Fröhlich zum Thema Handspiel: "Orientieren uns an Vorgaben"

Das Thema Handspiel sorgte in den vergangenen Wochen vermehrt für öffentliche Diskussionen in den Medien. Im DFB.de-Interview bezieht Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), Stellung zur Qualität der Handspielbewertung, verdeutlicht die grundsätzliche Auslegung der DFB-Referees und setzt sich mit dem Gedanken auseinander, eine Regelung zu finden, die keinen Spielraum für Diskussionen lässt.

DFB.de: Herr Fröhlich, wie bewerten Sie die zuletzt in den Medien geführten öffentlichen Diskussionen zum Thema Handspiel?

Lutz Michael Fröhlich: Da geht es immer wieder um einzelne Kriterien, wie zum Beispiel Absicht, Distanz, Armhaltung, Orientierung zum Ball und Vergrößerung der Körperfläche, die in den öffentlichen Diskussionen unterschiedlich interpretiert und gewichtet werden. Natürlich befeuerte die Begegnung am letzten Bundesligaspieltag in Hoffenheim mit gleich vier Handsituationen die Diskussion zum Thema Handspiel sehr.

DFB.de: In den öffentlichen Diskussionen wurde thematisiert, dass die getroffenen Entscheidungen vermeintlich den Anschein erwecken, es gebe keine grundsätzlich einheitliche Auslegung sowie Bewertung des Handspiels. Würden Sie dieser These zustimmen? 

Fröhlich: Nein, denn bei den etwa 50 Handspielbewertungen in den bisher 107 Bundesligaspielen der Saison 2018/2019 waren wir insgesamt auf einem guten Weg, was eine klare und vor allem einheitliche Regelauslegung angeht. Ausgangspunkt ist nach dem Regelwerk die Bewertung der Absicht. Arme über Schulterhöhe hinaus, vom Körper abgespreizte oder deutlich abgewinkelte Arme, die Bewegung der Arme oder der Hand zum Ball sind die wesentlichen und weiterführenden Kriterien, die bislang von den Schiedsrichtern in fast allen Fällen klar und regeltechnisch korrekt umgesetzt wurden. Bei der Regelauslegung orientieren wir uns seit Oktober 2017 sehr eng an den internationalen Vorgaben, um auch hier größtmögliche Einheitlichkeit zu erreichen. Diese Regelauslegung war auch Bestandteil der Regelschulungen mit den Klubs vor Beginn der Saison.

DFB.de: Inwieweit haben Sie die stattgefundenen Handspielsituationen aus den vergangenen Wochen zusammen mit den DFB-Schiedsrichtern, die in den Stadien auf dem Spielfeld und im Kölner Video-Assist-Center als Video-Assistenten zum Einsatz kommen, angesprochen und analysiert?

Fröhlich: Wir haben in dieser Woche beim Kurzseminar in Düsseldorf nochmal 20 Spielsituationen durchgesprochen, darunter auch die Spielsituationen, die die aktuelle öffentliche Diskussion auslösten. Insbesondere, was Abwehraktionen mit weit abgespreiztem Arm oder Armen angeht, war die Regelauslegung bisher klar und berechenbar. Es hätte gut und schlüssig in diese Regelauslegung gepasst, wenn es bei dem Strafstoß im Spiel Hoffenheim gegen Schalke beim Handspiel des Hoffenheimer Spielers Zuber geblieben wäre. Bei zwei weiteren Spielsituationen, in der Partie Mönchengladbach gegen Düsseldorf und nochmals bei der Begegnung Hoffenheim gegen Schalke, war die Bewertung der Absicht beziehungsweise die Armhaltung nach den TV-Bildern zumindest grenzwertig. In solchen Grenzfällen wäre es grundsätzlich besser, das Spiel weiterlaufen zu lassen. Aber dazu wiederum müsste der Schiedsrichter auf dem Feld die Situation schon im Normaldurchlauf als grenzwertig erfassen, was in der Schnelligkeit nur sehr schwer zu vereinheitlichen ist. Die Vorgänge wurden aufgearbeitet und es ist den Schiedsrichtern wichtig, dass sie klar und berechenbar in der Regelauslegung bleiben.

DFB.de: Ist aus Ihrer Sicht in Zukunft eine Handspielregelung umsetzbar, die so eindeutig definiert ist, dass es keinen Raum für Diskussionen gibt?  

Fröhlich: Aktuell wird eine Änderung der Grundvoraussetzung diskutiert, weg von der Intention der Absicht, hin zu der Einschätzung eines Bewegungsablaufes, ob dieser natürlich erfolgt. Das ist schon ein Schritt in die richtige Richtung. Es wird dabei jedoch weiterhin ergänzende Kriterien für die Regelauslegung geben müssen. Auch wenn das präzisiert werden sollte, so kann ich mir nicht vorstellen, dass am Ende eine Regelbestimmung dabei herauskommt, die die Diskussionen um das Handspiel beendet. Das sollte aber auch nicht unbedingt ein Problem sein, solange in der Sache diskutiert wird.

