Fröhlich: "Strafbares Handspiel und mit Strafstoß zu ahnden"

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern DFB-Schiedsrichter auf DFB.de Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 2. Bundesliga-Spieltag ordnet Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, noch mal zwei Situationen zum Thema Handspiel ein, die auch Tage nach der Partie FC Schalke 04 gegen Bayern München für Gesprächsstoff und unterschiedliche Meinungen sorgen.

DFB.de: Herr Fröhlich, die ersten Emotionen sind größtenteils abgeklungen, aber auch drei Tage nach der Begegnung Schalke 04 gegen den FC Bayern München werden zwei bestimmte Situationen in der Öffentlichkeit weiterhin diskutiert. Wie nehmen Sie diese Diskussionen wahr?

Lutz Michael Fröhlich: Natürlich gehören Emotionen zum Fußball dazu und sind bis zu einem bestimmten Maße nachvollziehbar, vor allem, wenn es um Schiedsrichterentscheidungen im Ermessensspielraum geht. Unsere Aufgabe innerhalb der Sportlichen Leitung ist es, positive und kritische Spielsituationen mit den entsprechenden Entscheidungen auszuwerten und gemeinsam mit den jeweiligen Schiedsrichtern im Nachgang aufzuarbeiten.

DFB.de: Wie haben Sie das diskutierte Handspiel von Bayern-Spieler Benjamin Pavard eingeordnet?

Fröhlich: Der Münchner Spieler Pavard springt im eigenen Strafraum mit dem Schalker Spieler McKennie zum Ball. Beide Spieler haben ihre Arme in einer völlig natürlichen Position, nicht abgespreizt und unterhalb der Schulterlinie – sie verpassen den Ball. In dieser Situation springt der Schalker Spieler Nastasic hinter diesen beiden Spielern ebenfalls zum Ball und köpft diesen auf das Münchner Tor. In einer Drehbewegung, ohne klare Orientierung zum Ball, wehrt der Spieler Pavard den Ball mit seinem linken Arm ab. Einerseits ist der Arm dabei weit vom Körper abgespreizt. Andererseits stellt sich die Frage, ob die Arm- beziehungsweise Handbewegung den Körper bei diesem Bewegungsablauf wirklich unnatürlich vergrößert, zumal der rechte Arm des Spielers Pavard im Sprung noch durch den Spieler McKennie eingeklemmt ist.

DFB.de: Schiedsrichter Marco Fritz ließ das Spiel weiterlaufen. In der vergangenen Saison ereignete sich am 28. Spieltag eine ähnliche Szene bei der Begegnung Bayer Leverkusen gegen RB Leipzig. Damals wurde das Handspiel von Leverkusens Mitchel Weiser als "strafbar" eingestuft.

Fröhlich: Im Vergleich mit der Situation des Spielers Weiser ist der Arm beim Spieler Pavard schon weiter vom Körper abgespreizt. Und der Spieler Weiser hatte sicher noch weniger Orientierung zum Ball. Diese Fakten sprechen eher für ein strafbares Handspiel, zumal bei Pavard der Arm weiter vom Körper abgespreizt ist, als es beim Spieler Weiser der Fall war. Aber bei Einbeziehung "fußballtypischer Aspekte" – kaum Orientierung zum Ball, eingeklemmter Arm durch den Gegenspieler beim Sprung, kurze Entfernung – ist die Einordnung, dass es kein unnatürlicher Bewegungsablauf ist, allerdings auch eine vertretbare Option. Es gibt nach wie vor wenige Fälle, die sich nicht Schwarz oder Weiß auflösen lassen.

DFB.de: Also ein Fall für den Video-Assistenten? Oder nicht?

Fröhlich: Es ist ein kritischer Fall, absolut grenzwertig und sollte nur dann für den Video-Assistenten relevant sein, wenn der Schiedsrichter dazu gar keine Wahrnehmung hatte. Dann sollte sich der Schiedsrichter mit einem On-Field-Review selbst ein Bild von dieser komplexen Situation in der Review-Area machen und die finale Entscheidung treffen.

DFB.de: Das Handspiel von Bayern-Spieler Ivan Perisic hatten Sie am Sonntag in einer Stellungnahme als "kritischsten Fall" bezeichnet. Mit ein paar Tagen Abstand: Hat es sich bei dieser Aktion um ein strafbares Handspiel gehandelt?

Fröhlich: Beim Freistoß schießt der Schalker Spieler Caligiuri auf das Münchner Tor. Der Spieler Perisic springt links außen in der Mauer hoch und wehrt den Ball mit dem linken Arm ab. Der Spieler ist in einer Abwehraktion eindeutig zum Ball orientiert. Der linke Arm wird nach links abgespreizt und von oben nach unten in die Flugbahn des Balles geführt. Die Körperfläche wird dadurch unnatürlich vergrößert. Das ist letztendlich ein strafbares Handspiel, welches in dieser Situation mit Strafstoß zu ahnden ist.

