Fürth vs. BVB: Die Sensation, die unterging

Zum fünften Mal hat das Los im DFB-Pokal die Spielvereinigung Greuther Fürth und Borussia Dortmund zusammengeführt. Weil es gleich bei der Premiere ein Wiederholungsspiel gab, ist es schon die sechste Partie. Die Bilanz spricht für den BVB (3-1-1), aber der einzige Fürther Sieg war eine Sensation - die trotzdem kaum beachtet wurde. Ein DFB.de-Rückblick in fünf Kapiteln auf das abschließende Erstrundenduell heute Abend (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky).

1990: Kaum beachtete Sensation - dank Bayern

26. Oktober 1974: 2. Runde, SpVgg. Fürth -  Borussia Dortmund 1:1 n.V.

Die Pokalpremiere dieser Paarung war ein reines Zweitligaduell. Klassenkameraden waren sie trotzdem nicht, denn 1974 wurde eine zweigleisige 2. Liga eingeführt. Die Spielvereinigung Fürth spielte im Süden, war dort Vorletzter, der BVB stand in der Nordstaffel auf Platz fünf und war aufgrund seiner ruhmreichen jüngeren Vergangenheit Favorit. 1972 war der erste deutsche Europapokalsieger (1966) aus der Bundesliga abgestiegen, versuchte sich nun schon in der dritten Saison in Folge am Wiederaufstieg. Fürth hatte andere Ziele, die besten Tage lagen weit vor dem Krieg (Meister 1913, 1926, 1929).

Der Pokal war für beide ein willkommenes Zubrot, wie das Fazit von BVB-Trainer Otto Knefler deutlich machte: "Ein Ergebnis nach Maß". Die Journalisten wunderten sich, man hatte ja nur Unentschieden gespielt. Doch Knefler und der ganze Verein spekulierten auf eine große Einnahme im Rückspiel, denn dank der WM 1974 hatte der BVB nun ein modernes Stadion, in das die Massen bei jedem Anlass strömten. Er sollte Recht behalten.

Dass es kein Spaziergang werden würde, zeigten aber schon die 120 Minuten am Ronhof, wo 5000 Zuschauer eine frühe Gästeführung durch Hans-Joachim Wagner (3.) und viele vergebene BVB-Chancen auf ein 0:2 sahen. Nach der Pause drehte sich der Wind, Paul Bajlitz glich aus (63.). In der Verlängerung hätte Borussias Mirko Votava der Matchwinner werden können, aber er vergab frei vor Keeper Bernhard Löwer und rettete somit das "Ergebnis nach Maß". Sie hätten im Übrigen spielen können wie sie wollen, an diesem Tag stand eine andere Partie im Fokus der Fußballfans. Der VfB Eppingen warf den HSV raus, es war die Mutter aller Pokalsensationen.

13. November 1974: 2. Runde Wiederholungsspiel, Borussia Dortmund - SpVgg. Fürth 1:0

Otto Kneflers Plan ging auf, an einem Mittwochabend im November strömten 40.000 Zuschauer ins Westfalenstadion. "Die Fürther schüttelten fassungslos die Köpfe", meldete der Kicker. Da die Einnahmen geteilt wurden, nahmen die Franken rund 100.000 D-Mark mit. "Davon leben wir mehrere Monate", freute sich Trainer Bernd Hoffmann. Doch die Pokalquelle versiegte auch an diesem Tag, Klaus Ackermann entschied die der Kulisse nicht angemessene Partie nach einem Freistoßtrick (58.). Der Kicker tadelte: "Borussia erreichte nicht die Form der letzten Wochen." Aber die dritte Pokalrunde.

4. August 1990: 1. Runde, SpVgg. Fürth - Borussia Dortmund 3:1

Der Pokal begründete an diesem Tag in eine neue Ära. Erstmals wurden die Amateure bei der Auslosung gesetzt, gingen sich also untereinander aus dem Weg und bekamen automatisch Heimrecht gegen Profiklubs. So war durchaus mit Sensationen zu rechnen und es gab sie. Zwei Bundesligisten und drei Zweitligisten blieben auf der Strecke. Rein sportlich war der Fürther Triumph über den BVB die größte Sensation, denn die Kleeblätter waren 1990/1991 nur viertklassig, als Landesligist. Trotzdem sprachen alle vor allem über den 1:0-Überraschungscoup des Oberligisten FV Weinheim über Meister FC Bayern München mit seinen frisch gebackenen Weltmeistern.

