Fröhlich: "Keine Kursänderung, aber mehr Einheitlichkeit"

Vom 4. bis 10. Januar absolvierten die DFB-Elite-Schiedsrichter ihr Wintertrainingslager im portugiesischen Lagos, um sich bei optimalen Bedingungen auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Im DFB.de-Interview spricht Lutz Michael Fröhlich, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB-Schiri GmbH, über die Inhalte des Trainingslagers, WM-Erkenntnisse und ein konsequentes sowie einheitliches Vorgehen der Elite-Schiedsrichter.

DFB.de: Herr Fröhlich, welche Themen wurden mit den Schiedsrichtern im Trainingslager behandelt?

Lutz Michael Fröhlich: Im Mittelpunkt stand zum einen die Aufarbeitung der Spiele bis November 2022 in der Bundesliga und 2. Bundesliga, im Wesentlichen haben wir mit den Unparteiischen aber die Partien der WM 2022 in Katar aus Schiedsrichtersicht analysiert.

DFB.de: Welche Erkenntnisse ergab die WM-Analyse aus Schiedsrichtersicht? Lief es bei der WM besser als in der bisherigen Bundesligasaison?

Fröhlich: Uns sind viele gute Spielleitungen, aber auch Verbesserungspotenziale aufgefallen. Das trifft sowohl auf die Weltmeisterschaft als auch auf die bisherige Spielzeit in der Bundesliga und die Leistungen unserer Schiedsrichter zu. International läuft es nicht besser und auch nicht schlechter als bei uns in Deutschland. In der Regelauslegung bei der WM haben wir uns in unserer Linie wiedergefunden.

DFB.de: Heute startet die Bundesliga. Müssen sich Spieler, Trainer und Fans auf eine neue Linie der Schiedsrichter einstellen?

Fröhlich: Es gibt keine Kursänderung, aber es geht um mehr Einheitlichkeit. Unser Ziel ist eine klare, konsequente und einheitliche Auslegung, daran wurde intensiv mit den Schiedsrichtern gearbeitet. Bei der WM wurden beispielsweise Fußauftritte gut erkannt und sehr konsequent mit Verwarnungen geahndet, auch hier ist Einheitlichkeit wichtig.

DFB.de: Lange Nachspielzeiten prägten viele Spiele der WM. Was bedeutet das für die Bundesliga?

Fröhlich: Ein konsequentes und einheitliches Vorgehen bei der Nachspielzeit ist notwendig, wenn es zu Spielunterbrechungen und -verzögerungen durch Reviews, Verletzungen von Spielern, bei Auswechselungen oder bei der Ausführung von Spielfortsetzungen kommt. Insbesondere wenn Spielzeitvergeudung durch Zeitspiel erkennbar ist. Grundsätzlich werden wir uns aber weiterhin an der bisherigen Linie und somit auch an der Linie innerhalb der UEFA orientieren. Extrem lange Nachspielzeiten sollten eine gut begründete Ausnahme bleiben.

DFB.de: Das heißt, dass auch Zeitspiel konsequenter und einheitlicher geahndet werden soll?

Fröhlich: Wir haben mit den Schiedsrichtern besprochen, dass Aktionen, die eine Spielfortsetzung verzögern oder eine schnelle Spielfortsetzung verhindern, mit einer Verwarnung geahndet werden sollten. In der Vergangenheit haben das auch schon viele Schiedsrichter nachvollziehbar und absolut regelkonform umgesetzt. Wird der Ball aufgehoben beziehungsweise mitgenommen, weggekickt oder weggetragen, ein zweiter Ball auf das Spielfeld gelegt oder stellen sich Spieler vor den Ball, ist es notwendig, dass einheitlich und klar vorgegangen wird.

DFB.de: Welche WM-Erkenntnisse betreffen den Bereich Video-Assistent?

Fröhlich: Die Grundzüge des VAR bleiben gleich. Wir sehen jedoch, dass es für alle wieder mehr sichtbar sein sollte, dass die Schiedsrichter auf dem Platz die Verantwortung im Entscheidungsprozess übernehmen. Wir wollen starke, selbstbewusste Schiedsrichter haben, die Entscheidungen treffen. Am liebsten direkt auf dem Platz. Es kann aber im Einzelfall auch mal Situationen geben, die so komplex und strittig sind, dass ein Schiedsrichter gut beraten ist, sich im Zweifel eine auf dem Platz und im Video-Assist-Center schwierig zu bewertende Situation selbst nochmal in der Review-Area anzusehen. Wichtig ist, dass der Schiedsrichter als verantwortlicher Entscheider auch so wahrgenommen wird.

DFB.de: Das Thema Unsportlichkeiten war vor genau drei Jahren ein Schwerpunktthema im Trainingslager in Portugal. Auch in diesem Jahr?    

Fröhlich: Auch hier wird es keine Kursänderung geben, aber ein klares, dem Vorgang angemessenes und ein einheitliches Vorgehen ist wichtig, wenn Mobbing, Reklamationen, Provokationen oder Massenkonfrontationen und Zeitspiel vorliegen. Was wir nicht sehen wollen, das sind Auswüchse von Unsportlichkeiten wie beim Spiel Niederlande gegen Argentinien oder massiv unsportliches Verhalten von Spielern nach dem Abpfiff, wie beim Spiel Ghana gegen Uruguay. Das trübt den sonst überwiegend positiven Umgang bei der WM, der von Respekt geprägt und im Sinne des Fairplay war. Das wollen wir auch in der Bundesliga sehen und mit den unterschiedlichen Akteuren gemeinsam vorleben.

