Früchtl: "Solch ein Spiel möchte man unbedingt gewinnen"

Christian Früchtl ist nicht nur Torhüter beim FC Bayern München II in der 3. Liga, sondern auch Ersatztorhüter bei den Profis. Zum Auftakt des 26. Spieltags gastiert der 20-Jährige mit Bayern II heute (ab 19 Uhr, live bei Magenta Sport) bei der SpVgg Unterhaching. Im DFB.de-Interview spricht der deutsche U 20-Nationalspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das bevorstehende Derby, Trainingseinheiten mit der ersten Mannschaft und seinen Werdegang.

DFB.de: Herr Früchtl, sind Sie vor dem Derby gegen die SpVgg Unterhaching bereits in Derbystimmung?

Christian Früchtl: Auf jeden Fall. Unser Trainer hat gesagt, Derbys gegen Unterhaching oder 1860 München sind eine interne Stadtmeisterschaft. Solch ein Spiel möchte man unbedingt gewinnen.

DFB.de: Ihr Toptorjäger Kwasi Okyere Wriedt sah am vergangenen Montag beim 0:1 gegen den Chemnitzer FC die rote Karte und wird daher fehlen…

Früchtl: Das tut uns natürlich sehr weh. Er hat 17 Tore gemacht und ist der beste Torjäger der gesamten Liga.

DFB.de: Insgesamt spielt Ihre Mannschaft als Aufsteiger eine gute Saison. Vor der Niederlage gegen Chemnitz hatten Sie vier Spiele in Folge gewonnen. Tabellarisch bewegt sich der FC Bayern München II im gesicherten Mittelfeld. Was ist in dieser Saison noch möglich?

Früchtl: In dieser Liga ist alles möglich. Wenn man sich an den Wochenenden all die Ergebnisse anschaut, beweist das, dass jeder gegen jeden gewinnen kann. Wir müssen unsere Punkte holen, damit wir keinesfalls in den Abstiegskampf geraten. Vergangene Saison ist man mit 45 Punkten noch abgestiegen. Daher gilt es, schnellstmöglich zumindest 46 Punkte anzusammeln. Wenn wir das geschafft haben, können wir befreiter aufspielen und weiterschauen. Sollte dann nach oben noch etwas möglich sein, wäre das natürlich doppelt schön.

DFB.de: Sprechen wir über Ihren Werdegang: Sie gelangten im Alter von 14 Jahren in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern München. Wie kam es damals dazu?

Früchtl: Ich war zuvor im Nachwuchsleistungszentrum von der SpVgg Grün-Weiß Deggendorf. Bei den Spielen der Regional- und Bayernauswahl haben oft Scouts zugesehen. Ich wurde dann zum Probetraining bei Bayern München eingeladen und habe das offenbar gut gemacht. Mir wurde gleich zugesagt, dass der Verein mich verpflichten und in das Internat holen möchte.

DFB.de: War es nicht schwierig, so früh das Elternhaus zu verlassen?

Früchtl: Natürlich war es eine große Umstellung, das persönliche Umfeld zu verlassen. Es unterstützt die persönliche Entwicklung, früh auf eigenen Beinen zu stehen.

DFB.de: Ihre Karriere verlief dann sehr rasant. Mit 15 Jahren haben Sie bereits in der UEFA Youth League gespielt. Kurz darauf nahmen Sie auch erstmals am Training der 1. Mannschaft teil und reisten sogar mit der Mannschaft in das Wintertrainingslager. Wie haben Sie das damals erlebt?

Früchtl: Damals habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken gemacht. Mein damaliger Torwarttrainer Uwe Gospodarek hat mir eines Tages gesagt, dass ich bei den Profis mittrainieren soll. Also bin ich rübergegangen und habe dort mitgemacht. Zunächst gab es nur Einzeltraining und ein gemeinsames Torwarttraining mit Manuel Neuer und Sven Ulreich.

DFB.de: Wie lief die Zusammenarbeit unter den Torhütern?

Früchtl: Der Umgang war von Anfang an ganz normal und kollegial. Alle waren sofort super nett zu mir. Ich weiß noch, wie wir in meinem ersten Trainingslager in Doha zusammensaßen und sagten: "So, jetzt sitzt die Torhütercrew zusammen." Es war ein tolles Gefühl, ein Teil davon zu sein. Nun bin ich schon länger dabei und finde das noch immer geil.

