Fußball-Deutschland nahm Abschied von Helmut Rahn

Helmut Rahn, zweifacher Torschütze im WM-Finale 1954 in Bern, wurde am Mittwoch auf dem Margaretenfriedhof in seiner Heimatstadt Essen beigesetzt. Der "Boss", wie Rahn genannt wurde, war am 14. August nach langer, schwerer Krankheit nur wenige Tage vor seinem 74. Geburtstag am 16. August gestorben.

Vor der Beisetzung fand in der Pfarrkirche St. Elisabeth in Essen-Frohnhausen das Seelenamt statt. Über 500 Trauergäste, darunter Horst Eckel, Ottmar Walter und Hans Schäfer als letzte noch lebende Weltmeister von 1954, waren dafür nach Essen gereist. Ansprachen hielten DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück.

Gerhard Mayer-Vorfelder würdigte Helmut Rahn, der sich "in die Herzen der Menschen gespielt und geschossen hat", in seiner Ansprache: "Wir verneigen uns vor einem außergewöhnlichen Sportler. Helmut Rahn war eine herausragende Spielerpersönlichkeit in einer Mannschaft, die mit dem WM-Titel im Wankdorf-Stadion in Bern etwas Außergewöhnliches geleistet hat. Dieses Ereignis hat einer ganzen Nation ein Stück Selbstwertgefühl und Selbstachtung zurückgegeben", sagte der DFB-Präsident. "Ganz Fußball-Deutschland verabschiedet sich von einem seiner Idole."

Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück hob in seiner Rede die außergewöhnliche Stellung Helmut Rahns hervor. "Nordrhein-Westfalen verliert eine große Sportlerpersönlichkeit", sagte Steinbrück. "Er wird im Bewusstsein einer ganzen Nation unvergesslich sein."

Eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erwies Helmut Rahn vor Ort die letzte Ehre. Neben DFB-Präsident Mayer-Vorfelder führten DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun, der 1. Vizepräsident und Ligapräsident Werner Hackmann, Generalsekretär Horst R. Schmidt und Chefjustitiar Goetz Eilers die DFB-Delegation an.

Helmut Rahn, geboren am 16. August 1929 in Essen-Katernberg, begann beim BC Altenessen mit dem Fußball, ehe er über den Oelder SV und die Sportfreunde Katernberg zu Rot-Weiß Essen und später dann zum 1. FC Köln, Twente Enschede und zum Meidericher SV kam, wo er im Dezember 1964 nach 260 Oberliga-Spielen (106 Tore) und 20 Einsätzen in der damals noch jungen Bundesliga (acht Tore) seine Karriere nach einer Achillessehnen-Operation beendete. Mit Rot-Weiß Essen wurde der Rechtsaußen 1953 DFB-Pokalsieger und 1955 Deutscher Meister.

Der "Boss" erzielte in 40 Länderspielen 21 Tore

Der "Boss", wie ihn alle nannten, bestritt zwischen 1951 und 1960 insgesamt 40 Länderspiele in der deutschen Nationalmannschaft und schoss dabei 21 Tore. Seine beiden wichtigsten sicherlich am 4. Juli 1954, als er beim WM-Endspiel gegen Ungarn in Bern nicht nur das 2:2, sondern auch das entscheidende Tor zum 3:2-Sieg erzielte: "Hänschen Schäfer schaufelt die Kirsche von links rüber zu mir, ich stehe halbrechts. Ich nehme das Ding auf den linken Schlappen und ziehe voll ab. Zwischen Lantos, Lorant und dem Boszik durch. Der Grosics im Tor ist am Rutschen, es hatte den ganzen Tag gegossen. Ich habe gar nicht gesehen, wohin der Ball ging. Aber ich wusste: Der ist drin. Drinner geht´s nicht."

Damit wurde Helmut Rahn als einer der "Helden von Bern" für alle Fußballfans unsterblich. Auch im neuen Film "Das Wunder von Bern" von Regisseur Sönke Wortmann, der am 15. Oktober in Essen Premiere haben wird, ist der Figur von Helmut Rahn eine tragende Rolle zugeschrieben.

"Er war und bleibt eine der letzten Legenden des deutschen Fußballs. Fußball damals war eigentlich die Achse Sepp Herberger, Fritz Walter und Helmut Rahn. Der Boss hat zum wichtigsten Erfolg der deutschen Fußball-Geschichte beigetragen", würdigt Ehrenspielführer Franz Beckenbauer den Verstorbenen.

