nationalspieler hervorgebracht und ich wurde von meinen Trainerkollegen zweimal zum Trainer des Monats gewählt. In der Woiwodschaft Heiligkreuz bin ich 2018 sogar zum Trainer des Jahres gewählt worden. Nach dem 3. Spieltag der dritten Saison wollte der Verein meinen Vertrag verlängern. Ich war aber ein wenig müde davon, nach jeder Saison den Abgang von Leistungsträgern zu verkraften und eine neue Mannschaft aufzubauen. Daher hatte ich das abgelehnt. Als es dann in den Partien danach sportlich nicht ganz so erfolgreich verlief, hatten wir sehr offene Gespräche. Da ich nicht vorhatte, meinen Vertrag zu verlängern, machte es Sinn, dass sich die Wege vorzeitig getrennt haben.

DFB.de: Gibt es wesentliche Unterschiede zum Fußball in Deutschland?

Lettieri: Die Spiele werden sehr athletisch und robust geführt. Die Mannschaften agieren ohne großes Abtasten. Da geht es ordentlich ab. Ich würde das ein wenig mit der Spielweise in England vergleichen. Im internationalen Wettbewerb hat sich das bislang noch nicht so häufig zeigen können. Auch die Spitzenklubs in Polen leben davon, ihre Leistungsträger ins Ausland zu verkaufen.

DFB.de: Im Vereinsumfeld des MSV gab es nicht nur positive Reaktionen auf Ihre Rückkehr. Wie gehen Sie damit um?

Lettieri: Das betrachte ich differenziert. Viele der kritischen Stimmen haben sich im Internet aus einer gewissen Anonymität geäußert. Da fällt es ein wenig leichter, seiner Unzufriedenheit freien Lauf zu lassen. In persönlichen Gesprächen habe ich auch schon viele positive Reaktionen von den Fans bekommen. Durch meine Auslandsstation habe ich mich auch weiterentwickelt. In Polen werden Misserfolge anders verarbeitet. Das hat auch meinen Blick auf die Spiele verändert. Statt das Glas halbleer zu sehen, ist es für mich nun eher halbvoll. Ich ziehe mittlerweile aus Niederlagen auch mehr die Dinge heraus, die dennoch positiv waren.

DFB.de: Vor einem Jahr war der MSV Duisburg noch Tabellenführer, am Saisonende wurde der Aufstieg noch knapp verpasst. Macht es das nun schwieriger, die aktuelle Situation anzunehmen?

Lettieri: Man darf nicht den Fehler machen und auf das schauen, was in der zurückliegenden Spielzeit war. Die aktuelle Mannschaft ist nicht mehr mit der aus dem Vorjahr zu Vergleichen. Marvin Compper ist mittlerweile Co-Trainer, Lukas Boeder spielt beim Halleschen FC und Joshua Bitter fällt seit einiger Zeit verletzungsbedingt aus. Damit ist allein die Abwehr auf drei Positionen verändert. Aus dem Mittelfeld haben uns unter anderem Yassin Ben Balla, Tim Albutat und Lukas Daschner verlassen. Kapitän Moritz Stoppelkamp fehlte lange wegen einer Viruserkrankung. Wir führen viele Einzelgespräche, um der Mannschaft beim Umgang mit der aktuellen Situation zu helfen.

DFB.de: Am Samstag gibt es für Sie das Wiedersehen mit Ihrem Ex-Verein SV Wehen Wiesbaden. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Lettieri: Es wird eine sehr gute Drittliga-Mannschaft bei uns zu Gast sein. Auch nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga sind viele Spieler geblieben und können diese Erfahrung nun einbringen. Wir müssen uns auf einen kompakten und schnellen Gegner einstellen. Für uns wird es wichtig sein, unsere Ballverluste gegen den SV Wehen Wiesbaden noch weiter zu reduzieren.

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