"Fußball Verein(t) Gegen Rassismus" in Köln: "Nicht wegschauen"

Ein vollbesetzter Kinosaal im Kölner Ausgehviertel Ehrenfeld, U 15- und U 16-Teams von Viktoria Köln und einige Amateurvereine. Frisur und Smartphone werden dreimal pro Minute gecheckt. Nicht unbedingt ein Heimspiel für DFB-Botschafter Jimmy Hartwig - auch wenn er nach den Meisterschaften beim HSV damals zum 1. FC Köln gewechselt war. Zur Saison 1984/1985, aber das können die jungen Talente nun wirklich nicht wissen. Irgendwann gelingt es dem inzwischen 68-jährigen Hartwig dann aber doch, das coole Schweigen der jungen Fußballer*innen zu durchbrechen. Die Fragen prasseln auf ihn ein: nach seiner Karriere, wie er Rassismus erlebt und wie er sich gewehrt hat.

Das Event in Köln ist Teil des Projekts Fußball Verein(t) Gegen Rassismus, mit dem sich der DFB unter anderem das Ziel gesetzt hat, die Arbeit der Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle in den Landesverbänden bekannter zu machen. Dort kann sich jede*r melden, wenn er oder sie im Fußball etwa rassistisch, homofeindlich oder antisemitisch diskriminiert  wird. Nur kennen noch zu wenige die Anlaufstellen.

"Alle sprechen aus tiefster Seele"

Hier soll der Abend im Multiplex Cinenova helfen. Die Organistor*innen Nicole Martins Moiteiro (Fußball-Verband Mitterhein) und Lisa Schiepan (Viktoria Köln) zeigen sich zufrieden mit der Resonanz. Die rund 200 Gäste – dabei auch die Geschäftsführer des Fußball-Verbandes Mittelrhein und von Viktoria Köln – schauten sich vor dem Talk mit Jimmy Hartwig "Schwarze Adler" an. Der 100-minütige Dokumentarfilm aus dem vergangenen Jahr erzählt die Geschichten Schwarzer Nationalspieler*innen. Erwin Kostedde, Cacau, Steffi Jones, Gerald Asamoah und viele andere gehören dazu. Als Shary Reeves auf der Leinwand zu Weinen beginnt, ist auch Jimmy Hartwig im Kinosaal ergriffen, obwohl er den Film bei verschiedenen Terminen schon ein Dutzendmal gesehen hat.

"Alle, die im Film über ihre Erlebnisse berichten, sprechen aus tiefster Seele", sagt Hartwig später beim Talk. Und er erzählt, wie ihn selbst rassistische Anfeindungen, die Anfang der achtziger Jahre in der Bundesliga nicht zur Tagesordnung gehörten, aber eben doch widerwärtig oft vorkamen, angestachelt hatten. "Ich habe dann die doppelte Lunge bekommen". Viktoria Kölns Pressesprecher Arno Schmitz leitet nach der Filmvorführung den Talk. Die Jungs beschäftigen viele Fragen zu Hartwigs Karriere und dem Profifußball heutzutage. Hartwig  ermahnt, dass eine Profikarriere statistisch ein riesiger Glücksfall sei. "Ihr braucht beruflich einen Plan B", sagt er ihnen. "Und eure Persönlichkeit ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Plan B." Und Hartwig fordert Verantwortung ein. "Ihr seid die Generation, die Schluss machen muss mit dem Rassismus im Fußball."

"Nicht wegschauen"

Fußball Verein(t) Gegen Rassismus ist in vier Pilot-Landesverbänden und bei im Verbandsgebiet ansässigen Drittligisten angelaufen: dem Fußball-Verband Mittelrhein und Viktoria Köln, dem Saarländischen Fußballverband und 1. FC Saarbrücken, dem Niedersächsischen Fußballverband und Eintracht Braunschweig (2. Bundesliga) sowie dem Sächsischen Fußballverband und dem FSV Zwickau. Das Projekt ist durch das Bundesministerium des Inneren gefördert und läuft bis zum Abschluss der Fußball-Europameisterschaft 2024.

Zum Schluss fragt Arno Schmitz nochmal nach, was zu tun sei, wenn es auf dem Platz zu einer rassistischen Diskriminierung gekommen ist. "Nicht wegschauen", sagt Jimmy Hartwig. "Und dann müsst ihr den Mitspieler oder die Mitspielerin, der oder die angegriffen wurde, in eure Mitte nehmen." Nicht alle, aber doch viele junge Fußballer werden Hartwigs Botschaften auf ihrem weiteren Weg mitnehmen.

