Gerstner: "Haben den Reset-Knopf gedrückt"

Neuer Trainer, neues Glück? Zumindest auf die Fußballerinnen des MSV Duisburg trifft das bisher zu. Mit Thomas Gerstner an der Seitenlinie hat die Mannschaft den letzten Tabellenplatz der Allianz Frauen-Bundesliga verlassen und ist auf einen Nicht-Abstiegsrang gesprungen. Heute (ab 14 Uhr) steht das Duell beim souveränen Spitzenreiter VfL Wolfsburg auf dem Programm. Im DFB.de-Interview erklärt Gerstner, warum er vom Klassenverbleib überzeugt ist. Aber der 51-Jährige gibt auch noch Einblick ist ein anderes spannendes Thema - bis Ende des vergangenen Jahres war er Trainer der U 19-Fußballerinnen von Nordkorea.

DFB.de: Herr Gerstner, erstes Spiel für Sie als MSV-Trainer, erster Sieg. Dazu der Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Ein Traumstart?

Thomas Gerstner: Vom Ergebnis und den Begleitumständen auf jeden Fall. Allerdings haben wir leider nicht annähernd das auf den Platz gebracht, was wir drei Wochen lang trainiert haben. Mit der Leistung war ich überhaupt nicht zufrieden. Das habe ich den Spielerinnen hinterher auch in aller Deutlichkeit gesagt. Zum Glück ist der Fußball ein Ergebnissport und am Ende zählen nur die drei Punkte. Und darüber sind wir im unserer Situation natürlich glücklich. Wir haben den Klassenerhalt im Moment wieder in der eigenen Hand. Das ist eine gute Ausgangslage für die anstehenden Aufgaben. Nach zwei Siegen in Folge, vorher hatte die Mannschaft ja schon unter Robert Augustin 2:1 gegen den SC Freiburg gewonnen, ist auch das Selbstvertrauen wieder da.

DFB.de: Was kann besser werden?

Gerstner: Wir können uns in vielen Bereichen verbessern. Ich erwarte nicht, dass nach drei Wochen Training schon alles perfekt läuft. Aber wir müssen jetzt zusehen, dass unsere Vorstellungen von Fußball auch während der 90 Minuten zu sehen sein werden. Wir müssen eine vernünftige Balance zwischen Defensive und Offensive finden, selbstverständlich ohne dabei die Abwehrarbeit zu schwächen. Wenn uns das gelingt, können wir sehr positiv in die Zukunft schauen. Auch wenn jetzt erstmal große Herausforderungen auf uns warten.

DFB.de: Nun steht das Duell in Wolfsburg auf dem Programm. Dann geht es während der Woche zum Nachholspiel nach Potsdam und dann kommt Frankfurt.

Gerstner: Vor dem Spiel gegen Freiburg kürzlich hat auch niemand mit einem Sieg des MSV gerechnet. Am Ende stand trotzdem ein 2:1-Erfolg für den MSV zu Buche. Das zeigt, dass im Fußball immer alles möglich ist. Wir fahren jetzt nach Wolfsburg ohne den ganz großen Druck. Zuletzt gegen Bremen mussten wir gewinnen. Intern ist uns klar, dass wir auch in Wolfsburg etwas holen wollen. Wenn es ein Punkt wird, freuen wir uns. Wenn wir sogar gewinnen sollten, stellen wir den Bus auf dem Rückweg auf den Kopf. Auf die weiteren Aufgaben will ich noch gar nicht groß schauen – es macht schon Sinn, immer nur an das nächste Spiel zu denken. Aber klar ist da auch: Wir wollen nicht nur 0:1 verlieren und Lob bekommen, wir wollen etwas mitnehmen. Mein Anspruch ist nicht eine knappe Niederlage. Wir wollen in jedem Spiel immer an unsere Grenzen gehen. Dann schauen wir, was möglich ist und was dabei heraus kommt.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation im Tabellenkeller? Läuft es auf einen Dreikampf hinaus?

