Fürther Doppelaufstieg: "Das läuft prima"

Nachdem Günter Gerling, Vizepräsident der SpVgg Greuther Fürth, vor gut einem Jahr die Führung des Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ) abgab, vertreten dessen Geschicke der Ex-Profi Mirko Reichel (48) als Sportlicher Leiter und Jürgen Brandl (44) als Leiter für Organisation und Verwaltung sowie Michael Meier (31) als Koordinator dieser Bereiche. Als erste Erfolge nach einem Spieljahr stehen für die NLZ-Führungskräfte die Aufstiege der Junioren U19 und U17 zurück in die Bundesliga zu Buche. Ein guter Grund für DFB.de, sich mit dem Trio einmal ausführlich zu unterhalten.

DFB.de: Was hat sich im Wesentlichen geändert seit Sie am Ruder sind, meine Herren?

Mirko Reichel: Vor allem, dass die wichtigen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt worden sind und wir die Entscheidungen auch gemeinsam und einvernehmlich treffen in einer guten Partnerschaft.

DFB.de: A-Junioren und B-Junioren sind jeweils Bayernliga-Meister geworden und kehren in die Bundesligen U19 und U17 zurück. Was erwartet sie dort nach ihrer Einschätzung?

Mirko Reichel: Das ist wirklich schwer vorher zu sagen, obwohl wir ganz gewiss nicht blauäugig in diese Top-Ligen gehen. Unsere U19 ist mit 17 Punkten Vorsprung auf Unterhaching souverän Bayernliga-Meister geworden und soll den selbstbewussten Spielstil, den ihr unser ehemaliger U15-Trainer Marco Ried vermittelt hat, nach Möglichkeit auch beibehalten, zumal noch elf Spieler im Kader verblieben sind und die Automatismen kennen. Die U17 ist gut mit dem Druck der Verfolger umgegangen, wird aber erst einmal ranschnuppern an die Bundesliga.

Michael Meier: Auch B-Jugendtrainer Tobias Gitschier hat einen tollen Job gemacht, wir sind froh, das im dritten Anlauf die Bundesliga-Rückkehr unserer B-Junioren geklappt hat. Vor allem, wenn man weiß, dass vor Saisonbeginn noch drei absolute Leistungsträger zu 1899 Hoffenheim, dem VfL Wolfsburg und dem 1.FC Nürnberg gewechselt sind.

DFB.de: Wo andere Vereine finanziell schon mal kräftig hinlangen, um einen Jugendspieler unbedingt zu verpflichten, bleibt die SpVgg Greuther Fürth stur bei ihrer Linie und zahlt im Nachwuchsbereich so gut wie keine Ablösesummen. Funktioniert das auf Dauer?

Jürgen Brandl: Wir versuchen, einen guten Mix aus regionalen Spielern hinzubekommen und uns gezielt zu verstärken. Spieler langfristig auszubilden und weiterzuentwickeln. Das ist der mühsamere Weg, aber auch der lohnendere, Neun Spieler des Jahrgangs 2000 waren beim Regionalliga-Auftakt im Kader der U23 gegen Schweinfurt. Maxi Bauer aus dem gleichen Jahrgang gehört seit der vergangenen Saison schon fest zum Profikader und ist seit der U15 in Fürth.

DFB.de: Herr Meier, es heißt das Kleeblatt-NLZ habe ein besonderes Händchen dafür Talente zu holen, die auch anderswo begehrt sind. Wie machen Sie das?

Michael Meier: Zertifizierungen sind notwendig, den Unterschied machen aber die Menschen aus. Es funktioniert nur über das persönliche Gespräch mit den Eltern. Den Spieler fragen wir: "Kannst Du Dir vorstellen, mit den Leuten zusammenzuarbeiten, die hier mit am Tisch sitzen?" In erster Linie sind die Trainer die Motivationshilfe, der Katalysator für die Entwicklung. Bekommt der Spieler bei diesen Beobachtungen und Gesprächen ein gutes Bauchgefühl, dann wird er sich auch für Fürth entscheiden.