Dabei verdient Fürths Leistung an diesem heißen Augustsamstag noch im Nachhinein höchste Beachtung. Nach drei Minuten bereits war der Landesligist auch noch in Unterzahl geraten, Manndecker Schneider war nach Notbremse vom Platz geflogen. Das machte das Team von Trainer Günter Gerling nur noch entschlossener. Oliver Zettl, ein Bankkaufmann, glückte die Führung (18.), die Fleming Povlsen noch ausgleichen konnte (28.). Doch der heutige Regensburger Trainer Achim Beierlorzer stellte die Anzeigetafel noch vor der Pause auf 2:1 (39.) und die Gäste fanden weiter keine Einstellung zum Spiel gegen den Underdog.

Oliver Zettls zweiter Treffer (65.) ließ die Sensation reifen, auch Joker Jürgen "Kobra" Wegmann, den Trainer Horst Köppel noch ins Rennen warf, konnte sie nicht mehr verhindern. Nur 3800 Zuschauer sahen dieses Spiel für die goldenen Seiten der Fürther Vereinschronik. Sie feierten den Sieg mit Sekt, Zettl sprach von seinem "größten Tag als Fußballer". Ganz anders die Gefühlswelt beim Pokalsieger von 1989. "Etwas Schlimmeres gibt es für einen Profi nicht", klagte Michael Rummenigge. Da wusste er noch nichts von den Folgen, die Manager Michael Meier nach einer schlaflosen Nacht beschloss. Er strich vorläufig alle spielfreien Wochenenden und setzte Freund-schaftsspiele an, "bis die für den Pokal veranschlagen 200.000 Mark wieder in der Vereinskasse sind." Außerdem wurden die gerade erst ausgehandelten Punktprämien für die Saison 1990/1991 gekürzt.



Zum fünften Mal hat das Los im DFB-Pokal die Spielvereinigung Greuther Fürth und Borussia Dortmund zusammengeführt. Weil es gleich bei der Premiere ein Wiederholungsspiel gab, ist es schon die sechste Partie. Die Bilanz spricht für den BVB (3-1-1), aber der einzige Fürther Sieg war eine Sensation - die trotzdem kaum beachtet wurde. Ein DFB.de-Rückblick in fünf Kapiteln auf das abschließende Erstrundenduell heute Abend (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky).

1990: Kaum beachtete Sensation - dank Bayern

26. Oktober 1974: 2. Runde, SpVgg. Fürth -  Borussia Dortmund 1:1 n.V.

Die Pokalpremiere dieser Paarung war ein reines Zweitligaduell. Klassenkameraden waren sie trotzdem nicht, denn 1974 wurde eine zweigleisige 2. Liga eingeführt. Die Spielvereinigung Fürth spielte im Süden, war dort Vorletzter, der BVB stand in der Nordstaffel auf Platz fünf und war aufgrund seiner ruhmreichen jüngeren Vergangenheit Favorit. 1972 war der erste deutsche Europapokalsieger (1966) aus der Bundesliga abgestiegen, versuchte sich nun schon in der dritten Saison in Folge am Wiederaufstieg. Fürth hatte andere Ziele, die besten Tage lagen weit vor dem Krieg (Meister 1913, 1926, 1929).

Der Pokal war für beide ein willkommenes Zubrot, wie das Fazit von BVB-Trainer Otto Knefler deutlich machte: "Ein Ergebnis nach Maß". Die Journalisten wunderten sich, man hatte ja nur Unentschieden gespielt. Doch Knefler und der ganze Verein spekulierten auf eine große Einnahme im Rückspiel, denn dank der WM 1974 hatte der BVB nun ein modernes Stadion, in das die Massen bei jedem Anlass strömten. Er sollte Recht behalten.

Dass es kein Spaziergang werden würde, zeigten aber schon die 120 Minuten am Ronhof, wo 5000 Zuschauer eine frühe Gästeführung durch Hans-Joachim Wagner (3.) und viele vergebene BVB-Chancen auf ein 0:2 sahen. Nach der Pause drehte sich der Wind, Paul Bajlitz glich aus (63.). In der Verlängerung hätte Borussias Mirko Votava der Matchwinner werden können, aber er vergab frei vor Keeper Bernhard Löwer und rettete somit das "Ergebnis nach Maß". Sie hätten im Übrigen spielen können wie sie wollen, an diesem Tag stand eine andere Partie im Fokus der Fußballfans. Der VfB Eppingen warf den HSV raus, es war die Mutter aller Pokalsensationen.

