Fröhlich: "Perisic-Handspiel ist für uns der kritischste Fall"

Nachdem am 2. Spieltag der Bundesligasaison 2019/2020 vereinzelte Situationen zum Thema Handspiel für öffentliche Diskussionen gesorgt hatten, bezog Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), am Sonntag in der TV-Talkrunde "Doppelpass" auf Sport1 ausführlich Stellung. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Lutz Michael Fröhlich über…

das strafbare Handspiel von Bremen-Spieler Füllkrug bei seiner vermeintlichen Torerzielung gegen die TSG Hoffenheim in der 71. Minute:

Diese Handspielsituation ist grundsätzlich von den anderen Handspielsituationen des Wochenendes zu trennen. Denn die Regeländerung zu dieser Saison sieht vor, dass im Fußball grundsätzlich keine Tore mehr zählen, die mit der Hand erzielt wurden oder bei denen sich der Spieler den Ball mit der Hand vorgelegt hat - egal ob Absicht vorliegt oder nicht. Das ist sicherlich diskutabel und wird nicht jedem gefallen, aber die Aussage ist sehr klar und deshalb hat der Schiedsrichter in dieser Situation keinen Ermessenspielraum gehabt. Genauso wie letzte Woche beim Spiel Union Berlin gegen RB Leipzig, dort gab es eine ähnliche Situation mit dem Leipziger Spieler Poulsen (dieser hatte das vermeintliche 0:2 durch Klostermann in der 23. Minute mit einem strafbaren Handspiel vorbereitet; Anm. d. Red.).

den Strafstoß beim Spiel Paderborn gegen Freiburg:

Beim Handspiel des Paderborner Spielers Strohdiek (21. Minute; Anm. d. Red.), welches zum Strafstoß für Freiburg führte, handelte es sich um eine Abwehraktion mit einem Arm oberhalb der Schulterlinie. Die Abwehraktion war mit klarer Orientierung zum Ball, deshalb geht dieser Strafstoß vollkommen in Ordnung.

das Samstagabendspiel zwischen Schalke 04 und Bayern München:

Beim Spiel Schalke gegen Bayern gab es gleich mehrere Situationen. Kritisch aus unserer Sicht sind die beiden Situationen mit den Handspielen von Pavard und Perisic.

das Handspiel von Bayern-Spieler Benjamin Pavard:

Die Situation mit Pavard ist für den Schiedsrichter sehr kritisch aufzulösen, weil der Spieler sich in einer Drehbewegung befindet und er keine klare Orientierung zum Ball hat. In dieser Situation sieht der Schiedsrichter zwar, dass der Arm weit abgespreizt ist, aber die Frage ist auch – und das ist der zweite Aspekt im Regelwerk - ob es eine unnatürliche Bewegung war. Wenn man sieht, dass es eine Drehbewegung des Spielers ist, die im ersten Bild sehr unscheinbar aussieht, ohne Orientierung zum Ball, dann kann man schon dafür Verständnis haben, dass der Schiedsrichter diesen Vorgang am Ende als "nicht strafbar" einordnet. Es ist ein kritischer Fall, aber wir hatten im letzten Jahr beim Spiel Leverkusen gegen Leipzig eine ähnliche Situation mit dem Leverkusener Spieler Weiser, bei der sich alle darüber aufgeregt haben, dass der Schiedsrichter Strafstoß gegeben hat. Hier (bei Pavard; Anm. d. Red.) ist die Situation wieder anders, es regen sich alle darüber auf, dass der Schiedsrichter keinen Strafstoß gegeben hat.

das Handspiel von Bayern-Spieler Ivan Perisic:

Das ist für uns der kritischste Fall, weil hier die Bewegung des Spielers zum Ball augenscheinlicher ist. Das sehe ich bei der Handspiel-Situation mit Pavard nicht ganz so. Perisic orientiert sich schon deutlich zum Ball und führt den Arm etwas in dessen Richtung. Die Frage ist letztendlich: "Inwieweit hat der Schiedsrichter diese Situation tatsächlich erfasst?"

mögliche On-Field-Reviews im Samstagabendspiel:

Am Ende wäre es (ein On-Field-Review; Anm. d. Red.) in beiden Fällen wahrscheinlich die beste Lösung gewesen. Aber hierzu ist es notwendig, dass man sich die Kommunikation noch einmal anhört, wie genau diese zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent abgelaufen ist. Wir sehen auch, dass der Schiedsrichter in der Situation mit Perisic selbst eine sehr gute Sicht auf die Dinge hatte - bei Pavard ist es anders. Am besten wäre es gewesen, bezogen auf die Überzeugungskraft und Außenwirkung, wenn sich der Schiedsrichter zu beiden Situationen selbst noch ein Bild gemacht hätte. Ob der Schiedsrichter dann aufgrund des Bildmaterials zu anderen Entscheidungen gekommen wäre, ist eine andere Frage.