DFB.de: Herr Brandl, Fürth hat ein kleines, aber feines NLZ, das mit der Höchstbewertung von drei Sternen seit Jahren glänzt und mit vielen Annehmlichkeiten sowie einem fürsorglichen Betreuerstab aufwartet. Pauschalurteile sagen neuerdings, NLZ-Talente würden zu sehr verhätschelt und dadurch zur Unselbständigkeit erzogen. Wie sieht es in Fürth aus?

Jürgen Brandl: Erst einmal haben wir eine große Verantwortung gegenüber den Eltern, die uns ihre Kinder anvertrauen. Aber ich gebe zu, es ist nicht immer einfach den goldenen Mittelweg zu finden. Wir haben nicht den allergrößten Staff, helfen aber jedem Einzelnen nach besten Kräften individuell auf verschiedenen Ebenen. Neben dem Sport steht natürlich die Schulausbildung im Fokus. Und ich darf sagen, dass bei uns alle zu einem ordentlichen bis sehr guten Schulabschluss geführt werden. Je nach Begabung und Ehrgeiz.

DFB.de: Fußball, Schule und fast keine Freizeit. Da haben manche auch vorzeitig die Schnauze voll. Oder etwa nicht?

Michael Meier: Die Beobachtung ist durchaus richtig. Einige Spieler treten zeitweise aus den NLZs aus, gehen sportlich eine Stufe tiefer. Aber dann, mit 17 oder 18 Jahren, wollen viele noch einmal voll angreifen im NLZ und es richtig wissen, ob es zum Profivertrag reicht.

Mirko Reichel: Klar wollen die Jungs mal durchschnaufen und abschalten, das ist doch ganz normal. Aber wenn ich dann sehe, dass teilweise schon Zwölf- und Dreizehnjährige keinen Bock mehr auf Fußball haben, das tut mir richtig weh. Über solche Fälle machen wir uns viele Gedanken.

DFB.de: Auf der anderen Seite gibt es auch 13- und 14-Jährige, die schon sechs oder sieben Vereinsstationen in ihrer Vita stehen haben.

Mirko Reichel: Dazu gehören einige, die Widerständen aus dem Weg gehen und beim kleinsten Gegenwind den Verein wechseln. Und in dieser Haltung werden sie von Eltern und Beratern oftmals auch noch bestärkt. Aber das in kein rein fußballspezifisches, sondern ein gesellschaftspolitisches Problem.

DFB.de: Bei jüngeren Mannschaften fehlt – so ist jedenfalls der Eindruck - manchmal eine ausgeprägte Siegermentalität. Gegen namhafte Gegner geben sie schnell klein bei. Täuscht diese Beobachtung?

Mirko Reichel: Darum dreht sich die öffentliche Debatte nicht nur beim Nachwuchs. Ab und zu gibt es ein Defizit an Führungsspielern. Flache Hierarchien in den NLZs sind der Persönlichkeitsentwicklung nicht immer förderlich. Dazu kommt noch eine mediale Reizüberflutung, die die Sprachlosigkeit fördert. Dass weniger kommuniziert wird von Angesicht zu Angesicht, überträgt sich dann auch auf’ das Spielfeld.

DFB.de: Was ist dagegen zu tun?

Mirko Reichel: Die Trainer sind die ersten Ansprechpartner und Bezugspersonen für die Jugendlichen. Sie müssen vorleben, wie sich eine Führungspersönlichkeit verhält und vorangeht. Und da kann dann schon auch mal der Rauch aufsteigen, wenn es sein muss. Wir sind ein Verein, der von Emotionen lebt und sich auch über Emotionen definiert.

DFB.de: Welche Rolle spielt Benno Möhlmann, der in die Arbeit am NLZ vertraglich eingebunden worden ist ?

Mirko Reichel: Benno Möhlmann ist der Mentor für unsere Trainer. Er hat als Spieler und Trainer Bundesliga-Erfahrung, war selbst Jugend-Nationalspieler, auch wenn das schon lange zurückliegt…Die Trainer glauben und vertrauen ihm. Sie tauschen sich aus, er bekommt das nötige Feedback. Das läuft prima!

