Freund: „Die Erfahrung ‚Afrika-Cup’ ist unbezahlbar“

Was Steffen Freund macht, das erledigt er gründlich. So hielt er es schon während seiner Zeit als Nationalspieler und Profi in der Bundesliga beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und dem 1. FC Kaiserslautern sowie in England bei Tottenham Hotspur und Leicester City. Und so ist es auch selbstverständlich, dass er den Trainer-Beruf von Grund auf, „von der Pike auf“, wie er sagt, lernen will. Seit dem 1. September 2007 arbeitet der 21-malige Nationalspieler und Europameister von 1996 vorerst auf Honorarbasis im Trainerstab des DFB, wo er als Assistent von DFB-Trainer Frank Engel die U 20-Auswahl betreut.

Seit Januar 2008 hat Steffen Freund in Abstimmung mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer eine Auszeit von seinem DFB-Job genommen, um Berti Vogts, den Nationaltrainer Nigerias, zunächst bei der Vorbereitung auf den Afrika-Cup und nunmehr bei den kontinentalen Titelkämpfen in Ghana als Co-Trainer zu unterstützen. Nach Abschluss der Vorrunde beim Afrika-Cup zieht der im DFB.de-Gespräch mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien eine erste sportliche Zwischenbilanz und schildert seine wichtigsten Erkenntnisse aus dieser persönlichen Fortbildungsmaßnahme bei seinem ersten großen Turnier auf der Trainerbank.

Frage: Mit dem ersten Sieg hat Nigeria im letzten Vorrundenspiel das Viertelfinale beim Afrika-Cup doch noch erreicht. Ist das 2:0 über Benin der auch von Nationaltrainer Berti Vogts erhoffte Befreiungsschlag?

Steffen Freund: Auf jeden Fall haben wir damit erst einmal das absolute Minimalziel, das erreicht werden musste, geschafft. Mit Mali und natürlich mit der Elfenbeinküste, die momentan vielleicht die beste Mannschaft Afrikas ist, hatten wir eine ganz schwierige Gruppe erwischt. Das Weiterkommen ist sehr, sehr schön und auch für Berti sehr wichtig, weil er seit fast einem Jahr unheimlich viel in diese Mannschaft an Power und Fachwissen investiert hat.

Frage: Dennoch machte Berti Vogts, um den seit Tagen massive Trennungsgerüchte kursieren, auch nach dem Sieg einen genervten Eindruck.

Freund: Weil über ihn und seine Arbeit in den nigerianischen Medien berichtet wird, ohne dass es überhaupt mal Gespräche mit ihm gibt. Die Medien dort informieren sich auch gar nicht richtig. Ein Beispiel nur: Wir waren zur Vorbereitung in Estepona in Südspanien, hatten 20 Grad, Superwetter und perfekte Bedingungen. Doch in Nigeria stand in den Zeitungen, die Mannschaft trainiert im Schnee und muss weg von dort.

Frage: Liegt es an dem immensen Erwartungsdruck im eigenen Land, dass Nigeria mit seinen vielen hervorragenden Spielern bisher noch nicht richtig in Schwung gekommen ist?

Freund: Für die Spieler war dies anfangs schon ein Problem. Ihnen wurde permanent von außen vermittelt, ihr müsst den Cup mitbringen. Da wurde wirklich Tag für Tag ein massiver Druck aufgebaut. Deswegen ist das Weiterkommen tatsächlich ein Befreiungsschlag.

Frage: Als DFB-Trainer hat Sie Vogts extra für den Afrika-Cup „ausgeliehen“. Was ist Ihre konkrete Aufgabe?

Freund: Zunächst einmal bin ich glücklich und dankbar, hier dabei zu sein und bei einer solch großen Fußball-Nation als noch ganz junger Trainer mitzuarbeiten. Diese Erfahrung ist unbezahlbar. Ich bin total als Co-Trainer eingebunden in die Trainingsarbeit. Ich muss das gesamte Trainingsprogramm parat haben, weil ich jederzeit von Berti eine bestimmte Aufgabe übertragen bekommen kann. Es ist total wichtig für mich, dass Berti mir dieses Vertrauen schenkt. Doch neben dieser Co-Trainer-Tätigkeit arbeite ich auch im organisatorischen Bereich und natürlich auch als Spiele-Beobachter.

Frage: Im Viertelfinale trifft Nigeria am Sonntag auf Gastgeber Ghana. Wie beurteilen Sie die Chancen?

