Gerland: "Junge Spieler müssen spielen"

Hermann Gerland ist der Neue im Trainerteam der U 21-Nationalmannschaft, er fungiert als Co-Trainer von Chefcoach Antonio Di Salvo. Der 67-Jährige blickt auf eine langjährige Trainerkarriere zurück, mit dem FC Bayern München feierte er neun deutsche Meisterschaften und zwei Champions-League-Titel. Im DFB.de-Interview mit Karl Evers spricht er über seine ersten Tage mit der U 21, wichtige Faktoren in der Entwicklung von jungen Spielern und die anstehende Partie gegen Israel am Donnerstag (ab 18:15 Uhr, live auf ProSieben MAXX) in Paderborn.

DFB.de: Herr Gerland, wie kam Ihr Engagement als Co-Trainer der U 21-Nationalmannschaft zustande?

Hermann Gerland: Einige Tage, nachdem bekannt wurde, dass Stefan Kuntz den DFB verlässt, rief mich Hansi Flick an und fragte mich, ob ich Interesse hätte, Toni Di Salvo als Co-Trainer zur Seite zu stehen. Da habe ich gesagt: Ja, das mache ich.

DFB.de: Wie war danach ihr erstes Gespräch mit Antonio Di Salvo?

Gerland: Sehr gut. Ich kenne ihn ja schon sehr lange, er war früher mein Spieler. Ich habe ihm gesagt, was ich einbringen kann und dass ich gerne im Hintergrund arbeite. Dass ich bislang jedem Trainer, der bei Bayern München tätig war, geholfen habe und dass ich für ihn das Gleiche tun werde, darauf kann er sich verlassen.

DFB.de: Sie sprechen es an: Er hat 2001 bei Bayern München II unter Ihnen gespielt.

Gerland: Er hat nur ein Spiel gemacht, in Trier. Das haben wir unglücklicherweise verloren. Danach ist er nach Rostock gewechselt.

DFB.de: Haben Sie dennoch Erinnerungen an ihn? Was für ein Spielertyp war er?

Gerland: Ein sehr torgefährlicher. In diesem einen Spiel hat er allerdings nicht viele Tore geschossen, weil wir 2:0 verloren haben. (lacht) Wir haben uns danach aber nie aus den Augen verloren und sind uns immer mal über den Weg gelaufen, beispielsweise als er im Bayern-Nachwuchs tätig war (von 2011 bis 2013 als Co-Trainer der U 17 des FC Bayern München, Anm. d. Red.). Ein toller Typ.

DFB.de: Haben Sie die U 21 in den vergangenen Jahren verfolgt?

Gerland: Die Spiele bei den Europameisterschaften habe ich gesehen, da haben sie sehr gut gespielt - sowohl unter Stefan Kuntz als auch vor einigen Jahren unter Horst Hrubesch. Es waren ja immer mal Spieler dabei, die ich zuvor trainiert hatte. Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut, dass die U 21 zuletzt so erfolgreich war.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft nach den ersten Trainingseinheiten?

Gerland: Die Jungs ziehen gut mit. Wir haben erst wenige Einheiten absolviert, deshalb kann ich noch nicht so viel sagen. So richtig im Detail habe ich auch bislang nur mit den Stürmern gearbeitet – wir haben Abschlüsse innerhalb des Sechszehners trainiert, das haben die Jungs gut gemacht, damit war ich sehr zufrieden.

DFB.de: Sie sind seit Jahrzehnten als Trainer tätig, haben insbesondere im Junioren-Bereich eine große Erfahrung. Wie können Sie die hier einbringen?

Gerland: Die Spieler waren technisch bereits hervorragend ausgebildet als ich sie übernommen habe. Ich ernte zu viel Lob, auch andere Trainer waren an der Entwicklung der jungen Spieler beteiligt. Ob Kurt Niedermeier, Stephan Beckenbauer, Hermann Hummels oder Heiko Vogel: Sie haben die Spieler gesichtet und ausgebildet. Ich war einer von vielen und habe an der Schnittstelle zu den Profis gearbeitet.

DFB.de: Worauf kommt es an dieser Schnittstelle an?

Gerland: Bei Bayern München habe ich einige Spieler trainiert, die später den großen Durchbruch geschafft haben. Aber dass es so kommt, habe ich vorher, als sie noch im Jugendbereich spielten, nur bei ganz wenigen Spielern wie Philipp Lahm, David Alaba oder jetzt Jamal Musiala gewusst. Es gehören viele Faktoren dazu. In erster Linie natürlich die Gesundheit.