DFB.de: Das Verhältnis unter Torhütern gilt oftmals als schwierig…

Früchtl: Bei uns trifft eher das Gegenteil zu. Der Zusammenhalt ist sehr groß. Würde ein offener Konkurrenzkampf unter uns Torhütern herrschen, wäre das vielleicht ein wenig anders. Aber bei uns war die Rangordnung von Anfang an klar: Manuel Neuer ist die Nummer 1, Sven Ulreich die Nummer 2, Tom Starke war die Nummer 3 und ich bin eben der Nachwuchstorhüter gewesen. Ich habe von meinen Torwartkollegen immer viele Tipps bekommen. Das ist heute noch so.

DFB.de: Was schauen Sie sich von Manuel Neuer besonders gerne ab?

Früchtl: Er ist der beste Torhüter der Welt. Daher kann ich mir alles von ihm abschauen. (lacht) Manuel war immer ein Vorbild. In meinem Elternhaus hängen noch immer Poster von ihm. Nichtsdestotrotz schaue ich nicht nur auf Manuel, sondern auch auf andere Torhüter. Alisson Becker vom FC Liverpool finde ich zum Beispiel ebenfalls sehr gut. Irgendwann möchte ich meinen eigenen Torhüter-Stil haben, damit keiner sagt, ich habe das nur von Manuel Neuer kopiert. Die Leute sollen lieber sagen: Das ist Christian Früchtl.

DFB.de: Sie sind nicht nur Torhüter der zweite Mannschaft, sondern auch Ersatztorhüter bei den Profis. Wie sieht eine typische Woche bei Ihnen aus?

Früchtl: Beim Training der ersten Mannschaft sollen immer drei Torhüter sein - das sind normalerweise Manuel, Sven und ich. Das Abschlusstraining absolviere ich aber bei der zweiten Mannschaft, weil ich dann ja auch im Tor stehe.

DFB.de: Ist das Trainingsniveau bei den Profis völlig anders? Kommen die Schüsse zum Beispiel gefühlt doppelt so hart auf das Tor?

Früchtl: Natürlich kommen die Schüsse bei der ersten Mannschaft noch präziser. Ich würde allerdings sagen, dass der Unterschied vom Jugend- zum Herren-Fußball größer war als der Unterschied zwischen der 3. Liga und der Bundesliga. Man muss sich eben, auf die verschiedenen Spieler einstellen - wie zum Beispiel ein Serge Gnabry schießt, ein Robert Lewandowski schießt oder bei der zweiten Mannschaft ein Otschi Wriedt schießt. Irgendwann kann man abschätzen, wie sie sich bewegen und wo die Bälle möglicherweise hinkommen.

DFB.de: Sie stehen beim FC Bayern München noch zwei Jahre unter Vertrag. Wie planen Sie die kommende Saison?

Früchtl: Es ist Stand heute mit dem Verein besprochen, dass ich mich zur nächsten Saison möglichst ausleihen lasse.

DFB.de: Also in die 2. Bundesliga?

Früchtl: Das muss man sehen. Wichtig ist, dass ich spiele und höherklassig Erfahrungen sammele.

DFB.de: Themawechsel: Sie sind von der U 15 bis nun zur U 20 alle deutschen Juniorennationalmannschaften durchlaufen. Inwiefern haben Sie davon profitiert?

Früchtl: Es ist das Geilste überhaupt, für sein Land zu spielen. Daher freue ich mich, immer noch dabei zu sein. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich vor dem Spiel die Nationalhymne höre. Dass ich mich seit mehreren Jahren mit den besten Spielern meines Jahrgangs messen kann, hat mir sehr geholfen.

DFB.de: Im Rahmen der U 20-Länderspielreihe steht am 27. März das Heimspiel gegen Italien an, am 30. März folgt das Auswärtsspiel gegen England. Sind solche Klassiker für Sie etwas Besonderes?

Früchtl: Ja, auf jeden Fall. England und Italien zählen in dieser Altersklasse zu den besten Mannschaften der Welt. Bislang sind wir in der Länderspielreihe vorne mit dabei und möchten diese auch gewinnen. Sollten wir beide Spiele für uns entscheiden, wären wir die beste von acht teilnehmenden Mannschaften. Es wäre gut, mit dem deutschen Fußball mal wieder ein Ausrufezeichen zu setzen.

DFB.de: Sie haben bislang an keiner U Europameisterschaft bzw. Weltmeisterschaft teilgenommen. Wie gerne würden Sie das nachholen?

Früchtl: Das wäre ein großer Wunsch von mir. Zwei Mal sollte ich bereits dabei sein, musste dann aber absagen. Eine Europameisterschaft habe ich verpasst, weil ich mir das Syndesmoseband gerissen habe. Eine Weltmeisterschaft musste ich absagen, weil Manuel Neuer sich verletzt hatte und ich daher im Verein als zweiter Torhüter hinter Sven Ulreich fungiert habe. Das habe ich natürlich sehr gerne gemacht. Aber es wäre schön, wenn es beim nächsten Mal mit einem Großturnier klappt.