Freund: Zwei Spiele von Ghana habe ich live in Accra gesehen und kenne die Mannschaft bestens. Im ersten Spiel gegen Guinea war bei ihnen der gleiche große Druck spürbar wie bei uns. Gegen Marokko haben sie zum Abschluss der Vorrunde eine bärenstarke Leistung geboten. Ghana gegen Nigeria, das ist ein Klassiker des afrikanischen Fußballs wie England gegen Deutschland in Europa. Es wird sehr schwer, doch wir alle freuen uns darauf. Für mich ist es ein Highlight, von dem ich vorher ein bisschen geträumt habe, dass ich so etwas erleben kann. Davon wird im Endeffekt auch meine Arbeit beim DFB profitieren.

Frage: Wie lautet nach Abschluss der Vorrunde Ihre sportliche Zwischenbilanz?

Freund: Es gibt ein paar Mannschaften wie die Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun oder Ägypten, die absolut auf Weltniveau oder fast auf Weltniveau spielen können. Im technischen Bereich sowieso. Doch auch taktisch merkt man immer deutlicher den europäischen Einfluss.

Frage: Wo steht der afrikanische Spitzenfußball zwei Jahre vor der nächsten WM im internationalen Vergleich?

Freund: Einen direkten Vergleich kann man so nicht ziehen, weil drum herum bei den afrikanischen Teams eine ganz andere Welt besteht. Hier spielen ganz andere Dinge noch eine wichtige Rolle. Es wird gebetet und gesungen vor dem Spiel, da laufen Dinge ab, die man in Europa nicht kennt. Und wenn mal was schief geht, dann kann es sein, dass der Kopf nicht frei wird. Doch man muss sagen, dass unter den 16 Mannschaften hier zehn Teams sind, die spielen europäisch kompakt, taktisch gut organisiert und lassen kaum was zu.

Frage: Wird es 2010 in Südafrika also erstmals einen afrikanischen WM-Finalisten geben?

Freund: Einen Halbfinalisten aus Afrika, den kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Normalerweise fehlt noch, ehrlich gesagt, ein kleiner Touch zu den ganz großen Nationen. Doch die WM 2010 findet in Afrika statt, und dort ist der Heimvorteil ein ganz spezieller.

Frage: Der Afrika-Cup ist auch ein Schaufenster der Topstars. Wer hat auf Sie bisher den besten Eindruck gemacht?

Freund: Samuel Eto´o wird von Spiel zu Spiel immer stärker bei Kamerun. Essien spielt sich bei Ghana immer dominanter in den Vordergrund, hat gegen Marokko ein Wahnsinnsspiel gemacht. Bei uns spielt der junge Mikel von Chelsea ein sehr gutes Turnier. Und daneben werden in unserer Mannschaft von Uli Stein drei Supertorhüter trainiert. Von ihnen ist Austine Ejide der beste Torwart Afrikas und bisher der überragende Schlussmann dieses Turniers.

Frage: Unter den mehr als 100 Spielern aus Europa befinden sich auch zwölf Bundesliga-Profis. Welche Rolle spielten sie bisher?

Freund: Sanogo muss man das Kompliment machen, dass er es überhaupt in die tolle Mannschaft der Elfenbeinküste geschafft hat. Das ist auch der Lohn für seine guten Leistungen bei Werder Bremen. Zidan hat für Ägypten ein überragendes erstes Spiel gegen Kamerun gemacht. Im Gegensatz zu seinem Job beim Hamburger SV hat er hier Raum für sein Spiel nach vorne. Ich habe das Gefühl, dass alle, auch Colin Benjamin bei dem punktlos ausgeschiedenen Team von Namibia, mit sehr viel Selbstvertrauen aufspielen und sich bei ihrer Nationalmannschaft wohl fühlen.

Frage: Die Abstellung der Spieler geht vor allem bei deren europäischen Klubs mit viel Ärger einher. Wie reagieren die nigerianischen Legionäre auf diese Zwickmühle – hier die heimatliche Nationalmannschaft, dort der europäische Arbeitgeber?

Freund: Ich habe nicht das Gefühl, dass unsere Spieler damit ein Problem haben. Alle unsere Spieler sind in Europa beschäftigt, zehn von ihnen bei Klubs auf Topniveau. Und obwohl von der Organisation in Afrika längst nicht alles so perfekt läuft, wie sie es in Europa gewohnt sind, kommen sie sehr gerne zum Nationalteam. Sie genießen förmlich dieses Gemeinschaftsgefühl, das mich sehr beeindruckt.

