Garefrekes: "Ich bin eine treue Seele"

Kerstin Garefrekes (40) ist eine der prägenden Persönlichkeiten des 1. FFC Frankfurt in den vergangenen Jahren. Heute (ab 14 Uhr) bestreitet der Klub in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga gegen den SC Freiburg sein letztes Spiel der Vereinsgeschichte, bevor der Übergang zu Eintracht Frankfurt erfolgt. Im DFB.de-Interview erklärt die frühere deutsche Nationalspielerin, was sie über diesen Schritt denkt und welche Perspektive der Frauenfußball in Frankfurt zukünftig unter diesen Bedingungen hat.

DFB.de: Frau Garefrekes, wie fühlt es sich für Sie an, dass nun das letzte Spiel in der Vereinsgeschichte des 1. FFC Frankfurt unmittelbar bevorsteht?

Kerstin Garefrekes: Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich ist mir bewusst, dass die Rahmenbedingungen unter dem Dach der Eintracht besser sein werden als bisher. Aber der 1. FFC Frankfurt hat in den vergangenen Jahrzehnten eine sehr wichtige Rolle im Frauenfußball gespielt und sich nicht nur in Deutschland, sondern auch international Anerkennung verdient und sich zu einer Marke entwickelt. Daher ist das letzte Spiel dieses Vereins sicherlich ein historischer Moment im deutschen Frauenfußball und für mich persönlich auch mit etwas Wehmut verbunden.

DFB.de: Wie sehen Sie ganz persönlich diesen Übergang zur Eintracht? Positiv wegen der Perspektive oder negativ wegen des Traditionsverlusts?

Garefrekes: Ich kann beide Blickwinkel nachvollziehen, wobei die FFC-Historie ja nicht verloren geht. Eintracht Frankfurt ist ein toller Verein und für die weitere Professionalisierung des Frauenfußballs in Frankfurt sehe ich es als enorme Chance: Die medizinische und physiotherapeutische Versorgung der Spielerinnen wird sich verbessern, der sportliche und der organisatorische Bereich wird zukünftig noch stärker durch Hauptamtliche geprägt werden und mit der Fusion erhoffe ich mir persönlich auch eine Verbesserung der zukünftigen Trainingsbedingungen. Auf der anderen Seite fühle ich mich aufgrund der vielen gemeinsamen Jahre als Spielerin und seit meinem Karriereende auch als Trainerin mit dem Verein sehr stark verbunden. Ich durfte mit dem 1. FFC Frankfurt viele schöne und prägende Momente erleben, die ich dankbar in Erinnerung behalten werde.

DFB.de: Was sind die prägendsten Momente, die Ihnen spontan einfallen?

Garefrekes: Das ist schwierig zu beantworten, dafür gab es einfach zu viele tolle Augenblicke. Einen Großteil meiner sportlichen Erfolge habe ich mit dem 1. FFC feiern dürfen und da jeder Titel seine eigene Geschichte hat, möchte ich an dieser Stelle nicht einen Erfolg besonders hervorheben, weil es den anderen nicht gerecht werden würde. Aber fast noch wichtiger für mich sind die recht unspektakulären Dinge im alltäglichen Miteinander. Ich kenne viele Menschen aus dem Verein inzwischen über Jahre und in dieser Zeit gab es viele positive Momente, die wir zusammen erlebt haben, und manchmal auch schwierige Situationen, die es zu meistern galt. Die Abläufe und das Miteinander werden sich jetzt ein stückweit verändern und wie es im Detail werden wird, wird sich ergeben. Sicher ist jedoch, dass es auch in Zukunft spannend und interessant werden wird.

DFB.de: Wie hat es der Verein geschafft, über all die Jahre zur absoluten Spitze zu gehören?

Garefrekes: Es ist meines Erachtens nach relativ einfach, einen Titel zu gewinnen und dann wieder von der Bildfläche zu verschwinden – sich allerdings über einen längeren Zeitraum ganz oben zu etablieren und festzubeißen, ist eine Kunst für sich und verdient absoluten Respekt. Ich denke, diese Fähigkeit hat den 1. FFC Frankfurt über viele Jahre ausgezeichnet. Die jüngere Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass sich der Frauenfußball weiterentwickelt hat, Männerlizenzvereine Erfolge einfahren und jetzt neue Lösungsansätze erforderlich sind, um erfolgreich sein zu können.

