Fröhlich: "Vier korrekte Entscheidungen, eine im Grenzbereich"

Am 22. Spieltag der Bundesliga sorgten mehrere Handspielsituationen und deren Bewertung im Zusammenhang mit dem Video-Assistenten öffentlich für Diskussionen. Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, nimmt Stellung zu den Entscheidungen vom Wochenende.

DFB.de: Herr Fröhlich, beim Spiel Schalke gegen Freiburg gab es in der 31. und 81. Minute gleich zwei vieldiskutierte Handspielsituationen. Wie bewerten Sie diese?

Lutz Michael Fröhlich: In der 31. Spielminute springen mehrere Spieler auf engem Raum zum Ball. Der Freiburger Spieler Kübler ist in einer Drehbewegung. Die Arme dieses Spielers sind hier schon leicht abgewinkelt, aber das Bewegtbild wiederum spricht eher für eine unabsichtliche Haltung. Diese Situation ist die einzige von fünf Situationen am 22. Bundesliga-Spieltag, die in einen Grenzbereich hineingeht. Bei Situationen im Grenzbereich sollte die Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Feld durch den Video-Assistenten nicht infrage gestellt werden.  

DFB.de: In der 81. Spielminute kam es zu einem weiteren Handspiel, welches zunächst einen Strafstoß zufolge hatte. Nach einem On-Field-Review wurde dieses vom Schiedsrichter Frank Willenborg als nicht strafbar bewertet.

Fröhlich: Der Schalker Spieler Mascarell hat bei seinem Abwehrversuch die Arme sehr nahe am Körper angewinkelt, keinesfalls abgespreizt. Der Schiedsrichter hat zunächst auf Strafstoß entschieden, weil er den Arm vom Körper abgespreizt wahrgenommen hat. In der Kommunikation mit dem Video-Assistenten spricht der Schiedsrichter von einer Abwehr mit dem oberen Arm. Diese Wahrnehmung deckt sich nicht mit den TV-Bildern. Daher empfiehlt der Video-Assistent zu Recht einen On-Field-Review. Bei der Betrachtung der Bilder am Monitor in der Review-Area wird dem Schiedsrichter schnell deutlich, dass die richtige Entscheidung "kein Strafstoß" lautet.

DFB.de: Wie schätzen Sie das geahndete Handspiel bei der Partie Stuttgart gegen Leipzig in der 14. Spielminute ein?

Fröhlich: Beim Sprung zum Ball hat der Leipziger Spieler Orban die Arme weit vom Körper abgespreizt und wehrt den Ball mit dem rechten Arm ab. Der Schiedsrichter Felix Zwayer kann den Vorgang nicht erfassen, da ihm der mit zum Ball springende Stuttgarter Spieler Gomez die Sicht auf den Leipziger Spieler Orban versperrt. Der Schiedsrichter konnte den Vorgang somit nicht bewerten. Daher empfiehlt der Video-Assistent zu Recht einen On-Field-Review. Bei der Betrachtung der Bilder am Monitor in der Review-Area wird dem Schiedsrichter schnell deutlich, dass die richtige Entscheidung "Strafstoß" lautet.

DFB.de: Auch bei der Begegnung Wolfsburg gegen Mainz wurden zwei Handspielsituationen diskutiert.



Am 22. Spieltag der Bundesliga sorgten mehrere Handspielsituationen und deren Bewertung im Zusammenhang mit dem Video-Assistenten öffentlich für Diskussionen. Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, nimmt Stellung zu den Entscheidungen vom Wochenende.

DFB.de: Herr Fröhlich, beim Spiel Schalke gegen Freiburg gab es in der 31. und 81. Minute gleich zwei vieldiskutierte Handspielsituationen. Wie bewerten Sie diese?

Lutz Michael Fröhlich: In der 31. Spielminute springen mehrere Spieler auf engem Raum zum Ball. Der Freiburger Spieler Kübler ist in einer Drehbewegung. Die Arme dieses Spielers sind hier schon leicht abgewinkelt, aber das Bewegtbild wiederum spricht eher für eine unabsichtliche Haltung. Diese Situation ist die einzige von fünf Situationen am 22. Bundesliga-Spieltag, die in einen Grenzbereich hineingeht. Bei Situationen im Grenzbereich sollte die Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Feld durch den Video-Assistenten nicht infrage gestellt werden.  

DFB.de: In der 81. Spielminute kam es zu einem weiteren Handspiel, welches zunächst einen Strafstoß zufolge hatte. Nach einem On-Field-Review wurde dieses vom Schiedsrichter Frank Willenborg als nicht strafbar bewertet.

