FSV-Trainer Enge: "Grandioser Pokalwettbewerb liegt uns einfach"

Es ist die größte Überraschung in der zweiten Runde des DFB-Pokals der Frauen: Der Zweitligist FSV 2009 Gütersloh hat sich 3:2 nach Verlängerung gegen die SGS Essen aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga durchgesetzt. Trainer Steffen Enge (54) ordnet den Sieg ein und erklärt, warum seine Mannschaft im Moment so stark ist.

DFB.de: Herr Enge, wie bewerten Sie den Erfolg gegen Essen?

Steffen Enge: Das ist für uns als Zweitligist auf jeden Fall eine tolle Sache. Essen zählt für mich trotz deren Umbruch im Sommer zu den Topteams der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der Verein stand in der vergangenen Saison im Finale des DFB-Pokals und hat nur sehr knapp im Elfmeterschießen gegen den VfL Wolfsburg verloren. Essen ist ein gestandener Erstligist, das ist eine echt gute Mannschaft. Wir sind stolz, dass wir sie besiegt haben.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie erlebt?

Enge: Wir haben Essen beackert, bekämpft, aber auch bespielt. Ich bin deshalb sehr zufrieden, weil wir nicht nur hinten drin gestanden und die Bälle lang nach vorne geschlagen haben. Wir haben richtig gut Fußball gespielt – besonders in der Anfangsphase.

DFB.de: Und trotzdem sind Sie mit einem Rückstand in die Pause gegangen.

Enge: Ich rechne es meiner Mannschaft sehr hoch an, dass wir nach dem Wechsel zurückgekommen sind. Ich habe es in der Pause noch mal ganz klar angesprochen, dass etwas möglich ist, wenn wir weiter an unsere Chance glauben.

DFB.de: Und so ist es auch gekommen.

Enge: Tatsächlich treffen wir dann in der 49. Minute und eine Viertelstunde vor Schluss und gehen 2:1 in Führung. Ich habe gehofft, dass wir diesen Vorsprung irgendwie über die Zeit retten können. Wir sind dann ganz schön ins Schwimmen geraten. Essen hat extremen Druck gemacht...

DFB.de: ... und zwei Minuten vor Schluss das 2:2 erzielt.

Enge: Das war ein Nackenschlag. Und ich war mir nicht sicher, ob die Mädels diese Enttäuschung abschütteln können. Vor der Verlängerung hatte ich schon etwas Sorgen, dass die Begegnung nun gegen uns laufen könnte.

DFB.de: Aber Ihrer Mannschaft ist der entscheidende Treffer gelungen.

Enge: Ich bin ganz ehrlich: Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, dass es unser Ziel sein muss, dass wir es mit diesem Unentschieden ins Elfmeterschießen schaffen und dort die Überraschung perfekt machen können. Dass uns das schon in der Verlängerung gelungen ist, hat viele Nerven geschont.

DFB.de: In den vergangenen beiden Jahren stand Gütersloh jeweils im Viertelfinale des DFB-Pokals. Gibt es dafür eine Erklärung?

Enge: Die Mannschaft hat einen guten Trainer (lacht)... Nein, Spaß beiseite. Dieser grandiose Wettbewerb liegt uns einfach. Für uns ist jedes Spiel im DFB-Pokal ein absolutes Highlight. Das sind tolle Erlebnisse, die haften bleiben. Wir sind mittlerweile schon so lange in der 2. Bundesliga dabei, ich würde uns dort als Dino ansehen. Da ist der DFB-Pokal eine sehr willkommene Abwechslung. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir zum dritten Mal in Folge das Viertelfinale erreichen könnten. Mal sehen, welcher Gegner uns nun erwartet. Wir stellen uns jeder Herausforderung, wir haben keine Angst.

DFB.de: Was macht Ihre Mannschaft derzeit so stark?