[th]

Ein vollbesetzter Kinosaal im Kölner Ausgehviertel Ehrenfeld, U 15- und U 16-Teams von Viktoria Köln und einige Amateurvereine. Frisur und Smartphone werden dreimal pro Minute gecheckt. Nicht unbedingt ein Heimspiel für DFB-Botschafter Jimmy Hartwig - auch wenn er nach den Meisterschaften beim HSV damals zum 1. FC Köln gewechselt war. Zur Saison 1984/1985, aber das können die jungen Talente nun wirklich nicht wissen. Irgendwann gelingt es dem inzwischen 68-jährigen Hartwig dann aber doch, das coole Schweigen der jungen Fußballer*innen zu durchbrechen. Die Fragen prasseln auf ihn ein: nach seiner Karriere, wie er Rassismus erlebt und wie er sich gewehrt hat.

Das Event in Köln ist Teil des Projekts Fußball Verein(t) Gegen Rassismus, mit dem sich der DFB unter anderem das Ziel gesetzt hat, die Arbeit der Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle in den Landesverbänden bekannter zu machen. Dort kann sich jede*r melden, wenn er oder sie im Fußball etwa rassistisch, homofeindlich oder antisemitisch diskriminiert  wird. Nur kennen noch zu wenige die Anlaufstellen.

"Alle sprechen aus tiefster Seele"

Hier soll der Abend im Multiplex Cinenova helfen. Die Organistor*innen Nicole Martins Moiteiro (Fußball-Verband Mitterhein) und Lisa Schiepan (Viktoria Köln) zeigen sich zufrieden mit der Resonanz. Die rund 200 Gäste – dabei auch die Geschäftsführer des Fußball-Verbandes Mittelrhein und von Viktoria Köln – schauten sich vor dem Talk mit Jimmy Hartwig "Schwarze Adler" an. Der 100-minütige Dokumentarfilm aus dem vergangenen Jahr erzählt die Geschichten Schwarzer Nationalspieler*innen. Erwin Kostedde, Cacau, Steffi Jones, Gerald Asamoah und viele andere gehören dazu. Als Shary Reeves auf der Leinwand zu Weinen beginnt, ist auch Jimmy Hartwig im Kinosaal ergriffen, obwohl er den Film bei verschiedenen Terminen schon ein Dutzendmal gesehen hat.

"Alle, die im Film über ihre Erlebnisse berichten, sprechen aus tiefster Seele", sagt Hartwig später beim Talk. Und er erzählt, wie ihn selbst rassistische Anfeindungen, die Anfang der achtziger Jahre in der Bundesliga nicht zur Tagesordnung gehörten, aber eben doch widerwärtig oft vorkamen, angestachelt hatten. "Ich habe dann die doppelte Lunge bekommen". Viktoria Kölns Pressesprecher Arno Schmitz leitet nach der Filmvorführung den Talk. Die Jungs beschäftigen viele Fragen zu Hartwigs Karriere und dem Profifußball heutzutage. Hartwig  ermahnt, dass eine Profikarriere statistisch ein riesiger Glücksfall sei. "Ihr braucht beruflich einen Plan B", sagt er ihnen. "Und eure Persönlichkeit ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Plan B." Und Hartwig fordert Verantwortung ein. "Ihr seid die Generation, die Schluss machen muss mit dem Rassismus im Fußball."

"Nicht wegschauen"

Fußball Verein(t) Gegen Rassismus ist in vier Pilot-Landesverbänden und bei im Verbandsgebiet ansässigen Drittligisten angelaufen: dem Fußball-Verband Mittelrhein und Viktoria Köln, dem Saarländischen Fußballverband und 1. FC Saarbrücken, dem Niedersächsischen Fußballverband und Eintracht Braunschweig (2. Bundesliga) sowie dem Sächsischen Fußballverband und dem FSV Zwickau. Das Projekt ist durch das Bundesministerium des Inneren gefördert und läuft bis zum Abschluss der Fußball-Europameisterschaft 2024.

Zum Schluss fragt Arno Schmitz nochmal nach, was zu tun sei, wenn es auf dem Platz zu einer rassistischen Diskriminierung gekommen ist. "Nicht wegschauen", sagt Jimmy Hartwig. "Und dann müsst ihr den Mitspieler oder die Mitspielerin, der oder die angegriffen wurde, in eure Mitte nehmen." Nicht alle, aber doch viele junge Fußballer werden Hartwigs Botschaften auf ihrem weiteren Weg mitnehmen.

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