Fröhlich: "An der Handspielauslegung hat sich nichts geändert"

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 10. Spieltag gehen Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, und Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, ausführlich auf diskutierte Situationen ein.

DFB.de: Beim Spiel Gladbach gegen Düsseldorf wurde ein Handspiel vom Düsseldorfer Spieler Ayhan im eigenen Strafraum als strafbar geahndet, bei der Partie Wolfsburg gegen Dortmund prallte der Ball ohne Folgen an den Arm des Dortmunder Verteidigers Zagadou und bei der Begegnung München gegen Freiburg kam nach einem vermeintlichen Handspiel durch den Freiburger Akteur Gulde sogar der Video-Assistent zum Einsatz. Herr Fröhlich, wie bewerten Sie diese drei Situationen? Und hat sich an der generellen Auslegung bei Handspielvergehen etwas verändert?

Lutz Michael Fröhlich: Jede dieser drei Situationen hat ihre eigenen Merkmale. Wir haben seit über einem Jahr eine Handspielauslegung, die sich eng an der internationalen Auslegung orientiert. Daran hat sich in dieser Saison nichts geändert.

…Fröhlich zur Situation in der Allianz-Arena: In München steht der Freiburger Abwehrspieler Gulde hinter dem Münchner Angreifer Lewandowski. Der Bewegungsablauf dieses Abwehrspielers ist vollkommen natürlich, einschließlich der Arme. Dem Münchner Angreifer verspringt der Ball bei der Ballannahme. Der Freiburger Spieler muss sich zur Flugrichtung des Balles spontan neu ausrichten und versucht, den Arm eher noch aus der Flugbahn zu nehmen, als dass er ihn in die Flugbahn hineinführt. Das ist kein strafbares Handspiel. Der Einsatz des Video-Assistenten erfolgte hier nur, weil Schiedsrichter Felix Zwayer diesen Vorgang im Spiel aus seiner Position überhaupt nicht erfasst hatte.

…Fröhlich zur Situation in der Volkswagen-Arena: In Wolfsburg geht der rechte Arm des Dortmunder Abwehrspielers Zagadou beim Absprung zu einem Luftzweikampf kurz in Kopfhöhe, wird dann aber im weiteren Bewegungsablauf wieder nach unten geführt. Der Dortmunder Spieler hat keine klare Orientierung zum Ball. Als der Ball von einem Wolfsburger Angreifer im Torraum geköpft wird, geht der Ball an die Hand des Dortmunder Abwehrspielers, die in dem Moment vom Bewegungsablauf auch wieder eher aus der Flugbahn des Balles herausgeführt wird.

…Fröhlich zur Situation im Borussia-Park: Anders in Mönchengladbach, hier hat der Düsseldorfer Abwehrspieler Ayhan im Gegensatz zu den beiden anderen Vorgängen eine klare Orientierung zum Ball. Er will ihn deutlich erkennbar abwehren. Der rechte Unterarm ist zwar nur leicht abgewinkelt, aber der gesamte Bewegungsablauf geht in die Flugbahn des Balles und der Torschuss wird mit dem rechten Unterarm abgewehrt.



An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 10. Spieltag gehen Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, und Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, ausführlich auf diskutierte Situationen ein.

DFB.de: Beim Spiel Gladbach gegen Düsseldorf wurde ein Handspiel vom Düsseldorfer Spieler Ayhan im eigenen Strafraum als strafbar geahndet, bei der Partie Wolfsburg gegen Dortmund prallte der Ball ohne Folgen an den Arm des Dortmunder Verteidigers Zagadou und bei der Begegnung München gegen Freiburg kam nach einem vermeintlichen Handspiel durch den Freiburger Akteur Gulde sogar der Video-Assistent zum Einsatz. Herr Fröhlich, wie bewerten Sie diese drei Situationen? Und hat sich an der generellen Auslegung bei Handspielvergehen etwas verändert?

Lutz Michael Fröhlich: Jede dieser drei Situationen hat ihre eigenen Merkmale. Wir haben seit über einem Jahr eine Handspielauslegung, die sich eng an der internationalen Auslegung orientiert. Daran hat sich in dieser Saison nichts geändert.

…Fröhlich zur Situation in der Allianz-Arena: In München steht der Freiburger Abwehrspieler Gulde hinter dem Münchner Angreifer Lewandowski. Der Bewegungsablauf dieses Abwehrspielers ist vollkommen natürlich, einschließlich der Arme. Dem Münchner Angreifer verspringt der Ball bei der Ballannahme. Der Freiburger Spieler muss sich zur Flugrichtung des Balles spontan neu ausrichten und versucht, den Arm eher noch aus der Flugbahn zu nehmen, als dass er ihn in die Flugbahn hineinführt. Das ist kein strafbares Handspiel. Der Einsatz des Video-Assistenten erfolgte hier nur, weil Schiedsrichter Felix Zwayer diesen Vorgang im Spiel aus seiner Position überhaupt nicht erfasst hatte.

