Fußball und Flüchtlinge: UEFA Study Group tagt beim DFB

Noch 2013 wurden knapp 10.000 internationale Spielberechtigungen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) beantragt. Zwei Jahre später gingen bereits mehr als 40.000 Anträge ein. Eine von vielen Zahlen, die erahnen lassen, wie sehr die Einwanderung geflüchteter Menschen auch den Fußball verändert. "Flüchtlinge spielen gerne Fußball, und viele wollen auch im Wettbewerb antreten", sagt DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg. "Tausende Amateurvereine leisten hier einen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander, andererseits profitieren sie auch von den neuen Mitgliedern, auf dem Platz und immer häufiger auch im Ehrenamt, etwa beim Ausfüllen von Jugendtrainer-Aufgaben."

Um besser zu verstehen, wie der organisierte Fußball in Deutschland mit der Einwanderung geflüchteter Menschen umgeht, haben 13 UEFA-Nationalverbände ihr leitendes Personal nach Frankfurt geschickt. Seit Montag und noch bis Donnerstag findet in der DFB-Verbandszentrale eine "UEFA Study Group" unter dem Titel "Football and Refugees" statt. Zu den Nationalverbänden, die jeweils zwei Mitarbeiter entsandt haben, zählen etwa Österreich, England, Italien, die Niederlande und die Türkei. Am heutigen Dienstagmittag begleitete Gehlenborg, seit 2009 Präsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV), die 30-köpfige Delegation auf eine Stippvisite zu einem Amateurverein nahe Offenbach, wo man sich besonders engagiert um die Einbindung von Flüchtlingen bemüht.

Dort bezog Eugen Gehlenborg deutlich Stellung zur Äußerung des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer, der am vergangenen Wochenende gesagt hatte: "Entschuldigen S' die Sprache, das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist - weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaftsflüchtling." Gehlenborg sagte: "Die Entscheidung, wer im Land bleiben darf und wer nicht, treffen Politik und die zuständigen Behörden. Das ist nicht die Aufgabe des Fußballs. Stattdessen leistet der Fußball einen Beitrag zur Integration von Menschen, auch zum respektvollen Miteinander. Der DFB unterstützt seine Vereine dabei. Dass Andreas Scheuer eine große Anstrengung vieler Fußballerinnen und Fußballer im Land mit seiner Aussage in Frage gestellt hat, finden wir zutiefst bedauerlich."

DFB-Flüchtlingsbroschüre hilft tausendfach

Dank einer tausendfach nachgefragten DFB-Publikation werden Fußballvereine immer kompetenter darin, geflüchtete Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Nordafrika im Verein aufzunehmen. "Erste Rückfragen erreichten uns bereits im Sommer 2014", sagt Stefanie Schulte vom DFB. "Spielberechtigung, Versicherungsschutz, Gemeinnützigkeit - es ging immer um ganz praktische Fragen. Wir haben die Informationen dann gesammelt. So entstand die Flüchtlingsbroschüre, von der auf Anfrage durch den DFB und die Bundesregierung bis heute 30.000 Exemplare an Amateurvereine verschickt wurden."

Mehr als 2500 Vereine beteiligen sich an der Initiative "1:0 für ein Willkommen" , die gemeinsam von der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Beauftragten der Bundesregierung umgesetzt wird. "Pro Jahr hatten wir die Unterstützung von 600 Vereinen budgetiert, nach nur eineinhalb Jahren haben sich bereits 2500 Vereine bei uns gemeldet", sagt Gehlenborg. Mittels der Initiative erhält jeder teilnehmende Verein schnell und unkompliziert 500 Euro überwiesen. "Oft geht es nur darum, für den Übergang den Mitgliedsbeitrag zu finanzieren oder ein paar Fußballschuhe einkaufen zu können", berichtet Tobias Wrzesinski von der Braun-Stiftung.

Per Omdal gehört seit Anfang der 90er-Jahre dem UEFA-Präsidium an und ist Delegationsleiter in Frankfurt. "Der Fußball ist farbenblind", sagt er. "Die Verbände und ganz konkret die Vereine vor Ort laden gerade die Kinder aus den Flüchtlingsheimen ein, gemeinsam Fußball zu spielen. Wir sind nach Frankfurt gekommen, um zu lernen, wie wir diesen Prozess noch besser und effizienter vorantreiben können." Die Idee, eine UEFA Study-Group zum Themenfeld "Football and Refugees" zu veranstalten, entstand im Februar bei einem UEFA-Termin in Nyon, wo der DFB die Broschüre und die Initiative "1:0 für ein Willkommen" ursprünglich vorgestellt hatte.