13. November 1974: 2. Runde Wiederholungsspiel, Borussia Dortmund - SpVgg. Fürth 1:0

Otto Kneflers Plan ging auf, an einem Mittwochabend im November strömten 40.000 Zuschauer ins Westfalenstadion. "Die Fürther schüttelten fassungslos die Köpfe", meldete der Kicker. Da die Einnahmen geteilt wurden, nahmen die Franken rund 100.000 D-Mark mit. "Davon leben wir mehrere Monate", freute sich Trainer Bernd Hoffmann. Doch die Pokalquelle versiegte auch an diesem Tag, Klaus Ackermann entschied die der Kulisse nicht angemessene Partie nach einem Freistoßtrick (58.). Der Kicker tadelte: "Borussia erreichte nicht die Form der letzten Wochen." Aber die dritte Pokalrunde.

4. August 1990: 1. Runde, SpVgg. Fürth - Borussia Dortmund 3:1

Der Pokal begründete an diesem Tag in eine neue Ära. Erstmals wurden die Amateure bei der Auslosung gesetzt, gingen sich also untereinander aus dem Weg und bekamen automatisch Heimrecht gegen Profiklubs. So war durchaus mit Sensationen zu rechnen und es gab sie. Zwei Bundesligisten und drei Zweitligisten blieben auf der Strecke. Rein sportlich war der Fürther Triumph über den BVB die größte Sensation, denn die Kleeblätter waren 1990/1991 nur viertklassig, als Landesligist. Trotzdem sprachen alle vor allem über den 1:0-Überraschungscoup des Oberligisten FV Weinheim über Meister FC Bayern München mit seinen frisch gebackenen Weltmeistern.

Dabei verdient Fürths Leistung an diesem heißen Augustsamstag noch im Nachhinein höchste Beachtung. Nach drei Minuten bereits war der Landesligist auch noch in Unterzahl geraten, Manndecker Schneider war nach Notbremse vom Platz geflogen. Das machte das Team von Trainer Günter Gerling nur noch entschlossener. Oliver Zettl, ein Bankkaufmann, glückte die Führung (18.), die Fleming Povlsen noch ausgleichen konnte (28.). Doch der heutige Regensburger Trainer Achim Beierlorzer stellte die Anzeigetafel noch vor der Pause auf 2:1 (39.) und die Gäste fanden weiter keine Einstellung zum Spiel gegen den Underdog.

Oliver Zettls zweiter Treffer (65.) ließ die Sensation reifen, auch Joker Jürgen "Kobra" Wegmann, den Trainer Horst Köppel noch ins Rennen warf, konnte sie nicht mehr verhindern. Nur 3800 Zuschauer sahen dieses Spiel für die goldenen Seiten der Fürther Vereinschronik. Sie feierten den Sieg mit Sekt, Zettl sprach von seinem "größten Tag als Fußballer". Ganz anders die Gefühlswelt beim Pokalsieger von 1989. "Etwas Schlimmeres gibt es für einen Profi nicht", klagte Michael Rummenigge. Da wusste er noch nichts von den Folgen, die Manager Michael Meier nach einer schlaflosen Nacht beschloss. Er strich vorläufig alle spielfreien Wochenenden und setzte Freund-schaftsspiele an, "bis die für den Pokal veranschlagen 200.000 Mark wieder in der Vereinskasse sind." Außerdem wurden die gerade erst ausgehandelten Punktprämien für die Saison 1990/1991 gekürzt.

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2012: BVB-Halbfinalsieg auf dem Weg zum Double

24. September 1997: 2. Runde, SpVgg Greuther Fürth - Borussia Dortmund 2:4

Vor der Abreise nach Fürth herrschte dicke Luft beim BVB. Der amtierende Champions-League-Sieger hatte in den ersten Wochen nach der Ära Hitzfeld so seine Probleme. "Das Mittel-Maß" ist voll, titelte der Kicker nach dem Absturz auf Platz sieben unter Trainer Nevio Scala. "Wie ein Absteiger" spiele man, grummelte Torwart Stefan Klos. Das Letzte, was sie nun gebrauchen konnten, war eine erneute Pokalblamage in Fürth. Um das zu verhindern, gab Matthias Sammer nach seiner Meniskus-OP sechs Wochen zuvor sein Saisondebüt.