…Fröhlich zur Situation in der Volkswagen-Arena: In Wolfsburg geht der rechte Arm des Dortmunder Abwehrspielers Zagadou beim Absprung zu einem Luftzweikampf kurz in Kopfhöhe, wird dann aber im weiteren Bewegungsablauf wieder nach unten geführt. Der Dortmunder Spieler hat keine klare Orientierung zum Ball. Als der Ball von einem Wolfsburger Angreifer im Torraum geköpft wird, geht der Ball an die Hand des Dortmunder Abwehrspielers, die in dem Moment vom Bewegungsablauf auch wieder eher aus der Flugbahn des Balles herausgeführt wird.

…Fröhlich zur Situation im Borussia-Park: Anders in Mönchengladbach, hier hat der Düsseldorfer Abwehrspieler Ayhan im Gegensatz zu den beiden anderen Vorgängen eine klare Orientierung zum Ball. Er will ihn deutlich erkennbar abwehren. Der rechte Unterarm ist zwar nur leicht abgewinkelt, aber der gesamte Bewegungsablauf geht in die Flugbahn des Balles und der Torschuss wird mit dem rechten Unterarm abgewehrt.

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DFB.de: Ebenfalls für Diskussionen sorgte ein Einsatz des Video-Assistenten beim Spiel Schalke gegen Hannover. In der 31. Spielminute kam es im Hannoveraner Strafraum zu einem Laufduell zwischen dem Schalker Angreifer Uth und dem Hannoveraner Verteidiger Elez. Der Unparteiische Markus Schmidt entschied auf Strafstoß. Anschließend kam es zu einem On-Field-Review und Schiedsrichter Schmidt änderte seine Entscheidung, sodass es schließlich Freistoß für Hannover gab. Eine korrekte Entscheidung, keinen Strafstoß zu geben? Und wie bewerten Sie hier den Einsatz des Video-Assistenten, Herr Drees?

Dr. Jochen Drees: In der beschriebenen Situation bestand für den Video-Assistenten die Schwierigkeit, dass sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der Beschreibung des Schiedsrichters zu diesem Vorgang und der Information der Bewegtbilder im Kölner Video-Assist-Center (VAC) ergab. Auch wenn es sich zunächst scheinbar um einen nicht offensichtlichen Vorgang handelte, hat der Schiedsrichter hier einen Fußtritt des Verteidigers gegen den Stürmer wahrgenommen und als straffbar bewertet. In der Ansicht und Bewertung des Videomaterials konnte aber zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass es sich in diesem Zweikampf genau umgekehrt verhalten hat, nämlich dass der Stürmer dem Verteidiger gegen den Fuß getreten hat und der Hannoveraner Spieler auch keine Bewegung in den Laufweg seines Schalker Gegenspielers gemacht hat. Aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmung des Vorgangs musste eine Kommunikation vom Video-Assistenten aufgenommen werden, in der sich der Schiedsrichter zu einer nochmaligen Überprüfung der Entscheidung entschied und den Vorgang für sich neu bewertete.

DFB.de: Außerdem kam es beim Spiel Leverkusen gegen Hoffenheim in der 10. Spielminute zu einer vermeintlich verspäteten Abseitsanzeige des Schiedsrichter-Assistenten beim vermeintlichen Eigentor des Hoffenheimer Spielers Adams. Kam das Fahnenzeichen zu spät und hatte der Video-Assistent hier einen Einfluss, Herr Drees?

Drees: Im Rahmen des Projekts Video-Assistent hat sich eine deutlich wahrnehmbare Veränderung des Verhaltens der Schiedsrichter-Assistenten bei knappen Abseitssituationen mit unmittelbarer Torchance ergeben. Bei Situation mit einer knappen, zentralen Abseitsstellung des Stürmers und einer möglichen, unmittelbaren Torchance für diesen, sind die Schiedsrichter-Assistenten angehalten, mit dem Fahnenzeichen zu warten, bis die Torchance – entweder durch eine Torerzielung oder eine Abwehr durch die verteidigende Mannschaft – abgeschlossen ist. Ebenso soll der Schiedsrichter die Situation nicht vorzeitig durch einen Pfiff unterbrechen. Dieses ist nötig und sinnvoll, da durch die Überprüfung des Video-Assistenten in diesen Situationen die Möglichkeit besteht, dass eine fehlerhafte Einschätzung des Schiedsrichter-Assistenten korrigiert und die korrekte Torerzielung im Nachgang noch anerkannt werden kann. Bei einer vorzeitigen Fahnenanzeige und folgendem Pfiff wäre das Spiel regeltechnisch unterbrochen und dies nicht mehr möglich.

Vorbildlich ist dies beim Spiel in Leverkusen vom Schiedsrichter-Team und insbesondere von Dr. Matthias Jöllenbeck als Schiedsrichter-Assistenten umgesetzt worden. Zwar wurde die Wahrnehmung der strafbaren Abseitsstellung des Leverkusener Spielers durch den Schiedsrichter-Assistenten verbal an den Schiedsrichter und Video-Assistenten übermittelt, mit der offenen Fahnenanzeige aber bis zum Abschluss der Angriffssituation (hier vermeintliche Torerzielung durch ein Eigentor des Hoffenheimer Spielers) abgewartet. Und im Anschluss daran wurde die Entscheidung vom Schiedsrichter auf dem Platz übernommen sowie vom Video-Assistenten als korrekt bestätigt. Das ist ein modernes sowie professionelles Arbeiten der Schiedsrichter-Assistenten auf dem Platz! 

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