Generation 2000: Die Stars von morgen

Sein Blick ist leer, die Stimme hört sich bedrückt an. Jann-Fiete Arp steht im Teamhotel in Indien vor einer TV-Kamera. Wenig Licht dringt in den Raum ein, was zur Situation passt: Die deutsche U 17- Nationalmannschaft möchte in diesem Moment am liebsten in Ruhe gelassen werden, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Gestern Abend ist das Team von DFB-Trainer Christian Wück bei der Weltmeisterschaft ausgeschieden, 1:2 gegen Brasilien im Viertelfinale. Ein großartiges Spiel auf sehr hohem Niveau, dazu vor 66.000 Zuschauern - nur das Ergebnis schmerzte. Der Traum vom WM-Titel war kurz vor dem Halbfinale zerplatzt.

"Wir sind mit einer verdienten Führung in die Halbzeit gegangen, haben Brasilien teilweise die Grenzen aufgezeigt, das war ein großartiges Gefühl, wir haben fest an den Sieg geglaubt", sagt Arp, der die U 17 in vier von fünf WM-Partien als Kapitän auf den Rasen führte. "Gerade deswegen ist es am Ende des Tages eine noch größere Enttäuschung, dass wir das Spiel aus der Hand gegeben haben - und ausgerechnet durch zwei Sonntagsschüsse ausschieden." Aufarbeitung, Analyse, Ausblick. Arp, der am 6. Januar 18 Jahre alt wird, ist ein reflektierter Typ. Er spricht klare Worte, nach innen und außen.

Zwei Debütanten in der Bundesliga

So bitter das Turnier endete, so wertvoll war es als Plattform für den DFB-Nachwuchs. Exakt sechs Tage später wird Arp sein erstes Bundesligator für den Hamburger SV erzielen, erneut ist es eine 1:2-Niederlage, diesmal bei Hertha BSC. Exakt 35 Tage später wird der 16 Jahre alte Verteidiger Yann Aurel Bisseck sein Bundesligadebüt für den 1. FC Köln feiern - als jüngster deutscher Spieler überhaupt. Mit Elias Abouchabaka, Nick Kühn, Kilian Ludewig, Erik Majetschak (alle RB Leipzig), Lukas Mai, Alexander Nitzl (beide Bayern München), Jan Boller (Bayer Leverkusen), Sahverdi Cetin (Eintracht Frankfurt), Luca Plogmann (Werder Bremen), Josha Vagnoman (Hamburger SV) und John Yeboah (VfL Wolfsburg) liefen elf weitere U 17-Talente in Testspielen bereits für die Profis auf. Der Jahrgang 2000 hat Potenzial, ist einer mit Zukunft.

"Die Jungs haben aus der WM sehr viel mitgenommen und sie für ihre Weiterentwicklung genutzt", sagt DFB-Trainer Christian Wück. "Natürlich widersprechen sich Ausbildung und Titel nicht und wir hätten den Pokal gerne gewonnen. Aber in erster Linie geht es uns darum, Spieler für die A-Nationalmannschaft zu entwickeln. Ich bin zuversichtlich, dass aus diesem Team der eine oder andere tatsächlich ganz oben ankommen kann."

Viel Aufmerksamkeit fällt auf Arp, den Torjäger. Das Jahr 2017 hätte für ihn kaum besser laufen können. Und es zeigt, welchen Schub die Auftritte im DFB-Trikot einem jungen Spieler geben können: Bei der Europameisterschaft im Mai in Kroatien schoss er sieben Treffer für die U 17, darunter den schnellsten Hattrick der Turnierhistorie. Für seine drei Tore beim 5:0 gegen Bosnien-Herzegowina brauchte er nur zwölf Minuten. Bei der WM in Indien traf er fünfmal, sammelte zudem zwei Vorlagen. Und die Fritz-Walter-Medaille in Gold verlieh ihm der DFB ebenfalls. Dass er nach seinen ersten Bundesligaeinsätzen inzwischen schon auf den Titelseiten von Sport Bild und kicker erschien, unterstreicht den Hype, der mittlerweile immer früher um junge Spieler einsetzt. Doch Arp, der im Frühjahr 2018 sein Abitur machen möchte, kann damit umgehen.

