Gerhardt: "Die eigene Geschichte vergolden"

Die Spannung im Teamhotel der deutschen U 21-Nationalmannschaft im polnischen Wieliczka ist förmlich greifbar. Am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) steht das Finale der Europameisterschaft gegen Spanien an. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz möchte nach den guten Leistungen in der Vorrunde und dem leidenschaftlichen Sieg gegen England im Halbfinale nun den ganz großen Wurf landen. Im bisherigen Turnierverlauf war Yannick Gerhardt in jeder Partie dabei. Der 23-jährige Außenverteidiger des VfL Wolfsburg verpasste auf der linken Abwehrseite keine einzige Spielminute. Im DFB.de-Interview spricht Yannick Gerhardt mit Redakteur Maximilian Schwartz über das besondere Motto der deutschen U 21 und das Finale in Krakau.

DFB.de: Yannick Gerhardt, können Sie die 120 Minuten plus Elfmeterschießen gegen England aus Ihrer Sicht beschreiben?

Yannick Gerhardt: Bis auf die ersten 20 Minuten waren wir sehr gut im Spiel und haben den Gegner dominiert. Wir gehen verdient in Führung, fangen uns aber im Gegenzug den Ausgleich. Dabei rutsche ich unglücklich weg. Aus dem Nichts bekommen wir das 1:2 nach der Halbzeit und kämpfen uns durch Felix Plattes Tor wieder zurück. Dann müssen wir das Spiel eigentlich nach 90 oder 120 Minuten für uns entscheiden. Ein ganz schönes Auf und Ab der Gefühle.

DFB.de: Ein Auf und Ab mit dem glücklicheren Ausgang für Ihr Team.

Gerhardt: Ja, absolut. Auch wenn wir den Sieg verdient am Ende mehr verdient hatten. Vor allem mein Elfmeter war bitter. Ich wollte zeigen, dass ich Verantwortung übernehmen kann, aber unter solchem Druck können schon mal die Nerven versagen. Zum Glück haben alle anderen getroffen und Julian Pollersbeck zwei Schüsse rausgeholt. Elfmeterschießen hat immer viel mit Glück zu tun. Obwohl es natürlich schön ist, dass wir die Tradition von Deutschland und England im Elferschießen aufrechterhalten konnten. (lacht).

DFB.de: Bislang standen Sie in allen vier Turnierspielen über die volle Distanz auf dem Platz. Wie beurteilen Sie selbst Ihre Leistungen?

Gerhardt: Es tut sehr gut, das Vertrauen des Trainerteams zu spüren. Nach einer langen und anstrengenden Saison im Verein mit den erfolgreichen Relegationsspielen am Ende ist es nicht selbstverständlich, dass ich bei der EM bisher alle Spiele über die volle Distanz machen durfte. Hier treffen die besten Spieler in dieser Altersklasse aufeinander. Ich finde, dass ich einige gute Aktionen in den Spielen hatte, aber natürlich auch einige Situationen - sowohl defensiv als auch offensiv -, die ich noch besser lösen kann.

DFB.de: Mehr als neun Millionen Menschen haben den Krimi im Halbfinale im Fernsehen verfolgt, das Jubelfoto aus der Kabine erreichte knapp fünf Millionen Menschen in den sozialen Netzwerken. Haben Sie mit einer solchen Euphorie zur U 21-EM in Deutschland gerechnet?

Gerhardt: Die Reaktionen in der Heimat machen uns unglaublich stolz. Über die sozialen Netzwerke bekommen wir viele Nachrichten und Glückwünsche, die TV-Quote ist natürlich auch überragend. Als kleiner Junge hat man immer davon geträumt, für Deutschland zu spielen und so eine Unterstützung zu bekommen. Super ist auch, wie uns die Jungs beim Confed Cup immer wieder die Daumen drücken und auch wir ihnen auch. Da merkt man, dass A-Nationalmannschaft und U 21 sich immer gegenseitig unterstützen und pushen.

DFB.de: Vor vier Wochen startete die Mannschaft ins Trainingslager vor der Europameisterschaft mit dem Slogan: "Eigene Geschichte schreiben". Welches Genre hat diese Geschichte für Sie?