DFB.de: Sehen Sie es so, dass dieser Schritt nötig ist, um langfristig mit Klubs wie Wolfsburg oder München mithalten zu können?

Garefrekes: Ja, das denke ich schon. Wenn es das Ziel ist, in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga weiterhin eine gute Rolle zu spielen und zukünftig wieder eine Chance bei einer Titelvergabe zu haben, dann ist es aus meiner Sicht definitiv ein wichtiger und richtiger Schritt. Unter den bisherigen Voraussetzungen wäre die Realisierung einer solchen Zielsetzung auf Dauer unwahrscheinlich. Auch im Frauenfußball muss man sich inzwischen in allen Bereichen optimal aufstellen, um Erfolge feiern zu können, und um nachhaltig erfolgreich sein zu können, reicht ein guter Kader der ersten Mannschaft allein nicht mehr aus. Vielmehr muss ein breites Fundament vorhanden sein und ein Rädchen in das andere greifen, auf dem Platz und neben dem Platz. Nach meinem persönlichen Verständnis gehören dazu auch eine gute Nachwuchsarbeit und eine im gesamten Verein gelebte Strategie für eine optimale Weiterentwicklung der Spielerinnen und Mannschaften.

DFB.de: Sie sind dem Verein mit einer kurzen Unterbrechung seit 2004 treu geblieben. In der heutigen Zeit ist das eher ungewöhnlich. Hat es Sie nie weggezogen?

Garefrekes: Ich habe Westfälisches Blut, daher bin ich eine treue und loyale Seele. Das ist der eine Punkt. Der andere Aspekt ist, dass ich mich in Frankfurt und beim 1. FFC, nach einer gewissen Zeit der Eingewöhnung, wohl gefühlt habe und das Gesamtpaket für mich einfach passte. Zudem waren zu meiner Zeit die aus sportlicher Sicht interessanten Alternativen im In- und Ausland noch nicht so zahlreich vorhanden, wie es heute der Fall ist.

DFB.de: In Frankfurt haben Sie sich zu einer prägenden Person in der DFB-Auswahl entwickelt.

Garefrekes: Meine ersten Länderspiele und meinen ersten Weltmeistertitel habe ich noch als Spielerin des FFC Heike Rheine erreicht. Aber natürlich sind die weiteren persönlichen und sportlichen Entwicklungsschritte dann in Frankfurt erfolgt.

DFB.de: Glauben Sie, dass Eintracht Frankfurt eine echte Chance hat, im Frauenfußball dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg auf Augenhöhe zu begegnen?

Garefrekes: Ich glaube, dass das Potenzial grundsätzlich vorhanden ist. Wie sich dies jedoch im Laufe der Zeit entwickeln wird, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen, da muss man sicherlich noch etwas abwarten.

DFB.de: Zuletzt wurde beim 1. FFC Frankfurt stark auf die Nachwuchsarbeit gesetzt. Wird dieser Weg jetzt wieder verlassen?

Garefrekes: Der Nachwuchsphilosophie will man als Eintracht treubleiben. Eine gesunde Nachwuchsarbeit ist aus meiner Sicht ein wichtiger Baustein für nachhaltigen Erfolg. Ich bin der Meinung, dass wir junge Talente ausbilden und diese über die zweite an die erste Mannschaft heranführen sollten. Diese Vorgehensweise hätte aus meiner Sicht zudem den großen Vorteil, dass Spielerinnen eine stärkere Identifikation mit dem Verein erhalten würden. Demnächst haben wir vier Frauenmannschaften in den ersten vier Ligen. Ich glaube, das ist einmalig in Deutschland und dieses Alleinstellungsmerkmal sollten wir als Chance für uns nutzen. Das braucht vielleicht etwas Zeit, bis es deutlich sichtbare Früchte trägt, aber die sollten wir uns nehmen.