[oj]

Christian Früchtl ist nicht nur Torhüter beim FC Bayern München II in der 3. Liga, sondern auch Ersatztorhüter bei den Profis. Zum Auftakt des 26. Spieltags gastiert der 20-Jährige mit Bayern II heute (ab 19 Uhr, live bei Magenta Sport) bei der SpVgg Unterhaching. Im DFB.de-Interview spricht der deutsche U 20-Nationalspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das bevorstehende Derby, Trainingseinheiten mit der ersten Mannschaft und seinen Werdegang.

DFB.de: Herr Früchtl, sind Sie vor dem Derby gegen die SpVgg Unterhaching bereits in Derbystimmung?

Christian Früchtl: Auf jeden Fall. Unser Trainer hat gesagt, Derbys gegen Unterhaching oder 1860 München sind eine interne Stadtmeisterschaft. Solch ein Spiel möchte man unbedingt gewinnen.

DFB.de: Ihr Toptorjäger Kwasi Okyere Wriedt sah am vergangenen Montag beim 0:1 gegen den Chemnitzer FC die rote Karte und wird daher fehlen…

Früchtl: Das tut uns natürlich sehr weh. Er hat 17 Tore gemacht und ist der beste Torjäger der gesamten Liga.

DFB.de: Insgesamt spielt Ihre Mannschaft als Aufsteiger eine gute Saison. Vor der Niederlage gegen Chemnitz hatten Sie vier Spiele in Folge gewonnen. Tabellarisch bewegt sich der FC Bayern München II im gesicherten Mittelfeld. Was ist in dieser Saison noch möglich?

Früchtl: In dieser Liga ist alles möglich. Wenn man sich an den Wochenenden all die Ergebnisse anschaut, beweist das, dass jeder gegen jeden gewinnen kann. Wir müssen unsere Punkte holen, damit wir keinesfalls in den Abstiegskampf geraten. Vergangene Saison ist man mit 45 Punkten noch abgestiegen. Daher gilt es, schnellstmöglich zumindest 46 Punkte anzusammeln. Wenn wir das geschafft haben, können wir befreiter aufspielen und weiterschauen. Sollte dann nach oben noch etwas möglich sein, wäre das natürlich doppelt schön.

DFB.de: Sprechen wir über Ihren Werdegang: Sie gelangten im Alter von 14 Jahren in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern München. Wie kam es damals dazu?

Früchtl: Ich war zuvor im Nachwuchsleistungszentrum von der SpVgg Grün-Weiß Deggendorf. Bei den Spielen der Regional- und Bayernauswahl haben oft Scouts zugesehen. Ich wurde dann zum Probetraining bei Bayern München eingeladen und habe das offenbar gut gemacht. Mir wurde gleich zugesagt, dass der Verein mich verpflichten und in das Internat holen möchte.

DFB.de: War es nicht schwierig, so früh das Elternhaus zu verlassen?

Früchtl: Natürlich war es eine große Umstellung, das persönliche Umfeld zu verlassen. Es unterstützt die persönliche Entwicklung, früh auf eigenen Beinen zu stehen.

DFB.de: Ihre Karriere verlief dann sehr rasant. Mit 15 Jahren haben Sie bereits in der UEFA Youth League gespielt. Kurz darauf nahmen Sie auch erstmals am Training der 1. Mannschaft teil und reisten sogar mit der Mannschaft in das Wintertrainingslager. Wie haben Sie das damals erlebt?

Früchtl: Damals habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken gemacht. Mein damaliger Torwarttrainer Uwe Gospodarek hat mir eines Tages gesagt, dass ich bei den Profis mittrainieren soll. Also bin ich rübergegangen und habe dort mitgemacht. Zunächst gab es nur Einzeltraining und ein gemeinsames Torwarttraining mit Manuel Neuer und Sven Ulreich.

DFB.de: Wie lief die Zusammenarbeit unter den Torhütern?

Früchtl: Der Umgang war von Anfang an ganz normal und kollegial. Alle waren sofort super nett zu mir. Ich weiß noch, wie wir in meinem ersten Trainingslager in Doha zusammensaßen und sagten: "So, jetzt sitzt die Torhütercrew zusammen." Es war ein tolles Gefühl, ein Teil davon zu sein. Nun bin ich schon länger dabei und finde das noch immer geil.

DFB.de: Das Verhältnis unter Torhütern gilt oftmals als schwierig…

Früchtl: Bei uns trifft eher das Gegenteil zu. Der Zusammenhalt ist sehr groß. Würde ein offener Konkurrenzkampf unter uns Torhütern herrschen, wäre das vielleicht ein wenig anders. Aber bei uns war die Rangordnung von Anfang an klar: Manuel Neuer ist die Nummer 1, Sven Ulreich die Nummer 2, Tom Starke war die Nummer 3 und ich bin eben der Nachwuchstorhüter gewesen. Ich habe von meinen Torwartkollegen immer viele Tipps bekommen. Das ist heute noch so.

