Gerhard Mayer-Vorfelder: "Stehe zur DFB-Doppelspitze"

Im Vorfeld des DFB-Bundestages, der heute in der Stadthalle in Osnabrück fortgeführt wird, stellte sich DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder dem Sport-Informations-Dienst (sid) zum aktuellen Interview.

Frage: Der DFB-Bundestag in Osnabrück steht vor der Tür. Es ist eine Lösung mit einer so genannten Doppelspitze - Theo Zwanziger soll Geschäftsführender Präsident werden - gefunden worden, die auf dem DFB-Bundestag von den Delegierten bestätigt werden muss. Hätten Sie es ansonsten auf eine Kampfabstimmung ankommen lassen?

Mayer-Vorfelder: Es war klar, dass ich kandidiert hätte. Ich hätte einige Verbände gehabt, die mich vorgeschlagen hätten. Aber für den Verband ist es so natürlich besser. Man hat nun eine Lösung gefunden, hinter der ich stehe. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit wird im internationalen Bereich liegen, denn die Mandate im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union und des Weltverbandes FIFA beanspruchen einen großen Teil meiner Zeit. Außerdem bin ich Aufsichtsratsvorsitzender des WM-OK und habe die Zuständigkeit für die Nationalmannschaft. Nicht zu vergessen die Talentförderung, die mir sehr am Herzen liegt und die ich für die zentrale Aufgabe eines Sportverbandes halte.

Frage: Sie fühlen sich in Ihren Kompetenzen also nicht beschnitten?

Mayer-Vorfelder: Nein, ich würde mich beschnitten fühlen, wenn ich nicht ausgelastet wäre mit dem, was ich zu tun habe. Es sind eine Fülle von Aufgaben zu erfüllen. Der internationale Fußball und der professionelle Fußball sind die Schwerpunkte der Tätigkeit. Wobei ich immer derjenige war, der darauf hingewiesen hat, dass der professionelle Fußball nur zu betreiben ist, wenn die entsprechende breite Basis vorhanden ist. Und diese breite Basis liegt bei den Amateuren. Allerdings lebt der Verband auch davon, dass es dem professionellen Fußball einigermaßen gut geht. Denn er ist der Bereich, der dafür sorgt, dass der Deutsche Fußball-Bund seinen Aufgaben nachkommen kann.

Frage: Wer trägt die Zuständigkeit für die Nationalmannschaft?

Mayer-Vorfelder: Es muss ein Ansprechpartner da sein, der die Richtlinienkompetenz besitzt. Das bin ich, das ist unstrittig. Dem Gremium, das für die Nationalmannschaft zuständig ist, gehört der Präsident, der Geschäftsführende Präsident Theo Zwanziger, Liga-Präsident Werner Hackmann und DFB-Generalsektretär Horst R. Schmidt an. Da fühle ich mich nicht eingeengt.

Frage: Auf dem Bundestag besteht die Gefahr, dass ein Graben aufgeworfen wird zwischen Profi- und Amateur-Vertretern. Um den Posten des Schatzmeisters gibt es eine Kampfabstimmung zwischen DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub und Heinrich Schmidhuber, dem Präsidenten des bayerischen Landesverbandes. Könnte dies nicht zu einer Belastung für den Bundestag werden?

Mayer-Vorfelder: Ich glaube es nicht. Man darf nicht vergessen, dass Wilfried Straub viele Jahre in den Diensten des DFB gestanden hat. Ich sehe nicht, dass die Fronten hart aufeinanderprallen. Die Position des Schatzmeisters ist eine Funktion, die für den Gesamt-Fußball wichtig ist. Es kommt auf die Sachkompetenz an. Die kann man beiden Bewerbern attestieren. Dies muss nicht zu einer Konfrontation führen. Vielleicht kommt man irgendwann zu einem Zustand, den ich für wünschenswert halte, dass Kandidaturen über die Grenzen zwischen professionellem Fußball und Amateur-Bereich hinweg zum Normalfall gehören.

Frage: Wie lässt sich Ihr Verhältnis zu Theo Zwanziger skizzieren?

Mayer-Vorfelder: Ich sehe keinen Probleme im persönlichen Bereich. Gewisse Sachen sind dabei auch verkehrt dargestellt worden. Die ganzen Dingen, die entschieden wurden, sind ja nicht von mir allein entschieden worden, die sind vom Präsidium mitgetragen worden. Ich habe, bis auf einige kleine Ausnahmen, immer die Unterstützung von Herrn Zwanziger gehabt. Ich habe das als Politiker schon erlebt: Der Ministerpräsident und der Finanzminister (Mayer-Vorfelder war einst baden-württembergischer Finanzminster, d.Red.) müssen auf einer Linie liegen. So war es bislang zwischen Präsident und Schatzmeister auch. Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass wir das auch in Zukunft so hinbringen.