[ar]

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern DFB-Schiedsrichter auf DFB.de Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 2. Bundesliga-Spieltag ordnet Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, noch mal zwei Situationen zum Thema Handspiel ein, die auch Tage nach der Partie FC Schalke 04 gegen Bayern München für Gesprächsstoff und unterschiedliche Meinungen sorgen.

DFB.de: Herr Fröhlich, die ersten Emotionen sind größtenteils abgeklungen, aber auch drei Tage nach der Begegnung Schalke 04 gegen den FC Bayern München werden zwei bestimmte Situationen in der Öffentlichkeit weiterhin diskutiert. Wie nehmen Sie diese Diskussionen wahr?

Lutz Michael Fröhlich: Natürlich gehören Emotionen zum Fußball dazu und sind bis zu einem bestimmten Maße nachvollziehbar, vor allem, wenn es um Schiedsrichterentscheidungen im Ermessensspielraum geht. Unsere Aufgabe innerhalb der Sportlichen Leitung ist es, positive und kritische Spielsituationen mit den entsprechenden Entscheidungen auszuwerten und gemeinsam mit den jeweiligen Schiedsrichtern im Nachgang aufzuarbeiten.

DFB.de: Wie haben Sie das diskutierte Handspiel von Bayern-Spieler Benjamin Pavard eingeordnet?

Fröhlich: Der Münchner Spieler Pavard springt im eigenen Strafraum mit dem Schalker Spieler McKennie zum Ball. Beide Spieler haben ihre Arme in einer völlig natürlichen Position, nicht abgespreizt und unterhalb der Schulterlinie – sie verpassen den Ball. In dieser Situation springt der Schalker Spieler Nastasic hinter diesen beiden Spielern ebenfalls zum Ball und köpft diesen auf das Münchner Tor. In einer Drehbewegung, ohne klare Orientierung zum Ball, wehrt der Spieler Pavard den Ball mit seinem linken Arm ab. Einerseits ist der Arm dabei weit vom Körper abgespreizt. Andererseits stellt sich die Frage, ob die Arm- beziehungsweise Handbewegung den Körper bei diesem Bewegungsablauf wirklich unnatürlich vergrößert, zumal der rechte Arm des Spielers Pavard im Sprung noch durch den Spieler McKennie eingeklemmt ist.

DFB.de: Schiedsrichter Marco Fritz ließ das Spiel weiterlaufen. In der vergangenen Saison ereignete sich am 28. Spieltag eine ähnliche Szene bei der Begegnung Bayer Leverkusen gegen RB Leipzig. Damals wurde das Handspiel von Leverkusens Mitchel Weiser als "strafbar" eingestuft.

Fröhlich: Im Vergleich mit der Situation des Spielers Weiser ist der Arm beim Spieler Pavard schon weiter vom Körper abgespreizt. Und der Spieler Weiser hatte sicher noch weniger Orientierung zum Ball. Diese Fakten sprechen eher für ein strafbares Handspiel, zumal bei Pavard der Arm weiter vom Körper abgespreizt ist, als es beim Spieler Weiser der Fall war. Aber bei Einbeziehung "fußballtypischer Aspekte" – kaum Orientierung zum Ball, eingeklemmter Arm durch den Gegenspieler beim Sprung, kurze Entfernung – ist die Einordnung, dass es kein unnatürlicher Bewegungsablauf ist, allerdings auch eine vertretbare Option. Es gibt nach wie vor wenige Fälle, die sich nicht Schwarz oder Weiß auflösen lassen.

DFB.de: Also ein Fall für den Video-Assistenten? Oder nicht?

Fröhlich: Es ist ein kritischer Fall, absolut grenzwertig und sollte nur dann für den Video-Assistenten relevant sein, wenn der Schiedsrichter dazu gar keine Wahrnehmung hatte. Dann sollte sich der Schiedsrichter mit einem On-Field-Review selbst ein Bild von dieser komplexen Situation in der Review-Area machen und die finale Entscheidung treffen.

DFB.de: Das Handspiel von Bayern-Spieler Ivan Perisic hatten Sie am Sonntag in einer Stellungnahme als "kritischsten Fall" bezeichnet. Mit ein paar Tagen Abstand: Hat es sich bei dieser Aktion um ein strafbares Handspiel gehandelt?

Fröhlich: Beim Freistoß schießt der Schalker Spieler Caligiuri auf das Münchner Tor. Der Spieler Perisic springt links außen in der Mauer hoch und wehrt den Ball mit dem linken Arm ab. Der Spieler ist in einer Abwehraktion eindeutig zum Ball orientiert. Der linke Arm wird nach links abgespreizt und von oben nach unten in die Flugbahn des Balles geführt. Die Körperfläche wird dadurch unnatürlich vergrößert. Das ist letztendlich ein strafbares Handspiel, welches in dieser Situation mit Strafstoß zu ahnden ist.

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