Gerstner: Mit Jena, Köln und uns sind drei Teams voll dabei. Ich weiß nicht, ob es so bleibt oder ob Bremen noch dazu kommt. Unser einziges Ziel ist es jetzt, mindestens unseren aktuellen Tabellenplatz zu verteidigen. Wenn uns das gelingt, sind wir am Ende alle sehr glücklich.

DFB.de: Sie sind seit etwa vier Wochen MSV-Trainer. Wie haben Sie die Zeit bisher erlebt?

Gerstner: Die Spielerinnen sind mit Herzblut bei der Sache. Vielleicht hat der Trainerwechsel einen Knoten gelöst. Wir haben ganz bewusst einige Dinge ganz anders gemacht, als zuvor. Wir haben den Reset-Knopf gedrückt, um aus der Negativspirale herauszukommen. Ich sage ganz deutlich, dass vorher nicht alles schlecht war. Aber es hat scheinbar aus meiner Sicht eine Veränderung gebraucht. Das bedeutet aber auch nicht, dass ich der Messias bin. Wir wollen die negative Entwicklung jetzt ins Positive drehen.

DFB.de: Duisburg ist Ihre erste Station im Frauenfußball in Deutschland. Wie kam es zu dem Engagement?

Gerstner: Ich war zuvor im Ausland im Bereich des Frauenfußballs tätig. Aber die Allianz Frauen-Bundesliga hatte ich auch schon länger immer im Blick. Es hat sich dann die Situation ergeben, dass sich der MSV von Christian Franz-Pohlmann getrennt hat. Daraufhin habe ich den Verantwortlichen eine Mail geschrieben und mein Interesse bekundet. Innerhalb weniger Stunden haben wir uns erstmals getroffen und sind uns dann auch sehr schnell einig geworden. Ich wohne in Düsseldorf. Es passt einfach in jeder Hinsicht.



Neuer Trainer, neues Glück? Zumindest auf die Fußballerinnen des MSV Duisburg trifft das bisher zu. Mit Thomas Gerstner an der Seitenlinie hat die Mannschaft den letzten Tabellenplatz der Allianz Frauen-Bundesliga verlassen und ist auf einen Nicht-Abstiegsrang gesprungen. Heute (ab 14 Uhr) steht das Duell beim souveränen Spitzenreiter VfL Wolfsburg auf dem Programm. Im DFB.de-Interview erklärt Gerstner, warum er vom Klassenverbleib überzeugt ist. Aber der 51-Jährige gibt auch noch Einblick ist ein anderes spannendes Thema - bis Ende des vergangenen Jahres war er Trainer der U 19-Fußballerinnen von Nordkorea.

DFB.de: Herr Gerstner, erstes Spiel für Sie als MSV-Trainer, erster Sieg. Dazu der Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Ein Traumstart?

Thomas Gerstner: Vom Ergebnis und den Begleitumständen auf jeden Fall. Allerdings haben wir leider nicht annähernd das auf den Platz gebracht, was wir drei Wochen lang trainiert haben. Mit der Leistung war ich überhaupt nicht zufrieden. Das habe ich den Spielerinnen hinterher auch in aller Deutlichkeit gesagt. Zum Glück ist der Fußball ein Ergebnissport und am Ende zählen nur die drei Punkte. Und darüber sind wir im unserer Situation natürlich glücklich. Wir haben den Klassenerhalt im Moment wieder in der eigenen Hand. Das ist eine gute Ausgangslage für die anstehenden Aufgaben. Nach zwei Siegen in Folge, vorher hatte die Mannschaft ja schon unter Robert Augustin 2:1 gegen den SC Freiburg gewonnen, ist auch das Selbstvertrauen wieder da.

DFB.de: Was kann besser werden?