[sw]

Kerstin Garefrekes (40) ist eine der prägenden Persönlichkeiten des 1. FFC Frankfurt in den vergangenen Jahren. Heute (ab 14 Uhr) bestreitet der Klub in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga gegen den SC Freiburg sein letztes Spiel der Vereinsgeschichte, bevor der Übergang zu Eintracht Frankfurt erfolgt. Im DFB.de-Interview erklärt die frühere deutsche Nationalspielerin, was sie über diesen Schritt denkt und welche Perspektive der Frauenfußball in Frankfurt zukünftig unter diesen Bedingungen hat.

DFB.de: Frau Garefrekes, wie fühlt es sich für Sie an, dass nun das letzte Spiel in der Vereinsgeschichte des 1. FFC Frankfurt unmittelbar bevorsteht?

Kerstin Garefrekes: Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich ist mir bewusst, dass die Rahmenbedingungen unter dem Dach der Eintracht besser sein werden als bisher. Aber der 1. FFC Frankfurt hat in den vergangenen Jahrzehnten eine sehr wichtige Rolle im Frauenfußball gespielt und sich nicht nur in Deutschland, sondern auch international Anerkennung verdient und sich zu einer Marke entwickelt. Daher ist das letzte Spiel dieses Vereins sicherlich ein historischer Moment im deutschen Frauenfußball und für mich persönlich auch mit etwas Wehmut verbunden.

DFB.de: Wie sehen Sie ganz persönlich diesen Übergang zur Eintracht? Positiv wegen der Perspektive oder negativ wegen des Traditionsverlusts?

Garefrekes: Ich kann beide Blickwinkel nachvollziehen, wobei die FFC-Historie ja nicht verloren geht. Eintracht Frankfurt ist ein toller Verein und für die weitere Professionalisierung des Frauenfußballs in Frankfurt sehe ich es als enorme Chance: Die medizinische und physiotherapeutische Versorgung der Spielerinnen wird sich verbessern, der sportliche und der organisatorische Bereich wird zukünftig noch stärker durch Hauptamtliche geprägt werden und mit der Fusion erhoffe ich mir persönlich auch eine Verbesserung der zukünftigen Trainingsbedingungen. Auf der anderen Seite fühle ich mich aufgrund der vielen gemeinsamen Jahre als Spielerin und seit meinem Karriereende auch als Trainerin mit dem Verein sehr stark verbunden. Ich durfte mit dem 1. FFC Frankfurt viele schöne und prägende Momente erleben, die ich dankbar in Erinnerung behalten werde.

DFB.de: Was sind die prägendsten Momente, die Ihnen spontan einfallen?

Garefrekes: Das ist schwierig zu beantworten, dafür gab es einfach zu viele tolle Augenblicke. Einen Großteil meiner sportlichen Erfolge habe ich mit dem 1. FFC feiern dürfen und da jeder Titel seine eigene Geschichte hat, möchte ich an dieser Stelle nicht einen Erfolg besonders hervorheben, weil es den anderen nicht gerecht werden würde. Aber fast noch wichtiger für mich sind die recht unspektakulären Dinge im alltäglichen Miteinander. Ich kenne viele Menschen aus dem Verein inzwischen über Jahre und in dieser Zeit gab es viele positive Momente, die wir zusammen erlebt haben, und manchmal auch schwierige Situationen, die es zu meistern galt. Die Abläufe und das Miteinander werden sich jetzt ein stückweit verändern und wie es im Detail werden wird, wird sich ergeben. Sicher ist jedoch, dass es auch in Zukunft spannend und interessant werden wird.

DFB.de: Wie hat es der Verein geschafft, über all die Jahre zur absoluten Spitze zu gehören?

Garefrekes: Es ist meines Erachtens nach relativ einfach, einen Titel zu gewinnen und dann wieder von der Bildfläche zu verschwinden – sich allerdings über einen längeren Zeitraum ganz oben zu etablieren und festzubeißen, ist eine Kunst für sich und verdient absoluten Respekt. Ich denke, diese Fähigkeit hat den 1. FFC Frankfurt über viele Jahre ausgezeichnet. Die jüngere Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass sich der Frauenfußball weiterentwickelt hat, Männerlizenzvereine Erfolge einfahren und jetzt neue Lösungsansätze erforderlich sind, um erfolgreich sein zu können.