Frage: Theo Zwanziger galt als Ihr 'Kronprinz' nach 2006. Wie sind Sie persönlich damit umgegangen, dass Herrn Zwanziger schon zwei Jahre früher Ambitionen auf den Präsidentenposten, wenn auch zweigeteilt, hegt?

Mayer-Vorfelder: Es gab eine ähnliche Absprache zwischen uns wie zuvor zwischen Egidius Braun und mir. Er wusste, dass ich bereit sein würde, eine solche Funktion zu übernehmen. So gab es zwischen Herrn Zwanziger und mir eine Gesprächsgrundlage, dass ich gesagt habe: Ich werde 2006 aufhören. Es war für mich keine Überraschung, dass er Ambitionen hat auf dieses Amt. Das ist ja auch legitim.

Frage: Könnten Sie sich vorstellen, dass Theo Zwanziger langfristig auch Ihre Positionen im Exekutivkomitee von FIFA und UEFA übernehmen wird?

Mayer-Vorfelder: Grundsätzlich halte ich es für den deutschen Fußball für ungeheuer wichtig, zumindest in einem der internationalen Gremien vertreten zu sein. Wir werden bei unserer Zusammenarbeit Wert darauf legen, dass er in diese internationalen Bereiche hineinwächst.

Frage: Die Aufgaben in FIFA und UEFA werden immer vielfältiger. Ist es grundsätzlich überhaupt noch möglich, alleine allen Anforderungen als DFB-Präsident gerecht zu werden, wäre also eine Doppelspitze über 2006 hinaus sinnvoll?

Mayer-Vorfelder: Ich bin der Meinung, dass zur vollsten Zufriedenheit aller dieses nur sehr schwierig von einer Person bewältigt werden kann. Es wäre vielleicht etwas anderes, wenn derjenige nur noch in einem internationalen Gremium vertreten ist, und natürlich führt auch die WM 2006 zu einer Sondersituation. Das sind Zukunftsentwicklungen, die man heute noch nicht festschreiben kann. Es ist eine Frage der terminlichen Belastung. Sie muss genau durchdacht werden, wenn sie ansteht.

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Im Vorfeld des DFB-Bundestages, der heute in der Stadthalle in Osnabrück fortgeführt wird, stellte sich DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder dem Sport-Informations-Dienst (sid) zum aktuellen Interview.



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Frage: Der DFB-Bundestag in Osnabrück steht vor der Tür. Es ist eine Lösung mit einer so genannten Doppelspitze - Theo Zwanziger soll Geschäftsführender Präsident werden - gefunden worden, die auf dem DFB-Bundestag von den Delegierten bestätigt werden muss. Hätten Sie es ansonsten auf eine Kampfabstimmung ankommen lassen?



Mayer-Vorfelder: Es war klar, dass ich kandidiert hätte. Ich hätte einige Verbände gehabt, die mich vorgeschlagen hätten. Aber für den Verband ist es so natürlich besser. Man hat nun eine Lösung gefunden, hinter der ich stehe. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit wird im internationalen Bereich liegen, denn die Mandate im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union und des Weltverbandes FIFA beanspruchen einen großen Teil meiner Zeit. Außerdem bin ich Aufsichtsratsvorsitzender des WM-OK und habe die Zuständigkeit für die Nationalmannschaft. Nicht zu vergessen die Talentförderung, die mir sehr am Herzen liegt und die ich für die zentrale Aufgabe eines Sportverbandes halte.



Frage: Sie fühlen sich in Ihren Kompetenzen also nicht
beschnitten?



Mayer-Vorfelder: Nein, ich würde mich beschnitten fühlen, wenn ich nicht ausgelastet wäre mit dem, was ich zu tun habe. Es sind eine Fülle von Aufgaben zu erfüllen. Der internationale Fußball und der professionelle Fußball sind die Schwerpunkte der Tätigkeit. Wobei ich immer derjenige war, der darauf hingewiesen hat, dass der professionelle Fußball nur zu betreiben ist, wenn die entsprechende breite Basis vorhanden ist. Und diese breite Basis liegt bei den Amateuren. Allerdings lebt der Verband auch davon, dass es dem professionellen Fußball einigermaßen gut geht. Denn er ist der Bereich, der dafür sorgt, dass der Deutsche Fußball-Bund seinen Aufgaben nachkommen kann.



Frage: Wer trägt die Zuständigkeit für die Nationalmannschaft?