[hg]

Nachdem Günter Gerling, Vizepräsident der SpVgg Greuther Fürth, vor gut einem Jahr die Führung des Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ) abgab, vertreten dessen Geschicke der Ex-Profi Mirko Reichel (48) als Sportlicher Leiter und Jürgen Brandl (44) als Leiter für Organisation und Verwaltung sowie Michael Meier (31) als Koordinator dieser Bereiche. Als erste Erfolge nach einem Spieljahr stehen für die NLZ-Führungskräfte die Aufstiege der Junioren U19 und U17 zurück in die Bundesliga zu Buche. Ein guter Grund für DFB.de, sich mit dem Trio einmal ausführlich zu unterhalten.

DFB.de: Was hat sich im Wesentlichen geändert seit Sie am Ruder sind, meine Herren?

Mirko Reichel: Vor allem, dass die wichtigen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt worden sind und wir die Entscheidungen auch gemeinsam und einvernehmlich treffen in einer guten Partnerschaft.

DFB.de: A-Junioren und B-Junioren sind jeweils Bayernliga-Meister geworden und kehren in die Bundesligen U19 und U17 zurück. Was erwartet sie dort nach ihrer Einschätzung?

Mirko Reichel: Das ist wirklich schwer vorher zu sagen, obwohl wir ganz gewiss nicht blauäugig in diese Top-Ligen gehen. Unsere U19 ist mit 17 Punkten Vorsprung auf Unterhaching souverän Bayernliga-Meister geworden und soll den selbstbewussten Spielstil, den ihr unser ehemaliger U15-Trainer Marco Ried vermittelt hat, nach Möglichkeit auch beibehalten, zumal noch elf Spieler im Kader verblieben sind und die Automatismen kennen. Die U17 ist gut mit dem Druck der Verfolger umgegangen, wird aber erst einmal ranschnuppern an die Bundesliga.

Michael Meier: Auch B-Jugendtrainer Tobias Gitschier hat einen tollen Job gemacht, wir sind froh, das im dritten Anlauf die Bundesliga-Rückkehr unserer B-Junioren geklappt hat. Vor allem, wenn man weiß, dass vor Saisonbeginn noch drei absolute Leistungsträger zu 1899 Hoffenheim, dem VfL Wolfsburg und dem 1.FC Nürnberg gewechselt sind.

DFB.de: Wo andere Vereine finanziell schon mal kräftig hinlangen, um einen Jugendspieler unbedingt zu verpflichten, bleibt die SpVgg Greuther Fürth stur bei ihrer Linie und zahlt im Nachwuchsbereich so gut wie keine Ablösesummen. Funktioniert das auf Dauer?

Jürgen Brandl: Wir versuchen, einen guten Mix aus regionalen Spielern hinzubekommen und uns gezielt zu verstärken. Spieler langfristig auszubilden und weiterzuentwickeln. Das ist der mühsamere Weg, aber auch der lohnendere, Neun Spieler des Jahrgangs 2000 waren beim Regionalliga-Auftakt im Kader der U23 gegen Schweinfurt. Maxi Bauer aus dem gleichen Jahrgang gehört seit der vergangenen Saison schon fest zum Profikader und ist seit der U15 in Fürth.

DFB.de: Herr Meier, es heißt das Kleeblatt-NLZ habe ein besonderes Händchen dafür Talente zu holen, die auch anderswo begehrt sind. Wie machen Sie das?

Michael Meier: Zertifizierungen sind notwendig, den Unterschied machen aber die Menschen aus. Es funktioniert nur über das persönliche Gespräch mit den Eltern. Den Spieler fragen wir: "Kannst Du Dir vorstellen, mit den Leuten zusammenzuarbeiten, die hier mit am Tisch sitzen?" In erster Linie sind die Trainer die Motivationshilfe, der Katalysator für die Entwicklung. Bekommt der Spieler bei diesen Beobachtungen und Gesprächen ein gutes Bauchgefühl, dann wird er sich auch für Fürth entscheiden.