Gerhardt: (lacht) Krimi, Abenteuer, Komödie - da ist alles dabei. Bis hierher war es ein langer Weg. Wir wussten, dass eine schwierige Aufgabe auf uns wartet, auch aufgrund des Turniermodus' mit zwölf starken Mannschaften. Jetzt stehen wir im Finale und wollen die eigene Geschichte vergolden. Es ist schon Wahnsinn, was wir für einen tollen Zusammenhalt in der Truppe haben. Wie die Ersatzspieler draußen mitgehen, wie sie die elf Spieler auf dem Feld pushen. Wie jeder seine Leistung bringt, ob von Beginn an oder als Einwechselspieler. Wenn wir den Titel holen, wäre es für die meisten auch ein toller Abschluss ihrer Zeit als U-Nationalspieler.

DFB.de: Im Finale wartet mit Spanien ein sehr starker Gegner.

Gerhardt: Ja, das wissen wir alle. Die Spanier haben im Turnier bisher alle Spiele gewonnen und insgesamt wahrscheinlich die besten Leistungen gezeigt. Sie haben unwahrscheinlich gute Einzelspieler, die ihr Können in der Primera Division oder in der Champions League schon unter Beweis gestellt haben. Auch wenn das ein harter Brocken wird: So haben wir uns das Finale gewünscht. Das wird eine richtige Herausforderung, schließlich will man sich immer mit den Besten messen.

DFB.de: Wie wollen Sie das Finale angehen?

Gerhardt: Das werden wir in den Gegnerbesprechung heute und morgen alles noch genau analysieren. Wir müssen die Spanier überraschen, selbst mutig nach vorne spielen und dann unsere Chancen nutzen. Defensiv müssen wir natürlich aggressiv sein und ihr Kombinationsspiel unterbinden, sonst laufen wir nur hinterher. Nur wenn wir sie selbst in Bedrängnis bringen, haben wir eine Chance. Auch wenn es eine Floskel ist: In diesem Spiel ist alles möglich.

[ms]

Die Spannung im Teamhotel der deutschen U 21-Nationalmannschaft im polnischen Wieliczka ist förmlich greifbar. Am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) steht das Finale der Europameisterschaft gegen Spanien an. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz möchte nach den guten Leistungen in der Vorrunde und dem leidenschaftlichen Sieg gegen England im Halbfinale nun den ganz großen Wurf landen. Im bisherigen Turnierverlauf war Yannick Gerhardt in jeder Partie dabei. Der 23-jährige Außenverteidiger des VfL Wolfsburg verpasste auf der linken Abwehrseite keine einzige Spielminute. Im DFB.de-Interview spricht Yannick Gerhardt mit Redakteur Maximilian Schwartz über das besondere Motto der deutschen U 21 und das Finale in Krakau.

DFB.de: Yannick Gerhardt, können Sie die 120 Minuten plus Elfmeterschießen gegen England aus Ihrer Sicht beschreiben?

Yannick Gerhardt: Bis auf die ersten 20 Minuten waren wir sehr gut im Spiel und haben den Gegner dominiert. Wir gehen verdient in Führung, fangen uns aber im Gegenzug den Ausgleich. Dabei rutsche ich unglücklich weg. Aus dem Nichts bekommen wir das 1:2 nach der Halbzeit und kämpfen uns durch Felix Plattes Tor wieder zurück. Dann müssen wir das Spiel eigentlich nach 90 oder 120 Minuten für uns entscheiden. Ein ganz schönes Auf und Ab der Gefühle.

DFB.de: Ein Auf und Ab mit dem glücklicheren Ausgang für Ihr Team.

Gerhardt: Ja, absolut. Auch wenn wir den Sieg verdient am Ende mehr verdient hatten. Vor allem mein Elfmeter war bitter. Ich wollte zeigen, dass ich Verantwortung übernehmen kann, aber unter solchem Druck können schon mal die Nerven versagen. Zum Glück haben alle anderen getroffen und Julian Pollersbeck zwei Schüsse rausgeholt. Elfmeterschießen hat immer viel mit Glück zu tun. Obwohl es natürlich schön ist, dass wir die Tradition von Deutschland und England im Elferschießen aufrechterhalten konnten. (lacht).