Frage: Das Turnier in Ghana ist auch ein organisatorischer Test für die erste WM-Endrunde in zwei Jahren auf afrikanischem Boden. Welche Erfahrungen können Sie an Hand von zwei, drei Beispielen an den DFB-Trainerstab weitergeben?

Freund: Ich werde eine Liste für den DFB erstellen, die weitaus mehr umfasst als nur zwei, drei Beispiele. Man muss ganz klar sagen, dass organisatorisch die FIFA und der DFB hellwach sein müssen. Es gab hier noch nicht einen einzigen Tag, an dem nicht eine Panne passiert ist. Es begann schon bei der Ankunft in Accra. Nach der Landung standen die Busse für die Weiterreise bereit, doch es dauert aus unerfindlichen Gründen fast vier Stunden, bis sie endlich abfuhren. Darauf muss man vorbereitet sein.

Frage: Ihr Engagement bei Berti Vogts dienst als „Fortbildungsmaßnahme“, wie DFB-Sportdirektor Matthias Sammer betonte. Mit welchen wichtigen Erfahrungen werden sie nach dem Afrika-Cup wieder Ihren Job als Co-Trainer der deutschen U 20-Auswahl übernehmen?

Freund: Das Wichtigste ist, dass ich teilweise ganz allein – mal mit der nötigen Lockerheit, mal mit großer Power – mit dieser hervorragenden Mannschaft arbeiten kann. Diese Spieler sind ja keine U 20-Junioren, sondern absolute Topprofis. Diese Erfahrung ist für mich von unschätzbarem Wert. Sehr wertvoll ist auch mein Einblick in die Arbeit von Berti Vogts, wie er die Mannschaft einstellt, wie er das Programm ausarbeitet, wie er ganz gezielt die Spiele angeht. Ich erlebe hier aktiv und direkt das, was ich später als Cheftrainer bewerkstelligen muss. Es ist sensationell , dass ich hier als Trainer eine Mannschaft wie Nigeria bei solch einem großen Turnier in solch einer unvorstellbaren Atmosphäre mitgestaltend begleiten kann.

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Was Steffen Freund macht, das erledigt er gründlich. So hielt er es schon während seiner Zeit als Nationalspieler und Profi in der Bundesliga beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und dem 1. FC Kaiserslautern sowie in England bei Tottenham Hotspur und Leicester City. Und so ist es auch selbstverständlich, dass er den Trainer-Beruf von Grund auf, „von der Pike auf“, wie er sagt, lernen will. Seit dem 1. September 2007 arbeitet der 21-malige Nationalspieler und Europameister von 1996 vorerst auf Honorarbasis im Trainerstab des DFB, wo er als Assistent von DFB-Trainer Frank Engel die U 20-Auswahl betreut.

Seit Januar 2008 hat Steffen Freund in Abstimmung mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer eine Auszeit von seinem DFB-Job genommen, um Berti Vogts, den Nationaltrainer Nigerias, zunächst bei der Vorbereitung auf den Afrika-Cup und nunmehr bei den kontinentalen Titelkämpfen in Ghana als Co-Trainer zu unterstützen. Nach Abschluss der Vorrunde beim Afrika-Cup zieht der im DFB.de-Gespräch mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien eine erste sportliche Zwischenbilanz und schildert seine wichtigsten Erkenntnisse aus dieser persönlichen Fortbildungsmaßnahme bei seinem ersten großen Turnier auf der Trainerbank.

Frage: Mit dem ersten Sieg hat Nigeria im letzten Vorrundenspiel das Viertelfinale beim Afrika-Cup doch noch erreicht. Ist das 2:0 über Benin der auch von Nationaltrainer Berti Vogts erhoffte Befreiungsschlag?

Steffen Freund: Auf jeden Fall haben wir damit erst einmal das absolute Minimalziel, das erreicht werden musste, geschafft. Mit Mali und natürlich mit der Elfenbeinküste, die momentan vielleicht die beste Mannschaft Afrikas ist, hatten wir eine ganz schwierige Gruppe erwischt. Das Weiterkommen ist sehr, sehr schön und auch für Berti sehr wichtig, weil er seit fast einem Jahr unheimlich viel in diese Mannschaft an Power und Fachwissen investiert hat.