DFB: Was sind weitere entscheidende Faktoren?

Gerland: Junge Spieler müssen spielen, Wochenende für Wochenende. Denn nur in den Spielen entwickelt man sich weiter. Das ist die wichtigste Bedingung, um besser zu werden. Und wenn sie es mal nicht schaffen, sich in der ersten Mannschaft durchzusetzen, was bei größeren Vereinen durchaus passieren kann, müssen sie in der zweiten Mannschaft spielen, um sich Praxis zu holen und Selbstvertrauen zu bekommen. Im Fußball ist es wie in allen anderen Sportarten, beziehungsweise genauso wie im richtigen Leben: Übung macht den Meister.

DFB.de: Wie sehr helfen moderne Trainingsmethoden heutzutage?

Gerland: Was die Trainingssteuerung betrifft, hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Ich habe die Belastung früher kaum gesteuert, sondern am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag hart trainiert. Freitags dann etwas weniger, samstags wurde gespielt. Das hat auch funktioniert, es führen viele Wege nach Rom. Aber natürlich hilft es uns weiter, wenn wir messen können, wie viel und wie schnell die Spieler laufen. Zudem können wir ihnen die Daten zeigen und ihnen nach Spielen erklären, was gut lief und was verbessert werden muss. Das sind exzellente Hilfsmittel, die ich früher auch gern genutzt hätte. Klar ist aber: Ich sehe auch mit meinen Augen, wer viel und wer wenig läuft. Und letztlich geht es auch nicht nur ums Laufen, sondern darum, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Für die U 21 geht es nun gegen Israel - den punktgleichen Tabellenzweiten. Was kommt da für ein Spiel auf die Mannschaft zu?

Gerland: Ich kann es ein bisschen mit Bayern München vergleichen: Wir müssen als deutsche Mannschaft immer damit rechnen, dass der Gegner gegen uns höchst motiviert ist. Denn Deutschland ist ein erfolgreiches Fußballland. Wenn es gegen Bayern geht, spielt der Gegner oft besonders stark. Das kann man mit unserer Mannschaft gleichsetzen. Israel wird alles dafür geben, um gegen uns zu gewinnen. Darauf müssen wir vorbereitet sein, dafür arbeiten wir nun.

[ke]

Hermann Gerland ist der Neue im Trainerteam der U 21-Nationalmannschaft, er fungiert als Co-Trainer von Chefcoach Antonio Di Salvo. Der 67-Jährige blickt auf eine langjährige Trainerkarriere zurück, mit dem FC Bayern München feierte er neun deutsche Meisterschaften und zwei Champions-League-Titel. Im DFB.de-Interview mit Karl Evers spricht er über seine ersten Tage mit der U 21, wichtige Faktoren in der Entwicklung von jungen Spielern und die anstehende Partie gegen Israel am Donnerstag (ab 18:15 Uhr, live auf ProSieben MAXX) in Paderborn.

DFB.de: Herr Gerland, wie kam Ihr Engagement als Co-Trainer der U 21-Nationalmannschaft zustande?

Hermann Gerland: Einige Tage, nachdem bekannt wurde, dass Stefan Kuntz den DFB verlässt, rief mich Hansi Flick an und fragte mich, ob ich Interesse hätte, Toni Di Salvo als Co-Trainer zur Seite zu stehen. Da habe ich gesagt: Ja, das mache ich.

DFB.de: Wie war danach ihr erstes Gespräch mit Antonio Di Salvo?

Gerland: Sehr gut. Ich kenne ihn ja schon sehr lange, er war früher mein Spieler. Ich habe ihm gesagt, was ich einbringen kann und dass ich gerne im Hintergrund arbeite. Dass ich bislang jedem Trainer, der bei Bayern München tätig war, geholfen habe und dass ich für ihn das Gleiche tun werde, darauf kann er sich verlassen.

DFB.de: Sie sprechen es an: Er hat 2001 bei Bayern München II unter Ihnen gespielt.

Gerland: Er hat nur ein Spiel gemacht, in Trier. Das haben wir unglücklicherweise verloren. Danach ist er nach Rostock gewechselt.

DFB.de: Haben Sie dennoch Erinnerungen an ihn? Was für ein Spielertyp war er?

Gerland: Ein sehr torgefährlicher. In diesem einen Spiel hat er allerdings nicht viele Tore geschossen, weil wir 2:0 verloren haben. (lacht) Wir haben uns danach aber nie aus den Augen verloren und sind uns immer mal über den Weg gelaufen, beispielsweise als er im Bayern-Nachwuchs tätig war (von 2011 bis 2013 als Co-Trainer der U 17 des FC Bayern München, Anm. d. Red.). Ein toller Typ.

