Gerstner: "Wir müssen es notfalls erzwingen"

Der MSV Duisburg steht in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga mit dem Rücken zur Wand. Nach zehn Begegnungen hat die Mannschaft erst zwei Punkte geholt und ist Tabellenletzter. Cheftrainer Thomas Gerstner (54) ordnet im DFB.de-Interview die aktuelle Situation vor dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim heute (ab 14 Uhr) ein und erklärt, wie die Rettung noch gelingen soll.

DFB.de: Herr Gerstner, wie schwierig ist die Lage gerade für Sie und die MSV-Frauen?

Thomas Gerstner: Es ist tatsächlich nicht einfach. Aber dass es so kommen würde, war ja allen vorher bewusst. Diese Saison ist schwieriger, als jede zuvor. Wir haben nicht die Möglichkeiten, wie viele andere Klubs in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Ich sehe dort eine Dreiteilung: Bayern und Wolfsburg spielen um den Titel, dann kommt ein großes Mittelfeld und dann kommen die Vereine, die im unteren Drittel sind. Und dazu gehören auch wir.

DFB.de: Warum steckt Ihre Mannschaft seit Jahren unten fest?

Gerstner: Für uns ist das ein Teufelskreis. Wir haben in den vergangenen Jahren immer spät den Klassenverbleib geschafft. Das hatte zur Folge, dass wir nicht frühzeitig planen und möglichen Neuzugängen eine gute und sichere Perspektive bieten konnten. Uns fehlt an einigen Stellen die Qualität, aber auch die Erfahrung. Wir haben tolle, junge Spielerinnen. Aber die eine oder andere Konstante auf dem Platz würde uns sehr guttun.

DFB.de: Können Sie da nachlegen?

Gerstner: Wir sind natürlich in Gesprächen. Ich hatte gerade ein Telefonat mit einer Spielerin, die vielleicht zu uns kommen möchte. Gleich spreche ich mit einer weiteren. Es ist nicht so einfach. Wir müssen viel Überzeugungsarbeit leisten. Aber es bringt ja nichts, wenn wir jammern. Damit machen wir uns nicht interessanter. Wir packen es an. Und gemeinsam werden wir es schaffen. Von diesem Gedanken lasse ich mich nicht abbringen. Die Situation ist schwierig. Aber das ist Okay: Leicht kann jeder.

DFB.de: Ist unter diesen Voraussetzungen der Abstieg wirklich zu vermeiden?

Gerstner: Ja! Aber mir ist es wichtig, dass wir nicht davon sprechen, dass wir gegen den Abstieg spielen, sondern um den Klassenverbleib. Das mag für manche nur eine Wortspielerei sein. Ich lege da allerdings großen Wert drauf.

DFB.de: Was spricht nach zwei Punkten aus den ersten zehn Spielen dafür, dass Sie das schaffen werden?

Gerstner: Wir kennen diese Situation. Für uns ist das keine neue Ausgangslage. Wir waren in den vergangenen Jahren schon in ähnlichen oder sogar noch schlimmeren Situationen und konnten den Kopf aus der Schlinge ziehen. Das heißt natürlich nicht, dass uns das jedes Jahr aufs Neue gelingen wird. Ich bin aber dennoch zuversichtlich, dass wir es wieder schaffen werden.

DFB.de: Was stimmt Sie so zuversichtlich?

Gerstner: Unsere Leistungen waren nicht so schlecht, wie es die Tabelle aussagt. Wir bekommen immer wieder Lob von unseren Konkurrenten. Aber was hilft uns das? Wir hatten mehrfach die Möglichkeit, Punkte zu holen. Leider ist uns das nicht gelungen. Das ist das Problem. Deshalb sind wir jetzt unter Zugzwang

DFB.de: Am Sonntag müssen Sie bei der TSG Hoffenheim antreten, die derzeit Rang drei belegt.

Gerstner: Wir sind klarer Außenseiter. Darüber müssen wir nicht lange diskutieren. Aber das bedeutet nicht, dass wir chancenlos sind. Am vergangenen Wochenende haben wir im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg gespielt. Da war die Ausgangslage im Vorfeld wahrscheinlich noch eindeutiger. Wir haben am Ende zwar 1:3 verloren. Aber wir haben es über weite Strecken richtig gut gemacht und lagen zur Pause sogar mit 1:0 vorne. Zum Schluss haben wir leider zwei individuelle Fehler gemacht. Und das nutzt so ein Gegner gnadenlos aus. Das ist eine Lehre, die wir in die Hoffenheim-Partie mitnehmen müssen. Dann können wir da was holen. Vielleicht einen Punkt, gerne drei Zähler. Wir müssen endlich aufhören, auf dem Platz Geschenke zu verteilen. Uns schenkt auch niemand etwas. Wir müssen uns alles hart erarbeiten.