DFB.de: Was schauen Sie sich von Manuel Neuer besonders gerne ab?

Früchtl: Er ist der beste Torhüter der Welt. Daher kann ich mir alles von ihm abschauen. (lacht) Manuel war immer ein Vorbild. In meinem Elternhaus hängen noch immer Poster von ihm. Nichtsdestotrotz schaue ich nicht nur auf Manuel, sondern auch auf andere Torhüter. Alisson Becker vom FC Liverpool finde ich zum Beispiel ebenfalls sehr gut. Irgendwann möchte ich meinen eigenen Torhüter-Stil haben, damit keiner sagt, ich habe das nur von Manuel Neuer kopiert. Die Leute sollen lieber sagen: Das ist Christian Früchtl.

DFB.de: Sie sind nicht nur Torhüter der zweite Mannschaft, sondern auch Ersatztorhüter bei den Profis. Wie sieht eine typische Woche bei Ihnen aus?

Früchtl: Beim Training der ersten Mannschaft sollen immer drei Torhüter sein - das sind normalerweise Manuel, Sven und ich. Das Abschlusstraining absolviere ich aber bei der zweiten Mannschaft, weil ich dann ja auch im Tor stehe.

DFB.de: Ist das Trainingsniveau bei den Profis völlig anders? Kommen die Schüsse zum Beispiel gefühlt doppelt so hart auf das Tor?

Früchtl: Natürlich kommen die Schüsse bei der ersten Mannschaft noch präziser. Ich würde allerdings sagen, dass der Unterschied vom Jugend- zum Herren-Fußball größer war als der Unterschied zwischen der 3. Liga und der Bundesliga. Man muss sich eben, auf die verschiedenen Spieler einstellen - wie zum Beispiel ein Serge Gnabry schießt, ein Robert Lewandowski schießt oder bei der zweiten Mannschaft ein Otschi Wriedt schießt. Irgendwann kann man abschätzen, wie sie sich bewegen und wo die Bälle möglicherweise hinkommen.

DFB.de: Sie stehen beim FC Bayern München noch zwei Jahre unter Vertrag. Wie planen Sie die kommende Saison?

Früchtl: Es ist Stand heute mit dem Verein besprochen, dass ich mich zur nächsten Saison möglichst ausleihen lasse.

DFB.de: Also in die 2. Bundesliga?

Früchtl: Das muss man sehen. Wichtig ist, dass ich spiele und höherklassig Erfahrungen sammele.

DFB.de: Themawechsel: Sie sind von der U 15 bis nun zur U 20 alle deutschen Juniorennationalmannschaften durchlaufen. Inwiefern haben Sie davon profitiert?

Früchtl: Es ist das Geilste überhaupt, für sein Land zu spielen. Daher freue ich mich, immer noch dabei zu sein. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich vor dem Spiel die Nationalhymne höre. Dass ich mich seit mehreren Jahren mit den besten Spielern meines Jahrgangs messen kann, hat mir sehr geholfen.

DFB.de: Im Rahmen der U 20-Länderspielreihe steht am 27. März das Heimspiel gegen Italien an, am 30. März folgt das Auswärtsspiel gegen England. Sind solche Klassiker für Sie etwas Besonderes?

Früchtl: Ja, auf jeden Fall. England und Italien zählen in dieser Altersklasse zu den besten Mannschaften der Welt. Bislang sind wir in der Länderspielreihe vorne mit dabei und möchten diese auch gewinnen. Sollten wir beide Spiele für uns entscheiden, wären wir die beste von acht teilnehmenden Mannschaften. Es wäre gut, mit dem deutschen Fußball mal wieder ein Ausrufezeichen zu setzen.

DFB.de: Sie haben bislang an keiner U Europameisterschaft bzw. Weltmeisterschaft teilgenommen. Wie gerne würden Sie das nachholen?

Früchtl: Das wäre ein großer Wunsch von mir. Zwei Mal sollte ich bereits dabei sein, musste dann aber absagen. Eine Europameisterschaft habe ich verpasst, weil ich mir das Syndesmoseband gerissen habe. Eine Weltmeisterschaft musste ich absagen, weil Manuel Neuer sich verletzt hatte und ich daher im Verein als zweiter Torhüter hinter Sven Ulreich fungiert habe. Das habe ich natürlich sehr gerne gemacht. Aber es wäre schön, wenn es beim nächsten Mal mit einem Großturnier klappt.

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