Mayer-Vorfelder: Es muss ein Ansprechpartner da sein, der die Richtlinienkompetenz besitzt. Das bin ich, das ist unstrittig. Dem Gremium, das für die Nationalmannschaft zuständig ist, gehört der Präsident, der Geschäftsführende Präsident Theo Zwanziger, Liga-Präsident Werner Hackmann und DFB-Generalsektretär Horst R. Schmidt an. Da fühle ich mich nicht eingeengt.



Frage: Auf dem Bundestag besteht die Gefahr, dass ein Graben aufgeworfen wird zwischen Profi- und Amateur-Vertretern. Um den Posten des Schatzmeisters gibt es eine Kampfabstimmung zwischen DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub und Heinrich Schmidhuber, dem Präsidenten des bayerischen Landesverbandes. Könnte dies nicht zu einer Belastung für den Bundestag werden?



Mayer-Vorfelder: Ich glaube es nicht. Man darf nicht
vergessen, dass Wilfried Straub viele Jahre in den Diensten des DFB gestanden hat. Ich sehe nicht, dass die Fronten hart
aufeinanderprallen. Die Position des Schatzmeisters ist eine
Funktion, die für den Gesamt-Fußball wichtig ist. Es kommt auf die Sachkompetenz an. Die kann man beiden Bewerbern attestieren. Dies muss nicht zu einer Konfrontation führen. Vielleicht kommt man irgendwann zu einem Zustand, den ich für wünschenswert halte, dass Kandidaturen über die Grenzen zwischen professionellem Fußball und Amateur-Bereich hinweg zum Normalfall gehören.



Frage: Wie lässt sich Ihr Verhältnis zu Theo Zwanziger
skizzieren?


Mayer-Vorfelder: Ich sehe keinen Probleme im persönlichen Bereich. Gewisse Sachen sind dabei auch verkehrt dargestellt worden. Die ganzen Dingen, die entschieden wurden, sind ja nicht von mir allein entschieden worden, die sind vom Präsidium mitgetragen worden. Ich habe, bis auf einige kleine Ausnahmen, immer die Unterstützung von Herrn Zwanziger gehabt. Ich habe das als Politiker schon erlebt: Der Ministerpräsident und der Finanzminister (Mayer-Vorfelder war einst baden-württembergischer Finanzminster, d.Red.) müssen auf einer Linie liegen. So war es bislang zwischen Präsident und Schatzmeister auch. Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass wir das auch in Zukunft so hinbringen.



Frage: Theo Zwanziger galt als Ihr 'Kronprinz' nach 2006. Wie sind Sie persönlich damit umgegangen, dass Herrn Zwanziger schon zwei Jahre früher Ambitionen auf den Präsidentenposten, wenn auch zweigeteilt, hegt?



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Mayer-Vorfelder: Es gab eine ähnliche Absprache zwischen uns wie zuvor zwischen Egidius Braun und mir. Er wusste, dass ich bereit sein würde, eine solche Funktion zu übernehmen. So gab es zwischen Herrn Zwanziger und mir eine Gesprächsgrundlage, dass ich gesagt habe: Ich werde 2006 aufhören. Es war für mich keine Überraschung, dass er Ambitionen hat auf dieses Amt. Das ist ja auch legitim.



Frage: Könnten Sie sich vorstellen, dass Theo Zwanziger
langfristig auch Ihre Positionen im Exekutivkomitee von FIFA und
UEFA übernehmen wird?



Mayer-Vorfelder: Grundsätzlich halte ich es für den deutschen Fußball für ungeheuer wichtig, zumindest in einem der
internationalen Gremien vertreten zu sein. Wir werden bei unserer Zusammenarbeit Wert darauf legen, dass er in diese internationalen Bereiche hineinwächst.



Frage: Die Aufgaben in FIFA und UEFA werden immer vielfältiger. Ist es grundsätzlich überhaupt noch möglich, alleine allen Anforderungen als DFB-Präsident gerecht zu werden, wäre also eine Doppelspitze über 2006 hinaus sinnvoll?



Mayer-Vorfelder: Ich bin der Meinung, dass zur vollsten
Zufriedenheit aller dieses nur sehr schwierig von einer Person
bewältigt werden kann. Es wäre vielleicht etwas anderes, wenn
derjenige nur noch in einem internationalen Gremium vertreten ist, und natürlich führt auch die WM 2006 zu einer Sondersituation. Das sind Zukunftsentwicklungen, die man heute noch nicht festschreiben kann. Es ist eine Frage der terminlichen Belastung. Sie muss genau durchdacht werden, wenn sie ansteht.