"Fußball für Ältere": Winfried Röscher - der Mann, passend zum Kongress

Ein Leben passend zur DFB-Tagung "Fußball für Ältere". Winfried Röscher spielt seit 60 Jahren Fußball und hat mehr Altherren-Spiele bestritten als Charly Körbel Bundesliga-Spiele.

Er spielt schon so lange Fußball. In den letzten Kriegsmonaten geboren, kickte der Knirps auf den Bergheimer Pflastersteinen. Vom WM-Triumph 1954 begeistert, meldeten ihn die Eltern dann bei der Spvgg. Oberaußem-Fortuna an. Als sein Herzensklub Schalke 04 zum letzten Mal die Deutsche Meisterschaft feierte, kickte er in Fortunas C-Jugend. So lange ist das her.

Später wurde Winfried Röscher Matrose, immer auf Binnenschiffen. Fußball im Verein, das ging damals nicht. "Aber wenn das Schiff anlegte, kam sofort der Ball raus und wir rannten auf die nächste Wiese." Nach fünf Jahren ging er von Bord. Zurück in den Verein. Und spielte und spielte. Nun schon 60 Jahre lang. Winfried Röscher hat mehr Altherren-Spiele bestritten als Charly Körbel Bundesliga-Spiele. 621:602 führt Röscher. Und auch gegen Lukas Podolskis Vater Waldemar ("Der konnte auch was") trat er einst an.

"Goldenes Jahrzehnt" des Ü-Fußballs

Vergangenes Wochenende hatte der DFB Menschen aus seinen Landesverbänden, Kreisen und Vereinen nach Duisburg eingeladen. Über den "Fußball für Ältere" unterhielt man sich, und Winfried Röscher, einer von 120 Teilnehmern, verkörperte wie kein anderer das Tagungsmotto: "Fußball – ein Leben lang". Ein Leben passend zur Tagung. Der DFB will den Ü-Fußball weiter ausbauen und ältere Frauen und Männer ermuntern, länger mit Fußball fit zu bleiben. Das lebt Winfried Röscher seit sechs Jahrzehnten.

Knapp sieben Millionen Fußballer sind unter dem Dach des DFB organisiert, die neue Statistik vermeldete dieser Tage wieder einen Mitgliederrekord. Noch mehr Menschen, 18 Millionen in Deutschland, sagen, dass sie regelmäßig Fußball spielen. Regelmäßig ist mit mindestens zweimal pro Monat definiert. Und die älteren Fußballer können einfach nicht aufhören. 68 Prozent der rund 25.000 Vereine haben eine Ü-Mannschaft im Spielbetrieb. In Brandenburg wird tatsächlich schon in Ü 70-Staffeln gespielt. Wem es entgangen sein sollte, wir leben im "Goldenen Jahrzehnt" des Ü-Fußballs. Der demographische Wandel lässt die Zahl der Ü-Fußballer stetig steigen. Bald werden wieder Deutschlands zehn beste Ü-40 Teams in Berlin antreten. Seit 2012 wird parallel der DFB-Ü 50-Cup ausgetragen. Ü-Teams aus ganz Deutschland kämpfen um den Einzug in das leidenschaftlich ausgetragene Finalturnier in der Hauptstadt. Der Fußball für Ältere ist eine Massenbewegung geworden – und wird es auch noch ein paar Jahre bleiben.

Prof. Dr. Meyer: "Fußball hat positive Auswirkungen auf Herz-Kreislaufsystem"

Im März feierte Röscher seinen 70. Geburtstag. An den heißesten Tagen bleibt er auf der Bank sitzen, sonst muss er einfach raus auf den Platz - Fußball spielen. Am Morgen danach kommen die Schmerzen. "Dann tut alles weh, selbst das Atmen", erzählt er. Nächstes Jahr wechselt sein bester Freund Hansi in die Ü 50, solange will er noch durchhalten. Bis Mitte der 60er Jahre spielte er im Aachener Raum, später für zwei Jahre in Kerkrade. "Manchmal war der Ton gehässig gegenüber dem Deutschen, die Zeit war damals noch so." 2016 wird er dann 20 Jahre für den FC Bergheim auf dem Platz stehen. Einmal verlor Röscher beim Kopfballduell die Kontrolle, landete auf der rechten Hand. Trümmerbruch. Fünf Monate musste er pausieren. Sonst war er immer gesund.

Entgegen mancher Vorurteile ist Fußball auch im Alter eine gesunde Sportart. Der Arzt der Nationalmannschaft, Prof. Dr. Tim Meyer von der Universität des Saarlandes, sagt: "Wer Fußball spielt, trainiert seine Ausdauer, Schnelligkeit und seine Sprungkraft. Der Fußball hat positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, den Bewegungsapparat und die Psyche." Den älteren Spielern rät Meyer zu einem Belastungs-EKG, gerade weil im Fußball der Pulsschlag nicht so kontrolliert werden kann wie bei Einzelsportarten.

Wenn man 70 Jahre lebt, gibt es auch schlimme Tage. Winfried Röscher hatte so einen. "Da haben meine Mitspieler gar nicht viel gesagt, aber jeder kam zu mir, drückte mich, boxte mir auf den Arm." Fragt man Winfried Röscher, was denn das Beste sei am Fußball, braucht er auch nicht viele Worte: "Die Kameradschaft."