Arp: Echter Teamplayer

"Im Endeffekt habe ich als Stürmer das Glück, dass ich in vorderster Linie spiele und von meinen Mitspielern gut in Szene gesetzt werde", sagt er. "Es ist mein Job, für die Mannschaft viele Tore zu schießen – so, wie es auch für den Verteidiger die Hauptaufgabe ist, möglichst keinen Gegenspieler vorbeizulassen." Den Rest, das Mediale, die Aufmerksamkeit – das kann er schließlich nur bedingt beeinflussen. Seine Energie investiert er lieber auf dem Platz, Arp ist ein Teamplayer.

Mit seinem Kumpel und Zimmerkollegen Yannik Keitel (SC Freiburg) gehörte er bei der U 17 zum Mannschaftsrat. Er geht auf Mitspieler zu, hört auf Stimmungen im Team, übernimmt Verantwortung. "Unser entstandenes Mannschaftsgefühl hat mich umgehauen, das war bei der EM schon so und hat sich bei der WM in Indien fortgesetzt", sagt Arp. "Gerade nach dem 0:4 im zweiten WM-Spiel gegen den Iran haben wir uns als Team zusammengerauft. Es waren nicht zwei, drei Spieler, die die anderen mitgezogen haben, sondern wir alle wollten diesen Ausrutscher wettmachen und den nächsten Schritt gehen." Das ist den Jungs als Mannschaft gelungen. Ihre beiden ersten großen Turniere haben sie reifen lassen. Aus den Jungs sind mutige Spieler geworden. Die Bundesliga? Für viele DFB-Talente des Jahrgangs 2000 ein realistisches Ziel. Womöglich sind Arp und Bisseck erst der Anfang.

[rz]

Sein Blick ist leer, die Stimme hört sich bedrückt an. Jann-Fiete Arp steht im Teamhotel in Indien vor einer TV-Kamera. Wenig Licht dringt in den Raum ein, was zur Situation passt: Die deutsche U 17- Nationalmannschaft möchte in diesem Moment am liebsten in Ruhe gelassen werden, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Gestern Abend ist das Team von DFB-Trainer Christian Wück bei der Weltmeisterschaft ausgeschieden, 1:2 gegen Brasilien im Viertelfinale. Ein großartiges Spiel auf sehr hohem Niveau, dazu vor 66.000 Zuschauern - nur das Ergebnis schmerzte. Der Traum vom WM-Titel war kurz vor dem Halbfinale zerplatzt.

"Wir sind mit einer verdienten Führung in die Halbzeit gegangen, haben Brasilien teilweise die Grenzen aufgezeigt, das war ein großartiges Gefühl, wir haben fest an den Sieg geglaubt", sagt Arp, der die U 17 in vier von fünf WM-Partien als Kapitän auf den Rasen führte. "Gerade deswegen ist es am Ende des Tages eine noch größere Enttäuschung, dass wir das Spiel aus der Hand gegeben haben - und ausgerechnet durch zwei Sonntagsschüsse ausschieden." Aufarbeitung, Analyse, Ausblick. Arp, der am 6. Januar 18 Jahre alt wird, ist ein reflektierter Typ. Er spricht klare Worte, nach innen und außen.