DFB.de: Sehen Sie es so, dass dieser Schritt nötig ist, um langfristig mit Klubs wie Wolfsburg oder München mithalten zu können?

Garefrekes: Ja, das denke ich schon. Wenn es das Ziel ist, in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga weiterhin eine gute Rolle zu spielen und zukünftig wieder eine Chance bei einer Titelvergabe zu haben, dann ist es aus meiner Sicht definitiv ein wichtiger und richtiger Schritt. Unter den bisherigen Voraussetzungen wäre die Realisierung einer solchen Zielsetzung auf Dauer unwahrscheinlich. Auch im Frauenfußball muss man sich inzwischen in allen Bereichen optimal aufstellen, um Erfolge feiern zu können, und um nachhaltig erfolgreich sein zu können, reicht ein guter Kader der ersten Mannschaft allein nicht mehr aus. Vielmehr muss ein breites Fundament vorhanden sein und ein Rädchen in das andere greifen, auf dem Platz und neben dem Platz. Nach meinem persönlichen Verständnis gehören dazu auch eine gute Nachwuchsarbeit und eine im gesamten Verein gelebte Strategie für eine optimale Weiterentwicklung der Spielerinnen und Mannschaften.

DFB.de: Sie sind dem Verein mit einer kurzen Unterbrechung seit 2004 treu geblieben. In der heutigen Zeit ist das eher ungewöhnlich. Hat es Sie nie weggezogen?

Garefrekes: Ich habe Westfälisches Blut, daher bin ich eine treue und loyale Seele. Das ist der eine Punkt. Der andere Aspekt ist, dass ich mich in Frankfurt und beim 1. FFC, nach einer gewissen Zeit der Eingewöhnung, wohl gefühlt habe und das Gesamtpaket für mich einfach passte. Zudem waren zu meiner Zeit die aus sportlicher Sicht interessanten Alternativen im In- und Ausland noch nicht so zahlreich vorhanden, wie es heute der Fall ist.

DFB.de: In Frankfurt haben Sie sich zu einer prägenden Person in der DFB-Auswahl entwickelt.

Garefrekes: Meine ersten Länderspiele und meinen ersten Weltmeistertitel habe ich noch als Spielerin des FFC Heike Rheine erreicht. Aber natürlich sind die weiteren persönlichen und sportlichen Entwicklungsschritte dann in Frankfurt erfolgt.

DFB.de: Glauben Sie, dass Eintracht Frankfurt eine echte Chance hat, im Frauenfußball dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg auf Augenhöhe zu begegnen?

Garefrekes: Ich glaube, dass das Potenzial grundsätzlich vorhanden ist. Wie sich dies jedoch im Laufe der Zeit entwickeln wird, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen, da muss man sicherlich noch etwas abwarten.

DFB.de: Zuletzt wurde beim 1. FFC Frankfurt stark auf die Nachwuchsarbeit gesetzt. Wird dieser Weg jetzt wieder verlassen?

Garefrekes: Der Nachwuchsphilosophie will man als Eintracht treubleiben. Eine gesunde Nachwuchsarbeit ist aus meiner Sicht ein wichtiger Baustein für nachhaltigen Erfolg. Ich bin der Meinung, dass wir junge Talente ausbilden und diese über die zweite an die erste Mannschaft heranführen sollten. Diese Vorgehensweise hätte aus meiner Sicht zudem den großen Vorteil, dass Spielerinnen eine stärkere Identifikation mit dem Verein erhalten würden. Demnächst haben wir vier Frauenmannschaften in den ersten vier Ligen. Ich glaube, das ist einmalig in Deutschland und dieses Alleinstellungsmerkmal sollten wir als Chance für uns nutzen. Das braucht vielleicht etwas Zeit, bis es deutlich sichtbare Früchte trägt, aber die sollten wir uns nehmen.

###more###