Enge: Wir sind gut in die Saison gestartet. Das gibt uns Selbstvertrauen. In der ersten Runde des DFB-Pokals beispielsweise haben wir das Derby gegen Arminia Bielefeld mit 5:1 gewonnen. In der Meisterschaft belegen wir nach drei Spieltagen mit sechs Punkten den zweiten Platz. Das ist eine super Zwischenbilanz. Mich freut besonders, dass wir in den drei Begegnungen bisher neun Treffer erzielt haben. Wir arbeiten seit längerer Zeit sehr intensiv an unserer Offensive. Ich habe den Eindruck, dass wir jetzt die Früchte ernten. Wir haben Rückenwind. Hinzu kommt, dass wir uns von Rückschlagen nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen lassen. Das hat man auch gegen Essen gesehen. Die Mannschaft ist körperlich fit und kann notfalls auch 120 Minuten gehen. Aber sie ist inzwischen auch mental sehr stark.

DFB.de: Was ist Ihr Ziel in der 2. Bundesliga?

Enge: Wir sind weit davon entfernt, jetzt zu träumen. Unser Ziel muss es sein, am Saisonende zu den besten fünf Teams der Nord-Staffel zu gehören, damit wir uns für die eingleisige zweite Bundesliga qualifizieren. Aber das wollen viele erreichen. Wir haben jetzt einen guten Start geschafft, haben aber noch nicht gegen die Topteams aus Leipzig, Jena und Mönchengladbach gespielt. Wenn wir diese Begegnungen hinter uns haben, wissen wir genauer, wo wir stehen.

DFB.de: Wann geht es um den Aufstieg?

Enge: Ich gehe davon aus, dass wir noch zwei oder drei Jahre brauchen, um dieses Ziel ernsthaft ins Visier nehmen zu können. Unsere Infrastruktur mit unserem schönen Stadion ist schon in Ordnung, es geht aber noch besser. Außerdem müssen wir auch sportlich jetzt ein Fundament legen, auf das wir unsere zukünftigen Erfolge aufbauen können. Ich denke vor allem daran, dass wir noch intensiver im Nachwuchs arbeiten müssen, um dort die Spielerinnen zu entwickeln, mit denen wir den Schritt in die Bundesliga schaffen können. Früher oder später wollen wir den Angriff starten, wofür aber auch ein höherer Etat nötig ist. Wir müssen uns Schritt für Schritt verbessern. Wir müssen grundlegend vorankommen. Aber dafür ist weiterhin extrem viel Arbeit nötig.

[sw]

Es ist die größte Überraschung in der zweiten Runde des DFB-Pokals der Frauen: Der Zweitligist FSV 2009 Gütersloh hat sich 3:2 nach Verlängerung gegen die SGS Essen aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga durchgesetzt. Trainer Steffen Enge (54) ordnet den Sieg ein und erklärt, warum seine Mannschaft im Moment so stark ist.

DFB.de: Herr Enge, wie bewerten Sie den Erfolg gegen Essen?

Steffen Enge: Das ist für uns als Zweitligist auf jeden Fall eine tolle Sache. Essen zählt für mich trotz deren Umbruch im Sommer zu den Topteams der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der Verein stand in der vergangenen Saison im Finale des DFB-Pokals und hat nur sehr knapp im Elfmeterschießen gegen den VfL Wolfsburg verloren. Essen ist ein gestandener Erstligist, das ist eine echt gute Mannschaft. Wir sind stolz, dass wir sie besiegt haben.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie erlebt?

Enge: Wir haben Essen beackert, bekämpft, aber auch bespielt. Ich bin deshalb sehr zufrieden, weil wir nicht nur hinten drin gestanden und die Bälle lang nach vorne geschlagen haben. Wir haben richtig gut Fußball gespielt – besonders in der Anfangsphase.

DFB.de: Und trotzdem sind Sie mit einem Rückstand in die Pause gegangen.

Enge: Ich rechne es meiner Mannschaft sehr hoch an, dass wir nach dem Wechsel zurückgekommen sind. Ich habe es in der Pause noch mal ganz klar angesprochen, dass etwas möglich ist, wenn wir weiter an unsere Chance glauben.

DFB.de: Und so ist es auch gekommen.

Enge: Tatsächlich treffen wir dann in der 49. Minute und eine Viertelstunde vor Schluss und gehen 2:1 in Führung. Ich habe gehofft, dass wir diesen Vorsprung irgendwie über die Zeit retten können. Wir sind dann ganz schön ins Schwimmen geraten. Essen hat extremen Druck gemacht...

