Fröhlich und Stieler: "Ich erklär's mal..."

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern die DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 31. Spieltag beziehen FIFA-Schiedsrichter Tobias Stieler und Lutz Michael Fröhlich, Projektleiter Video-Assistent und Sportlicher Leiter Elite-Schiedsrichter, Stellung zu diskutierten Szenen.

DFB.de: Herr Stieler, das Tor zum 3:0-Endstand beim Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Wolfsburg fiel am Freitagabend nach einem direkten Freistoß durch den Gladbacher Christoph Kramer. Aber war die schnelle Ausführung auch korrekt? Hätte die Wolfsburger Mannschaft nicht eine Freistoßmauer stellen dürfen?

Tobias Stieler: Ich erklär's mal. Grundsätzlich kann ein Freistoß schnell ausgeführt werden, ein Pfiff ist hierfür nicht notwendig. In der konkreten Situation wurde ein Gladbacher Spieler kurz vor der Strafraumgrenze gefoult. Christoph Kramer fragte mich, ob ich pfeife - also den Freistoß durch einen Pfiff freigebe. Ich verneinte dies und sagte, dass der Ball frei sei. Ich ging also davon aus, dass die Spielfortsetzung schnell erfolgen wird, entweder mit einem Pass zu einem Mitspieler oder durch einen Torschuss. Deshalb entfernte ich mich vom Tatort, auch um optisch zu signalisieren, dass ich den Freistoß nicht blockiere, um die Mauer auf die vorgeschriebene Distanz von 9,15 Meter zu stellen. Dies hätten die Gladbacher auch verlangen können - sie haben hier die Wahl: schnelle Ausführung oder vorgeschriebene Distanz.

DFB.de: Herr Fröhlich, bei den Spielen Hannover 96 gegen FC Bayern München und Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen gab es Diskussionen um jeweils knappe Abseitspositionen. In Hannover, beim Münchner 1:0 durch Thomas Müller, griff der Video-Assistent nicht ein, beim vermeintlichen 2:0 durch den Dortmunder Marco Reus schon. Wie bewerten Sie die beiden Situationen als Projekteiter aus Video-Assist-Sicht? Und wie sehen Sie solche Quervergleiche generell?

Lutz Michael Fröhlich: Ich erklär's mal. Die Position des Münchner Angreifers zum vorletzten Abwehrspieler von Hannover lässt sich auch nach Sichtung des TV-Materials nicht klar auflösen. Das ist immer dann besonders schwierig, wenn die zu bewertenden Spieler sehr weit auseinander sind. Kommt der Video-Assistent zu der Einschätzung, dass es Abseits gewesen sein könnte, dann soll er nicht intervenieren, wenn ein zweifelsfreier Nachweis nicht möglich ist. Beim Spiel in Dortmund hingegen befindet sich der Dortmunder Angreifer nach der Sichtung der TV-Bilder zwischen zwei Abwehrspielern in einer knappen Abseitsposition. Das ist dann das Ergebnis einer Sichtung durch den Video-Assistenten, das er dem Schiedsrichter mitteilt. Allerdings erfolgt die Sichtung nach wie vor ohne technische Hilfsmittel, zum Beispiel die kalibrierte Linie. Die aktuellen Diskussionen um die Abseitsentscheidungen spiegeln ein breites Verlangen nach einer technischen Hilfe wider, was auch zu einer höheren Akzeptanz bei den Abseitsentscheidungen führen würde.

[ar]

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern die DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 31. Spieltag beziehen FIFA-Schiedsrichter Tobias Stieler und Lutz Michael Fröhlich, Projektleiter Video-Assistent und Sportlicher Leiter Elite-Schiedsrichter, Stellung zu diskutierten Szenen.

DFB.de: Herr Stieler, das Tor zum 3:0-Endstand beim Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Wolfsburg fiel am Freitagabend nach einem direkten Freistoß durch den Gladbacher Christoph Kramer. Aber war die schnelle Ausführung auch korrekt? Hätte die Wolfsburger Mannschaft nicht eine Freistoßmauer stellen dürfen?

Tobias Stieler: Ich erklär's mal. Grundsätzlich kann ein Freistoß schnell ausgeführt werden, ein Pfiff ist hierfür nicht notwendig. In der konkreten Situation wurde ein Gladbacher Spieler kurz vor der Strafraumgrenze gefoult. Christoph Kramer fragte mich, ob ich pfeife - also den Freistoß durch einen Pfiff freigebe. Ich verneinte dies und sagte, dass der Ball frei sei. Ich ging also davon aus, dass die Spielfortsetzung schnell erfolgen wird, entweder mit einem Pass zu einem Mitspieler oder durch einen Torschuss. Deshalb entfernte ich mich vom Tatort, auch um optisch zu signalisieren, dass ich den Freistoß nicht blockiere, um die Mauer auf die vorgeschriebene Distanz von 9,15 Meter zu stellen. Dies hätten die Gladbacher auch verlangen können - sie haben hier die Wahl: schnelle Ausführung oder vorgeschriebene Distanz.

DFB.de: Herr Fröhlich, bei den Spielen Hannover 96 gegen FC Bayern München und Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen gab es Diskussionen um jeweils knappe Abseitspositionen. In Hannover, beim Münchner 1:0 durch Thomas Müller, griff der Video-Assistent nicht ein, beim vermeintlichen 2:0 durch den Dortmunder Marco Reus schon. Wie bewerten Sie die beiden Situationen als Projekteiter aus Video-Assist-Sicht? Und wie sehen Sie solche Quervergleiche generell?

Lutz Michael Fröhlich: Ich erklär's mal. Die Position des Münchner Angreifers zum vorletzten Abwehrspieler von Hannover lässt sich auch nach Sichtung des TV-Materials nicht klar auflösen. Das ist immer dann besonders schwierig, wenn die zu bewertenden Spieler sehr weit auseinander sind. Kommt der Video-Assistent zu der Einschätzung, dass es Abseits gewesen sein könnte, dann soll er nicht intervenieren, wenn ein zweifelsfreier Nachweis nicht möglich ist. Beim Spiel in Dortmund hingegen befindet sich der Dortmunder Angreifer nach der Sichtung der TV-Bilder zwischen zwei Abwehrspielern in einer knappen Abseitsposition. Das ist dann das Ergebnis einer Sichtung durch den Video-Assistenten, das er dem Schiedsrichter mitteilt. Allerdings erfolgt die Sichtung nach wie vor ohne technische Hilfsmittel, zum Beispiel die kalibrierte Linie. Die aktuellen Diskussionen um die Abseitsentscheidungen spiegeln ein breites Verlangen nach einer technischen Hilfe wider, was auch zu einer höheren Akzeptanz bei den Abseitsentscheidungen führen würde.