Gerstner: Wir können uns in vielen Bereichen verbessern. Ich erwarte nicht, dass nach drei Wochen Training schon alles perfekt läuft. Aber wir müssen jetzt zusehen, dass unsere Vorstellungen von Fußball auch während der 90 Minuten zu sehen sein werden. Wir müssen eine vernünftige Balance zwischen Defensive und Offensive finden, selbstverständlich ohne dabei die Abwehrarbeit zu schwächen. Wenn uns das gelingt, können wir sehr positiv in die Zukunft schauen. Auch wenn jetzt erstmal große Herausforderungen auf uns warten.

DFB.de: Nun steht das Duell in Wolfsburg auf dem Programm. Dann geht es während der Woche zum Nachholspiel nach Potsdam und dann kommt Frankfurt.

Gerstner: Vor dem Spiel gegen Freiburg kürzlich hat auch niemand mit einem Sieg des MSV gerechnet. Am Ende stand trotzdem ein 2:1-Erfolg für den MSV zu Buche. Das zeigt, dass im Fußball immer alles möglich ist. Wir fahren jetzt nach Wolfsburg ohne den ganz großen Druck. Zuletzt gegen Bremen mussten wir gewinnen. Intern ist uns klar, dass wir auch in Wolfsburg etwas holen wollen. Wenn es ein Punkt wird, freuen wir uns. Wenn wir sogar gewinnen sollten, stellen wir den Bus auf dem Rückweg auf den Kopf. Auf die weiteren Aufgaben will ich noch gar nicht groß schauen – es macht schon Sinn, immer nur an das nächste Spiel zu denken. Aber klar ist da auch: Wir wollen nicht nur 0:1 verlieren und Lob bekommen, wir wollen etwas mitnehmen. Mein Anspruch ist nicht eine knappe Niederlage. Wir wollen in jedem Spiel immer an unsere Grenzen gehen. Dann schauen wir, was möglich ist und was dabei heraus kommt.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation im Tabellenkeller? Läuft es auf einen Dreikampf hinaus?

Gerstner: Mit Jena, Köln und uns sind drei Teams voll dabei. Ich weiß nicht, ob es so bleibt oder ob Bremen noch dazu kommt. Unser einziges Ziel ist es jetzt, mindestens unseren aktuellen Tabellenplatz zu verteidigen. Wenn uns das gelingt, sind wir am Ende alle sehr glücklich.

DFB.de: Sie sind seit etwa vier Wochen MSV-Trainer. Wie haben Sie die Zeit bisher erlebt?

Gerstner: Die Spielerinnen sind mit Herzblut bei der Sache. Vielleicht hat der Trainerwechsel einen Knoten gelöst. Wir haben ganz bewusst einige Dinge ganz anders gemacht, als zuvor. Wir haben den Reset-Knopf gedrückt, um aus der Negativspirale herauszukommen. Ich sage ganz deutlich, dass vorher nicht alles schlecht war. Aber es hat scheinbar aus meiner Sicht eine Veränderung gebraucht. Das bedeutet aber auch nicht, dass ich der Messias bin. Wir wollen die negative Entwicklung jetzt ins Positive drehen.

DFB.de: Duisburg ist Ihre erste Station im Frauenfußball in Deutschland. Wie kam es zu dem Engagement?

Gerstner: Ich war zuvor im Ausland im Bereich des Frauenfußballs tätig. Aber die Allianz Frauen-Bundesliga hatte ich auch schon länger immer im Blick. Es hat sich dann die Situation ergeben, dass sich der MSV von Christian Franz-Pohlmann getrennt hat. Daraufhin habe ich den Verantwortlichen eine Mail geschrieben und mein Interesse bekundet. Innerhalb weniger Stunden haben wir uns erstmals getroffen und sind uns dann auch sehr schnell einig geworden. Ich wohne in Düsseldorf. Es passt einfach in jeder Hinsicht.

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DFB.de: Sie waren zuvor Trainer der U 19-Fußballerinnen von Nordkorea, was ja durchaus ungewöhnlich ist. Wie war es, diese Mannschaft zu trainieren und auch dort zu leben?