DFB-Teamchef Rudi Völler: "Ich bin sehr bestürzt und traurig"

Auch DFB-Teamchef Rudi Völler verlieh seiner Betroffenheit Ausdruck: "Ich bin sehr bestürzt und traurig. Es ist die Ironie des Schicksals, dass der Film 'Das Wunder von Bern' jetzt vorgestellt wurde. Der Helmut spielt ja da eine sehr wichtige Rolle. Anschließend haben wir noch diskutiert, wie wir Helmut aus seinem Haus locken können, dass er bei der Premiere im Oktober dabei ist. Umso überraschter war ich natürlich, als ich heute gehört habe, dass er gestorben ist. Helmut Rahn war wie alle aus dieser Mannschaft ganz wichtig für Deutschland. Was er für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg getan hat, war ganz toll. Deshalb haben uns diese Jungs ja auch alle so nahe gestanden. Für alle ist natürlich auch das entscheidende Tor von Bern immer hör- und sichtbar."

Rahns früherer Mannschaftskamerad Ottmar Walter, ebenfalls Mitglied des Weltmeister-Teams von 1954, äußerte sich in einer ersten Reaktion betroffen. "Ich wusste seit längerem von der schweren Krankheit Helmut Rahns. Aber wenn einer von uns geht, ist es immer zu früh. Ich bin tief betroffen vom Tode des Bosses. Er war für mich während unserer aktiven Zeit immer ein echter Freund. Helmut Rahn war die Stimmungskanone in unserer Mannschaft und hat es verstanden, uns auch nach Niederlagen mit seiner launigen Art aufzurichten", sagte Ottmar Walter.

"Ich bin sehr betroffen vom Tod Helmut Rahns. Er war ein so lebensfroher Mensch, ein echter Kumpel", äußerte sich der 54er-Weltmeister Horst Eckel, das jüngste Mitglied der Weltmeister-Mannschaft.

Zu Ehren des verstorbenen Helmut Rahn hatte die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch das Länderspiel gegen Italien in Stuttgart mit Trauerflor bestritten. Zudem wurde in allen Stadien der Bundesliga und der 2. Bundesliga am vergangenen Wochenende eine Schweigeminute eingelegt. [ar]


[bild1]Helmut Rahn, zweifacher Torschütze im WM-Finale 1954 in Bern, wurde am Mittwoch auf dem Margaretenfriedhof in seiner Heimatstadt Essen beigesetzt. Der "Boss", wie Rahn genannt wurde, war am 14. August nach langer, schwerer Krankheit nur wenige Tage vor seinem 74. Geburtstag am 16. August gestorben.



Vor der Beisetzung fand in der Pfarrkirche St. Elisabeth in Essen-Frohnhausen das Seelenamt statt. Über 500 Trauergäste, darunter Horst Eckel, Ottmar Walter und Hans Schäfer als letzte noch lebende Weltmeister von 1954, waren dafür nach Essen gereist. Ansprachen hielten DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück.



Gerhard Mayer-Vorfelder würdigte Helmut Rahn, der sich "in die Herzen der Menschen gespielt und geschossen hat", in seiner Ansprache: "Wir verneigen uns vor einem außergewöhnlichen Sportler. Helmut Rahn war eine herausragende Spielerpersönlichkeit in einer Mannschaft, die mit dem WM-Titel im Wankdorf-Stadion in Bern etwas Außergewöhnliches geleistet hat. Dieses Ereignis hat einer ganzen Nation ein Stück Selbstwertgefühl und Selbstachtung zurückgegeben", sagte der DFB-Präsident. "Ganz Fußball-Deutschland verabschiedet sich von einem seiner Idole."



Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück hob in seiner Rede die außergewöhnliche Stellung Helmut Rahns hervor. "Nordrhein-Westfalen verliert eine große Sportlerpersönlichkeit", sagte Steinbrück. "Er wird im Bewusstsein einer ganzen Nation unvergesslich sein."



[bild2]Eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erwies Helmut Rahn vor Ort die letzte Ehre. Neben DFB-Präsident Mayer-Vorfelder führten DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun, der 1. Vizepräsident und Ligapräsident Werner Hackmann, Generalsekretär Horst R. Schmidt und Chefjustitiar Goetz Eilers die DFB-Delegation an.