[th]

Ein Leben passend zur DFB-Tagung "Fußball für Ältere". Winfried Röscher spielt seit 60 Jahren Fußball und hat mehr Altherren-Spiele bestritten als Charly Körbel Bundesliga-Spiele.

Er spielt schon so lange Fußball. In den letzten Kriegsmonaten geboren, kickte der Knirps auf den Bergheimer Pflastersteinen. Vom WM-Triumph 1954 begeistert, meldeten ihn die Eltern dann bei der Spvgg. Oberaußem-Fortuna an. Als sein Herzensklub Schalke 04 zum letzten Mal die Deutsche Meisterschaft feierte, kickte er in Fortunas C-Jugend. So lange ist das her.

Später wurde Winfried Röscher Matrose, immer auf Binnenschiffen. Fußball im Verein, das ging damals nicht. "Aber wenn das Schiff anlegte, kam sofort der Ball raus und wir rannten auf die nächste Wiese." Nach fünf Jahren ging er von Bord. Zurück in den Verein. Und spielte und spielte. Nun schon 60 Jahre lang. Winfried Röscher hat mehr Altherren-Spiele bestritten als Charly Körbel Bundesliga-Spiele. 621:602 führt Röscher. Und auch gegen Lukas Podolskis Vater Waldemar ("Der konnte auch was") trat er einst an.

"Goldenes Jahrzehnt" des Ü-Fußballs

Vergangenes Wochenende hatte der DFB Menschen aus seinen Landesverbänden, Kreisen und Vereinen nach Duisburg eingeladen. Über den "Fußball für Ältere" unterhielt man sich, und Winfried Röscher, einer von 120 Teilnehmern, verkörperte wie kein anderer das Tagungsmotto: "Fußball – ein Leben lang". Ein Leben passend zur Tagung. Der DFB will den Ü-Fußball weiter ausbauen und ältere Frauen und Männer ermuntern, länger mit Fußball fit zu bleiben. Das lebt Winfried Röscher seit sechs Jahrzehnten.

Knapp sieben Millionen Fußballer sind unter dem Dach des DFB organisiert, die neue Statistik vermeldete dieser Tage wieder einen Mitgliederrekord. Noch mehr Menschen, 18 Millionen in Deutschland, sagen, dass sie regelmäßig Fußball spielen. Regelmäßig ist mit mindestens zweimal pro Monat definiert. Und die älteren Fußballer können einfach nicht aufhören. 68 Prozent der rund 25.000 Vereine haben eine Ü-Mannschaft im Spielbetrieb. In Brandenburg wird tatsächlich schon in Ü 70-Staffeln gespielt. Wem es entgangen sein sollte, wir leben im "Goldenen Jahrzehnt" des Ü-Fußballs. Der demographische Wandel lässt die Zahl der Ü-Fußballer stetig steigen. Bald werden wieder Deutschlands zehn beste Ü-40 Teams in Berlin antreten. Seit 2012 wird parallel der DFB-Ü 50-Cup ausgetragen. Ü-Teams aus ganz Deutschland kämpfen um den Einzug in das leidenschaftlich ausgetragene Finalturnier in der Hauptstadt. Der Fußball für Ältere ist eine Massenbewegung geworden – und wird es auch noch ein paar Jahre bleiben.

Prof. Dr. Meyer: "Fußball hat positive Auswirkungen auf Herz-Kreislaufsystem"

Im März feierte Röscher seinen 70. Geburtstag. An den heißesten Tagen bleibt er auf der Bank sitzen, sonst muss er einfach raus auf den Platz - Fußball spielen. Am Morgen danach kommen die Schmerzen. "Dann tut alles weh, selbst das Atmen", erzählt er. Nächstes Jahr wechselt sein bester Freund Hansi in die Ü 50, solange will er noch durchhalten. Bis Mitte der 60er Jahre spielte er im Aachener Raum, später für zwei Jahre in Kerkrade. "Manchmal war der Ton gehässig gegenüber dem Deutschen, die Zeit war damals noch so." 2016 wird er dann 20 Jahre für den FC Bergheim auf dem Platz stehen. Einmal verlor Röscher beim Kopfballduell die Kontrolle, landete auf der rechten Hand. Trümmerbruch. Fünf Monate musste er pausieren. Sonst war er immer gesund.

Entgegen mancher Vorurteile ist Fußball auch im Alter eine gesunde Sportart. Der Arzt der Nationalmannschaft, Prof. Dr. Tim Meyer von der Universität des Saarlandes, sagt: "Wer Fußball spielt, trainiert seine Ausdauer, Schnelligkeit und seine Sprungkraft. Der Fußball hat positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, den Bewegungsapparat und die Psyche." Den älteren Spielern rät Meyer zu einem Belastungs-EKG, gerade weil im Fußball der Pulsschlag nicht so kontrolliert werden kann wie bei Einzelsportarten.

Wenn man 70 Jahre lebt, gibt es auch schlimme Tage. Winfried Röscher hatte so einen. "Da haben meine Mitspieler gar nicht viel gesagt, aber jeder kam zu mir, drückte mich, boxte mir auf den Arm." Fragt man Winfried Röscher, was denn das Beste sei am Fußball, braucht er auch nicht viele Worte: "Die Kameradschaft."