[dfb]

Vom 4. bis 10. Januar absolvierten die DFB-Elite-Schiedsrichter ihr Wintertrainingslager im portugiesischen Lagos, um sich bei optimalen Bedingungen auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Im DFB.de-Interview spricht Lutz Michael Fröhlich, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB-Schiri GmbH, über die Inhalte des Trainingslagers, WM-Erkenntnisse und ein konsequentes sowie einheitliches Vorgehen der Elite-Schiedsrichter.

DFB.de: Herr Fröhlich, welche Themen wurden mit den Schiedsrichtern im Trainingslager behandelt?

Lutz Michael Fröhlich: Im Mittelpunkt stand zum einen die Aufarbeitung der Spiele bis November 2022 in der Bundesliga und 2. Bundesliga, im Wesentlichen haben wir mit den Unparteiischen aber die Partien der WM 2022 in Katar aus Schiedsrichtersicht analysiert.

DFB.de: Welche Erkenntnisse ergab die WM-Analyse aus Schiedsrichtersicht? Lief es bei der WM besser als in der bisherigen Bundesligasaison?

Fröhlich: Uns sind viele gute Spielleitungen, aber auch Verbesserungspotenziale aufgefallen. Das trifft sowohl auf die Weltmeisterschaft als auch auf die bisherige Spielzeit in der Bundesliga und die Leistungen unserer Schiedsrichter zu. International läuft es nicht besser und auch nicht schlechter als bei uns in Deutschland. In der Regelauslegung bei der WM haben wir uns in unserer Linie wiedergefunden.

DFB.de: Heute startet die Bundesliga. Müssen sich Spieler, Trainer und Fans auf eine neue Linie der Schiedsrichter einstellen?

Fröhlich: Es gibt keine Kursänderung, aber es geht um mehr Einheitlichkeit. Unser Ziel ist eine klare, konsequente und einheitliche Auslegung, daran wurde intensiv mit den Schiedsrichtern gearbeitet. Bei der WM wurden beispielsweise Fußauftritte gut erkannt und sehr konsequent mit Verwarnungen geahndet, auch hier ist Einheitlichkeit wichtig.

DFB.de: Lange Nachspielzeiten prägten viele Spiele der WM. Was bedeutet das für die Bundesliga?

Fröhlich: Ein konsequentes und einheitliches Vorgehen bei der Nachspielzeit ist notwendig, wenn es zu Spielunterbrechungen und -verzögerungen durch Reviews, Verletzungen von Spielern, bei Auswechselungen oder bei der Ausführung von Spielfortsetzungen kommt. Insbesondere wenn Spielzeitvergeudung durch Zeitspiel erkennbar ist. Grundsätzlich werden wir uns aber weiterhin an der bisherigen Linie und somit auch an der Linie innerhalb der UEFA orientieren. Extrem lange Nachspielzeiten sollten eine gut begründete Ausnahme bleiben.

DFB.de: Das heißt, dass auch Zeitspiel konsequenter und einheitlicher geahndet werden soll?

Fröhlich: Wir haben mit den Schiedsrichtern besprochen, dass Aktionen, die eine Spielfortsetzung verzögern oder eine schnelle Spielfortsetzung verhindern, mit einer Verwarnung geahndet werden sollten. In der Vergangenheit haben das auch schon viele Schiedsrichter nachvollziehbar und absolut regelkonform umgesetzt. Wird der Ball aufgehoben beziehungsweise mitgenommen, weggekickt oder weggetragen, ein zweiter Ball auf das Spielfeld gelegt oder stellen sich Spieler vor den Ball, ist es notwendig, dass einheitlich und klar vorgegangen wird.

DFB.de: Welche WM-Erkenntnisse betreffen den Bereich Video-Assistent?

Fröhlich: Die Grundzüge des VAR bleiben gleich. Wir sehen jedoch, dass es für alle wieder mehr sichtbar sein sollte, dass die Schiedsrichter auf dem Platz die Verantwortung im Entscheidungsprozess übernehmen. Wir wollen starke, selbstbewusste Schiedsrichter haben, die Entscheidungen treffen. Am liebsten direkt auf dem Platz. Es kann aber im Einzelfall auch mal Situationen geben, die so komplex und strittig sind, dass ein Schiedsrichter gut beraten ist, sich im Zweifel eine auf dem Platz und im Video-Assist-Center schwierig zu bewertende Situation selbst nochmal in der Review-Area anzusehen. Wichtig ist, dass der Schiedsrichter als verantwortlicher Entscheider auch so wahrgenommen wird.

DFB.de: Das Thema Unsportlichkeiten war vor genau drei Jahren ein Schwerpunktthema im Trainingslager in Portugal. Auch in diesem Jahr?    

Fröhlich: Auch hier wird es keine Kursänderung geben, aber ein klares, dem Vorgang angemessenes und ein einheitliches Vorgehen ist wichtig, wenn Mobbing, Reklamationen, Provokationen oder Massenkonfrontationen und Zeitspiel vorliegen. Was wir nicht sehen wollen, das sind Auswüchse von Unsportlichkeiten wie beim Spiel Niederlande gegen Argentinien oder massiv unsportliches Verhalten von Spielern nach dem Abpfiff, wie beim Spiel Ghana gegen Uruguay. Das trübt den sonst überwiegend positiven Umgang bei der WM, der von Respekt geprägt und im Sinne des Fairplay war. Das wollen wir auch in der Bundesliga sehen und mit den unterschiedlichen Akteuren gemeinsam vorleben.

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