Zwei Debütanten in der Bundesliga

So bitter das Turnier endete, so wertvoll war es als Plattform für den DFB-Nachwuchs. Exakt sechs Tage später wird Arp sein erstes Bundesligator für den Hamburger SV erzielen, erneut ist es eine 1:2-Niederlage, diesmal bei Hertha BSC. Exakt 35 Tage später wird der 16 Jahre alte Verteidiger Yann Aurel Bisseck sein Bundesligadebüt für den 1. FC Köln feiern - als jüngster deutscher Spieler überhaupt. Mit Elias Abouchabaka, Nick Kühn, Kilian Ludewig, Erik Majetschak (alle RB Leipzig), Lukas Mai, Alexander Nitzl (beide Bayern München), Jan Boller (Bayer Leverkusen), Sahverdi Cetin (Eintracht Frankfurt), Luca Plogmann (Werder Bremen), Josha Vagnoman (Hamburger SV) und John Yeboah (VfL Wolfsburg) liefen elf weitere U 17-Talente in Testspielen bereits für die Profis auf. Der Jahrgang 2000 hat Potenzial, ist einer mit Zukunft.

"Die Jungs haben aus der WM sehr viel mitgenommen und sie für ihre Weiterentwicklung genutzt", sagt DFB-Trainer Christian Wück. "Natürlich widersprechen sich Ausbildung und Titel nicht und wir hätten den Pokal gerne gewonnen. Aber in erster Linie geht es uns darum, Spieler für die A-Nationalmannschaft zu entwickeln. Ich bin zuversichtlich, dass aus diesem Team der eine oder andere tatsächlich ganz oben ankommen kann."

Viel Aufmerksamkeit fällt auf Arp, den Torjäger. Das Jahr 2017 hätte für ihn kaum besser laufen können. Und es zeigt, welchen Schub die Auftritte im DFB-Trikot einem jungen Spieler geben können: Bei der Europameisterschaft im Mai in Kroatien schoss er sieben Treffer für die U 17, darunter den schnellsten Hattrick der Turnierhistorie. Für seine drei Tore beim 5:0 gegen Bosnien-Herzegowina brauchte er nur zwölf Minuten. Bei der WM in Indien traf er fünfmal, sammelte zudem zwei Vorlagen. Und die Fritz-Walter-Medaille in Gold verlieh ihm der DFB ebenfalls. Dass er nach seinen ersten Bundesligaeinsätzen inzwischen schon auf den Titelseiten von Sport Bild und kicker erschien, unterstreicht den Hype, der mittlerweile immer früher um junge Spieler einsetzt. Doch Arp, der im Frühjahr 2018 sein Abitur machen möchte, kann damit umgehen.

Arp: Echter Teamplayer

"Im Endeffekt habe ich als Stürmer das Glück, dass ich in vorderster Linie spiele und von meinen Mitspielern gut in Szene gesetzt werde", sagt er. "Es ist mein Job, für die Mannschaft viele Tore zu schießen – so, wie es auch für den Verteidiger die Hauptaufgabe ist, möglichst keinen Gegenspieler vorbeizulassen." Den Rest, das Mediale, die Aufmerksamkeit – das kann er schließlich nur bedingt beeinflussen. Seine Energie investiert er lieber auf dem Platz, Arp ist ein Teamplayer.

Mit seinem Kumpel und Zimmerkollegen Yannik Keitel (SC Freiburg) gehörte er bei der U 17 zum Mannschaftsrat. Er geht auf Mitspieler zu, hört auf Stimmungen im Team, übernimmt Verantwortung. "Unser entstandenes Mannschaftsgefühl hat mich umgehauen, das war bei der EM schon so und hat sich bei der WM in Indien fortgesetzt", sagt Arp. "Gerade nach dem 0:4 im zweiten WM-Spiel gegen den Iran haben wir uns als Team zusammengerauft. Es waren nicht zwei, drei Spieler, die die anderen mitgezogen haben, sondern wir alle wollten diesen Ausrutscher wettmachen und den nächsten Schritt gehen." Das ist den Jungs als Mannschaft gelungen. Ihre beiden ersten großen Turniere haben sie reifen lassen. Aus den Jungs sind mutige Spieler geworden. Die Bundesliga? Für viele DFB-Talente des Jahrgangs 2000 ein realistisches Ziel. Womöglich sind Arp und Bisseck erst der Anfang.

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