[th]

Noch 2013 wurden knapp 10.000 internationale Spielberechtigungen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) beantragt. Zwei Jahre später gingen bereits mehr als 40.000 Anträge ein. Eine von vielen Zahlen, die erahnen lassen, wie sehr die Einwanderung geflüchteter Menschen auch den Fußball verändert. "Flüchtlinge spielen gerne Fußball, und viele wollen auch im Wettbewerb antreten", sagt DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg. "Tausende Amateurvereine leisten hier einen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander, andererseits profitieren sie auch von den neuen Mitgliedern, auf dem Platz und immer häufiger auch im Ehrenamt, etwa beim Ausfüllen von Jugendtrainer-Aufgaben."

Um besser zu verstehen, wie der organisierte Fußball in Deutschland mit der Einwanderung geflüchteter Menschen umgeht, haben 13 UEFA-Nationalverbände ihr leitendes Personal nach Frankfurt geschickt. Seit Montag und noch bis Donnerstag findet in der DFB-Verbandszentrale eine "UEFA Study Group" unter dem Titel "Football and Refugees" statt. Zu den Nationalverbänden, die jeweils zwei Mitarbeiter entsandt haben, zählen etwa Österreich, England, Italien, die Niederlande und die Türkei. Am heutigen Dienstagmittag begleitete Gehlenborg, seit 2009 Präsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV), die 30-köpfige Delegation auf eine Stippvisite zu einem Amateurverein nahe Offenbach, wo man sich besonders engagiert um die Einbindung von Flüchtlingen bemüht.

Dort bezog Eugen Gehlenborg deutlich Stellung zur Äußerung des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer, der am vergangenen Wochenende gesagt hatte: "Entschuldigen S' die Sprache, das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist - weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaftsflüchtling." Gehlenborg sagte: "Die Entscheidung, wer im Land bleiben darf und wer nicht, treffen Politik und die zuständigen Behörden. Das ist nicht die Aufgabe des Fußballs. Stattdessen leistet der Fußball einen Beitrag zur Integration von Menschen, auch zum respektvollen Miteinander. Der DFB unterstützt seine Vereine dabei. Dass Andreas Scheuer eine große Anstrengung vieler Fußballerinnen und Fußballer im Land mit seiner Aussage in Frage gestellt hat, finden wir zutiefst bedauerlich."

DFB-Flüchtlingsbroschüre hilft tausendfach

Dank einer tausendfach nachgefragten DFB-Publikation werden Fußballvereine immer kompetenter darin, geflüchtete Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Nordafrika im Verein aufzunehmen. "Erste Rückfragen erreichten uns bereits im Sommer 2014", sagt Stefanie Schulte vom DFB. "Spielberechtigung, Versicherungsschutz, Gemeinnützigkeit - es ging immer um ganz praktische Fragen. Wir haben die Informationen dann gesammelt. So entstand die Flüchtlingsbroschüre, von der auf Anfrage durch den DFB und die Bundesregierung bis heute 30.000 Exemplare an Amateurvereine verschickt wurden."

Mehr als 2500 Vereine beteiligen sich an der Initiative "1:0 für ein Willkommen" , die gemeinsam von der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Beauftragten der Bundesregierung umgesetzt wird. "Pro Jahr hatten wir die Unterstützung von 600 Vereinen budgetiert, nach nur eineinhalb Jahren haben sich bereits 2500 Vereine bei uns gemeldet", sagt Gehlenborg. Mittels der Initiative erhält jeder teilnehmende Verein schnell und unkompliziert 500 Euro überwiesen. "Oft geht es nur darum, für den Übergang den Mitgliedsbeitrag zu finanzieren oder ein paar Fußballschuhe einkaufen zu können", berichtet Tobias Wrzesinski von der Braun-Stiftung.

Per Omdal gehört seit Anfang der 90er-Jahre dem UEFA-Präsidium an und ist Delegationsleiter in Frankfurt. "Der Fußball ist farbenblind", sagt er. "Die Verbände und ganz konkret die Vereine vor Ort laden gerade die Kinder aus den Flüchtlingsheimen ein, gemeinsam Fußball zu spielen. Wir sind nach Frankfurt gekommen, um zu lernen, wie wir diesen Prozess noch besser und effizienter vorantreiben können." Die Idee, eine UEFA Study-Group zum Themenfeld "Football and Refugees" zu veranstalten, entstand im Februar bei einem UEFA-Termin in Nyon, wo der DFB die Broschüre und die Initiative "1:0 für ein Willkommen" ursprünglich vorgestellt hatte.

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