[ar]

Das Thema Handspiel sorgte in den vergangenen Wochen vermehrt für öffentliche Diskussionen in den Medien. Im DFB.de-Interview bezieht Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), Stellung zur Qualität der Handspielbewertung, verdeutlicht die grundsätzliche Auslegung der DFB-Referees und setzt sich mit dem Gedanken auseinander, eine Regelung zu finden, die keinen Spielraum für Diskussionen lässt.

DFB.de: Herr Fröhlich, wie bewerten Sie die zuletzt in den Medien geführten öffentlichen Diskussionen zum Thema Handspiel?

Lutz Michael Fröhlich: Da geht es immer wieder um einzelne Kriterien, wie zum Beispiel Absicht, Distanz, Armhaltung, Orientierung zum Ball und Vergrößerung der Körperfläche, die in den öffentlichen Diskussionen unterschiedlich interpretiert und gewichtet werden. Natürlich befeuerte die Begegnung am letzten Bundesligaspieltag in Hoffenheim mit gleich vier Handsituationen die Diskussion zum Thema Handspiel sehr.

DFB.de: In den öffentlichen Diskussionen wurde thematisiert, dass die getroffenen Entscheidungen vermeintlich den Anschein erwecken, es gebe keine grundsätzlich einheitliche Auslegung sowie Bewertung des Handspiels. Würden Sie dieser These zustimmen? 

Fröhlich: Nein, denn bei den etwa 50 Handspielbewertungen in den bisher 107 Bundesligaspielen der Saison 2018/2019 waren wir insgesamt auf einem guten Weg, was eine klare und vor allem einheitliche Regelauslegung angeht. Ausgangspunkt ist nach dem Regelwerk die Bewertung der Absicht. Arme über Schulterhöhe hinaus, vom Körper abgespreizte oder deutlich abgewinkelte Arme, die Bewegung der Arme oder der Hand zum Ball sind die wesentlichen und weiterführenden Kriterien, die bislang von den Schiedsrichtern in fast allen Fällen klar und regeltechnisch korrekt umgesetzt wurden. Bei der Regelauslegung orientieren wir uns seit Oktober 2017 sehr eng an den internationalen Vorgaben, um auch hier größtmögliche Einheitlichkeit zu erreichen. Diese Regelauslegung war auch Bestandteil der Regelschulungen mit den Klubs vor Beginn der Saison.

DFB.de: Inwieweit haben Sie die stattgefundenen Handspielsituationen aus den vergangenen Wochen zusammen mit den DFB-Schiedsrichtern, die in den Stadien auf dem Spielfeld und im Kölner Video-Assist-Center als Video-Assistenten zum Einsatz kommen, angesprochen und analysiert?

Fröhlich: Wir haben in dieser Woche beim Kurzseminar in Düsseldorf nochmal 20 Spielsituationen durchgesprochen, darunter auch die Spielsituationen, die die aktuelle öffentliche Diskussion auslösten. Insbesondere, was Abwehraktionen mit weit abgespreiztem Arm oder Armen angeht, war die Regelauslegung bisher klar und berechenbar. Es hätte gut und schlüssig in diese Regelauslegung gepasst, wenn es bei dem Strafstoß im Spiel Hoffenheim gegen Schalke beim Handspiel des Hoffenheimer Spielers Zuber geblieben wäre. Bei zwei weiteren Spielsituationen, in der Partie Mönchengladbach gegen Düsseldorf und nochmals bei der Begegnung Hoffenheim gegen Schalke, war die Bewertung der Absicht beziehungsweise die Armhaltung nach den TV-Bildern zumindest grenzwertig. In solchen Grenzfällen wäre es grundsätzlich besser, das Spiel weiterlaufen zu lassen. Aber dazu wiederum müsste der Schiedsrichter auf dem Feld die Situation schon im Normaldurchlauf als grenzwertig erfassen, was in der Schnelligkeit nur sehr schwer zu vereinheitlichen ist. Die Vorgänge wurden aufgearbeitet und es ist den Schiedsrichtern wichtig, dass sie klar und berechenbar in der Regelauslegung bleiben.

DFB.de: Ist aus Ihrer Sicht in Zukunft eine Handspielregelung umsetzbar, die so eindeutig definiert ist, dass es keinen Raum für Diskussionen gibt?  

Fröhlich: Aktuell wird eine Änderung der Grundvoraussetzung diskutiert, weg von der Intention der Absicht, hin zu der Einschätzung eines Bewegungsablaufes, ob dieser natürlich erfolgt. Das ist schon ein Schritt in die richtige Richtung. Es wird dabei jedoch weiterhin ergänzende Kriterien für die Regelauslegung geben müssen. Auch wenn das präzisiert werden sollte, so kann ich mir nicht vorstellen, dass am Ende eine Regelbestimmung dabei herauskommt, die die Diskussionen um das Handspiel beendet. Das sollte aber auch nicht unbedingt ein Problem sein, solange in der Sache diskutiert wird.