[ar]

Nachdem am 2. Spieltag der Bundesligasaison 2019/2020 vereinzelte Situationen zum Thema Handspiel für öffentliche Diskussionen gesorgt hatten, bezog Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), am Sonntag in der TV-Talkrunde "Doppelpass" auf Sport1 ausführlich Stellung. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Lutz Michael Fröhlich über…

das strafbare Handspiel von Bremen-Spieler Füllkrug bei seiner vermeintlichen Torerzielung gegen die TSG Hoffenheim in der 71. Minute:

Diese Handspielsituation ist grundsätzlich von den anderen Handspielsituationen des Wochenendes zu trennen. Denn die Regeländerung zu dieser Saison sieht vor, dass im Fußball grundsätzlich keine Tore mehr zählen, die mit der Hand erzielt wurden oder bei denen sich der Spieler den Ball mit der Hand vorgelegt hat - egal ob Absicht vorliegt oder nicht. Das ist sicherlich diskutabel und wird nicht jedem gefallen, aber die Aussage ist sehr klar und deshalb hat der Schiedsrichter in dieser Situation keinen Ermessenspielraum gehabt. Genauso wie letzte Woche beim Spiel Union Berlin gegen RB Leipzig, dort gab es eine ähnliche Situation mit dem Leipziger Spieler Poulsen (dieser hatte das vermeintliche 0:2 durch Klostermann in der 23. Minute mit einem strafbaren Handspiel vorbereitet; Anm. d. Red.).

den Strafstoß beim Spiel Paderborn gegen Freiburg:

Beim Handspiel des Paderborner Spielers Strohdiek (21. Minute; Anm. d. Red.), welches zum Strafstoß für Freiburg führte, handelte es sich um eine Abwehraktion mit einem Arm oberhalb der Schulterlinie. Die Abwehraktion war mit klarer Orientierung zum Ball, deshalb geht dieser Strafstoß vollkommen in Ordnung.

das Samstagabendspiel zwischen Schalke 04 und Bayern München:

Beim Spiel Schalke gegen Bayern gab es gleich mehrere Situationen. Kritisch aus unserer Sicht sind die beiden Situationen mit den Handspielen von Pavard und Perisic.

das Handspiel von Bayern-Spieler Benjamin Pavard:

Die Situation mit Pavard ist für den Schiedsrichter sehr kritisch aufzulösen, weil der Spieler sich in einer Drehbewegung befindet und er keine klare Orientierung zum Ball hat. In dieser Situation sieht der Schiedsrichter zwar, dass der Arm weit abgespreizt ist, aber die Frage ist auch – und das ist der zweite Aspekt im Regelwerk - ob es eine unnatürliche Bewegung war. Wenn man sieht, dass es eine Drehbewegung des Spielers ist, die im ersten Bild sehr unscheinbar aussieht, ohne Orientierung zum Ball, dann kann man schon dafür Verständnis haben, dass der Schiedsrichter diesen Vorgang am Ende als "nicht strafbar" einordnet. Es ist ein kritischer Fall, aber wir hatten im letzten Jahr beim Spiel Leverkusen gegen Leipzig eine ähnliche Situation mit dem Leverkusener Spieler Weiser, bei der sich alle darüber aufgeregt haben, dass der Schiedsrichter Strafstoß gegeben hat. Hier (bei Pavard; Anm. d. Red.) ist die Situation wieder anders, es regen sich alle darüber auf, dass der Schiedsrichter keinen Strafstoß gegeben hat.

das Handspiel von Bayern-Spieler Ivan Perisic:

Das ist für uns der kritischste Fall, weil hier die Bewegung des Spielers zum Ball augenscheinlicher ist. Das sehe ich bei der Handspiel-Situation mit Pavard nicht ganz so. Perisic orientiert sich schon deutlich zum Ball und führt den Arm etwas in dessen Richtung. Die Frage ist letztendlich: "Inwieweit hat der Schiedsrichter diese Situation tatsächlich erfasst?"

mögliche On-Field-Reviews im Samstagabendspiel:

Am Ende wäre es (ein On-Field-Review; Anm. d. Red.) in beiden Fällen wahrscheinlich die beste Lösung gewesen. Aber hierzu ist es notwendig, dass man sich die Kommunikation noch einmal anhört, wie genau diese zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent abgelaufen ist. Wir sehen auch, dass der Schiedsrichter in der Situation mit Perisic selbst eine sehr gute Sicht auf die Dinge hatte - bei Pavard ist es anders. Am besten wäre es gewesen, bezogen auf die Überzeugungskraft und Außenwirkung, wenn sich der Schiedsrichter zu beiden Situationen selbst noch ein Bild gemacht hätte. Ob der Schiedsrichter dann aufgrund des Bildmaterials zu anderen Entscheidungen gekommen wäre, ist eine andere Frage.