Gegner Brasilien: "Wir sind stärker als 2014"

Marcelo dos Santos Paraiba (42), genannt Marcelinho, bestritt als offensiver Mittelfeldmann fünf Länderspiele für Brasilien. Von 2001 bis 2006 spielte er für Hertha BSC in der Bundesliga. In 155 Einsätzen erzielte er 65 Tore. Bis 2008 spielte er für den VfL Wolfsburg. Marcelinho ist noch immer beim unterklassigen Treze FC in seiner Heimatstadt Campina Grande aktiv. Auf DFB.de stellt er das brasilianische Team vor.

Ich erinnere mich noch ganz genau. An jenem Abend im Juli 2014, als Deutschland in Belo Horizonte unsere Seleção demütigte und mit 7:1 aus dem Turnier warf, war ich mit meiner Frau Estela auf einer großen Fanmeile am Strand von Fortaleza. Zu Beginn war die Stimmung noch gut, wir alle träumten vom Weltmeistertitel im eigenen Land, doch später herrschte Entsetzen und ich war unfassbar traurig. Vielleicht waren damals die Erwartungen an unsere Mannschaft zu groß, der Druck auf die Spieler war schon enorm. Doch das ist nun schon wieder fast vier Jahre her und die Seleção hat sich erholt und ist immer besser und erfolgreicher geworden. Die Mannschaft, so glaube ich, ist derzeit stärker als das Team von 2014.

In Tite hat unsere Mannschaft einen starken Trainer. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaften in diesem Sommer in Russland hat die Mannschaft souverän gemeistert. Sie erreichte zwölf Siege, fünf Remis und verlor nur ein Spiel. Sie qualifizierte sich sicher vor Uruguay, Argentinien und Kolumbien. Es gibt zahlreiche junge Spieler und erfahrene Leute, die fast alle in europäischen Spitzenklubs eine gute Rolle spielen. Um es gleich zu sagen: Wir haben die Chance, in Russland wieder Weltmeister zu werden!

Ich selbst hätte gerne einmal mit Brasilien eine Weltmeisterschaft gespielt. Vor der WM 2002 in Japan und Südkorea hatte ich auch die Chance, das zu erreichen. In den Qualifikationsspielen war ich oft dabei und Trainer Felipe Scolari wollte mich mitnehmen zur WM. Doch dann habe ich in einer Berliner Bar zu lange gefeiert und bin von der Polizei gestoppt worden. Scolari, ein Disziplinfanatiker, hat es schnell erfahren, mich dann ignoriert und nie wieder angerufen. Das war damals wohl der größte Fehler, den ich in meiner langen Laufbahn begangen habe.



Marcelo dos Santos Paraiba (42), genannt Marcelinho, bestritt als offensiver Mittelfeldmann fünf Länderspiele für Brasilien. Von 2001 bis 2006 spielte er für Hertha BSC in der Bundesliga. In 155 Einsätzen erzielte er 65 Tore. Bis 2008 spielte er für den VfL Wolfsburg. Marcelinho ist noch immer beim unterklassigen Treze FC in seiner Heimatstadt Campina Grande aktiv. Auf DFB.de stellt er das brasilianische Team vor.

Ich erinnere mich noch ganz genau. An jenem Abend im Juli 2014, als Deutschland in Belo Horizonte unsere Seleção demütigte und mit 7:1 aus dem Turnier warf, war ich mit meiner Frau Estela auf einer großen Fanmeile am Strand von Fortaleza. Zu Beginn war die Stimmung noch gut, wir alle träumten vom Weltmeistertitel im eigenen Land, doch später herrschte Entsetzen und ich war unfassbar traurig. Vielleicht waren damals die Erwartungen an unsere Mannschaft zu groß, der Druck auf die Spieler war schon enorm. Doch das ist nun schon wieder fast vier Jahre her und die Seleção hat sich erholt und ist immer besser und erfolgreicher geworden. Die Mannschaft, so glaube ich, ist derzeit stärker als das Team von 2014.

In Tite hat unsere Mannschaft einen starken Trainer. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaften in diesem Sommer in Russland hat die Mannschaft souverän gemeistert. Sie erreichte zwölf Siege, fünf Remis und verlor nur ein Spiel. Sie qualifizierte sich sicher vor Uruguay, Argentinien und Kolumbien. Es gibt zahlreiche junge Spieler und erfahrene Leute, die fast alle in europäischen Spitzenklubs eine gute Rolle spielen. Um es gleich zu sagen: Wir haben die Chance, in Russland wieder Weltmeister zu werden!