DFB.de: Sie haben bisher noch keinen einzigen Sieg in dieser Saison feiern können. Wie sehr zehrt das an den Nerven?

Gerstner: Es wird Zeit, dass uns das gelingt. Wir brauchen einen Sieg. Wir müssen es notfalls erzwingen. Wir haben noch zwei Begegnungen vor Weihnachten. Nach dem Spiel in Hoffenheim geht es für uns noch zum SV Meppen. Es ist klar, dass wir dort punkten sollten. Aber auch wenn das nicht klappt, wovon ich jedoch nicht ausgehe, ist es nicht vorbei. Dann geht im Januar die Maloche weiter. Ich würde den Mädels allerdings einfach ein Erfolgserlebnis unheimlich gönnen, weil sie extrem viel investieren. Die meisten gehen tagsüber arbeiten, zur Uni oder zur Schule und stehen abends auf dem Trainingsplatz. Sie sind dann aber morgens schon um fünf Uhr aufgestanden, um ihr Pensum bewältigt zu bekommen. Und am Wochenende geht es dann oft auf Reise durch Deutschland. Das ist manchmal hart. Aber wir machen es alle gerne. Umso schöner wäre es, mal zu gewinnen.

DFB.de: Als Knotenlöser auch für die Psyche?

Gerstner: Es wäre nicht nur für den Kopf extrem wichtig, sondern auch für die Tabellenkonstellation. Wir müssen aufpassen, dass der Abstand auf Rang zehn nicht zu groß wird. Im Moment sind es vier Zähler auf den SC Sand. Das ist natürlich noch aufzuholen. Aber wir dürfen nicht zu spät unsere Aufholjagd starten. Irgendwann zählt nur noch Hopp oder Top, nur noch Sieg oder Niederlage. Das Motto beim MSV Duisburg lautet: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Ich kenne es gar nicht anders.

DFB.de: Ist es mittelfristig möglich, dass es nicht jedes Jahr ausschließlich um den Klassenverbleib geht?

Gerstner: Das wird schwierig, weil die Gesamtvoraussetzungen echt kompliziert sind. Wir haben zum Beispiel auch das Problem, dass unsere zweite Mannschaft aus der Regionalliga abgestiegen ist. Unsere U 17 ist nicht mehr in der B-Juniorinnen-Bundesliga vertreten. Das sind alles keine guten Voraussetzungen für einen Verein, der auf den eigenen Nachwuchs setzen muss. Hier müssen wir meiner Meinung nach etwas machen.

[sw]

Der MSV Duisburg steht in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga mit dem Rücken zur Wand. Nach zehn Begegnungen hat die Mannschaft erst zwei Punkte geholt und ist Tabellenletzter. Cheftrainer Thomas Gerstner (54) ordnet im DFB.de-Interview die aktuelle Situation vor dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim heute (ab 14 Uhr) ein und erklärt, wie die Rettung noch gelingen soll.

DFB.de: Herr Gerstner, wie schwierig ist die Lage gerade für Sie und die MSV-Frauen?

Thomas Gerstner: Es ist tatsächlich nicht einfach. Aber dass es so kommen würde, war ja allen vorher bewusst. Diese Saison ist schwieriger, als jede zuvor. Wir haben nicht die Möglichkeiten, wie viele andere Klubs in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Ich sehe dort eine Dreiteilung: Bayern und Wolfsburg spielen um den Titel, dann kommt ein großes Mittelfeld und dann kommen die Vereine, die im unteren Drittel sind. Und dazu gehören auch wir.

DFB.de: Warum steckt Ihre Mannschaft seit Jahren unten fest?

Gerstner: Für uns ist das ein Teufelskreis. Wir haben in den vergangenen Jahren immer spät den Klassenverbleib geschafft. Das hatte zur Folge, dass wir nicht frühzeitig planen und möglichen Neuzugängen eine gute und sichere Perspektive bieten konnten. Uns fehlt an einigen Stellen die Qualität, aber auch die Erfahrung. Wir haben tolle, junge Spielerinnen. Aber die eine oder andere Konstante auf dem Platz würde uns sehr guttun.

DFB.de: Können Sie da nachlegen?

Gerstner: Wir sind natürlich in Gesprächen. Ich hatte gerade ein Telefonat mit einer Spielerin, die vielleicht zu uns kommen möchte. Gleich spreche ich mit einer weiteren. Es ist nicht so einfach. Wir müssen viel Überzeugungsarbeit leisten. Aber es bringt ja nichts, wenn wir jammern. Damit machen wir uns nicht interessanter. Wir packen es an. Und gemeinsam werden wir es schaffen. Von diesem Gedanken lasse ich mich nicht abbringen. Die Situation ist schwierig. Aber das ist Okay: Leicht kann jeder.

DFB.de: Ist unter diesen Voraussetzungen der Abstieg wirklich zu vermeiden?