Frage: Dennoch machte Berti Vogts, um den seit Tagen massive Trennungsgerüchte kursieren, auch nach dem Sieg einen genervten Eindruck.

Freund: Weil über ihn und seine Arbeit in den nigerianischen Medien berichtet wird, ohne dass es überhaupt mal Gespräche mit ihm gibt. Die Medien dort informieren sich auch gar nicht richtig. Ein Beispiel nur: Wir waren zur Vorbereitung in Estepona in Südspanien, hatten 20 Grad, Superwetter und perfekte Bedingungen. Doch in Nigeria stand in den Zeitungen, die Mannschaft trainiert im Schnee und muss weg von dort.

Frage: Liegt es an dem immensen Erwartungsdruck im eigenen Land, dass Nigeria mit seinen vielen hervorragenden Spielern bisher noch nicht richtig in Schwung gekommen ist?

Freund: Für die Spieler war dies anfangs schon ein Problem. Ihnen wurde permanent von außen vermittelt, ihr müsst den Cup mitbringen. Da wurde wirklich Tag für Tag ein massiver Druck aufgebaut. Deswegen ist das Weiterkommen tatsächlich ein Befreiungsschlag.

Frage: Als DFB-Trainer hat Sie Vogts extra für den Afrika-Cup „ausgeliehen“. Was ist Ihre konkrete Aufgabe?

Freund: Zunächst einmal bin ich glücklich und dankbar, hier dabei zu sein und bei einer solch großen Fußball-Nation als noch ganz junger Trainer mitzuarbeiten. Diese Erfahrung ist unbezahlbar. Ich bin total als Co-Trainer eingebunden in die Trainingsarbeit. Ich muss das gesamte Trainingsprogramm parat haben, weil ich jederzeit von Berti eine bestimmte Aufgabe übertragen bekommen kann. Es ist total wichtig für mich, dass Berti mir dieses Vertrauen schenkt. Doch neben dieser Co-Trainer-Tätigkeit arbeite ich auch im organisatorischen Bereich und natürlich auch als Spiele-Beobachter.

Frage: Im Viertelfinale trifft Nigeria am Sonntag auf Gastgeber Ghana. Wie beurteilen Sie die Chancen?

Freund: Zwei Spiele von Ghana habe ich live in Accra gesehen und kenne die Mannschaft bestens. Im ersten Spiel gegen Guinea war bei ihnen der gleiche große Druck spürbar wie bei uns. Gegen Marokko haben sie zum Abschluss der Vorrunde eine bärenstarke Leistung geboten. Ghana gegen Nigeria, das ist ein Klassiker des afrikanischen Fußballs wie England gegen Deutschland in Europa. Es wird sehr schwer, doch wir alle freuen uns darauf. Für mich ist es ein Highlight, von dem ich vorher ein bisschen geträumt habe, dass ich so etwas erleben kann. Davon wird im Endeffekt auch meine Arbeit beim DFB profitieren.

Frage: Wie lautet nach Abschluss der Vorrunde Ihre sportliche Zwischenbilanz?

Freund: Es gibt ein paar Mannschaften wie die Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun oder Ägypten, die absolut auf Weltniveau oder fast auf Weltniveau spielen können. Im technischen Bereich sowieso. Doch auch taktisch merkt man immer deutlicher den europäischen Einfluss.

Frage: Wo steht der afrikanische Spitzenfußball zwei Jahre vor der nächsten WM im internationalen Vergleich?

Freund: Einen direkten Vergleich kann man so nicht ziehen, weil drum herum bei den afrikanischen Teams eine ganz andere Welt besteht. Hier spielen ganz andere Dinge noch eine wichtige Rolle. Es wird gebetet und gesungen vor dem Spiel, da laufen Dinge ab, die man in Europa nicht kennt. Und wenn mal was schief geht, dann kann es sein, dass der Kopf nicht frei wird. Doch man muss sagen, dass unter den 16 Mannschaften hier zehn Teams sind, die spielen europäisch kompakt, taktisch gut organisiert und lassen kaum was zu.

Frage: Wird es 2010 in Südafrika also erstmals einen afrikanischen WM-Finalisten geben?

Freund: Einen Halbfinalisten aus Afrika, den kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Normalerweise fehlt noch, ehrlich gesagt, ein kleiner Touch zu den ganz großen Nationen. Doch die WM 2010 findet in Afrika statt, und dort ist der Heimvorteil ein ganz spezieller.

