Frymuth: "Erleichterungen für Klubs, Flexibilität für Verbände"

Peter Frymuth ist als Vizepräsident im DFB zuständig für Spielbetrieb und Fußballentwicklung. Im DFB.de-Interview nimmt er Stellung zu den weitreichenden Änderungen, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für seine Spielordnung und Jugendordnung beschlossen hat. Frymuth erklärt die wichtigsten Anpassungen und verrät, welche Aufgabe als nächste wartet.

DFB.de: Herr Frymuth, wie bewerten Sie das Maßnahmenpaket, das der DFB-Vorstand heute beschlossen hat?

Peter Frymuth: Wir haben einen großen und sehr wichtigen Schritt gemacht. Es ist einer der weitreichendsten Eingriffe in die Spielordnung und Jugendordnung in der Geschichte des DFB. Dies war nötig, weil besondere Situationen besondere Maßnahmen erfordern. Mein Dank gilt allen Beteiligten für die schnelle und gleichzeitig sorgfältige Umsetzung. Nun ist eine gute Grundlage geschaffen, um im Fußball die nächsten Herausforderungen in dieser schweren Zeit anzugehen.

DFB.de: Welche Grundgedanken stecken hinter den Anpassungen?

Frymuth: Wir sind zwei übergeordneten Zielsetzungen gefolgt: Zum einen ging es um größtmögliche Flexibilität in der aktuellen Krisensituation, zum anderen um Erleichterungen für die Vereine. Ich denke, beides ist mit den nun getroffenen Entscheidungen gelungen.

DFB.de: Welche Anpassungen sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?

Frymuth: Ganz wichtig ist, dass die Beschlüsse vor allem den für den Amateurspielbetrieb zuständigen Regional- und Landesverbänden statuarisch die Möglichkeit geben, so flexibel wie möglich auf diese Ausnahmesituation und neue Entwicklungen zu reagieren. Wir wissen noch längst nicht, wann der Ball wieder rollen kann, und müssen daher auf zahlreiche Eventualitäten vorbereitet sein. Mit Hilfe der Übergangsregelungen kann das aktuelle Spieljahr über den 30. Juni 2020 hinaus verlängert werden, die kommende Saison könnte später beginnen oder nötigenfalls sogar entfallen. Auch damit einhergehende Aspekte wie Wechselperioden oder Abmeldefristen sind mitbedacht und können entsprechend angepasst werden. Wir haben damit alle Optionen, um angemessen und vernünftig zu handeln - immer in Abhängigkeit von der behördlichen Verfügungslage.

DFB.de: Im Amateurbereich kann ein Spieler normalerweise sofort ohne Zustimmung seines alten Vereins wechseln, wenn er ein halbes Jahr kein Spiel mehr bestritten hat. Müssen Klubs vor diesem Hintergrund fürchten, dass ihnen Mannschaften in der Corona-Krise auseinanderbrechen, ohne dass sie einen Cent sehen?

Frymuth: Nein. Auch hier sind Anpassungen zum Schutz der Klubs vorgenommen worden. Jeder Landesverband kann jetzt für seinen Zuständigkeitsbereich festlegen, dass Zeiträume, in denen aufgrund der Corona-Krise kein Spielbetrieb durchgeführt werden konnte, bei der Berechnung der Sechs-Monats-Frist nicht berücksichtigt werden.

DFB.de: Verändert wird bis zum 30. Juni 2021 auch der Umgang mit Insolvenzfällen. Warum wurde dieser Paragraf gelockert?

Frymuth: Gerade Vereine im Übergangsbereich zwischen ambitioniertem Amateurfußball und Profisport sind zunehmend wirtschaftlich orientiert und abhängig von Zuschauer-, Zentralvermarktungs- und weiteren Sponsoreneinnahmen. Gleichzeitig haben sie deutlich höhere Aufwände als ein klassischer Amateurverein. Viele stehen aktuell vor einer existenzbedrohenden Situation. Wir haben eine Krisenlage, auf die keiner vorbereitet sein konnte. Vor diesem außergewöhnlichen Hintergrund sollen die Klubs, die einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen müssen, um zu überleben, nicht noch zusätzlich mit dem Verlust von neun Punkten bestraft werden. Wir sehen daher für die laufende Saison von Punktabzügen ab. In der kommenden Saison würde es in diesen Fällen einen reduzierten Abzug von drei Punkten in den Spielklassen der Männer und von zwei Zählern in den Frauen-Spielklassen geben. Die DFL hat vor wenigen Tagen bekanntlich eine ähnliche Lockerung für die Bundesliga und 2. Bundesliga beschlossen.

DFB.de: Wie sehen die nächsten Schritte aus? Welche Herausforderungen warten nun?

Frymuth: Zu den nächsten Aufgaben gehört das Zulassungsverfahren der 3. Liga. Auch hier wollen wir Anpassungen vornehmen, die sofort greifen und die Vereine entlasten. Wir können in der aktuellen Situation schließlich nicht die gewohnten Maßstäbe ansetzen, das wäre absurd. Wir werden das Zulassungsverfahren allerdings nicht komplett aussetzen oder aufheben. Denn dies würde später, wenn wieder Normalität im Fußball einkehrt, eine Rückkehr in den geregelten Betrieb wirtschaftlich und organisatorisch erschweren und könnte für Folgeprobleme sorgen - sowohl bei den Klubs selbst als auch für die gesamte Liga. Deshalb ist ein verschlanktes Zulassungsverfahren die sinnvollste Lösung.