Helmut Rahn, geboren am 16. August 1929 in Essen-Katernberg, begann beim BC Altenessen mit dem Fußball, ehe er über den Oelder SV und die Sportfreunde Katernberg zu Rot-Weiß Essen und später dann zum 1. FC Köln, Twente Enschede und zum Meidericher SV kam, wo er im Dezember 1964 nach 260 Oberliga-Spielen (106 Tore) und 20 Einsätzen in der damals noch jungen Bundesliga (acht Tore) seine Karriere nach einer Achillessehnen-Operation beendete. Mit Rot-Weiß Essen wurde der Rechtsaußen 1953 DFB-Pokalsieger und 1955 Deutscher Meister.



Der "Boss" erzielte in 40 Länderspielen 21 Tore



Der "Boss", wie ihn alle nannten, bestritt zwischen 1951 und 1960 insgesamt 40 Länderspiele in der deutschen Nationalmannschaft und schoss dabei 21 Tore. Seine beiden wichtigsten sicherlich am 4. Juli 1954, als er beim WM-Endspiel gegen Ungarn in Bern nicht nur das 2:2, sondern auch das entscheidende Tor zum 3:2-Sieg erzielte: "Hänschen Schäfer schaufelt die Kirsche von links rüber zu mir, ich stehe halbrechts. Ich nehme das Ding auf den linken Schlappen und ziehe voll ab. Zwischen Lantos, Lorant und dem Boszik durch. Der Grosics im Tor ist am Rutschen, es hatte den ganzen Tag gegossen. Ich habe gar nicht gesehen, wohin der Ball ging. Aber ich wusste: Der ist drin. Drinner geht´s nicht."



Damit wurde Helmut Rahn als einer der "Helden von Bern" für alle Fußballfans unsterblich. Auch im neuen Film "Das Wunder von Bern" von Regisseur Sönke Wortmann, der am 15. Oktober in Essen Premiere haben wird, ist der Figur von Helmut Rahn eine tragende Rolle
zugeschrieben.



"Er war und bleibt eine der letzten Legenden des deutschen Fußballs. Fußball damals war eigentlich die Achse Sepp Herberger, Fritz Walter und Helmut Rahn. Der Boss hat zum wichtigsten Erfolg der deutschen Fußball-Geschichte beigetragen", würdigt Ehrenspielführer Franz Beckenbauer den Verstorbenen.



DFB-Teamchef Rudi Völler: "Ich bin sehr bestürzt und traurig"



Auch DFB-Teamchef Rudi Völler verlieh seiner Betroffenheit Ausdruck: "Ich bin sehr bestürzt und traurig. Es ist die Ironie des Schicksals, dass der Film 'Das Wunder von Bern' jetzt vorgestellt wurde. Der Helmut spielt ja da eine sehr wichtige Rolle. Anschließend haben wir noch diskutiert, wie wir Helmut aus seinem Haus locken können, dass er bei der Premiere im Oktober dabei ist. Umso überraschter war ich natürlich, als ich heute gehört habe, dass er gestorben ist. Helmut Rahn war wie alle aus dieser Mannschaft ganz wichtig für Deutschland. Was er für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg getan hat, war ganz toll. Deshalb haben uns diese Jungs ja auch alle so nahe gestanden. Für alle ist natürlich auch das entscheidende Tor von Bern immer hör- und sichtbar."



Rahns früherer Mannschaftskamerad Ottmar Walter, ebenfalls Mitglied des Weltmeister-Teams von 1954, äußerte sich in einer ersten Reaktion betroffen. "Ich wusste seit längerem von der schweren Krankheit Helmut Rahns. Aber wenn einer von uns geht, ist es immer zu früh. Ich bin tief betroffen vom Tode des Bosses. Er war für mich während unserer aktiven Zeit immer ein echter Freund. Helmut Rahn war die Stimmungskanone in unserer Mannschaft und hat es verstanden, uns auch nach Niederlagen mit seiner launigen Art aufzurichten", sagte Ottmar Walter.



"Ich bin sehr betroffen vom Tod Helmut Rahns. Er war ein so lebensfroher Mensch, ein echter Kumpel", äußerte sich der 54er-Weltmeister Horst Eckel, das jüngste Mitglied der Weltmeister-Mannschaft.



Zu Ehren des verstorbenen Helmut Rahn hatte die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch das Länderspiel gegen Italien in Stuttgart mit Trauerflor bestritten. Zudem wurde in allen Stadien der Bundesliga und der 2. Bundesliga am vergangenen Wochenende eine Schweigeminute eingelegt.