DFB.de: Haben Sie die U 21 in den vergangenen Jahren verfolgt?

Gerland: Die Spiele bei den Europameisterschaften habe ich gesehen, da haben sie sehr gut gespielt - sowohl unter Stefan Kuntz als auch vor einigen Jahren unter Horst Hrubesch. Es waren ja immer mal Spieler dabei, die ich zuvor trainiert hatte. Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut, dass die U 21 zuletzt so erfolgreich war.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft nach den ersten Trainingseinheiten?

Gerland: Die Jungs ziehen gut mit. Wir haben erst wenige Einheiten absolviert, deshalb kann ich noch nicht so viel sagen. So richtig im Detail habe ich auch bislang nur mit den Stürmern gearbeitet – wir haben Abschlüsse innerhalb des Sechszehners trainiert, das haben die Jungs gut gemacht, damit war ich sehr zufrieden.

DFB.de: Sie sind seit Jahrzehnten als Trainer tätig, haben insbesondere im Junioren-Bereich eine große Erfahrung. Wie können Sie die hier einbringen?

Gerland: Die Spieler waren technisch bereits hervorragend ausgebildet als ich sie übernommen habe. Ich ernte zu viel Lob, auch andere Trainer waren an der Entwicklung der jungen Spieler beteiligt. Ob Kurt Niedermeier, Stephan Beckenbauer, Hermann Hummels oder Heiko Vogel: Sie haben die Spieler gesichtet und ausgebildet. Ich war einer von vielen und habe an der Schnittstelle zu den Profis gearbeitet.

DFB.de: Worauf kommt es an dieser Schnittstelle an?

Gerland: Bei Bayern München habe ich einige Spieler trainiert, die später den großen Durchbruch geschafft haben. Aber dass es so kommt, habe ich vorher, als sie noch im Jugendbereich spielten, nur bei ganz wenigen Spielern wie Philipp Lahm, David Alaba oder jetzt Jamal Musiala gewusst. Es gehören viele Faktoren dazu. In erster Linie natürlich die Gesundheit.

DFB: Was sind weitere entscheidende Faktoren?

Gerland: Junge Spieler müssen spielen, Wochenende für Wochenende. Denn nur in den Spielen entwickelt man sich weiter. Das ist die wichtigste Bedingung, um besser zu werden. Und wenn sie es mal nicht schaffen, sich in der ersten Mannschaft durchzusetzen, was bei größeren Vereinen durchaus passieren kann, müssen sie in der zweiten Mannschaft spielen, um sich Praxis zu holen und Selbstvertrauen zu bekommen. Im Fußball ist es wie in allen anderen Sportarten, beziehungsweise genauso wie im richtigen Leben: Übung macht den Meister.

DFB.de: Wie sehr helfen moderne Trainingsmethoden heutzutage?

Gerland: Was die Trainingssteuerung betrifft, hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Ich habe die Belastung früher kaum gesteuert, sondern am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag hart trainiert. Freitags dann etwas weniger, samstags wurde gespielt. Das hat auch funktioniert, es führen viele Wege nach Rom. Aber natürlich hilft es uns weiter, wenn wir messen können, wie viel und wie schnell die Spieler laufen. Zudem können wir ihnen die Daten zeigen und ihnen nach Spielen erklären, was gut lief und was verbessert werden muss. Das sind exzellente Hilfsmittel, die ich früher auch gern genutzt hätte. Klar ist aber: Ich sehe auch mit meinen Augen, wer viel und wer wenig läuft. Und letztlich geht es auch nicht nur ums Laufen, sondern darum, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Für die U 21 geht es nun gegen Israel - den punktgleichen Tabellenzweiten. Was kommt da für ein Spiel auf die Mannschaft zu?

Gerland: Ich kann es ein bisschen mit Bayern München vergleichen: Wir müssen als deutsche Mannschaft immer damit rechnen, dass der Gegner gegen uns höchst motiviert ist. Denn Deutschland ist ein erfolgreiches Fußballland. Wenn es gegen Bayern geht, spielt der Gegner oft besonders stark. Das kann man mit unserer Mannschaft gleichsetzen. Israel wird alles dafür geben, um gegen uns zu gewinnen. Darauf müssen wir vorbereitet sein, dafür arbeiten wir nun.

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