[jb]

Peter Frymuth ist als Vizepräsident im DFB zuständig für Spielbetrieb und Fußballentwicklung. Im DFB.de-Interview nimmt er Stellung zu den weitreichenden Änderungen, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für seine Spielordnung und Jugendordnung beschlossen hat. Frymuth erklärt die wichtigsten Anpassungen und verrät, welche Aufgabe als nächste wartet.

DFB.de: Herr Frymuth, wie bewerten Sie das Maßnahmenpaket, das der DFB-Vorstand heute beschlossen hat?

Peter Frymuth: Wir haben einen großen und sehr wichtigen Schritt gemacht. Es ist einer der weitreichendsten Eingriffe in die Spielordnung und Jugendordnung in der Geschichte des DFB. Dies war nötig, weil besondere Situationen besondere Maßnahmen erfordern. Mein Dank gilt allen Beteiligten für die schnelle und gleichzeitig sorgfältige Umsetzung. Nun ist eine gute Grundlage geschaffen, um im Fußball die nächsten Herausforderungen in dieser schweren Zeit anzugehen.

DFB.de: Welche Grundgedanken stecken hinter den Anpassungen?

Frymuth: Wir sind zwei übergeordneten Zielsetzungen gefolgt: Zum einen ging es um größtmögliche Flexibilität in der aktuellen Krisensituation, zum anderen um Erleichterungen für die Vereine. Ich denke, beides ist mit den nun getroffenen Entscheidungen gelungen.

DFB.de: Welche Anpassungen sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?

Frymuth: Ganz wichtig ist, dass die Beschlüsse vor allem den für den Amateurspielbetrieb zuständigen Regional- und Landesverbänden statuarisch die Möglichkeit geben, so flexibel wie möglich auf diese Ausnahmesituation und neue Entwicklungen zu reagieren. Wir wissen noch längst nicht, wann der Ball wieder rollen kann, und müssen daher auf zahlreiche Eventualitäten vorbereitet sein. Mit Hilfe der Übergangsregelungen kann das aktuelle Spieljahr über den 30. Juni 2020 hinaus verlängert werden, die kommende Saison könnte später beginnen oder nötigenfalls sogar entfallen. Auch damit einhergehende Aspekte wie Wechselperioden oder Abmeldefristen sind mitbedacht und können entsprechend angepasst werden. Wir haben damit alle Optionen, um angemessen und vernünftig zu handeln - immer in Abhängigkeit von der behördlichen Verfügungslage.

DFB.de: Im Amateurbereich kann ein Spieler normalerweise sofort ohne Zustimmung seines alten Vereins wechseln, wenn er ein halbes Jahr kein Spiel mehr bestritten hat. Müssen Klubs vor diesem Hintergrund fürchten, dass ihnen Mannschaften in der Corona-Krise auseinanderbrechen, ohne dass sie einen Cent sehen?

Frymuth: Nein. Auch hier sind Anpassungen zum Schutz der Klubs vorgenommen worden. Jeder Landesverband kann jetzt für seinen Zuständigkeitsbereich festlegen, dass Zeiträume, in denen aufgrund der Corona-Krise kein Spielbetrieb durchgeführt werden konnte, bei der Berechnung der Sechs-Monats-Frist nicht berücksichtigt werden.

DFB.de: Verändert wird bis zum 30. Juni 2021 auch der Umgang mit Insolvenzfällen. Warum wurde dieser Paragraf gelockert?

Frymuth: Gerade Vereine im Übergangsbereich zwischen ambitioniertem Amateurfußball und Profisport sind zunehmend wirtschaftlich orientiert und abhängig von Zuschauer-, Zentralvermarktungs- und weiteren Sponsoreneinnahmen. Gleichzeitig haben sie deutlich höhere Aufwände als ein klassischer Amateurverein. Viele stehen aktuell vor einer existenzbedrohenden Situation. Wir haben eine Krisenlage, auf die keiner vorbereitet sein konnte. Vor diesem außergewöhnlichen Hintergrund sollen die Klubs, die einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen müssen, um zu überleben, nicht noch zusätzlich mit dem Verlust von neun Punkten bestraft werden. Wir sehen daher für die laufende Saison von Punktabzügen ab. In der kommenden Saison würde es in diesen Fällen einen reduzierten Abzug von drei Punkten in den Spielklassen der Männer und von zwei Zählern in den Frauen-Spielklassen geben. Die DFL hat vor wenigen Tagen bekanntlich eine ähnliche Lockerung für die Bundesliga und 2. Bundesliga beschlossen.

DFB.de: Wie sehen die nächsten Schritte aus? Welche Herausforderungen warten nun?

Frymuth: Zu den nächsten Aufgaben gehört das Zulassungsverfahren der 3. Liga. Auch hier wollen wir Anpassungen vornehmen, die sofort greifen und die Vereine entlasten. Wir können in der aktuellen Situation schließlich nicht die gewohnten Maßstäbe ansetzen, das wäre absurd. Wir werden das Zulassungsverfahren allerdings nicht komplett aussetzen oder aufheben. Denn dies würde später, wenn wieder Normalität im Fußball einkehrt, eine Rückkehr in den geregelten Betrieb wirtschaftlich und organisatorisch erschweren und könnte für Folgeprobleme sorgen - sowohl bei den Klubs selbst als auch für die gesamte Liga. Deshalb ist ein verschlanktes Zulassungsverfahren die sinnvollste Lösung.

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