Der Gegner hatte mittlerweile mit dem TSV Vestenbergsgreuth fusioniert und durch ein 1:0 über die Münchner Bayern drei Jahre zuvor schon für Pokalfurore gesorgt. Dafür war er eigens nach Nürnberg umgezogen - und auch diesmal, nun als Aufsteiger in die 2. Liga, wählten die Fürther wieder das weit größere Stadion des Lokalrivalen. An diesem Mittwoch aber sollte es nicht wieder zur Favoritenfalle werden, so sehr das auch das Gros der 30.500 Zuschauer erhoffte.

Zumal die von Armin Veh trainierten Franken schon nach zwei Minuten durch Dieter Probst in Führung gingen. Scala reagierte und brachte schon nach 15 Minuten Stürmer Stephané Chapuisat für Verteidiger Martin Kree. Libero Matthias Sammer schaltete sich fortwährend in den Angriff ein und im Schlussspurt vor der Pause wurde Borussia belohnt. Andreas Möller (40.) glich aus, Paulo Sousa (44.) glückte das 1:2. In der Fürther Abwehr stand übrigens Max Eberl, heute Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach.

Als Lars Ricken auf 1:3 erhöhte (53.), schien alles entschieden. Da unterlief Wolfgang Feiersinger ein Foul an Jochen Weigl und Alexander Dürr verkürzte per Foulelfmeter (67.). Und so mussten die Dortmunder wieder bis zuletzt zittern, ehe Rickens zweiter Treffer (90.) die Partie endgültig entschied. Weltmeister Jürgen Kohler war erleichtert: "Für uns war der Sieg ganz wichtig, da wir auswärts so lange nicht gewonnen hatten".

20. März 2012: Halbfinale, SpVgg Greuther Fürth - Borussia Dortmund 0:1 n.V.

Das bis dato letzte war auch das wichtigste Duell. Beide standen nur noch einen Schritt vor Berlin, für Fürth war es das erste Halbfinale überhaupt. Auch kam es zu der ungewöhnlichen Konstellation, das sich zwei Tabellenführer im Halbfinale duellierten; Fürth regierte in der 2. Bundesliga (und sollte später auch erstmals aufsteigen), der BVB stand in der Bundesliga vor der Titelverteidigung. Bloß den Klassenunterschied sah man nicht in den 120 Minuten, die diesmal am Ronhof stattfanden. Die von Mike Büskens trainierten Fürther wollten nicht wegen des Geldes auf den Heimvorteil verzichten und begnügten sich mit 15.000 Zuschauern.

Und die bekamen was geboten, wenn auch nur ein Tor fiel. Der Kicker schwärmte von einem "spannenden, epischen Pokaldrama", das einen tragischen Helden hatte. Borussia war überlegen, nach Chancen mit 7:4, aber Fürth hielt wacker mit. Die Partie ist untrennbar mit Jasmin Fejzic verbunden, dem zweiten Torhüter der Fürther. Weil der ein ebenso guter Elfmetertöter wie –schütze war, wechselte Büskens ihn in der 118. Minute für Max Grün ein.

Alles war auf den finalen Countdown eingestellt, da feuerte der ebenfalls eingewechselte Ilkay Gündogan aus 15 Metern noch mal einen Linksschuss ab. Der Ball prallte an den Pfosten und von dort an den Rücken von Fejzic, schließlich ins Tor. "Ich hätte losheulen können", gestand der Bosnier, und sogar BVB-Trainer Jürgen Klopp gestand im ZDF-Interview: "Menschlich ist mir das nicht egal, mir tut das tatsächlich leid."

Nach Abpfiff gerieten Kevin Großkreutz und der Fürth spielende Ex-Schalker Gerald Asamoah wieder mal aneinander, die Provokationen sollen vom Borussen ausgegangen sein. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportchef Michael Zorc nahmen sich ihn noch in den Katakomben der Trolli-Arena, wie das Fürther Stadion damals kurz hieß, zur Brust. Dann beruhigten sich alle wieder nach einem aufreibenden Kampf. "Das Spiel hat sich angefühlt wie acht Stunden", fand Borusse Neven Subotic, hatte aber noch Kraft für einen Tanz vor der Fankurve. Sieben Wochen später tanzten sie wieder, nach dem ersten Double der Vereinsgeschichte - durch ein 5:2 im Finale gegen Rekordsieger FC Bayern München.

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