Frage: Der Afrika-Cup ist auch ein Schaufenster der Topstars. Wer hat auf Sie bisher den besten Eindruck gemacht?

Freund: Samuel Eto´o wird von Spiel zu Spiel immer stärker bei Kamerun. Essien spielt sich bei Ghana immer dominanter in den Vordergrund, hat gegen Marokko ein Wahnsinnsspiel gemacht. Bei uns spielt der junge Mikel von Chelsea ein sehr gutes Turnier. Und daneben werden in unserer Mannschaft von Uli Stein drei Supertorhüter trainiert. Von ihnen ist Austine Ejide der beste Torwart Afrikas und bisher der überragende Schlussmann dieses Turniers.

Frage: Unter den mehr als 100 Spielern aus Europa befinden sich auch zwölf Bundesliga-Profis. Welche Rolle spielten sie bisher?

Freund: Sanogo muss man das Kompliment machen, dass er es überhaupt in die tolle Mannschaft der Elfenbeinküste geschafft hat. Das ist auch der Lohn für seine guten Leistungen bei Werder Bremen. Zidan hat für Ägypten ein überragendes erstes Spiel gegen Kamerun gemacht. Im Gegensatz zu seinem Job beim Hamburger SV hat er hier Raum für sein Spiel nach vorne. Ich habe das Gefühl, dass alle, auch Colin Benjamin bei dem punktlos ausgeschiedenen Team von Namibia, mit sehr viel Selbstvertrauen aufspielen und sich bei ihrer Nationalmannschaft wohl fühlen.

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Frage: Die Abstellung der Spieler geht vor allem bei deren europäischen Klubs mit viel Ärger einher. Wie reagieren die nigerianischen Legionäre auf diese Zwickmühle – hier die heimatliche Nationalmannschaft, dort der europäische Arbeitgeber?

Freund: Ich habe nicht das Gefühl, dass unsere Spieler damit ein Problem haben. Alle unsere Spieler sind in Europa beschäftigt, zehn von ihnen bei Klubs auf Topniveau. Und obwohl von der Organisation in Afrika längst nicht alles so perfekt läuft, wie sie es in Europa gewohnt sind, kommen sie sehr gerne zum Nationalteam. Sie genießen förmlich dieses Gemeinschaftsgefühl, das mich sehr beeindruckt.

Frage: Das Turnier in Ghana ist auch ein organisatorischer Test für die erste WM-Endrunde in zwei Jahren auf afrikanischem Boden. Welche Erfahrungen können Sie an Hand von zwei, drei Beispielen an den DFB-Trainerstab weitergeben?

Freund: Ich werde eine Liste für den DFB erstellen, die weitaus mehr umfasst als nur zwei, drei Beispiele. Man muss ganz klar sagen, dass organisatorisch die FIFA und der DFB hellwach sein müssen. Es gab hier noch nicht einen einzigen Tag, an dem nicht eine Panne passiert ist. Es begann schon bei der Ankunft in Accra. Nach der Landung standen die Busse für die Weiterreise bereit, doch es dauert aus unerfindlichen Gründen fast vier Stunden, bis sie endlich abfuhren. Darauf muss man vorbereitet sein.

Frage: Ihr Engagement bei Berti Vogts dienst als „Fortbildungsmaßnahme“, wie DFB-Sportdirektor Matthias Sammer betonte. Mit welchen wichtigen Erfahrungen werden sie nach dem Afrika-Cup wieder Ihren Job als Co-Trainer der deutschen U 20-Auswahl übernehmen?

Freund: Das Wichtigste ist, dass ich teilweise ganz allein – mal mit der nötigen Lockerheit, mal mit großer Power – mit dieser hervorragenden Mannschaft arbeiten kann. Diese Spieler sind ja keine U 20-Junioren, sondern absolute Topprofis. Diese Erfahrung ist für mich von unschätzbarem Wert. Sehr wertvoll ist auch mein Einblick in die Arbeit von Berti Vogts, wie er die Mannschaft einstellt, wie er das Programm ausarbeitet, wie er ganz gezielt die Spiele angeht. Ich erlebe hier aktiv und direkt das, was ich später als Cheftrainer bewerkstelligen muss. Es ist sensationell , dass ich hier als Trainer eine Mannschaft wie Nigeria bei solch einem großen Turnier in solch einer unvorstellbaren Atmosphäre mitgestaltend begleiten kann.