Fröhlich: Der Schalker Spieler Mascarell hat bei seinem Abwehrversuch die Arme sehr nahe am Körper angewinkelt, keinesfalls abgespreizt. Der Schiedsrichter hat zunächst auf Strafstoß entschieden, weil er den Arm vom Körper abgespreizt wahrgenommen hat. In der Kommunikation mit dem Video-Assistenten spricht der Schiedsrichter von einer Abwehr mit dem oberen Arm. Diese Wahrnehmung deckt sich nicht mit den TV-Bildern. Daher empfiehlt der Video-Assistent zu Recht einen On-Field-Review. Bei der Betrachtung der Bilder am Monitor in der Review-Area wird dem Schiedsrichter schnell deutlich, dass die richtige Entscheidung "kein Strafstoß" lautet.

DFB.de: Wie schätzen Sie das geahndete Handspiel bei der Partie Stuttgart gegen Leipzig in der 14. Spielminute ein?

Fröhlich: Beim Sprung zum Ball hat der Leipziger Spieler Orban die Arme weit vom Körper abgespreizt und wehrt den Ball mit dem rechten Arm ab. Der Schiedsrichter Felix Zwayer kann den Vorgang nicht erfassen, da ihm der mit zum Ball springende Stuttgarter Spieler Gomez die Sicht auf den Leipziger Spieler Orban versperrt. Der Schiedsrichter konnte den Vorgang somit nicht bewerten. Daher empfiehlt der Video-Assistent zu Recht einen On-Field-Review. Bei der Betrachtung der Bilder am Monitor in der Review-Area wird dem Schiedsrichter schnell deutlich, dass die richtige Entscheidung "Strafstoß" lautet.

DFB.de: Auch bei der Begegnung Wolfsburg gegen Mainz wurden zwei Handspielsituationen diskutiert.

Fröhlich: In der 69. Spielminute führt der Mainzer Spieler Gbamin seinen rechten Arm deutlich zum Ball und nimmt ihn damit dem Wolfsburger Gegenspieler vom Fuß weg. Das ist eine eindeutige Aktion zum Ball. Dem Schiedsrichter Benjamin Cortus war die freie Sicht auf den Vorgang durch einen Wolfsburger Spieler versperrt. Daher empfiehlt der Video-Assistent zu Recht einen On-Field-Review. Bei der Betrachtung der Bilder am Monitor in der Review-Area wird dem Schiedsrichter schnell deutlich, dass die richtige Entscheidung "Strafstoß" lautet.

Bei einer weiteren Situation in diesem Spiel, bereits in der 25. Minute, bestätigen die Bilder die Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel weiterlaufen zu lassen, denn die Arme des Mainzer Spielers Niakhaté sind sehr nahe am Körper und schwingen ohne Spannung nach hinten.

DFB.de: Können Sie die aktuelle Diskussion zur Handspielauslegung nachvollziehen, Herr Fröhlich?

Fröhlich: Dialog und Diskussion gehören zum Fußball dazu. An der aktuellen Diskussion um das Handspiel stört mich aber, dass immer wieder davon geredet wird, dass es sich um eine neue Regelauslegung handele. Das stimmt nicht. Die regeltechnischen Grundlagen sind gegenüber der letzten Saison unverändert.

DFB.de: Der 22. Spieltag in der Bundesliga führte dennoch erneut zu öffentlichen Diskussionen.

Fröhlich: Die Handsituationen am Wochenende zeigen sehr gut die regeltechnischen Grundlagen für die Bewertung von Handspiel auf. Einerseits haben wir einen fast waagerecht abgespreizten Arm beim Sprung zum Ball (Stuttgart-Leipzig) und wir haben eine deutlich aktive Aktion mit dem Arm zum Ball (Wolfsburg-Mainz) - in beiden Fällen gab es regeltechnisch korrekt Strafstoß. Andererseits haben wir einen sehr eng am Körper angewinkelten Arm (Schalke-Freiburg, 82. Min.) und wir haben einen sehr nahe am Körper schwingenden Arm, ohne Spannung (Wolfsburg-Mainz) - in beiden Fällen gab es regeltechnisch korrekt keinen Strafstoß.

Außerdem haben wir eine Situation, bei der der Bewegungsablauf eher für Unabsichtlichkeit spricht, dass Standbild am Ende eher einen leicht abgewinkelten Arm in der Flugbahn des Balles darstellt. Ein Fall im Grenzbereich (Schalke-Freiburg, 33. Min.). Grenzbereich bedeutet, dass die Situation nicht klar ist und deswegen ist es richtig, hier nicht auf Strafstoß zu entscheiden und als Video-Assistent auch nicht zu intervenieren.