DFB.de: Herr Brandl, Fürth hat ein kleines, aber feines NLZ, das mit der Höchstbewertung von drei Sternen seit Jahren glänzt und mit vielen Annehmlichkeiten sowie einem fürsorglichen Betreuerstab aufwartet. Pauschalurteile sagen neuerdings, NLZ-Talente würden zu sehr verhätschelt und dadurch zur Unselbständigkeit erzogen. Wie sieht es in Fürth aus?

Jürgen Brandl: Erst einmal haben wir eine große Verantwortung gegenüber den Eltern, die uns ihre Kinder anvertrauen. Aber ich gebe zu, es ist nicht immer einfach den goldenen Mittelweg zu finden. Wir haben nicht den allergrößten Staff, helfen aber jedem Einzelnen nach besten Kräften individuell auf verschiedenen Ebenen. Neben dem Sport steht natürlich die Schulausbildung im Fokus. Und ich darf sagen, dass bei uns alle zu einem ordentlichen bis sehr guten Schulabschluss geführt werden. Je nach Begabung und Ehrgeiz.

DFB.de: Fußball, Schule und fast keine Freizeit. Da haben manche auch vorzeitig die Schnauze voll. Oder etwa nicht?

Michael Meier: Die Beobachtung ist durchaus richtig. Einige Spieler treten zeitweise aus den NLZs aus, gehen sportlich eine Stufe tiefer. Aber dann, mit 17 oder 18 Jahren, wollen viele noch einmal voll angreifen im NLZ und es richtig wissen, ob es zum Profivertrag reicht.

Mirko Reichel: Klar wollen die Jungs mal durchschnaufen und abschalten, das ist doch ganz normal. Aber wenn ich dann sehe, dass teilweise schon Zwölf- und Dreizehnjährige keinen Bock mehr auf Fußball haben, das tut mir richtig weh. Über solche Fälle machen wir uns viele Gedanken.

DFB.de: Auf der anderen Seite gibt es auch 13- und 14-Jährige, die schon sechs oder sieben Vereinsstationen in ihrer Vita stehen haben.

Mirko Reichel: Dazu gehören einige, die Widerständen aus dem Weg gehen und beim kleinsten Gegenwind den Verein wechseln. Und in dieser Haltung werden sie von Eltern und Beratern oftmals auch noch bestärkt. Aber das in kein rein fußballspezifisches, sondern ein gesellschaftspolitisches Problem.

DFB.de: Bei jüngeren Mannschaften fehlt – so ist jedenfalls der Eindruck - manchmal eine ausgeprägte Siegermentalität. Gegen namhafte Gegner geben sie schnell klein bei. Täuscht diese Beobachtung?

Mirko Reichel: Darum dreht sich die öffentliche Debatte nicht nur beim Nachwuchs. Ab und zu gibt es ein Defizit an Führungsspielern. Flache Hierarchien in den NLZs sind der Persönlichkeitsentwicklung nicht immer förderlich. Dazu kommt noch eine mediale Reizüberflutung, die die Sprachlosigkeit fördert. Dass weniger kommuniziert wird von Angesicht zu Angesicht, überträgt sich dann auch auf’ das Spielfeld.

DFB.de: Was ist dagegen zu tun?

Mirko Reichel: Die Trainer sind die ersten Ansprechpartner und Bezugspersonen für die Jugendlichen. Sie müssen vorleben, wie sich eine Führungspersönlichkeit verhält und vorangeht. Und da kann dann schon auch mal der Rauch aufsteigen, wenn es sein muss. Wir sind ein Verein, der von Emotionen lebt und sich auch über Emotionen definiert.

DFB.de: Welche Rolle spielt Benno Möhlmann, der in die Arbeit am NLZ vertraglich eingebunden worden ist ?

Mirko Reichel: Benno Möhlmann ist der Mentor für unsere Trainer. Er hat als Spieler und Trainer Bundesliga-Erfahrung, war selbst Jugend-Nationalspieler, auch wenn das schon lange zurückliegt…Die Trainer glauben und vertrauen ihm. Sie tauschen sich aus, er bekommt das nötige Feedback. Das läuft prima!

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