Gerstner: Es war eine unglaubliche Erfahrung – in jeder Hinsicht. Die weibliche U 19-Nationalmannschaft von Nordkorea ist amtierender Weltmeister und wir haben auch die Qualifikation für die Endrunde im Sommer in Frankreich geschafft. Das war das wichtigste Ziel, und das haben wir souverän erreicht.

DFB.de: War dort etwas anders, als zum Beispiel in Deutschland?

Gerstner: Die Spielerinnen dort haben nicht in einem Klub gespielt. Sie haben in einem nationalen Trainingscenter gewohnt. Ich konnte jede Woche von Montag bis Samstag mit den Spielerinnen arbeiten, oft zweimal am Tag. Nur der Sonntag war frei. Das war schon eine absolute Luxussituation, wie ich sie vorher noch nie erlebt hatte. Das ist für jeden Trainer ein Traum. So eine Situation gibt es nur in diesem Land. Ich hatte fünf sehr intensive Monate mit dem Team für die Vorbereitung auf die Asien-Meisterschaften. Wir haben physisch sehr gut gearbeitet, aber auch im Hinblick auf Spielsystem und Spielidee.

DFB.de: War es erfolgreich?

Gerstner: Der Anspruch in Nordkorea ist extrem hoch. Dort gilt der Zweite als erste Verlierer. Wir haben leider das Finale der Asien-Meisterschaft in China gegen Japan mit 0:1 verloren und sind damit nur Zweiter geworden. Die Qualifikation zur WM-Endrunde ist uns allerdings dennoch gelungen. Und obwohl wir das Endspiel verloren haben, war es eine erfolgreiche Zeit. Wir haben viel Lob während der Asienmeisterschaften bekommen. Wir haben die Mannschaft deutlich weiterentwickelt. Und darauf können wir etwas stolz sein. Aber wir hatten wie gesagt die Luxussituation mit den Trainingsmöglichkeiten.

DFB.de: Und warum ist es Ende des vergangenen Jahres zu Ende gegangen?

Gerstner: Der Vertrag lief Ende des Jahres aus. Es war klar, dass ich dann erstmal zurück nach Deutschland gehen würde. Das habe ich ganz klar so kommuniziert. Die Nordkoreaner möchten gerne, dass ich zurückkomme und weitermache. Aber im Moment ist das kein Thema für mich. Ich möchte nun zunächst mal wieder in Deutschland arbeiten. Meine ganze Konzentration gilt jetzt dem MSV Duisburg.

DFB.de: Und wie war es dort zu leben?

Gerstner: Darüber möchte ich gar nicht ins Detail gehen. Es gibt sehr viele Anfragen, die in diese Richtung gehen. Ich bin mir noch nicht klar, wie ich damit umgehen möchte. Ich habe dort acht Monate gelebt. Da habe ich sehr tiefe Einblicke in das Land gewonnen. Ich sage es mal so: Ich habe als Trainer und auch als Mensch sportliche Erfahrungen in diesen acht Monaten gemacht und unschätzbare Erfahrungen für mein weiteres Leben dort sammeln können. Wenn ich entscheiden müsste, welches der geilste Job in meinem Leben als Fußballer war – egal ob als Spieler oder als Trainer -, dann gehört die Zeit in Nordkorea ganz sicher dazu. Ich konnte erleben, wie man sportlich ganz andere Wege gehen kann. Aber auch das normale Leben ist dort eben nicht vergleichbar zu dem, was wir hier kennen. Wir haben hier Möglichkeiten, die wir teilweise gar nicht zu schätzen wissen. Aber wir haben auch viele Dinge, die man im Grunde genommen eigentlich überhaupt nicht braucht. Auch diese Erkenntnis habe ich dort gewinnen können. Diese Erkenntnis ist nicht neu, hat sich aber wieder einmal bestätigt.

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