Gerstner: Ja! Aber mir ist es wichtig, dass wir nicht davon sprechen, dass wir gegen den Abstieg spielen, sondern um den Klassenverbleib. Das mag für manche nur eine Wortspielerei sein. Ich lege da allerdings großen Wert drauf.

DFB.de: Was spricht nach zwei Punkten aus den ersten zehn Spielen dafür, dass Sie das schaffen werden?

Gerstner: Wir kennen diese Situation. Für uns ist das keine neue Ausgangslage. Wir waren in den vergangenen Jahren schon in ähnlichen oder sogar noch schlimmeren Situationen und konnten den Kopf aus der Schlinge ziehen. Das heißt natürlich nicht, dass uns das jedes Jahr aufs Neue gelingen wird. Ich bin aber dennoch zuversichtlich, dass wir es wieder schaffen werden.

DFB.de: Was stimmt Sie so zuversichtlich?

Gerstner: Unsere Leistungen waren nicht so schlecht, wie es die Tabelle aussagt. Wir bekommen immer wieder Lob von unseren Konkurrenten. Aber was hilft uns das? Wir hatten mehrfach die Möglichkeit, Punkte zu holen. Leider ist uns das nicht gelungen. Das ist das Problem. Deshalb sind wir jetzt unter Zugzwang

DFB.de: Am Sonntag müssen Sie bei der TSG Hoffenheim antreten, die derzeit Rang drei belegt.

Gerstner: Wir sind klarer Außenseiter. Darüber müssen wir nicht lange diskutieren. Aber das bedeutet nicht, dass wir chancenlos sind. Am vergangenen Wochenende haben wir im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg gespielt. Da war die Ausgangslage im Vorfeld wahrscheinlich noch eindeutiger. Wir haben am Ende zwar 1:3 verloren. Aber wir haben es über weite Strecken richtig gut gemacht und lagen zur Pause sogar mit 1:0 vorne. Zum Schluss haben wir leider zwei individuelle Fehler gemacht. Und das nutzt so ein Gegner gnadenlos aus. Das ist eine Lehre, die wir in die Hoffenheim-Partie mitnehmen müssen. Dann können wir da was holen. Vielleicht einen Punkt, gerne drei Zähler. Wir müssen endlich aufhören, auf dem Platz Geschenke zu verteilen. Uns schenkt auch niemand etwas. Wir müssen uns alles hart erarbeiten.

DFB.de: Sie haben bisher noch keinen einzigen Sieg in dieser Saison feiern können. Wie sehr zehrt das an den Nerven?

Gerstner: Es wird Zeit, dass uns das gelingt. Wir brauchen einen Sieg. Wir müssen es notfalls erzwingen. Wir haben noch zwei Begegnungen vor Weihnachten. Nach dem Spiel in Hoffenheim geht es für uns noch zum SV Meppen. Es ist klar, dass wir dort punkten sollten. Aber auch wenn das nicht klappt, wovon ich jedoch nicht ausgehe, ist es nicht vorbei. Dann geht im Januar die Maloche weiter. Ich würde den Mädels allerdings einfach ein Erfolgserlebnis unheimlich gönnen, weil sie extrem viel investieren. Die meisten gehen tagsüber arbeiten, zur Uni oder zur Schule und stehen abends auf dem Trainingsplatz. Sie sind dann aber morgens schon um fünf Uhr aufgestanden, um ihr Pensum bewältigt zu bekommen. Und am Wochenende geht es dann oft auf Reise durch Deutschland. Das ist manchmal hart. Aber wir machen es alle gerne. Umso schöner wäre es, mal zu gewinnen.

DFB.de: Als Knotenlöser auch für die Psyche?

Gerstner: Es wäre nicht nur für den Kopf extrem wichtig, sondern auch für die Tabellenkonstellation. Wir müssen aufpassen, dass der Abstand auf Rang zehn nicht zu groß wird. Im Moment sind es vier Zähler auf den SC Sand. Das ist natürlich noch aufzuholen. Aber wir dürfen nicht zu spät unsere Aufholjagd starten. Irgendwann zählt nur noch Hopp oder Top, nur noch Sieg oder Niederlage. Das Motto beim MSV Duisburg lautet: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Ich kenne es gar nicht anders.

DFB.de: Ist es mittelfristig möglich, dass es nicht jedes Jahr ausschließlich um den Klassenverbleib geht?

Gerstner: Das wird schwierig, weil die Gesamtvoraussetzungen echt kompliziert sind. Wir haben zum Beispiel auch das Problem, dass unsere zweite Mannschaft aus der Regionalliga abgestiegen ist. Unsere U 17 ist nicht mehr in der B-Juniorinnen-Bundesliga vertreten. Das sind alles keine guten Voraussetzungen für einen Verein, der auf den eigenen Nachwuchs setzen muss. Hier müssen wir meiner Meinung nach etwas machen.

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