DFB.de: Bislang standen Sie in allen vier Turnierspielen über die volle Distanz auf dem Platz. Wie beurteilen Sie selbst Ihre Leistungen?

Gerhardt: Es tut sehr gut, das Vertrauen des Trainerteams zu spüren. Nach einer langen und anstrengenden Saison im Verein mit den erfolgreichen Relegationsspielen am Ende ist es nicht selbstverständlich, dass ich bei der EM bisher alle Spiele über die volle Distanz machen durfte. Hier treffen die besten Spieler in dieser Altersklasse aufeinander. Ich finde, dass ich einige gute Aktionen in den Spielen hatte, aber natürlich auch einige Situationen - sowohl defensiv als auch offensiv -, die ich noch besser lösen kann.

DFB.de: Mehr als neun Millionen Menschen haben den Krimi im Halbfinale im Fernsehen verfolgt, das Jubelfoto aus der Kabine erreichte knapp fünf Millionen Menschen in den sozialen Netzwerken. Haben Sie mit einer solchen Euphorie zur U 21-EM in Deutschland gerechnet?

Gerhardt: Die Reaktionen in der Heimat machen uns unglaublich stolz. Über die sozialen Netzwerke bekommen wir viele Nachrichten und Glückwünsche, die TV-Quote ist natürlich auch überragend. Als kleiner Junge hat man immer davon geträumt, für Deutschland zu spielen und so eine Unterstützung zu bekommen. Super ist auch, wie uns die Jungs beim Confed Cup immer wieder die Daumen drücken und auch wir ihnen auch. Da merkt man, dass A-Nationalmannschaft und U 21 sich immer gegenseitig unterstützen und pushen.

DFB.de: Vor vier Wochen startete die Mannschaft ins Trainingslager vor der Europameisterschaft mit dem Slogan: "Eigene Geschichte schreiben". Welches Genre hat diese Geschichte für Sie?

Gerhardt: (lacht) Krimi, Abenteuer, Komödie - da ist alles dabei. Bis hierher war es ein langer Weg. Wir wussten, dass eine schwierige Aufgabe auf uns wartet, auch aufgrund des Turniermodus' mit zwölf starken Mannschaften. Jetzt stehen wir im Finale und wollen die eigene Geschichte vergolden. Es ist schon Wahnsinn, was wir für einen tollen Zusammenhalt in der Truppe haben. Wie die Ersatzspieler draußen mitgehen, wie sie die elf Spieler auf dem Feld pushen. Wie jeder seine Leistung bringt, ob von Beginn an oder als Einwechselspieler. Wenn wir den Titel holen, wäre es für die meisten auch ein toller Abschluss ihrer Zeit als U-Nationalspieler.

DFB.de: Im Finale wartet mit Spanien ein sehr starker Gegner.

Gerhardt: Ja, das wissen wir alle. Die Spanier haben im Turnier bisher alle Spiele gewonnen und insgesamt wahrscheinlich die besten Leistungen gezeigt. Sie haben unwahrscheinlich gute Einzelspieler, die ihr Können in der Primera Division oder in der Champions League schon unter Beweis gestellt haben. Auch wenn das ein harter Brocken wird: So haben wir uns das Finale gewünscht. Das wird eine richtige Herausforderung, schließlich will man sich immer mit den Besten messen.

DFB.de: Wie wollen Sie das Finale angehen?

Gerhardt: Das werden wir in den Gegnerbesprechung heute und morgen alles noch genau analysieren. Wir müssen die Spanier überraschen, selbst mutig nach vorne spielen und dann unsere Chancen nutzen. Defensiv müssen wir natürlich aggressiv sein und ihr Kombinationsspiel unterbinden, sonst laufen wir nur hinterher. Nur wenn wir sie selbst in Bedrängnis bringen, haben wir eine Chance. Auch wenn es eine Floskel ist: In diesem Spiel ist alles möglich.

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