Ich selbst hätte gerne einmal mit Brasilien eine Weltmeisterschaft gespielt. Vor der WM 2002 in Japan und Südkorea hatte ich auch die Chance, das zu erreichen. In den Qualifikationsspielen war ich oft dabei und Trainer Felipe Scolari wollte mich mitnehmen zur WM. Doch dann habe ich in einer Berliner Bar zu lange gefeiert und bin von der Polizei gestoppt worden. Scolari, ein Disziplinfanatiker, hat es schnell erfahren, mich dann ignoriert und nie wieder angerufen. Das war damals wohl der größte Fehler, den ich in meiner langen Laufbahn begangen habe.

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Mischung stimmt

Zurück zur Seleção von heute. Unser Trainer Tite hat nun ein sehr starkes Aufgebot zur Verfügung. Der Kader wird sich sicherlich noch auf der einen oder anderen Position ändern, aber das Gros der Mannschaft steht und wird auch im Länderspiel gegen Weltmeister Deutschland in Berlin dabei sein. Ich denke, die Mischung zwischen einigen fleißigen Arbeitern und Ballkünstlern stimmt wieder in unserem Team. Das war ja nicht immer so. Der Kader ist ausgewogen besetzt und es herrscht ein guter Teamgeist.

Im Tor haben wir drei gute Leute mit Alisson, Ederson und Cassio. Alisson, der von Porto Alegre zum AS Rom ging, ist im Moment die Nummer eins. Er genießt in Europa inzwischen einen sehr guten Ruf, der FC Liverpool war wohl an ihm interessiert. Aber Rom soll 80 Millionen Euro an Ablöse aufgerufen haben. Das war viel zu hoch. Auch Real Madrid soll über Alisson nachdenken. Der besitzt gute Reflexe und beherrscht seinen Strafraum.

Alisson hat sehr gute Leute in der Defensive vor sich. Unsere Abwehr ist jetzt eine der besten Abwehrreihen der Welt. Das ist ja nicht typisch für uns Brasilianer. Linksverteidiger Marcelo von Real Madrid ist auf dieser Position sicher einer der Besten in der Fußballwelt. Er hat die Pleite beim 1:7 vor vier Jahren gegen Deutschland miterlebt und schon lange das Erbe des großartigen Roberto Carlos angetreten. Auch die Innenverteidiger Thiago Silva und Marquinhos sind stark und rechts Dani Alves. Sie spielen alle beim französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain eine herausragende Rolle und besitzen eine ganze Menge Erfahrung.

Casemiro schafft Ordnung

Davor kommt im Mittelfeld ein ganz starker Mann: Casemiro von Real Madrid. Das ist ein toller Fußballer, bei Real kommt er mit auf die meisten Einsätze und gilt oft als "Turm in der Schlacht". Der gefällt mir sehr, er ist einer, der für Ordnung sorgt. Für mich ist er einer des besten Spieler in der Welt auf dieser Position. Dazu kommen Fernandinho von Manchester City, Paulinho vom FC Barcelona und nun auch Philippe Coutinho, der von Liverpool nach Barcelona gegangen ist. Wer sich dort durchsetzt, ist auch sehr wertvoll für die Seleção. Coutinho ist sehr vielseitig, er kann auch weiter vorne spielen, ebenso wie Willian vom FC Chelsea.

Ja, und im Angriff gibt es den jungen Gabriel Jesus von Manchester City, der sich zu einem echten Torjäger entwickelt. Solch einen Mann brauchen wir. Der hat einst als Straßenfußballer in São Paulo angefangen, war zuletzt aber verletzt. Auch Roberto Firmino aus Liverpool kann viele Tore schießen, ist sehr beweglich und variabel einsetzbar. In Deutschland kennen ihn sicher noch viele aus seiner Zeit in Hoffenheim. Nicht alles lastet nun auf Neymar, aber den Unterschied wird immer Neymar machen. Ich bin ein Fan von ihm. Er kann als Fußballer alles und ich denke, er wird mit starken Auftritten auch bald den Ballon d‘Or als Weltfußballer gewinnen. Leider hat er sich im Februar verletzt, und diese Verletzung ist so langwierig, dass er heute Abend nicht dabei sein kann. Ihn hätten bestimmt viele Zuschauer gerne gesehen.

Noch ein Wort zu Trainer Tite. Ich hatte vor vielen Jahren die Ehre, unter ihm bei Gremio Porto Alegre zu spielen. Er hat es verdient, der Chef zu sein. Er leistet eine tolle Arbeit und alle Spieler haben Respekt vor ihm. Ich bin optimistisch, was die WM angeht.

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