DFB.de: ... und zwei Minuten vor Schluss das 2:2 erzielt.

Enge: Das war ein Nackenschlag. Und ich war mir nicht sicher, ob die Mädels diese Enttäuschung abschütteln können. Vor der Verlängerung hatte ich schon etwas Sorgen, dass die Begegnung nun gegen uns laufen könnte.

DFB.de: Aber Ihrer Mannschaft ist der entscheidende Treffer gelungen.

Enge: Ich bin ganz ehrlich: Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, dass es unser Ziel sein muss, dass wir es mit diesem Unentschieden ins Elfmeterschießen schaffen und dort die Überraschung perfekt machen können. Dass uns das schon in der Verlängerung gelungen ist, hat viele Nerven geschont.

DFB.de: In den vergangenen beiden Jahren stand Gütersloh jeweils im Viertelfinale des DFB-Pokals. Gibt es dafür eine Erklärung?

Enge: Die Mannschaft hat einen guten Trainer (lacht)... Nein, Spaß beiseite. Dieser grandiose Wettbewerb liegt uns einfach. Für uns ist jedes Spiel im DFB-Pokal ein absolutes Highlight. Das sind tolle Erlebnisse, die haften bleiben. Wir sind mittlerweile schon so lange in der 2. Bundesliga dabei, ich würde uns dort als Dino ansehen. Da ist der DFB-Pokal eine sehr willkommene Abwechslung. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir zum dritten Mal in Folge das Viertelfinale erreichen könnten. Mal sehen, welcher Gegner uns nun erwartet. Wir stellen uns jeder Herausforderung, wir haben keine Angst.

DFB.de: Was macht Ihre Mannschaft derzeit so stark?

Enge: Wir sind gut in die Saison gestartet. Das gibt uns Selbstvertrauen. In der ersten Runde des DFB-Pokals beispielsweise haben wir das Derby gegen Arminia Bielefeld mit 5:1 gewonnen. In der Meisterschaft belegen wir nach drei Spieltagen mit sechs Punkten den zweiten Platz. Das ist eine super Zwischenbilanz. Mich freut besonders, dass wir in den drei Begegnungen bisher neun Treffer erzielt haben. Wir arbeiten seit längerer Zeit sehr intensiv an unserer Offensive. Ich habe den Eindruck, dass wir jetzt die Früchte ernten. Wir haben Rückenwind. Hinzu kommt, dass wir uns von Rückschlagen nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen lassen. Das hat man auch gegen Essen gesehen. Die Mannschaft ist körperlich fit und kann notfalls auch 120 Minuten gehen. Aber sie ist inzwischen auch mental sehr stark.

DFB.de: Was ist Ihr Ziel in der 2. Bundesliga?

Enge: Wir sind weit davon entfernt, jetzt zu träumen. Unser Ziel muss es sein, am Saisonende zu den besten fünf Teams der Nord-Staffel zu gehören, damit wir uns für die eingleisige zweite Bundesliga qualifizieren. Aber das wollen viele erreichen. Wir haben jetzt einen guten Start geschafft, haben aber noch nicht gegen die Topteams aus Leipzig, Jena und Mönchengladbach gespielt. Wenn wir diese Begegnungen hinter uns haben, wissen wir genauer, wo wir stehen.

DFB.de: Wann geht es um den Aufstieg?

Enge: Ich gehe davon aus, dass wir noch zwei oder drei Jahre brauchen, um dieses Ziel ernsthaft ins Visier nehmen zu können. Unsere Infrastruktur mit unserem schönen Stadion ist schon in Ordnung, es geht aber noch besser. Außerdem müssen wir auch sportlich jetzt ein Fundament legen, auf das wir unsere zukünftigen Erfolge aufbauen können. Ich denke vor allem daran, dass wir noch intensiver im Nachwuchs arbeiten müssen, um dort die Spielerinnen zu entwickeln, mit denen wir den Schritt in die Bundesliga schaffen können. Früher oder später wollen wir den Angriff starten, wofür aber auch ein höherer Etat nötig ist. Wir müssen uns Schritt für Schritt verbessern. Wir müssen grundlegend vorankommen. Aber dafür ist weiterhin extrem viel Arbeit nötig.

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